Interview Bettina Kiraly über ihren neuen Liebesroman Ein ganzes Leben Sommer

Worum geht es in deinem Buch Ein ganzes Leben Sommer?

Der Roman ist die Geschichte von einer Liebe, die eigentlich nicht sein kann. Rebecca erwacht im Krankenhaus mit der festen Meinung, nur einige Tage bewusstlos gewesen zu sein. Doch ihre Schwester und das Krankenhauspersonal versuchen ihr klar zu machen, dass sie vier Jahre im Koma gelegen ist. Rebecca weigert sich, ihnen zu glauben. In den letzten vier Jahren hat sie doch mit Daniel zusammengelebt, ihn geheiratet, ein glückliches Leben geführt. Soll das alles nur in ihrer Fantasie stattgefunden haben?

 

Wie lange hast du daran gearbeitet?

Ich hatte die Idee zu der Geschichte Ende 2014 und habe damals die erste Szene grob skizziert. Vor dem NaNoWriMo, dem National Novel Writing Month, im November 2015 habe ich endlich die Details zur Handlung überlegt, eine Inhaltsangabe verfasst und dann während des Wettbewerbs den Großteil des Buches geschrieben. Im Oktober 2015 konnte ich den Roman endgültig fertigstellen. Seither hat die Geschichte auf den richtigen Moment gewartet, um sich den Leser:innen zu präsentieren.

 

Wie kamst du auf die Idee, gab es eine Art Initialerlebnis?

Wie bei den meisten Büchern startete die Idee zum Buch mit einer einzelnen Szene in meinem Kopf. Die Heldin erwacht aus dem Koma und führt mit ihrer Schwester ein Gespräch, das sie immer mehr verwirrt. Diese Frau sollte während ihres Komas ein Leben mit ihrem Traummann geführt haben und nach dem Aufwachen alles in Frage stellen müssen. Ich fand die Überlegung spannend, wie sie damit umgehen wird. Fünf Versionen, wie die Geschichte enden könnte, habe ich notiert, bevor ich mit dem Schreiben begonnen habe. Die Handlung, die jetzt den Weg ins Buch gefunden hat, fühlte sich für mich schlussendlich richtig an.

 

Was reizt dich daran, Liebesgeschichten zu schreiben?

Die Begegnungen mit anderen Menschen verändern uns wie sonst nichts auf der Welt. Manchmal sind die Auswirkungen sofort sichtbar, manchmal schleichen sie sich in unser Leben. Wir alle sehnen uns mehr oder weniger verzweifelt nach jemandem, der uns versteht, uns mit all unseren Fehlern liebt. Deshalb kommt es bei unserer Suche manchmal zu den verrücktesten Situationen. Von einem Aufeinandertreffen von zwei Personen ausgehend eine Geschichte zu stricken, macht mir unheimlich viel Spaß.

 

Was macht für dich eine gute Liebesgeschichte aus?

Es ist mir wichtig, dass einem die Helden sofort ans Herz wachsen, dass man sich mit ihnen ein wenig identifizieren kann. Das Paar soll sich Hindernissen gegenübersehen, aber immer wieder zusammenfinden. Man muss die Handlungen der Charaktere nachvollziehen können, auch wenn sie das Falsche aus den richtigen Gründen tun. Und auch wenn Romantik nicht fehlen darf, mag ich es nicht, wenn es zu kitschig wird.

 

Du hast schon zahlreiche Bücher veröffentlicht – wie fühlt es sich an, wenn ein Buch ‚endlich’ erschienen ist und gelesen werden kann?

Ein ganzes leben Sommer ist inzwischen meine zweiundzwanzigste Veröffentlichung (Anthologiebeiträge nicht mitgezählt). Aber der Erscheinungstermin ist immer noch ein Tag, an dem ich mich nervös frage, ob alles klappen wird, an dem ich mit klopfendem Herzen auf die ersten Reaktionen warte und wie hypnotisiert den Verkaufsrang anstarre. Es ist ein Augenblick voller Angst und Freude. Ich liebe es und bin froh, dass ich mich anscheinend nie daran gewöhnen werde!

 

Wie versetzt du dich in die richtige (romantische) Stimmung zum Schreiben?

Meine Geschichten lassen mich auch nicht in Ruhe, wenn ich meinen Arbeitsplatz verlasse. Die Handlung spukt in meinem Kopf herum. Die Charaktere flüstern mir Ideen zu. Darum komme ich sehr schnell wieder in die richtige Stimmung. Außerdem habe ich bei den meisten Büchern eine Playlist, die im Hintergrund läuft. Aber nichts hilft so sehr wie die Tatsache, dass das Schreiben ein fixer Teil meines Tages ist und ich mich daher nicht erst zum Kreativsein motivieren muss, sondern mich ganz in die Geschichten hineinfühlen kann.

