Interview Autorin Angelika Lauriel über ihren deutsch-französischen Liebesroman

Worum geht es in deinem Buch Ein Chef zum Verlieben?

Mein Buch erzählt eine wunderbar romantische Liebesgeschichte. Sophie, eine junge Deutsche, die kürzlich beschlossen hat, in Zukunft nicht mehr auf einen Lebensgefährten zu hoffen, sondern ihr Leben ohne Mann selbst in die Hand zu nehmen, bekommt die Chance, zeitweise einen Traumjob in Metz anzutreten.  Das erweitert den Horizont, Frankreich liebt sie ohnehin – also ja, diese Gelegenheit muss sie ergreifen. Sie findet wundervolle neue Freunde und Freundinnen in den Galeries Jouvet, einem großen Warenhaus, in dem sie sich vom ersten Tag an wohlfühlt.

Dass zufällig Yannis Jouvet ihr neuer Chef ist, den sie aus Jugendtagen kennt und mit dem sie eine äußerst peinliche Erinnerung verbindet, ist kein Hindernis, denn inzwischen sind ja alle erwachsen. Doch es kommt, wie es wohl kommen muss – Yannis macht ihr den Hof, und sie verliebt sich in ihn. Aber wer hätte je gesagt, dass Liebe leicht ist? Sophie stürzt in tiefe Zweifel, Yannis ist offensichtlich nicht frei, und dann gibt es auch noch Probleme in Sophies Familie.

Ihre besten Freunde geben Sophie schließlich zu verstehen, dass sie jetzt tun muss, was sie sich ursprünglich vorgenommen hatte, nämlich ihr Leben selbst bestimmen. Allerdings anders, als sie ursprünglich dachte. Sie macht sich auf den Weg nach Saint-Tropez, um die Wahrheit zu finden. Ganz nebenbei klärt sich dabei auch die Frage: Küssen Franzosen wirklich so gut, wie ihr Ruf es vermuten lässt?

Wie lange hast du daran gearbeitet?

Man kann sagen: In einem Monat schaffe ich 100 Manuskriptseiten, wenn die Recherchearbeit weitgehend erledigt ist. Manchmal, wenn alle anderen Verpflichtungen (Familie, Marketing, Juryarbeiten, Zweitberuf als Lehrerin für DaZ) sich reduzieren, kann ich auch mehr schaffen. Da es aber sehr viel mehr als „nur“ das Schreiben in meinem Leben gibt, hat es von der Idee bis zum Wort ENDE etwa ein Dreivierteljahr gedauert.

Wie kamst du auf die Idee für dein Buch? Gab es eine Art Initialerlebnis?

Als Grundlage für das Buch stand Sophie als Charakter vor mir, und das peinliche Erlebnis in ihrer Jugend schälte sich sofort heraus. Der Rest formte sich dann mehr oder weniger von selbst um den Kern herum. Zu Beginn eines jeden Plots entwickle ich zuerst die Charaktere. Sie erzählen ihre Geschichten dann beinahe von allein. Und ich als ihre Schöpferin (oder Finderin) entscheide, was davon für den Roman infrage kommt.

Ein echtes Initialerlebnis gab es nicht. Allerdings kam mir zu irgendeinem Zeitpunt der Gedanke, dass ich gern eine Geschichte in Metz spielen lassen wollte. Deshalb habe ich eine Woche Schreibklausur in Metz gemacht, um die Atmosphäre und den Charme der Stadt richtig zu erspüren.

Dass Sophie aus Aachen stammt, hängt damit zusammen, dass ich im Sommer 2016 mal wieder in Aachen zu Besuch war. Ich schreibe am liebsten über Orte, die ich kenne.

 Was reizt dich daran, die Geschichte (wie in Licht über den Reben) in Frankreich spielen zu lassen?

Frankreich hat für mich einen besonderen Reiz, der sich von Region zu Region wandelt. Mir liegen vor allem die weniger bekannten Regionen am Herzen, die es noch nicht so oft in Liebesromane geschafft haben. Deshalb spielt Licht über den Reben im Elsass und Küssen auf Französisch in Lothringen.

