Worum geht es in deinem Roman Doktorspiele?
Um Liebe! :-) Gleichzeitig wollte ich aber über die Liebesnöte eines 16-Jährigen etwas expliziter jedoch humorvoller schreiben, als das normalerweise der Fall ist.
Um zu zeigen: jeder hat in der Pubertät Probleme mit seinem Körper. Wenn wir über diese Probleme lachen können, machen wir sie klein.
Außerdem: Je mehr wir über die Sexualität konkret sprechen, umso weniger sexuellen Missbrauch würde es geben. Der findet bekannterweise in Strukturen statt, in denen Sexualität als etwas Schmutziges angesehen wird.
Doktorspiele wurde ebenfalls erfolgreich verfilmt. Was sind deine Gedanken zum Film?
Über den Spielfilm (von der 20th Century Fox und Lieblingsfilm verfilmt) habe ich mich sehr gefreut. Am Filmstart-Wochenende war „Doktorspiele – der Film“ Nr. 2 in den Kinocharts und bekam das Prädikat „Wertvoll“. Auch jetzt wird der Film immer wieder im Fernsehen gespielt. Nach dem Kino-Filmstart las ich gern die Kommentare der Jugendlichen in den sozialen Netzwerken zum Film (der Film ist ab 12, das Buch eher ab 14 :-) ). Ein Mädchen schrieb zum Beispiel:
„Das buch ist auch vool super aber der film ist geilerr weil mans da sieht.“ (Originalschreibweise.)
Dein Roman hat eine ziemlich skandalöse Vergangenheit!
Ursprünglich ist Doktorspiele als Jugendbuch erschienen und war bei den „Besten 7 Büchern für junge Leser“ von Focus und Deutschlandfunk. Trotzdem wurden meine Auftritte mit dem Programm zum Buch an Schulen in Marburg, Berlin und Dresden verboten. Der Spiegel und viele andere Medien berichteten von den Verboten. Manche Eltern und Lehrer wollten nun mal verhindern, dass ihre pubertierenden Jungs erfuhren, sie würden hin und wieder eine Erektion bekommen. Wegen der damaligen Skandale war Doktorspiele zwei Tage lang Nummer 1 bei Amazon im Jugendbuch. :-)
Ist das Buch trotzdem für Jugendliche geeignet?
Ja! Was sind der Sexkitsch und die Pornographie, mit denen die Medien und die Werbung uns und unsere Kinder ständig bombardieren? Sicher nicht ein Abbild der normalen Sexualität, die wir jeden Tag in unseren Beziehungen oder auch allein erleben. Und schon überhaupt nicht das Abbild der jugendlichen Sexualität. Die Jungs schauen sich mit 12 Pornofilme an und denken dann, das entspräche der Realität. Was soll ein Junge mit einem solchen Bild der Sexualität anfangen? Wozu erziehen wir unsere Jungs damit? Und dann versuche ich, das Ganze etwas realistisch aber mit Humor anzugehen, damit die Jugendlichen etwas ihre Ängste und Komplexe abbauen können, und die Eltern und Lehrer laufen Sturm. In unserer Kultur gilt das Bild eines aufgeschlitzten Bauchs als „anständiger“ als das unserer Geschlechtsorgane.
Nicht nur Jugendliche, auch viele Erwachsene haben dein Buch gelesen. Welche Reaktionen gab es?
Wegen der sexuellen Thematik polarisiert das Buch. Viele Erwachsene sind begeistert davon. Einige Mütter haben mir schon gesagt oder geschrieben: Jetzt würden sie endlich wissen, wie ihre Söhne ticken. Manche Menschen haben aber große Probleme mit einer etwas direkten Darstellung der normalen Sexualität. Eine Literaturkritikerin, die „Doktorspiele“ später verriss, sagte mir, die männliche Sexualität interessiere sie nicht. Dabei hatte sie einen Sohn. Das hat mich schon etwas gewundert – mich interessiert weibliche Sexualität brennend.