Worum geht es in deinem Buch All die kleinen Dinge?
Hauptsächlich geht es in All die kleinen Dinge natürlich um die Frage, was passiert, wenn jemand, der arm ist und jeden Cent dreimal umdrehen muss, über Nacht plötzlich 90 Millionen Euro auf dem Konto hat. Ich glaube jeder, der nicht gerade Bill Gates oder Jeff Bezos heißt, hat sich diese Frage mal gestellt: Was würde ich tun? Was würde das aus meinem Leben machen? Im ersten Moment wäre es toll und großartig und man müsste sich nie wieder Sorgen um die Miete machen. Aber wenn man mal etwas länger darüber nachdenkt, dann kann so ein Lottogewinn schon für schlaflose Nächte sorgen. Nina, die Heldin von All die kleinen Dinge, kann davon ein Lied singen. Sie merkt sehr schnell, dass so ein Vermögen auch eine Menge Verantwortung mit sich bringt. Und nicht unbedingt glücklich macht. Denn das ist die zweite Frage, um die die Geschichte kreist. Was brauchen wir eigentlich, um glücklich zu sein? Und da stehen die Liebe, Freundschaft und Vertrauen ziemlich weit oben auf der Liste.
Gab es ein besonderes Erlebnis, das dich zum Schreiben des Romans inspiriert hat?
Als Autorin gehört man nicht gerade zu denen, die über ein regelmäßiges Einkommen verfügen. Man muss immer sehen, dass genügend Aufträge reinkommen, um alle Rechnungen zu bezahlen. Zum Glück hat das bei mir bislang immer ganz gut geklappt und ich war noch nie in so einer bedauernswerten Lage wie Nina und Mia, die plötzlich kein eigenes Dach mehr über den Kopf haben. Aber ich weiß ganz gut, wie das ist, wenn man auf jeden Cent achten muss. Als ich dann mal wieder im Supermarkt an der Kasse stand und gerade über Ideen für eine neue Geschichte nachdachte – und nebenbei die Kunden beobachtete, das mache ich sehr gerne, es ist sehr inspirierend – war da eine junge Mutter mit ihrer kleinen Tochter, die auch nicht gerade über viel Geld verfügten. Sie diskutierten, ob sie die teure Schokocreme nehmen, oder nicht doch lieber die preisgünstige Hausmarke. Und direkt hinter den beiden war so ein Werbeplakat der Lottogesellschaft, die damit warb, dass bei der nächsten Ziehung 90 Millionen im Jackpot sind. Ich habe mir vorgestellt, was wohl mit den beiden passieren würde, wenn ausgerechnet sie den Jackpot knacken – und schon war die Idee zu All die kleinen Dinge geboren. Sechs Wochen später war der erste Entwurf des Manuskripts fertig. Es schrieb sich quasi von allein.
Welche Hürden muss deine Hauptfigur Nina überwinden?
Oh, ich fürchte, es gibt eine Menge: da wäre zunächst mal ihr Ex-Freund und Vater ihrer kleinen Tochter, der plötzlich auf der Matte steht. Ein sexy Finanzberater, der unbedingt Beruf und Gefühle trennen will und in den Nina sich Hals über Kopf verliebt; und natürlich die Boulevard-Presse, die danach lechzt mehr über „Cinderella aus Berlin“ zu erfahren.
Ich glaube aber, dass die größten Hürden für Nina darin bestehen, an sich selbst zu glauben, ihre Träume wieder auszugraben und zu neuem Leben zu erwecken und um das zu kämpfen, was sie wirklich liebt.
Überraschen dich deine Figuren manchmal während des Schreibens?
Ja, absolut. Es kommt ständig vor, dass ich mir ganz tolle Sachen für sie ausdenke, ganze Biografien für sie schreibe und sie dann im Laufe der Geschichte ihren eigenen Kopf entwickeln und was ganz anderes machen wollen. Ich kann ihnen dann nur noch eilig hinterher stolpern.
Was meinst du, wie kann man falsche Freunde von richtigen unterscheiden? Muss man dazu erst im Lotto gewinnen?
Ich hoffe nicht, dass man erst einen Lottogewinn braucht, um das herauszufinden. Bei einer Gewinnchance von 1:140 Millionen wäre das ziemlich fatal. Da müsste man ja ewig warten. Oder ziemlich viel Glück haben. Nein, ich glaube, dass dafür nur zwei Momente nötig sind, um sicher zu sein, wer der Richtige ist: der dunkelste Augenblick deines Lebens und der Hellste. Wer bei beiden an deiner Seite ist, ist dein wahrer Freund.
Hast du schon einmal etwas gewonnen?
Tatsächlich bin ich ein richtiger Glückspilz. Ich gewinne ständig irgendetwas, wenn ich denn mitmache. Allerdings nie den Jackpot. Mehr die Trostpreise. Aber ich habe mal eine Weihnachtsgans gewonnen bei einer Tombola im Einkaufszentrum. Da war ich sechs Jahre alt und jemand musste mir beim Tragen helfen, sonst hätte ich das riesige Tier nie allein von der Bühne schleppen können.
Auf welche kleinen aber feinen Dinge des Lebens würdest du niemals verzichten wollen?
Ohoh – wenn ich eine Liste machen müsste, wäre die wohl ziemlich lang. Es gibt so viele kleine Dinge für die ich wirklich dankbar bin und die ich nicht mehr missen möchte. Und so gut wie nichts davon kann man mit Geld kaufen.