Was macht eine Lektorin? 20. Dezember 2023
Jedem erfolgreichen Buch geht ein gutes Lektorat voran. Nicht nur Rechtschreibung wird geguckt, sondern auch Logikfehler behoben. Was den Beruf der Lektorin ausmacht und auf was du für eine Chance auf Publikation achten solltest, verrät unsere Lektorin Cara im Gespräch.
Liebe Cara du bist Lektorin beim dp Verlag, was genau bedeutet das und wie sieht ein typischer Arbeitsalltag für dich aus?
Ja, tatsächlich darf ich schon seit 2020 als freie Lektorin für den dp Verlag arbeiten. Lektorieren bedeutet, Texte sorgfältig zu prüfen: Sind sämtliche Schreibweisen einheitlich und alle Eigennamen korrekt? Überzeugt die Gliederung? Hält der Text, was er in der Einleitung verspricht? Stimmt das Pacing? Passt der Stil zur Zielgruppe? Überstehen die Inhalte einen Faktencheck?
Ich sorge auf der inhaltlichen und sprachlichen Ebene dafür, dass die fertigen Bücher am Ende anziehen, auffallen und begeistern. Da ich nebenberuflich lektoriere, gibt es den typischen Arbeitsalltag noch nicht. Im Idealfall versuche ich, vormittags zu lektorieren, allerdings verschiebt sich das auch sehr häufig in den Abend.
Was zeichnet ein gutes Manuskript aus?
Puh, da gibt es viele Punkte :D Wie viel Zeit und Raum habe ich? XP
- Gute Struktur: Ein Manuskript sollte eine klare und logische Struktur aufweisen.
- Überzeugende Charaktere: Das Manuskript sollte gut entwickelte und interessante Charaktere enthalten. Dabei ist es kein Muss, die Hauptfigur zu lieben und sich mit ihnen identifizieren zu können. Es ist auch absolut in Ordnung, wenn wir die Figuren hassen (siehe Ramsay Bolton aus Game of Thrones)
- Authentizität: Die Handlungen der Charaktere oder die Informationen im Text sollten glaubwürdig und realistisch wirken.
- Spannung und Interesse: Ein gutes Manuskript sollte den Leser von Anfang bis Ende fesseln. Es sollte Spannung und Interesse erzeugen, sei es durch eine fesselnde Handlung, interessante Charaktere oder faszinierende Informationen.
- Sprachliche Qualität: Die Sprache sollte klar, präzise und ansprechend sein. Ein gutes Manuskript vermeidet unnötige Wiederholungen, Klischees und unsaubere Formulierungen.
- Berücksichtigung der Zielgruppe: Je nachdem, ob das Manuskript für Kinder, Jugendliche oder Erwachsene geschrieben ist, sollte es die Bedürfnisse und Erwartungen der Zielgruppe berücksichtigen.
Was ist eine Red-Flag? Ein typisches Merkmal, welches ein Projekt direkt ausschließt?
Jegliche Form von Rassismus, Sexismus und Diskriminierung.
Worauf achtest du beim Durchgehen eines Manuskripts besonders?
Auf alle oben genannten Punkte, aber im Zuge meiner Tätigkeit als Sensitivity-Readerin auch immer mehr darauf, dass möglichst keine Mikroaggressionen im Text vorhanden sind. In einer zunehmend interkulturell geprägten Gesellschaft ist es wichtig, sozialgeschichtliche und weltliterarische Zusammenhänge immer neu zu denken. Nur so ist ein echter Austausch über Filterblasen, Grenzen und Kulturen hinweg möglich. Literatur ist für alle. Das sollte immer unser Anspruch sein.
Hast du noch Muße, privat zu lesen?
Tatsächlich hatte ich das sehr lange nicht mehr, da ich auch im Studium sehr viel lese, aber aktuell hat mich die Muße wieder gepackt und ich versinke in den verschiedensten fiktiven Welten.
Du begleitest die Buch-Projekte vom Start bis zur Publikation. Wie fühlt sich das an?
Ich bin extrem stolz darauf, Teil dieses Prozesses zu sein.