Interview Sadie Ryan im Autoreninterview zu Die perfekte Freundin

Worum geht es in deinem Buch Die perfekte Freundin?

Die Geschichte handelt von zwei Fremden, die miteinander ins Gespräch kommen und sich schließlich verschwören, die Ehemänner der jeweils anderen zu töten. Alles beginnt damit, dass Lindy nach einer zufälligen Begegnung von Mia besessen wird. Ihre gemeinsame Frustration über ihre Ehemänner bringt sie zusammen und lässt sie das perfekte Verbrechen planen – da sie weder zueinander noch zu ihren Opfern eine persönliche Beziehung haben, glauben sie, dass sie mit einem Mord davonkommen können. Im englischen Cheshire, im Nordwesten von Großbritannien, entfaltet sich dieser Psychothriller, während ihr gefährlicher Pakt Form annimmt.

 

Linda (Lindy) und Mia sind zwei sehr unterschiedliche Frauen mit noch unterschiedlicheren Leben. Welche der beiden Figuren war für dich als Autorin spannender zu schreiben?

Es hat mir Spaß gemacht, beide Figuren zu schreiben, aber wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es Lindy. Als Mutter konnte ich mich wirklich in sie hineinversetzen, mir ihre verheerende Situation vorstellen und meine eigenen Emotionen einfließen lassen, damit sie sich real anfühlt. Besonders emotional war es, die Szene zu schreiben, in der die Wahrheit über ihre Familie ans Licht kommt.
Bei Mia war die Auseinandersetzung mit dem Thema Missbrauch sehr beunruhigend. Ich finde die Vorstellung abscheulich, und ihre Erfahrungen darzustellen war manchmal schmerzhaft. Wenn ich schwierige Szenen schreibe, tauche ich in den Moment ein und frage mich: Wie würde ich mich fühlen? Wie würde ich reagieren? Diese Herangehensweise hilft mir, den Geschichten Authentizität zu verleihen.


Hast du ein Geheimrezept, um solch fesselnde Thriller zu schreiben?

Ich neige dazu, mit einer Idee in meinem Kopf herumzuspielen, bis ich einen Anfang und ein Ende habe. Wenn ich das Ziel vor Augen habe, fällt es mir leichter, mich in die Geschichte hineinzufinden. Und die Mitte? Ich vertraue darauf, dass sie sich während des Schreibens von selbst offenbart. Ich habe eine lebhafte Fantasie und schreibe Geschichten, die ich gerne lese oder in Filmen sehe. Ich mag es, den Leser glauben zu lassen, dass er weiß, was kommt, und ihn dann mit einer unerwarteten Wendung zu überraschen.


Was brauchst du, um deine Bücher schreiben zu können? Ist es zum Beispiel immer derselbe Ort? Hörst du Musik oder brauchst du absolute Stille?

Das kommt darauf an. Manchmal schätze ich die Stille, aber meistens ziehe ich Musik vor. Normalerweise habe ich meine Kopfhörer drin und höre Adagio-Instrumentalstücke – sie helfen mir, das Tempo der Geschichte beizubehalten und verhindern, dass meine Fantasie abschweift. Wenn ich intensive oder erschütternde Szenen schreibe, wende ich mich bestimmten Titeln der Rolling Stones zu, um meinen Puls zum Rasen zu bringen und mich in den Moment hineinzuversetzen.


Hast du eine Lieblingsszene aus Die perfekte Freundin, die du mit uns teilen möchtest?

Eine meiner Lieblingsszenen in Die perfekte Freundin ist die Szene am Anfang, als Lindy im Pub sitzt und auf Mia wartet. Ich finde es toll, wie roh sie in diesem Moment ist, wie ihre innere Wut unter der Oberfläche brodelt. Trotz der harten Schale, die sie nach außen trägt, ist sie hier sehr verletzlich. Etwas, was sie umso fesselnder macht.

 

Was reizt dich besonders am Schreiben von Psychothrillern? Was zeichnet dieses Genre für dich aus?

Der Reiz von Psychothrillern liegt in den Gedankenspielen, der Spannung und vor allem in den unzuverlässigen Erzählern, die den Leser alles hinterfragen lassen. Ich liebe es, wie sich diese Figuren in den Kopf des Lesers eingraben, seine Wahrnehmungen verdrehen und die Spannung bis zur letzten Enthüllung aufbauen.

 

Hast du einige Buchempfehlungen für unsere Leser?

Ich habe durchaus Buchempfehlungen, aber die Liste ist ziemlich vielseitig. Ich neige nicht dazu, das Genre zu lesen, in dem ich schreibe. Es ist schön, mal abzuschalten und etwas ganz anderes zu lesen.

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