Worum geht es in deinem Buch Summer Wine?
In Summer Wine geht es um die Floristin Liana, die unverhofft ein altes Weingut von ihrer Großmutter erbt – auf der traumhaft schönen Kanareninsel Lanzarote. Weil sie das Geld gut gebrauchen kann, möchte sie die Bodega verkaufen und hat auch schon ein Angebot von dem einflussreichen Hotelbesitzer Raúl. Leider hat sie die Rechnung ohne den charmanten Weinbauern Iago gemacht, der sich partout nicht von dem Gut trennen will … oder nicht von Liana?
Der Roman spielt auf Lanzarote. Warst du selbst schon dort? Was verbindest du mit der Insel.
Ihr habt es erraten – ich war vor Kurzem zum dritten Mal auf Lanzarote und es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein. Lanzarote ist für mich eine unterschätzte Schönheit. Viele Urlauber besuchen lieber die grüneren Nachbarinseln Gran Canaria oder Teneriffa, aber für mich machen gerade die kargen Lavafelder und kolossalen Vulkane den Charme der Insel aus. Es gibt wenig Massentourismus, die Bebauung ist sehr urtümlich (auf Lanzarote gibt es nur ein Hochhaus und das wurde ohne Genehmigung hochgezogen …) und die Menschen sind entspannt und freundlich. Eine leckere Tapasplatte, einen guten Wein und der Schirokko, der mir um die Nase weht – dann bin ich glücklich!
Liana erbt ein Weingut. Wie bist du darauf gekommen?
Als ich zum ersten Mal die Weinfelder auf Lanzarote gesehen habe, war ich begeistert! Das Weinanbaugebiet La Geria sieht wirklich aus wie von einem anderen Planeten und wurde 1993 zum Weltkulturerbe erklärt. Ich habe bei der Recherche einige Weingüter besucht und habe mich vom Charme der traditionellen Bodegas verzaubern lassen. Da war mir klar: So ein kleiner Rückzugsort in den Bergen, umgeben von Wein, ohne Fernsehen, Internet oder Straßenlärm, das wär doch ein Traum.
Beschreibe deine Protagonistin in 3 Sätzen.
Liana ist loyal und hat ein gutes Herz, auch wenn sie sich von den Männern manchmal zu leicht um den Finger wickeln lässt. Sie lernt im Verlauf ihrer Reise, sich selbst mehr zuzutrauen und, was Werte wie Familie und Zusammenhalt bedeuten. Durch Iago kann sie sich endlich fallen lassen und sich „ohne Netz und doppelten Boden“ ins Leben stürzen.
Wie bist du zum Schreiben gekommen?
Das Schreiben war schon immer ein Teil von mir – ja, ganz klassisch: seit der Grundschule. Zur Erotik bin ich gekommen, wie die Jungfrau zum Kind … Drei Monate Lockdown, der Sommerurlaub geplatzt und das Fernweh umso größer. Dazu kam die Lust, etwas Neues auszuprobieren – und ich hätte wirklich nicht gedacht, dass es so viel Spaß macht ;-)
Was macht einen guten Erotikroman für dich aus?
Da gibt es eigentlich drei Dinge: Sympathische Charaktere, die auch gern Ecken und Kanten haben dürfen; ein atmosphärisches Setting mit viel sinnlichen Details; eine Beziehung auf Augenhöhe ohne Toxizität.
Du bist auch Literaturübersetzerin. Dabei schreibt man zwar nicht selbst, trotzdem bringt man sich als Übersetzerin ein. Ist es manchmal schwierig für dich, nicht in Szenen einzugreifen, wenn sie zum Beispiel nicht ganz rund sind?
Das ist eine schwierige Frage, denn im Prinzip sehe ich es als meine Aufgabe an, letztendlich ein rundes Gesamtwerk abzuliefern. Ich versuche, das zu schaffen, indem ich dem Stil der Autorin oder des Autors treu bleibe und so wenig ändere wie möglich, aber so viel wie nötig. Manchmal kann man einen Text allein durch die Wortwahl zum „Funkeln“ bringen und die deutsche Sprache ist zum Glück wunderbar vielfältig. Natürlich denke ich mir manchmal: Wieso taucht die interessante Figur aus Kapitel zwei nie wieder auf? Ich möchte doch bitte mehr über sie erfahren, aber da hilf es, dass ich selbst Autorin bin und weiß, wie anspruchsvoll es ist, ein Buch zu schreiben. Die Ehrfurcht vor dieser Leistung hat bis jetzt immer irgendwelche Kritikpunkte überwogen, mich demütig gemacht und gleichzeitig habe ich auch immer viel über das Schreibhandwerk gelernt.
Woher nimmst du deine Inspiration?
Erstmal brauche ich etwas, das mich fasziniert – zum Beispiel die zauberhafte, urige Bodega auf Lanzarote. Diese Idee keimt dann in mir, wächst und wuchert und treibt beim Musikhören, Joggen, Putzen (eigentlich ist es egal, was ich mache …) wunderbare Blüten, bis sich die Geschichte fast wie von selbst scheibt.
Wie sieht dein Schreiballtag aus?
Einen Alltag habe ich eigentlich nicht – ich schreibe, wann immer ich zwischen meinen Kindern, dem Übersetzen und dem restlichen Leben Zeit dazu finde. Oft höre ich bestimmte Musik, die zum aktuellen Projekt passt. Summer Wine ist fast vollständig auf dem Balkon entstanden (merkt man das?) und ich habe mir auch ab und zu ein Gläschen Wein beim Schreiben gegönnt.
Hast du einen Buchtipp für uns?
Ja! Da möchte ich unbedingt schon einmal die Sebastian St. Cyr-Reihe von C. S. Harris empfehlen, von der ich gerade den ersten Teil übersetze (und schon den fünften Teil lese …). Wer sich für die Regency-Zeit interessiert, aber das ganze nicht mit viel Zuckerguss präsentiert bekommen möchte, sondern als anspruchsvollen Thriller mit einem außergewöhnlichen Helden, der ist hier genau richtig. Das englische Original ist natürlich schon überall verfügbar und ich denke, auf Deutsch kann man das Buch im Herbst beim dp-Verlag erwerben.