Interview A. von Beck im Gespräch zu seinem neuen Thriller

Worum geht es in deinem Buch Nichts bleibt verborgen?

In Nichts bleibt verborgen geht es um die Interiordesignerin Hannah, die ein unauffälliges und scheinbar ganz normales Leben führt, eines Tages jedoch aus heiterem Himmel mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird: In einer Luxusimmobilie in Mainz wird ein Toter gefunden, den Hannah sehr gut kannte. Es ist der ehemalige Bürgermeister von Trauertal, dem Ort, an dem Hannah ihre Kindheit verbrachte.

Hannah reist zurück nach Trauertal, zurück in ihre Vergangenheit und stellt fest, dass sich einiges verändert hat. Hannah hatte ohnehin keine guten Erinnerungen an den Ort, denn hier ist ihre Schwester Jette vor dreißig Jahren verschwunden.

Ein Zusammenhang des Mordes und dem Verschwinden von Jette ist offensichtlich und Hannah beginnt, Nachforschungen anzustellen. Sie stößt dabei auf immer größere Abgründe und Begebenheiten, die sie früher ganz anders wahrgenommen hatte. Der ehemalige Landrat wird nach dem Besuch von Hannah ermordet aufgefunden und der Besitzer des Hotels, in dem Hannah wohnt, verschwindet spurlos. Nach und nach erfährt sie, wie all die Dinge zusammenhängen und gerät dabei in einen Strudel aus Erkenntnissen und Gefahren, die sie am Ende selbst in Verdacht bringen, für die Morde verantwortlich zu sein …

 

Nach dreißig Jahren kehrt Hannah an ihren Heimatort Trauertal zurück. Kannst du uns ein bisschen mehr über den Ort erzählen? Gibt es ein reales Vorbild für den Ort?

Es gibt eine reales Vorbild und zwar den Ort Nonnweiler bei Hermeskeil im Hundsrück. Als ich die Idee für den Plot hatte, habe ich nach einem Ort mit einer Talsperre gesucht und mich erinnert, dass es so ein Bauwerk ganz bei uns in der Nähe gibt. Nach einem Besuch (bei dem ich mich daran erinnert habe, als Kind schon einmal dort gewesen zu sein), habe direkt gewusst: Das passt perfekt. Natürlich ist der Ort Trauertal fiktiv. Die Talsperre im Roman staut also den kleinen Fluss, der in der Geschichte Trauer heißt. In Echt handelt es sich um die Primstalsperre. Nachdem die Mitarbeiter der Talsperre mir Fragen beantwortet hatten, war dann klar: Meine Grundidee (die hier natürlich nicht verraten wird) ist tatsächlich nicht unrealistisch und man hat mir sogar einen Ort genannt, bei dem die Begebenheiten der Grundidee so ähnlich stattgefunden haben. Nachdem ich auch dort Nachforschungen angestellt hatte, stand fest: Die Geschichte ist bereit geschrieben zu werden! Ich war dann so Feuer und Flamme, dass ich den dritten Teil meiner Krimiserie erst einmal ruhen gelassen habe und Nichts bleibt verborgen durchgeschrieben habe.

 

Kannst du uns die Protagonistin Hannah etwas genauer vorstellen?

Hannah ist Ende dreißig und eigenwillig. Sie wirkt schüchtern, kann aber eine enorme Energie entwickeln. Sie ist intelligent, gibt aber selten etwas von sich preis. Hannah steht nicht gerne Mittelpunkt, obwohl sie dafür geeignet wäre.

Ihre Vergangenheit ist geprägt von Rückschlägen, die sie aber scheinbar nur stärker gemacht haben: Nach dem frühen Tod ihrer Eltern ist sie bei ihrer Tante in Trauertal aufgewachsen. Heute lebt sie in Frankfurt, bleibt lieber anonym und für sich. Einziger Vertrauter ist ihr Übermieter Henrik, dem sie sich langsam und vorsichtig öffnet.

 

Wie kommst du auf deine Ideen und wie merkst du, welche die richtige für ein Buch ist?

Die Klassiker-Frage für einen Autor. Leider kann ich da keine wirkliche Antwort drauf geben. Es ist eher so, dass ich von all den Ideen, die einfach irgendwie auftauchen, die meisten verwerfe oder für später aufschreibe, wenn sie mir gefallen. Manchmal kommt dann irgendwann eine Idee, die eine vorherige erweitert oder ergänzt und mich dann erst überzeugt. Und irgendwann ist dann einfach der Punkt gekommen, an dem eine Idee mich so packt, dass ich den Plot aufbaue und aufschreibe. Dann brauche ich nur noch die Zeit, zu schreiben.

Eine weitere Geschichte mit Hannah als Hauptperson ist schon fertig … zumindest als Plot.

 

Glaubst du, dass der Mensch grundsätzlich gut oder böse ist?

