Worum geht es in deinem Buch Ein Chef zum Verlieben?
Mein Buch erzählt eine wunderbar romantische Liebesgeschichte. Sophie, eine junge Deutsche, die kürzlich beschlossen hat, in Zukunft nicht mehr auf einen Lebensgefährten zu hoffen, sondern ihr Leben ohne Mann selbst in die Hand zu nehmen, bekommt die Chance, zeitweise einen Traumjob in Metz anzutreten. Das erweitert den Horizont, Frankreich liebt sie ohnehin – also ja, diese Gelegenheit muss sie ergreifen. Sie findet wundervolle neue Freunde und Freundinnen in den Galeries Jouvet, einem großen Warenhaus, in dem sie sich vom ersten Tag an wohlfühlt.
Dass zufällig Yannis Jouvet ihr neuer Chef ist, den sie aus Jugendtagen kennt und mit dem sie eine äußerst peinliche Erinnerung verbindet, ist kein Hindernis, denn inzwischen sind ja alle erwachsen. Doch es kommt, wie es wohl kommen muss – Yannis macht ihr den Hof, und sie verliebt sich in ihn. Aber wer hätte je gesagt, dass Liebe leicht ist? Sophie stürzt in tiefe Zweifel, Yannis ist offensichtlich nicht frei, und dann gibt es auch noch Probleme in Sophies Familie.
Ihre besten Freunde geben Sophie schließlich zu verstehen, dass sie jetzt tun muss, was sie sich ursprünglich vorgenommen hatte, nämlich ihr Leben selbst bestimmen. Allerdings anders, als sie ursprünglich dachte. Sie macht sich auf den Weg nach Saint-Tropez, um die Wahrheit zu finden. Ganz nebenbei klärt sich dabei auch die Frage: Küssen Franzosen wirklich so gut, wie ihr Ruf es vermuten lässt?
Wie lange hast du daran gearbeitet?
Man kann sagen: In einem Monat schaffe ich 100 Manuskriptseiten, wenn die Recherchearbeit weitgehend erledigt ist. Manchmal, wenn alle anderen Verpflichtungen (Familie, Marketing, Juryarbeiten, Zweitberuf als Lehrerin für DaZ) sich reduzieren, kann ich auch mehr schaffen. Da es aber sehr viel mehr als „nur“ das Schreiben in meinem Leben gibt, hat es von der Idee bis zum Wort ENDE etwa ein Dreivierteljahr gedauert.
Wie kamst du auf die Idee für dein Buch? Gab es eine Art Initialerlebnis?
Als Grundlage für das Buch stand Sophie als Charakter vor mir, und das peinliche Erlebnis in ihrer Jugend schälte sich sofort heraus. Der Rest formte sich dann mehr oder weniger von selbst um den Kern herum. Zu Beginn eines jeden Plots entwickle ich zuerst die Charaktere. Sie erzählen ihre Geschichten dann beinahe von allein. Und ich als ihre Schöpferin (oder Finderin) entscheide, was davon für den Roman infrage kommt.
Ein echtes Initialerlebnis gab es nicht. Allerdings kam mir zu irgendeinem Zeitpunt der Gedanke, dass ich gern eine Geschichte in Metz spielen lassen wollte. Deshalb habe ich eine Woche Schreibklausur in Metz gemacht, um die Atmosphäre und den Charme der Stadt richtig zu erspüren.
Dass Sophie aus Aachen stammt, hängt damit zusammen, dass ich im Sommer 2016 mal wieder in Aachen zu Besuch war. Ich schreibe am liebsten über Orte, die ich kenne.
Was reizt dich daran, die Geschichte (wie in Licht über den Reben) in Frankreich spielen zu lassen?
Frankreich hat für mich einen besonderen Reiz, der sich von Region zu Region wandelt. Mir liegen vor allem die weniger bekannten Regionen am Herzen, die es noch nicht so oft in Liebesromane geschafft haben. Deshalb spielt Licht über den Reben im Elsass und Küssen auf Französisch in Lothringen.
