Interview Clare Broyles – Tochter von Rhys Bowen – im Interview über ihren gemeinsamen Roman

Dies ist der 18. Band der beliebten Molly Murphy ermittelt-Reihe. Was gefällt dir am besten an dieser Reihe? hast du einen Lieblingscharakter?

Molly ist definitiv mein Lieblingscharakter. Es ist mir eine große Ehre, diese Reihe zusammen mit Rhys zu schreiben, und ich sehe so viel von ihrer Persönlichkeit in Molly. Sie steht immer auf der Seite der Benachteiligten, akzeptiert die Menschen um sich herum und lässt sich niemals unterkriegen. Bei Ungerechtigkeiten eilt sie zur Tat und genauso schnell, hilft sie denen in Not.

Dies ist der erste Roman, den du gemeinsam mit deiner Mutter Rhys Bowen geschrieben hast. Wie war der Schreibprozess? Gab es irgendwelche Schwierigkeiten?

Für mich war die einzige Schwierigkeit am Anfang die leere Seite. Es war einschüchternd zu wissen, dass ich mit einer so produktiven und vielseitig gelesenen Autorin zusammenarbeite. Jedoch sobald Rhys meine erste Szene gelesen und sie ihr gefallen hatte, verschwanden diese Ängste. Wir hatten keinerlei Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit. Als Mutter und Tochter sprachen wir bereits vorher schon stundenlang am Telefon, daher war es sehr angenehm, das Buch gemeinsam zu planen und Ideen auszutauschen. Wir wussten frühzeitig, wer der Mörder sein würde, und auch die wichtigsten Wendungen der Handlung fielen uns früh ein. Wir haben die Szenen vorher zusammen geplant und dann hat jeder von uns eine Szene geschrieben. Danach lasen wir die Arbeit des anderen und nahmen Änderungen vor. Ich glaube, wir hatten während des gesamten Romans keine einzige Meinungsverschiedenheit. Natürlich war ich als neue Autorin, die in einer von Rhys geschaffenen Welt schreibt, sehr glücklich, jede Überarbeitung und Anweisung anzunehmen, die sie geben wollte!

Wie seid ihr auf die Idee für Rückkehr nach Ellis Island gekommen?

Es gab seit 2017 kein neues Molly-Buch mehr, also wollten wir Molly zu ihren Wurzeln zurückführen und die Leser an ihre Einwanderungsgeschichte erinnern. Das brachte uns auf die Idee, sie zurück nach Ellis Island zu bringen. Ihr Schützling Bridie war von Anfang an Teil der Geschichte, und wir wollten auch ihr in den zukünftigen Romanen eine größere Rolle geben. Diese beiden Hauptwünsche prägten den Roman. Ich liebe es zu recherchieren, also habe ich die New York Times aus der damaligen Zeit, in der unser Roman spielt, gelesen. Das Wetter und die aktuellen Ereignisse aus dieser Zeit prägten die restliche Entwicklung des Romans.

Du hast im Theater gearbeitet. Gibt es Dinge von dort, auf die du beim Schreiben eines Buches zurückgreifen kannst?

Wenn ich eine Szene beginne, stelle ich sie mir sehr ähnlich zu einer Szene im Theater vor. Zuerst etabliert man den Ort und dann lässt man den Dialog und das Handeln der Charaktere den Rest formen. Ich bin derzeit Teil einer Improvisationsgruppe, und das ist beim Schreiben sehr hilfreich. Eine improvisierte Denkweise besagt: "Wenn das wahr ist, was muss dann noch wahr sein?" Es sucht auch nach unerwarteten Wendungen. Das sind gute Werkzeuge, die Schriftsteller:innen gut gebrauchen können.

Eine Sache, die Leser:innen vielleicht nicht wissen, ist, wie kollaborativ der Roman-Schreibprozess in Wirklichkeit ist. Wenn man gute Agenten und Lektor:innen hat – wie ich es habe – tragen deren Beiträge dazu bei, den Roman von seinem ersten Entwurf bis zu den abschließenden Überarbeitungen zu formen. Theater ist eine kollaborative Kunst, bei der Regisseur:innen, Designer:innen und Schauspieler:innen zusammenkommen, um die endgültige Produktion zu schaffen. Meine Theatererfahrung ermöglicht es mir, diese Zusammenarbeit zu genießen und darauf zu vertrauen, dass sie das Endprodukt stärker macht, anstatt den Ansatz des "einsamen Schriftstellers" zu verfolgen, der jede externe Rückmeldung als Schwächung der Autorenvision betrachtet.

Liest du selbst gerne Cosy-Crime? Was macht einen guten Kriminalroman aus?

Ich liebe Cosy-Crimes. Ich habe gerade erst die gesamte Three Pines-Serie von Louise Penny gelesen. Ein guter Kriminalroman folgt konsequenten Regeln. Die Leser:innen müssen eine faire Chance haben, das Rätsel lösen zu können. Es ist unfair, den Mörder erst in letzter Minute einzuführen! Eine gute gemütliche Reihe ermöglicht es den Leser:innen, zu Charakteren zurückzukehren, die wir lieben. Da sich die Charaktere über viele Bücher hinweg entwickeln können, können wir uns als Leser:innen auf eine Weise mit ihnen identifizieren, die in nur einem Roman nicht möglich ist.

Hast du literarische Vorbilder?

Rhys Bowen natürlich! Ich lese ihre Bücher schon seit meiner Kindheit. Andere Autoren und Autorinnen, denen ich gerne nacheifern würde, sind J.R.R. Tolkien, C.S. Lewis, Jane Austen, Connie Willis und Kim Stanley Robinson. Was sie alle gemeinsam haben, ist die Schaffung von so immersiven Welten, dass sie sich absolut real anfühlen. Jedes Mal, wenn ich ein Buch aufschlage, betrete ich eine andere Welt, die genauso authentisch ist wie diese.

Was machst du gerne in deiner Freizeit?

Ich bin Vollzeitmusik- und Mathematiklehrerin an einer Montessori-Schule und dazu Schriftstellerin, daher habe ich sehr wenig Freizeit. Wie ich oben erwähnt habe, bin ich Teil einer Improvisationstruppe. Ich liebe es, kleine Theater zu besuchen, Wanderungen mit meinem Ehemann und meinen Hunden zu unternehmen und Yoga zu machen. Im Sommer trifft sich unsere Familie am Strand in San Diego zum Schwimmen und Kajakfahren.

Was liest du im Moment? Hast du Empfehlungen?

Im Moment beginne ich mit der Arbeit am nächsten Molly Murphy-Buch und schreibe einen Vorschlag für eine hoffentlich neue Reihe. Deshalb lese ich gerade keine Belletristik. Es passiert nämlich sehr schnell, die Stimme eines anderen Autors oder Autorin anzunehmen. Wenn ich ein gutes Buch lese, beginne ich wie der oder die Autor:in zu denken. In diesem Jahr habe ich Anywhere You Run von Wanda Morris und Finley Donovan Knocks 'Em Dead von Elle Cosiman sehr genossen. Außerdem Rhys' neues Buch der Im Auftrag Ihrer Majestät-Reihe, Möderische Mission, und ihr eigenständiges Werk, The Paris Assignment.