Worum geht es in deinem neuen Buch Lady Beresford und das Rätsel des Myrtenzweigs?
Die Handlung spielt in London im Jahr 1814. Ein bekannter Dandy und Frauenheld wurde in einer geschlossenen Kutsche während der Fahrt umgebracht. Der Verdacht fällt natürlich auf den Kutscher, der aber seine Unschuld beteuert, gleichzeitig aber auch behauptet, unterwegs nirgends angehalten und nichts Verdächtiges gehört oder gesehen zu haben. Der Droschkenkutscher wird verhaftet und erwartet seine Gerichtsverhandlung. Die Schwester des Verdächtigten ist Kammerdienerin bei der Marchioness of Beresford. Als die erfährt, warum ihre Angestellte so bedrückt wirkt, verspricht sie, zu helfen und die Unschuld des Kutschers zu beweisen. Und schon steckt Lady Dorothy Beresford in einem spannenden Mordfall. Gleichzeitig soll sie sich als Ehevermittlerin betätigen und einen geeigneten Ehemann für das Patenkind ihres Mannes finden. Bald stellt sich heraus, dass auch die Familie der jungen Frau noch eine offene Rechnung mit dem Ermordeten hatte.
Hast du schon mal einen Krimi geschrieben oder ist es dein erster Krimi?
Das ist mein zweiter Krimi, wenn man mein Jugendbuch nicht dazuzählt, in dem es auch einen kleinen Kriminalfall um zwei gestohlene Gemälde gibt. Der erste wird auch bei dp erscheinen, der Termin steht aber noch nicht fest. Dieser erste ist ein zeitgenössischer Krimi und spielt in Tobermory, einer kleinen Stadt auf der schottischen Isle of Mull. Auch darin ermittelt eine Frau – allerdings mit Unterstützung des Inselpolizisten und des Gemeindepfarrers.
Was ist beim Schreiben eines Krimis der größte Unterschied zu einer Liebesgeschichte?
Ich glaube, im Kern sind sie eigentlich gar nicht so verschieden, denn es braucht interessante Charaktere, mit denen man mitfühlen kann und eine Geschichte mit überraschenden Wendungen. Natürlich liegt beim Krimi die Betonung mehr auf der Spannung und eine Liebesgeschichte ist meistens mehr oder weniger vorhersehbar, denn sie lebt gewissermaßen davon, dass die zwei Charaktere, von denen die LeserInnen möchten, dass sie sich am Ende kriegen, auch trotz einiger Schwierigkeiten zusammenfinden. Beim Krimi ist die Schwierigkeit, durchschaubar genug zu bleiben, dass die LeserInnen mitraten können, aber nicht zu offensichtliche Hinweise zu liefern. Einen Krimi ziehe ich beim Planen quasi von hinten auf. Ich mache mir erst Gedanken um die Tat und die Lösung und muss dann falsche Fährten legen und überlegen, welche Hinweise die Ermittelnden finden und in welcher Reihenfolge und wie sie die entdecken könnten.
Was reizt dich besonders daran, Romane zu schreiben, die in der Regency und viktorianischen Zeit spielen?
Gute Frage – vielleicht habe ich in einem früheren Leben in dieser Zeit gelebt? Ich finde sie total faszinierend. Ich habe mich schon im Studium mit Jane Austen und der viktorianischen Literatur beschäftigt. Eines meiner Prüfungsthemen waren die sogenannten »Victorian Sensation Novels«, also Wilkie Collins‘ Die Frau in Weiß, Mary Elizabeth Braddons Lady Audleys Geheimnis und Ellen Woods East Lynne. Ich mochte auch die Schauerromane wie Dracula und Frankenstein.
Ich denke, die Faszination dieser Zeit liegt darin, dass sie den Übergang zur Moderne bildet. Viele unserer modernen Errungenschaften haben ihren Ursprung in jener Zeit, natürlich auch die Frauenbewegung. Gleichzeitig sehnt man sich heute aber auch zurück in vergangene Zeiten, in denen es noch Höflichkeit und Galanterie gab, ohne Hektik, ohne moderne Elektronik. Auch in der Hinsicht übt diese Zeit einen Reiz aus.
Viele deiner Romane spielen in England oder Schottland. Warum?
Das hat einen recht unoriginellen Grund. Ich habe Anglistik studiert und ein Jahr in England gelebt und gearbeitet. Natürlich bin ich oft auf der Insel gewesen und habe Freunde und Bekannte dort.