Interview Autorin Anja Slauf im Interview

Worum geht es in deinem Buch Liebe auf den zweiten Zufall?

Es geht um Mae und Gwen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht auf der Suche nach einer Beziehung sind, aber die Anziehung zwischen sich nicht verleugnen können. Mae, da sie nur für wenige Monate in Lavender Grove ist und allerhand schlechte Erfahrungen mit Exfreundinnen gemacht hat. Gwen, ringt damit neben ihrer Rolle als Mutter, auch als Frau gesehen wollen zu werden.
Können sie ihre Zweifel überkommen, oder geht Mae nach ihrer Zeit in der Kleinstadt mit gebrochenen Herzen zurück nach Portland?

Ist Lavender Grove ein realer Ort, oder spielst du mit Lavendel auf etwas an?

Lavender Grove ist eine erfundene Kleinstadt in Oregon, etwa zwei Stunden von Portland entfernt. Die Farbe Lavendel ist unter anderem seit 1969 die Farbe des queeren Widerstands. Veilchen, die im Roman ebenfalls eine Rolle spielen, sind Dank Sappho ein Symbol für Liebe zwischen Frauen.

Warum ausgerechnet eine vegane Bäckerin als Hauptfigur?

Als langjährige Veganerin und Hobbybäckerin ist es mir nicht nur im Alltag, sondern auch in meinen Projekten ein Anliegen mehr oder minder subtil aufzuzeigen, wie leicht der Umstieg auf tierproduktfreies Backen ist. Maes Sortiment in der Bäckerei ist umfangreich, weil es auch ohne ausgefallene Zutaten so viele einfache und leckere Rezepte gibt.

Behandelst du abgesehen von Veganismus weitere Themen im Roman, die dir wichtig sind?

Definitiv! Mae ist seit geraumer Zeit nüchtern und dadurch thematisiere ich die Wirkung von Alkohol und seine Akzeptanz in der Gesellschaft.  Davon abgesehen hat Mae mit Angstzuständen und Panikattacken zu kämpfen hat, wegen denen sie zeitweilen auch in Therapie ist.
Biphobie ist ebenfalls ein Thema, sowie Gwens unterschwellige Sorge, wegen ihrer Bisexualität womöglich nicht "queer genug" zu sein.

Mit welchen Problemen haben die beiden Liebenden zu kämpfen?

Gwen hadert damit, ob sie als alleinerziehende Mutter Zeit für eine Beziehung hat, ohne dadurch ihre Tochter zu vernachlässigen. Sie hat aber auch mit Selbstzweifeln und ihrer homophoben Familie zu kämpfen.

Mae ist einmal zu oft ausgenutzt und verletzt worden. Ihre aufkeimenden Gefühle für Gwen führen auch dazu, dass sie ihre unterschwelligen biphoben Gedanken konfrontieren muss.

Kann eine Großstädterin in der Provinz glücklich werden?

Das kommt natürlich ganz auf die Person an, aber in Maes Fall würde ich sagen ja. Allerdings nur solange sie nicht vergisst, regelmäßig Ausflüge nach Portland und in die dortige queere Szene zu machen.

Was liest du gerade?

The Forgetting - Hannah Beckerman (als Hörbuch)
If tomorrow doesnt come - Jen St. Jude
It came from the Closet: Queer Reflections on Horror - Joe Vallase

Wie ist deine Schreibroutine?

Die kurze Antwort: Mich hinsetzen und schreiben, auch wenn ich gar keine Lust darauf habe.
Die etwas längere Antwort: Mittlerweile habe ich vor dem Schreiben meist zumindest einen ungefähren Plan, einfach drauf los geschrieben wird nur mehr bei Kurzgeschichten und beim Brainstorming. Davon abgesehen stehen immer mindestens zwei Getränke auf dem Schreibtisch und es läuft in 99% der Fälle ein Bear McCreary Soundtrack im Hintergrund. Generell schreibe ich chronologisch, weil ich sonst Angst hätte durcheinander zu kommen. An zwei verschiedenen Projekten kann ich allerdings problemlos parallel arbeiten, vorausgesetzt sie sind unterschiedlich genug.

Lieblings-Romance?

Nach einigem Nachdenken bin ich zu folgender überraschender Erkenntnis gekommen: Ich glaube, ich habe keine?

Anstatt einer einzigen Geschichte, einem Pärchen, sind es ganz viele, die mir in Stückchen in Erinnerung bleiben und meine Vorliebe für romantische Literatur mitformen. Manche natürlich mehr, manche weniger - aber ein klarer Favorit hat sich (bisher?) nicht herauskristallisiert.