Interview Bettina Szrama im Interview zu ihrem neuen historischen Roman

Was erwartet uns in deinem Roman Das Geheimnis der Gräfin?

Im Vordergrund meiner Geschichte steht eine hübsche intelligente Herrscherin, aus dem ungarischen Hochadel. Spross einer sehr negativ durch Grausamkeiten und Wahnsinn auffälligen Familie, derer von Ecsed. Eine brillante Herrscherin über Besitzungen, bis hin zum Wiener Kaiserhof und eine liebende Mutter, aber auch eine einsame und äußerst grausame Herrscherin. An Hand der Aussagen einer Überlebenden, die zu der Fürstin so etwas wie eine Freundschaft entwickelte, um ihre Handlungsweisen zu verstehen, habe ich versucht diese zwielichtige Gestalt wieder zum Leben erwecken, aber auch das turbulente Geschehen rund um die Auseinandersetzungen, zwischen Ungarn, Habsburgern und Türken im 16. Jahrhundert, in einem spannenden historischen Spektakel.

 

Wie kamst du auf die Idee, die Geschichte der real existierenden „Blutgräfin“ niederzuschreiben? Gab es eine Situation, die dich dazu inspiriert hat?

Wie so oft befand ich mich wieder einmal auf historischer Spurensuche für einen neuen Roman. Eine Reise nach Wien in das Wiener Kriminalmuseum wurde für mich ausschlaggebend. Ein Hinweis über die grausam mordende ungarische Gräfin Elisabeth Barthory hatte es mir angetan. Im Anschluss zog ich zunächst das Internet zurate. Doch dann legte ich meine Idee wieder auf Eis. Eine Gräfin mit 600 Morden, als Serienmörderin im Guinness Buch der Rekorde eingegangen, sagenumwoben und bereits über Jahrhunderte in der Literatur und im Film ausgeschlachtet … Das wollte ich dann doch nicht schreiben. Dennoch ließ mich eine Zeitlang die Frage nicht mehr los, hatte diese intelligente Fürstin, die sehr großen Wert auf Ordnung und Sauberkeit legte, wirklich im glibbrigen, rasch gerinnenden, Blut ihrer Dienerinnen gebadet?
Für die Handlungsweisen dieses weiblichen Ungeheuers, welches aus teuflischem Vergnügen an fremden Schmerzen, unter Verachtung aller natürlichen und bürgerlichen Gesetze, mehrere hundert unschuldige Geschöpfe, der eigenen Mordlust opferte, musste es einen anderen Hintergrund geben. So nahm ich nicht allein ihre Verbrechen, sondern den Menschen Elisabeth unter die Lupe. Auch dieses Monster war nach meiner Ansicht einmal jung und so begann ich intensiv zu recherchieren, beginnend auf ihrem ungarischen Sitz „Savar“
Ich wollte wissen, ob es sich wirklich so zugetragen hatte, wie verschiedene Bücher, Schriften und Filme über die Gräfin zu berichten wussten. Die Geschichte dann aufzuschreiben aus meiner Sichtweise, sah ich als eine besondere Herausforderung.

 

Wie sah deine Recherchearbeit für den Roman aus?

Meine wichtigsten Recherchen beziehen sich immer auf Material aus den verschiedensten Archiven. Dazu bediene ich mich der Fernleihe, fahre aber auch schon mal selbst Archive oder historische Orte an, soweit es meine Zeit zulässt. Auch das Internet liefert genügend Material, wo ich mich hierbei aber begrenzt beschränke. Insbesondere wissenschaftliche Abhandlungen über psychische Erkrankungen begannen mich in diesem speziellen Fall zu interessieren. Dazu lud ich mir regelmäßig von wissenschaftlichen Persönlichkeiten Material herunter oder bestellte mir deren Bücher und deren Abhandlungen. Besonders ein Bericht hatte es mir angetan. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse eines anerkannten Professors auf diesem Gebiet bestätigten letztendlich meinen Verdacht, dass die Gräfin unter einen schweren psychischen Krankheit litt, die im Laufe ihres langen Lebens immer stärker zutage trat, begünstigt durch äußere Umstände und den praktizierten Grausamkeiten an den ungarischen Adelshöfen.

 

Wir begleiten die Protagonistin Susanna an den Hof der Gräfin. Kannst du Susanna in 3 Sätzen beschreiben?

Susanna stammt aus alten Landadel. Liebevoll aber auch entbehrungsreich aufgewachsen, mit Eigenschaften wie Mut, Abenteuerlust, Einfühlungsvermögen und Intelligenz ausgestattet, bietet sie der Gräfin, auf ihrer Suche nach ihrem verlorenem Freund, Widerstand und versucht dennoch sie zu verstehen. Trotz aller Grausamkeiten ist sie von der Gräfin Elisabeth zeitweise fasziniert.

 

Was fasziniert dich am Schreiben von historischen Romanen?

Die verschiedenen Zeitalter. Das Recherchieren. Es ist fast wie in einem Krimi, in das Leben von Menschen einzutauchen, die einmal gelebt haben.

 

Wenn du selbst eine berühmte Persönlichkeit aus der Vergangenheit treffen könntest, wer wäre es?

Friedrich August der I. von Sachsen. Genannt August der Starke und, das mag sich jetzt seltsam lesen, in meine eigene historische Figur aus dem Henker von Lemgo, der Henker David Clauss der Ältere (1628). In seine Figur bin ich so tief eingetaucht, dass ich von ihm nächtelang geträumt habe.

 

Wie sieht für dich dein perfekter Schreibort aus?

Viel Grün um mich herum. Am liebsten an ruhigen waldreichen Orten. Kürzlich habe ich es gewagt mal in die Stadt zu ziehen. Nichts für mich. Bereits nach einem Monat bin ich wieder zurück in meinen Wald. Das ist mein wahres Pläsier.

 

Wie kamst du zum Schreiben? War es schon immer ein Traum von dir, Schriftstellerin zu werden?

Nein. Ich habe zwar in meiner Jugend einige Gedichte verfasst aber das Talent nicht weiter verfolgt. Ich hatte nur eine Vision „Reiten“, wenn es geht beruflich, was mir fast dreißig Jahre gelungen ist. Erst der Zufall einer Pferdegeschichte, in der ich mir mehr oder weniger den Frust von der Leber schrieb, brachte den Stein ins Rollen. Mein erster kleiner Tierroman Trull, mühevoll verlegt, war der Einstieg. Seitdem lässt mich das Schreiben nicht wieder los.

 

Welches Buch liegt zurzeit auf deinem Nachttisch?

Mehrere; Zur Zeit liegen nur Bücher für meine Recherchen auf meinem Nachttisch. Zum Beispiel Historische Serienmörder von Kirchschläger und Straße ins Feuer von Michael Kunze. Spannendes Material für meinen nächste Geschichte, die Mörderfamilie. Wie bei meiner Gräfin erscheinen mir auch diesmal die Serienmorde der sogenannten Pappenheimer (1600) äußerst suspekt. Schreibe ich nicht, verschlinge ich die Psyche-Krimis von Mark Franley.