Menschen sind grundsätzlich gut. Andernfalls wäre es ja nicht auszuhalten und gute Krimis und Thriller keine Besonderheit … Wenn das Böse normal wäre, würden glaube ich alle Menschen Liebesromane lesen ;)

 

Wenn du Thriller schreibst, gibt es Szenen, die dir nahe gehen? Wie schaffst du es, nach dem Schreiben abzuschalten?

Nach dem Schreiben abzuschalten ist schwer, aber eher, weil man so in der Story drin ist. Mein Plot ist auch nur grob skizziert, um immer offen für neue Plotlines oder Ideen zu lassen, die während des Schreibens entstehen. Das sind am Ende immer die besten Twists und bringen dann nochmal richtig Energie rein.

 

Was macht für dich einen guten Thriller aus?

Ein guter Thriller hat eine außergewöhnliche, neuartige Idee und interessante Figuren. Der Rest muss dann so gefüllt sein, dass der Leser ein Gesamtwerk wahrnimmt. Ein guter Thriller muss auch polarisieren, und wird demnach nie jedem Leser gefallen. Und Geschichten dürfen nicht zu konstruiert sein. Ich persönlich stehe eher auf kühle Geschichten mit Abgründen und einer düsteren Vergangenheit der Figuren als auf Aktion.

 

Wie gehst du beim Schreiben vor? Planst du die komplette Handlung im Vorhinein oder schreibst du einfach drauf los?

Wie eben beschrieben kommt irgendwoher eine Idee, die heranreift und mich nicht mehr loslässt. Wenn das ein paar Wochen gereift ist oder immer wieder kommt, schreibe ich die Grundidee auf. Meistens fallen mir dann neue Aspekte oder Erweiterungen ein und irgendwann entsteht der Rahmen in Form einer Skizze, wie Figuren und Ereignisse zusammenhängen. Meistens suche ich dann nach einem geeigneten Setting. In Nichts bleibt verborgen war die Idee einfach nicht in den Ort Eichwald übertragbar. Also habe ich den ersten Roman außerhalb meiner "gewohnten Umgebung" geschrieben.

Bevor ich anfange zu schreiben, steht das Ende, der Wendepunkt und der Anfang fest. Und natürlich die Figuren. Dann fange ich an zu schreiben und am Ende stelle ich fest: Die Geschichte ist ganz anders als zuvor geplant. Und genau dann bin ich zufrieden :)

 

Woher kommen deine Kenntnisse über die polizeilichen Ermittlungen?

Ich habe einige Freunde und Bekannte bei der Kriminalpolizei, Staatsanwaltschaft und eine Reihe Ärzte, die Textstellen gerne (wahrscheinlich eher genervt, aber egal …) gegenlesen und mich berichtigen. Ansonsten muss es bei der kreativen Freiheit bleiben und im Zweifel der Geschichte dienen. Das meiste korrigiere ich hinterher, um nicht aus dem Fluss zu kommen. Dienstgrade oder Abläufe lassen sich ja noch umschreiben, wenn sie aus polizeilicher oder medizinischer Sicht keinen Sinn ergeben.

 

Was machst du neben dem Schreiben?

Ich versuche, drei Kinder und ein kleines Unternehmen erfolgreich auf Kurs zu halten. Ansonsten verbringe ich am liebsten Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden.

Dein Debütroman Eichwald war ein voller Erfolg und du hast seither weitere Krimis und Thriller geschrieben. Welchen Teil des Autoren-Lebens hast du so vorher nicht erwartet?

Ich habe nicht erwartet, dass ich nach der Eichwald-Serie weiter meinen Fokus auf das Schreiben legen möchte und es mir so viel Spaß machen wird. Mein Ziel war, diese Geschichte von Eichwald, die ich über mehrere Jahre hatte, aufzuschreiben und daraus sind drei Teile entstanden. Es war mehr ein Projekt, danach vielleicht Politik oder was mit Menschen.

Aber der Zuspruch war groß, mein Interesse ist von Buch zu Buch gestiegen und ich selbst habe gemerkt, wie ich mich in der Zeit entwickelt habe. An dem Debütroman habe ich drei Jahre gesessen und an meinem neuen Buch knapp vier Monate.

 

Liest du selbst gerne Thriller? Hast du eine Buchempfehlung für uns?

Eigentlich lese ich am liebsten Krimis, oft steht jedoch Thriller vorne auf dem Cover. Bei dem, was man heutzutage als Thriller versteht, steht meistens Psychothriller drauf. Das lese ich auch ab und zu, aber lieber der Bereich Krimi-Thriller.

Meine Empfehlungen: Die Millennium-Trilogie von Stieg Larsson, alles von Ragnar Jonasson (mein Lieblingsautor) und Yrsa Sigurdardottir.

Wenn es mal ein schneller Thriller-Snack sein soll, dann Harlan Coban (wegen dem guten Schreibstil und der absurden Handlung).

Bei deutschen Autoren können es auch gerne Klassiker sein, Das Parfüm und Der Vorleser sind zwei meiner Lieblingsbücher.