Worum geht es in deinem Buch Im Netz des Mörders?
Es ist ja nicht so, dass Kriminalkommissar Ben Kollang nicht schon genug Probleme hat. Zu allem Überfluss verliert er nun auch noch sein Handy. Es ist der Beginn einer – freundlich ausgedrückt – nervenaufreibenden Zeit, die seine bisherigen Sorgen lächerlich erscheinen lässt ...
Wie ist Kriminalkommissar Ben Kollang in drei Worten?
Aufopfernd, stur, verzweifelt.
Die Tatsache, dass Ben Kollang seine Vergangenheit mit Alkohol betäubt, ist ein klassisches Motiv der Kriminalliteratur. Trotzdem ist es gerade gesellschaftlich auch kein einfaches Thema. Wie kam es zu dieser Wahl?
Stimmt, das war auch mein Gedanke und der hat mich anfangs wirklich genervt. Darum habe ich lange nach Alternativen gesucht, wie er seinen Schmerz betäuben kann. Eingefallen ist mir leider nichts, was wirklich zur Story gepasst hätte. Somit habe ich die Gelegenheit genutzt und versucht, die Gefahr der Alkoholsucht, gerade in einem psychischen Ausnahmezustand, deutlich zu machen. Genau wie die Auswirkungen des Alkohols allgemein und dass der vermeintliche Sinn dahinter, sich regelmäßig damit zu betäuben, die Probleme eigentlich nur schlimmer macht. Ich hoffe, es ist mir gelungen.
Die Atmosphäre und die Schauplätze in deinem Buch tragen stark zur Spannung bei. Wie gehst du beim Schreiben vor, um diese bedrohliche Stimmung zu erzeugen? Hast du vielleicht Tipps für uns?
Gute Frage. Tipps habe ich tatsächlich keine. Bei mir ist es so, dass ich dreißig Jahre lang aus dem Bauch heraus geschrieben habe. Das funktioniert auch heute noch am besten für mich, denn während des Schreibens tauche ich in die Geschichte ein, ich werde quasi zum Prota. Fühle und denke mit ihm. Sehe, rieche und höre, was er wahrnimmt. Da kommt alles andere von allein – solange ich nicht drüber nachdenke. Hilfreich ist sicher, dass ich seit meiner Jugend Thriller, Krimis und Horrorbücher lese und liebe, selbiges bei Filmen. Da sind die Bilder im Kopf größtenteils schon vorgefertigt und müssen nur noch aus den Untiefen meines Gehirns hervorgelockt werden.
Woher kommen deine Kenntnisse über die polizeilichen Ermittlungen? Hast du da besondere Kontakte?
Unsere Dorfsheriffin, wie ich unsere Bezirksbeamtin nenne, ist ein echtes Goldstück. Sie bietet zwei- bis dreimal wöchentlich eine Stunde für die Bevölkerung an, in denen jeder sie mit Fragen löchern kann. Das habe ich inzwischen mehrfach ausgenutzt, habe mir ganze Listen gemacht, die ich mit ihr abgearbeitet habe. Dabei ist sie immer, auch bei noch so dämlichen Fragen, unglaublich geduldig und erzählt viel aus dem Leben einer Polizistin. Auf mich macht es den Eindruck, als hätte sie Spaß daran, was mir die Sache natürlich mächtig erleichtert. Für die Unterstützung bin ich ihr unglaublich dankbar.
Welche Botschaft oder welches Gefühl hoffst du, dass deine Leser nach der Lektüre deines Buches mitnehmen?
Wie schon gesagt, hoffe ich, etwas Aufklärungsarbeit zum Thema Alkohol/-sucht geschafft zu haben. Vor allem liegt mir (wie sehr oft in meinen Büchern) die Psyche der Figuren sehr am Herzen. Diese versuche ich möglichst realistisch darzustellen. Das Leben kann einen richtig fertig machen, aber wenn man Hilfe annimmt, kann man nahezu jeder Situation die Stirn bieten. Man muss sich nur eingestehen, ein Problem zu haben, und das ernsthaft angehen. Vor allem ist Aufgeben keine Option.
Was liest du in deiner Freizeit? Welche Autor*innen haben dich besonders inspiriert?
Nach wie vor lese ich am liebsten Thriller, z.B. Chris Carter, Ian Ranking, Charlie Huston und Tess Gerritsen, aber auch sehr gern Stephen King, wobei mich bei ihm die Längen etwas stören. Die versuche ich in meinen Büchern zu vermeiden. Inzwischen fungiere ich auch als Testleserin und Lektorin, da bekomme ich auch alle möglichen andere Genres vorgelegt, die erstaunlich viel Spaß machen. Nur High Fantasy, Sci Fi und historische Romane sind nicht meins, beim Lesen wie auch beim Schreiben.
Wo sammelst du Ideen für neue Projekte?
Viele Ideen bekomme ich in Filmen/Serien, bei Spaziergängen, aber auch im Alltag. Es gibt immer wieder Situationen, in denen es plötzlich Klick im Kopf macht und ich nicht mehr ansprechbar bin. Dann habe ich mich gedanklich in meinen neuen Plot zurückgezogen. Oder aber auch in den aktuellen, weil mir plötzlich eine gute Szene eingefallen ist, die unbedingt noch mit rein muss. Auch Musik hilft mir. In sie kann ich vollständig eintauchen (vorausgesetzt, sie gefällt mir – ich bin da etwas wählerisch) und meinen Gedanken freien Lauf lassen. Da kamen schon so einige Ideen bei herum.