Worum geht es in deinem Roman Mord mit Stil?
Dieser Roman ist der erste Fall von Testkäuferin Josie Marcus. Eine Testkäuferin wird von einer großen Kette beauftragt sich als normale Kundin auszugeben und in den Geschäften einzukaufen. Die Aufgabe der Testkäuferin ist es sicherzustellen, dass die Kunden einen guten Service geboten bekommen. Viele Frauen halten Josie Marcus’ Arbeit als Testkäuferin für glamourös, doch das ist sie nicht – es ist harte Arbeit. Josie muss undercover in Einkaufszentren, Boutiquen und Supermärkte gehen und sogar Fastfoodketten gehören zu ihren Kunden. Dazu ist sie alleinerziehende Mutter einer neunjährigen Tochter. Josie sieht sich selbst als Vorstadtspionin, die Beschützerin von „Mrs. Minivan“, wie sie die Frauen nennt, die das Rückgrat der Wirtschaft ausmachen und dafür nur wenig Respekt – oder Service – in den Geschäften bekommen, die sie am Leben erhalten. In Mord mit Stil wird Josie beauftragt die hochpreisigen Boutiquen von Danessa Celedine zu überprüfen. Diese sind für ihre exquisiten Lederartikel – wie zum Beispiel Handtaschen – bekannt, die um die fünftausend Dollar kosten. Die Designerin Danessa ist eine gefeierte Persönlichkeit, die bei jedem großen lokalen Ereignis zu sehen ist. Ein großer Konzern will den Namen Danessa kaufen, weswegen Josie die Läden überprüfen soll. Sie muss die Geschäfte schlecht bewerten – sie sind schmutzig und die Angestellten sind unfreundlich. Ihr Bericht zieht einen Rechtsstreit nach sich. Dann wird Danessa mit einem ihrer eigenen, eintausend Dollar teuren Schlangenledergürteln erwürgt und Josie wird zur Hauptverdächtigen. Sie muss den wirklichen Täter finden, bevor sie selbst hinter Gittern landet.
Wie bist du auf die Idee zu dieser Serie gekommen?
Meine Mutter war Testkäuferin, als ich aufwuchs. Sie machte Testkäufe in einer Supermarktkette und und einer Grillhähnchenkette. Wir haben einen Haufen fettige, frittierte Hähnchen gegessen. Ich war sofort fasziniert, als mein Verleger mir vorschlug eine Serie über eine Testkäuferin zu schreiben. Josie sollte eine Serie aus zwei oder drei Büchern füllen, doch der Verleger bat mich um mehr, bis ich zehn Bücher geschrieben hatte. Meine Mutter nahm immer ihre beste Freundin mit zum Testkaufen, wie Josie in den Büchern. Testkäuferinnen müssen mit den anderen Kunden verschmelzen und meine Mutter sagte immer „Das Einzige, was weniger auffällig ist als eine mittelalte Frau sind zwei mittelalte Frauen.“
Was inspiriert dich zu deinen Romanen?
Ich erzähle gern Geschichten und wenn ich dafür bezahlt werde, macht es noch mehr Spaß. Mein Großvater war ein wunderbarer Geschichtenerzähler und konnte sein Publikum fesseln. Ich hoffe, dass ich diese Fähigkeit von ihm geerbt habe.
Hast du mit deiner Protagonistin etwas gemeinsam?
Josie und ich mögen beide Maplewood, ihren Vorort. Es ist ein älterer Vorort am Rand von St. Louis, Missouri, und hat eine kleine Einkaufsmeile mit guten Restaurants und individuellen Läden. Eines meiner Lieblingsgeschäfte ist Kakao, dort wird handgemachte Schokolade produziert.
Wärst du selbst gern Testkäuferin?
Man kann sagen, dass Testkaufen mir im Blut liegt. Denn nicht nur meine Mutter hat als Testkäuferin gearbeitet, sondern auch ich. Ich habe Banken überprüft. Ich habe mich als Kundin ausgegeben und die Angestellten über die Eröffnung eines Sparkontos oder die Vergabe von Krediten befragt. Ich habe auch Arztpraxen überprüft und bei Versicherungsgesellschaften angerufen. Das mit den Versicherungen war schwierig. Ich musste fragen, ob die Gesellschaft bestimmte medizinische Behandlungen abdeckte und mir dabei den ganzen komplizierten Versicherungsjargon merken. Testkaufen wird sehr schlecht bezahlt. Deshalb lebt Josie in einer Wohnung, die ihrer Mutter gehört. Josie könnte sich selbst und ihre Tochter nicht vom Verdienst einer Testkäuferin versorgen.
Was magst du an Cosy Crimes?
Sie zelebrieren die Freundschaft unter Frauen und die gute Seite des Familienlebens und richten sich meist an weibliche Leser. Wir mögen Krimis nicht wegen des Rätsels um den Mörder, sondern weil ein Mord die Gesellschaft zerstört und seine Aufklärung alles wieder gerade rückt.
Kannst du dir auch vorstellen in anderen Genres zu schreiben?
Ja, und das habe ich auch bereits. Ich habe ein paar Vampir-Kurzgeschichten geschrieben, von denen ich „Vampire Hours“ am liebsten mag. Sie ist Teil meiner neuen Sammlung Deal With the Devil and 13 Short Stories. Ich kann mir nicht vorstellen ein ganzes Vampirbuch zu schreiben, aber wer weiß?
Wolltest du schon immer Schriftstellerin werden?
Ich wollte gern Künstlerin werden, konnte aber leider nicht zeichnen. Meine Lehrer ermutigten mich Zeitungsreporterin zu werden und auf die Journalistenschule der Universität von Missouri zu gehen. Ich verbrachte viele Jahre damit als Reporterin zu arbeiten und humoristische Kolumnen zu schreiben. Nach dem Job bei der Zeitung fing ich an die Art Romane zu schreiben, die ich am liebsten mag – Krimis.
Was liest du selbst gern?
Ich liebe Krimis, sowohl Cosys als auch düstere. Ich habe gerade Caroline B. Cooneys Before She Was Helen mit der erfahrenen Spürnase Clemmie gelesen und sehr genossen. Ich mag auch Krimis von Ann Cleeves (Dead Water und The Long Call), Nelson DeMille (The Cuban Affair) and Charlaine Harris. Mir hat ihre Serie von Fantasykrimis mit Gunnie Rose sehr gefallen. Sie spielt in alternativen Vereinigten Staaten von Amerika. Das erste Buch heißt An Easy Death. Ich lese auch Sachbücher. Mein letztes war Bitter Brew: the Rise and Fall of Anheuser-Busch and America’s Kings of Beer von William Knoedelseder.
Hast du eine bestimmte Schreibroutine?
Ja. Glücklicherweise kann ich zu Hause arbeiten. Ich frühstücke und pendle dann durchs Wohnzimmer in mein Büro. Dort schreibe ich üblicherweise von neun bis elf Uhr und mache mir dann einen Tee. Ich trinke Dragonwell Grüntee. Nach dem Tee arbeite ich ungefähr bis fünfzehn Uhr und esse dann Mittag. Dann schreibe ich weiter bis circa achtzehn Uhr. Im Moment, während der Corona-Virus-Pandemie, ist unser Fitnessstudio geschlossen, weshalb ich spazieren gehe. Dann sehen mein Mann und ich fern bis zur Schlafenszeit.
Gibt es Dinge, die zu schreiben du schwierig findest?
Briefe. Ich kann einen Roman mit siebzigtausend Wörtern schreiben, aber es fällt mir schwer, eine einfache Dankeskarte zu schreiben.