 

Wie viel von dir steckt in deinen Geschichten?

Gerne würde ich sagen, es ist alles nur ausgedacht. Aber selbst wenn die Heldinnen meiner Geschichten ein ganz anderes Leben führen als ich, benutzen sie manchmal die gleichen Lieblingswörter wie ich, reagieren sie auf Unerwartetes so wie ich es tun würde oder haben zu bestimmten Dingen die gleiche Einstellung wie ich. Manchmal versuche ich meine Probleme versteckt in einem Buch aufzuarbeiten. Ich versuche mit diesem Wissen im Hinterkopf dennoch besondere Charaktere mit ganz eigenen Fehlern zu erschaffen.

 

Welche Projekte planst du für die Zukunft?

Es liegen noch fertige Geschichten in der Schublade, die ich veröffentlichen möchte. Meine Liste mit Ideen ist noch lange. Dem Liebesroman-Genre werde ich jedenfalls treu bleiben, auch wenn im Sommer eine Kurzkrimisammlung von mir erscheinen wird. Und dann wäre noch diese Zukunftsroman-Reihe, die ich unbedingt schreiben möchte, die Fortsetzung zu mehreren bereits erschienenen Büchern, der Pilot, der sich auf der Suche nach seinem Glück machen will, oder dieses eine Märchen, weil ich noch nie eines geschrieben habe, und … ;D

 

Was liest du selbst gerne?

Ich lese gerne Romane, in denen Liebe, Spannung, Humor und jede Menge Konflikte enthalten sind. Während des Lesens will ich genreunabhängig in Geschichten abtauchen, die ich nie erleben würde. Für den Kauf entscheide ich mich meistens aufgrund des Covers und des Klappentextes. Leider komme ich auch nicht mehr so viel zum Lesen wie früher. Mein inzwischen ausgebildetes Autorengehirn ist auch viel strenger als mein altes Lesergehirn, weshalb ich die Geschichten manchmal am liebsten umschreiben und anders enden lassen würde.

 

Wie bist du überhaupt zum Schreiben gekommen?

Als Teenager habe ich Gedichte geschrieben, weil ich dadurch meine Gefühle ausdrücken konnte. Mit ungefähr achtzehn habe ich einen ersten Roman begonnen, aber erst viele Jahre später fertiggestellt. Ich habe bei gelesenen Büchern oft gewünscht, sie würden anders ausgehen. Deshalb wollte ich einfach selbst ausprobieren, das Schicksal von mehreren Menschen zu beeinflussen. Zuerst fand ich es nur faszinierend, mir selbst Geschichten auszudenken. Doch dann wurde das Schreiben so viel mehr. Ich konnte das Schreiben nicht mehr ruhen lassen ohne dass es mir gefehlt hätte. Es bedeutete mir mehr als ein Hobby. Und inzwischen darf ich es meinen Beruf nennen.

 

Welche anderen Autoren magst du?

Das ist eine ganz gemeine Frage. Meist handelt es sich um ein bestimmtes Buch eines Autors, das mir zusagt. Aber ohne Shanna von Kathleen E. Woodiwiss oder die Romane von J.D. Robb oder Das Geisterhaus von Isabell Allende oder Die Wand von Marlen Haushofer (ich fürchte, diese ordentlich durchgemischte Liste lässt sich noch eine Weile fortsetzen) wäre ich niemals zum Schreiben gekommen.

 

Hast du ein Lieblingsbuch?

Da muss ich zwei Bücher nennen, die mir einfach ans Herz gewachsen sind, weil sie für mich mit Stationen meines Lebens zusammenhängen. Rebecca von Daphne du Maurier und Der Fürst der Finsternis von Anne Rice. Beide haben mich ein Stück meines Lebens begleitet und stehen für mich für mehr als bloß eine Geschichte.

 

Was tust du, wenn du nicht am Schreiben bist?

Sowas wie Freizeit habe ich eigentlich fast nicht. Ich befasse mich mit den notwendigen Erledigungen für den Haushalt und beschäftige mich mit meinen Töchtern. Mit ihnen bastle ich gerne und spiele, um den Kopf frei zu kriegen. Zu viel mehr bleibt mir eigentlich keine Zeit, weil sich das Schreiben in fast jeden Aspekt meines Lebens schleicht.