Worum geht es in deinem Buch Wohin die Liebe uns trägt?
Im Buch geht es um Marie, die seit ihrer Kindheit unter Mutismus leidet – einer Sprachstörung, durch die sie in bestimmten Situationen oder mit bestimmten Menschen nicht reden kann. Marie hat sich mittlerweile mit dieser „unsichtbaren Mauer“ abgefunden, die sich in den unpassendsten Situationen um ihre Stimme schließt. Nicht so Lou, ihre beste Freundin, chaotische Mitbewohnerin und Psychologiestudentin. Diese überredet Marie zu einer Hypnosetherapie, bei der merkwürdige Erinnerungen hochkommen. Wer ist die gesichtslose Frau, die Marie sagt, sie solle still ein? Wer ist der schreiende Mann und vor allem, wer ist Emma, dieses kleine Mädchen mit dem sonnengleichen Lachen? Zu allem Überfluss verliebt Marie sich ausgerechnet in die große Liebe ihrer besten Freundin. Da sind Drama und Herzschmerz vorprogrammiert.
Wie würdest du die Protagonistin Marie beschreiben?
Marie arbeitet als Bibliothekarin und lebt zusammen mit ihrer chaotischen Mitbewohnerin und besten Freundin in einer WG. Als Kind litt sie unter absolutem, später unter selektivem Mutismus. Noch heute hat sie in gewissen Situationen mit ihrer Sprachfähigkeit zu kämpfen, weswegen sie eher zurückhaltend und schüchtern ist. Zuflucht findet Marie in der Musik, die es ihr erlaubt, sich auszudrücken, wenn ihr die Worte fehlen.
Wie kamst du darauf über das sehr spannende Thema Mutismus zu schreiben? Gibt es persönliche Berührungspunkte dazu in deinem Leben?
Im persönlichen Leben habe ich tatsächlich keine Berührungspunkte mit dem Thema Mutismus. Zum ersten Mal wurde ich während eines Seminars in meinem Psychologiestudium darauf aufmerksam. Dort wurde das Thema zwar nur am Rande angerissen, mich hat es aber sofort fasziniert. Viele Menschen haben keine Ahnung, was hinter dem Begriff „Mutismus“ steckt. Dementsprechend wird diese Sprachstörung oft auch falsch verstanden: Jemand, der nicht sprechen kann, wird als schüchtern oder sogar bockig gesehen. Das hat es für mich noch spannender gemacht, über dieses Thema zu schreiben.
Für Marie ist die Musik ein wichtiger Halt. Welche Rolle spielt Musik in deinem Leben? Hörst du vielleicht sogar beim Schreiben Musik?
Eine große – ich höre eigentlich immer Musik. Beim Schreiben, beim Lesen, beim Lernen und Arbeiten, beim Spaziergengehen, beim Kochen und Saubermachen oder auch, wenn ich einfach nur Faulenzen will. Einer meiner besten Freunde hat mir einmal erzählt, dass jeder Moment – vor allem jeder besondere Moment – im Leben einen Soundtrack verdient, der ihn hervorhebt, vielleicht sogar unvergesslich macht. Weil ich diese Idee wunderschön finde, untermale ich viele „meiner besonderen Momente“ mit der passenden Musik.
Was reizt dich am Genre Liebe besonders?
Früher habe ich aus Prinzip keine Liebesgeschichten geschrieben, weil ich sie für langweilig und „schon dagewesen“ hielt. Mittlerweile schreibe ich sie dafür umso lieber. Denn was wäre eine Geschichte ohne das besondere Prickeln, das unsere Herzen höherschlagen lässt?
Planst du auch einmal in ganz anderen Genres zu schreiben? Könntest du dir zum Beispiel vorstellen einen Krimi oder Thriller zu verfassen?
Von Young Adult über Dystopien und Fantasy bis hin zu Drama habe ich schon alles geschrieben und habe auch vor, das weiterhin zu tun. Es macht wahnsinnig viel Spaß, sich in den unterschiedlichsten Genres auszutoben. Viele meiner Geschichten enthalten kleine Mysterien, die an einen Krimi erinnern, doch an einem reinen Krimi oder Thriller habe ich mich noch nie versucht – ich befürchte, dass mir dafür das detektivische Talent fehlt.
Was liest du selbst am liebsten?
Ich mixe gerne Genres. Fantasy, Thriller, Romanzen, Dystopien … Mir machen Geschichten mit den verschiedensten Thematiken Spaß und genauso wie beim Schreiben genieße ich die Abwechslung beim Lesen.
Wie sieht dein Schreiballtag aus und woher nimmst du deine Inspiration?
Ich versuche, mich jeden Tag an den Laptop zu setzen und zu schreiben oder zu überarbeiten. Fixe Schreibzeiten habe ich keine, genauso wenig wie einen fixen Schreibplatz. Manchmal schreibe ich zu Hause, ein andermal in der Bibliothek oder in einem Café. Was beim Schreiben nicht fehlen darf, ist die passende Hintergrundmusik! Die größten Schreibfortschritte mache ich jedes Jahr im November: Dann findet der NaNoWriMo, der National Novel Writing Month, statt und in diesem Monat steht bei mir alles im Zeichen meiner Geschichten.
Inspiration finde ich oft im täglichen Leben, vor allem während meiner Reisen aber auch in interessanten Gesprächen. Obwohl ich mich von meinem Alltag gerne inspirieren lasse, möchte ich doch, dass meine Geschichten und vor allem meine Charaktere sich eigenständig entwickeln. Da lasse ich meiner Fantasie freien Lauf.
Was machst du am liebsten wenn du gerade nicht schreibst? Wie verbringst du deine Freizeit?
Ich bin ein kleiner Weltenbummler – wenn ich genügend Zeit habe, steige ich gerne in den Zug oder ins Flugzeug und mache mich auf die Reise. Auch Kurztrips über’s Wochenende schiebe ich so oft wie möglich ein. Abgesehen davon verbringe ich sehr viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden und versuche, meinen riesigen Stapel ungelesener Bücher abzuarbeiten: Ein unmögliches Unterfangen, denn wenn es um Bücher geht, steckt in mir ein kleiner Shopaholic.
Hast du noch eine Buchempfehlung für uns?
Bei all den Büchern, die ich lese, ist das gar keine so einfache Frage: Mein großes Schreib-Vorbild – und der Autor, dessen Bücher mich zum ersten Mal inspiriert haben, selbst etwas zu schreiben – ist Kai Meyer. Mein neuestes Lieblingsbuch ist Die Deutschlehrerin von Judith Taschler. Wer auf etwas schräge Geschichten steht, dem kann ich Dunkelsprung von Leonie Swan empfehlen. Lucy Clarke und Jodi Picoult gehören zu meinen Lieblingsautorinnen im Romance/Drama-Bereich …