Metz ist älter als Paris und hat eine sehr interessante Geschichte. Das sieht man nicht nur der Archtitektur an. Die Mentalität der Lothringer ist ebenfalls eine ganz eigene. Sie leben ein bisschen wie Dornröschen hinter der Rosenmauer, in einem Schlaf, aus dem sie erweckt werden sollten. Woraus man allerdings nicht folgern sollte, dass die Mentalität „verschlafen“ ist, ganz im Gegenteil. Als ich eine Woche in Metz verbrachte, habe ich mich in die Stadt und die Menschen verliebt, und ich hoffe, dass man das – und die spezielle Historie – im Roman erspüren kann.
Ich habe bereits das nächste deutsch-französische Projekt vor Augen, für das es diesmal allerdings in die Ferne geht, nämlich in die Bretagne. Dort gibt es ein traumhaftes kleines Ferienhäuschen mit einer sehr eigenen Entstehungsgeschichte, und die Protagonisten spuken auch bereits durch meinen Kopf. Ich freue mich darauf, diese Geschichte zu beginnen. Spannend!
Wie viel von dir selbst steckt in Sophie?
Wahrscheinlich steckt in all unseren Protagonistinnen ein Teil von uns selbst. Bei Sophie ist es allerdings nur die unangenehme Eigenheit, auf der Nase stark zu schwitzen, sodass die Brille von innen beschlägt und auf der Nase ins Rutschen kommt, wenn es heiß oder stressig wird. Ansonsten lege ich meine Protagonistinnen generell anders an, als ich selbst glaube, wahrgenommen zu werden. Sie sind meistens kleiner als ich, haben eine andere Haar- und Augenfarbe und einen anderen familiären Hintergrund. Trotzdem ist es immer gut, auch ein Detail zu lassen, das einen selbst ausmacht. Bei Sophie ist es die rutschende Brille, bei meiner letzten Protagonistin Leah war es der Beruf. Ich bin selbst Diplomübersetzerin und habe eine Zeitlang allem Texte zur Thematik Weinbau übersetzt.
Was macht für dich eine gute Liebesgeschichte aus?
Eine Liebesgeschichte muss mich reinziehen, sodass ich immer weiterlesen will. Es muss prickeln, nicht nur „körperlich“, sondern noch mehr durch Intelligenz und Humor in den Dialogen. Ein guter Liebesroman darf „leicht“ sein. Das heißt: gut lesbar, ein Page-Turner, ohne negative Gefühle zu hinterlassen. Was er nicht darf: Scherenschnittartige Figuren und Handlungen erzählen, denn das wäre gleichbedeutend mit „seicht“. Mir ist es wichtig, Tiefe in die Charaktere zu legen. Sie müssen nicht stundenlang philosophische Betrachtungen anstellen oder über Politik, Weltgeschehen oder Sport diskutieren, aber ihre Gespräche dürfen gern im Leser etwas anrühren. Nach Möglichkeit dort etwas zum Klingen bringen und Erinnerungen an eigene Erfahrungen wecken. Wenn ich eine emotionale und psychologische Entwicklung in der Geschichte erzählen kann, die unter der Oberfläche mitschwingt, habe ich einen meiner höchsten Ansprüche erreicht.
Aus handwerklicher Sicht gilt: Jeder Roman, also auch der Liebesroman, ist nur so gut, wie der Konflikt, der ihm zugrundeliegt. Ohne Konflikt keine Geschichte.
Wie versetzt du dich in die richtige (romantische) Stimmung beim Schreiben?
Ich habe kein Ritual. Als ich mit dem Schreiben angefangen habe, war ich Mutter von drei kleinen Kindern, wir waren eine Wochenendfamilie, meine eigene Mutter war schwer krank. Das alles hat dazu geführt, dass wenig Zeit zum Schreiben blieb. So habe ich von Anfang an extrem diszipliniert gearbeitet. Die Zeiten, die sich für das Schreiben boten, musste ich nutzen. Die einzige Voraussetzung, die ich zum Schreiben wirklich brauche, ist ein Zeitfenster von mindestens einer Stunde. Wenn es weniger ist, habe ich das Gefühl, nicht in meinen Text einsteigen zu können. Aber eine Stunde (besser noch: zwei) ist gut. Ich fange an zu schreiben, und *pling* ist die Stimmung da.