Metz ist älter als Paris und hat eine sehr interessante Geschichte. Das sieht man nicht nur der Archtitektur an. Die Mentalität der Lothringer ist ebenfalls eine ganz eigene. Sie leben ein bisschen wie Dornröschen hinter der Rosenmauer, in einem Schlaf, aus dem sie erweckt werden sollten. Woraus man allerdings nicht folgern sollte, dass die Mentalität „verschlafen“ ist, ganz im Gegenteil. Als ich eine Woche in Metz verbrachte, habe ich mich in die Stadt und die Menschen verliebt, und ich hoffe, dass man das – und die spezielle Historie – im Roman erspüren kann.
Ich habe bereits das nächste deutsch-französische Projekt vor Augen, für das es diesmal allerdings in die Ferne geht, nämlich in die Bretagne. Dort gibt es ein traumhaftes kleines Ferienhäuschen mit einer sehr eigenen Entstehungsgeschichte, und die Protagonisten spuken auch bereits durch meinen Kopf. Ich freue mich darauf, diese Geschichte zu beginnen. Spannend!

Wie viel von dir selbst steckt in Sophie?

Wahrscheinlich steckt in all unseren Protagonistinnen ein Teil von uns selbst. Bei Sophie ist es allerdings nur die unangenehme Eigenheit, auf der Nase stark zu schwitzen, sodass die Brille von innen beschlägt und auf der Nase ins Rutschen kommt, wenn es heiß oder stressig wird. Ansonsten lege ich meine Protagonistinnen generell anders an, als ich selbst glaube, wahrgenommen zu werden. Sie sind meistens kleiner als ich, haben eine andere Haar- und Augenfarbe und einen anderen familiären Hintergrund. Trotzdem ist es immer gut, auch ein Detail zu lassen, das einen selbst ausmacht. Bei Sophie ist es die rutschende Brille, bei meiner letzten Protagonistin Leah war es der Beruf. Ich bin selbst Diplomübersetzerin und habe eine Zeitlang allem Texte zur Thematik Weinbau übersetzt.

Was macht für dich eine gute Liebesgeschichte aus?

Eine Liebesgeschichte muss mich reinziehen, sodass ich immer weiterlesen will. Es muss prickeln, nicht nur „körperlich“, sondern noch mehr durch Intelligenz und Humor in den Dialogen. Ein guter Liebesroman darf „leicht“ sein. Das heißt: gut lesbar, ein Page-Turner, ohne negative Gefühle zu hinterlassen. Was er nicht darf: Scherenschnittartige Figuren und Handlungen erzählen, denn das wäre gleichbedeutend mit „seicht“. Mir ist es wichtig, Tiefe in die Charaktere zu legen. Sie müssen nicht stundenlang philosophische Betrachtungen anstellen oder über Politik, Weltgeschehen oder Sport diskutieren, aber ihre Gespräche dürfen gern im Leser etwas anrühren. Nach Möglichkeit dort etwas zum Klingen bringen und Erinnerungen an eigene Erfahrungen wecken. Wenn ich eine emotionale und psychologische Entwicklung in der Geschichte erzählen kann, die unter der Oberfläche mitschwingt, habe ich einen meiner höchsten Ansprüche erreicht.

Aus handwerklicher Sicht gilt: Jeder Roman, also auch der Liebesroman, ist nur so gut, wie der Konflikt, der ihm zugrundeliegt. Ohne Konflikt keine Geschichte.

Wie versetzt du dich in die richtige (romantische) Stimmung beim Schreiben?

Ich habe kein Ritual. Als ich mit dem Schreiben angefangen habe, war ich Mutter von drei kleinen Kindern, wir waren eine Wochenendfamilie, meine eigene Mutter war schwer krank. Das alles hat dazu geführt, dass wenig Zeit zum Schreiben blieb. So habe ich von Anfang an extrem diszipliniert gearbeitet. Die Zeiten, die sich für das Schreiben boten, musste ich nutzen. Die einzige Voraussetzung, die ich zum Schreiben wirklich brauche, ist ein Zeitfenster von mindestens einer Stunde. Wenn es weniger ist, habe ich das Gefühl, nicht in meinen Text einsteigen zu können. Aber eine Stunde (besser noch: zwei) ist gut. Ich fange an zu schreiben, und *pling* ist die Stimmung da.

 

Ein Chef zum Verlieben Foto von Autorin

Welche Projekte planst du für die Zukunft?

Ich beginne in Kürze das oben erwähnte Liebesromanprojekt, das in der Bretagne spielen wird. Dem Label „deutsch-französischer Liebesroman“ möchte ich noch eine Weile treu bleiben. Für später muss es irgendwann ein Roman sein, der in der Toskana spielt, also (mindestens) ein „deutsch-italienischer Liebesroman“. Mein Bezug zu Italien besteht darin, dass ich selbst nach meinem Studium eine Weile in der Toskana gelebt habe, zusammen mit meinem Mann. Wir hatten damals noch keine Kinder. Die Vorarbeiten sind schon weit gediehen, aber das Projekt muss noch reifen.
Als Angelika Lauriel schreibe ich relativ regelmäßig Krimikurzgeschichten, die in Anthologien des UBV-Verlags erscheinen. Mit meiner lieben Kollegin Heike Schulz entsteht bereits zum dritten Mal ein Adventsroman (bei 26|books), der rechtzeitig im Herbst 2017 herauskommt. Außerdem ist eine Krimikomödie im Entstehen begriffen, die sich stilistisch an meine beiden Saarlandkrimis (Bei Tränen Mord und Der Tod steht mir nicht, beide Gmeiner-Verlag) anlehnt. Auch das eine oder andere Jugendbuchprojekt ist in Planung.

Was liest du selbst gerne?

Ich bin nicht auf ein bestimmtes Genre festgelegt. Allerdings gehört mein Herz der sogenannten U-Literatur. Lange Zeit habe ich High Fantasy gelesen; derzeit ist sie für mich allerdings in den Hintergrund gerückt. Einer meiner Liebglingsautoren ist John Irving. Meine absolute Favoritin unter den deutschsprachigen AutorInnen ist Nina George. Ansonsten lese ich generell gern Bücher von deutschen Kollegen und Kolleginnen. Im Moment darf ich mich wieder voll und ganz dem deutschsprachigen Liebesjugendroman zuwenden, weil ich in der Jury des DELIA-Liebesromanpreises 2018, Sparte Jugendbuch, bin. Da bleibt für andere Bücher vorläufig keine Zeit mehr.

Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen?

Der Klassiker: Zwei Szenen in meinem Kopf, die mich erst wieder losgelassen haben, als ich mich hinsetzte und sie aufschrieb. Von dem Tag an hatte die Schreibsucht mich in ihren Klauen. Aber es ist eine gute Sucht, die für mich Lebensqualität bedeutet. Das war übrigens im Jahr 2006, und damals sind die ersten beiden Bände einer Fantasy-Trilogie entstanden, die auf der Festplatte ihre Heimat haben und wohl auch behalten werden. Denn erst mit den Jahren, durch viele Lektorate und viel Kritik, entwickelt ein/e Autor/in sich wirklich weiter. Meine beiden ersten Buchprojekte stecken voller Anfängerfehler, und obwohl es großartige Geschichten sind, müssten sie vermutlich eher nochmal neu geschrieben werden als überarbeitet (beide sind mindestens zehnmal überarbeitet worden), um veröffentlichungsreif zu sein.

Meine allererste Veröffentlichung war übrigens ein deutsch-französischer Kinderkrimi (30% des Textes sind auf Französisch geschrieben) beim Langenscheidt-Verlag im Jahr 2010.

Was tust du, wenn du nicht am Schreiben bist?

Mutter in einer fünfköpfigen Familie sein, Deutsch als Zweitsprache an einer weiterführenden Schule unterrichten, lesen, Theater spielen (nur noch selten) und in einem Chor singen. Ach ja, und ab und zu übersetze ich ein Buch.

Hast du eine Buchempfehlung für uns?

Um die Wahrheit zu sagen: Nein. Es gäbe zu viele, die ich empfehlen könnte, und ich würde ungern eines vergessen. Aber einen kleinen Tipp kann ich geben: Wer auf der Suche nach guter deutschsprachiger Belletristik/Unterhaltungsliteratur ist, kann sich auf der Homepage der DELIA-Vereinigung zur Förderung deutschsprachiger Liebesromanliteratur umschauen. Dort wird er die eine oder andere Entdeckung machen können, denn zum Verein gehören viele Autorinnen und Autoren, die großartige Liebesromane in ganz unterschiedlichen Genres schreiben.

Gibt es etwas, was man über dich wissen sollte?

Vielleicht, dass ich als Waage-Frau einen stark ausgeprägten Gerechtigkeitssinn habe und sehr sauer reagieren kann, wenn Menschen benachteiligt werden. So auch, wenn speziell Frauen benachteiligt werden.

Und:  Ich habe wenig Zeit.