Was bedeutet für dich dein Buch Wie der Teufel und das Weihwasser?
Das klingt jetzt kitschig, aber es bedeutet tatsächlich die Erfüllung eines Kindheitstraumes. Schreiben ist das, was ich schon immer machen wollte und dieses Buch ist es, das den Bann gebrochen hat. Andere werden ihm folgen, aber dieses wird immer das Erste bleiben.
Wie lange hast du an deinem Buch gearbeitet?
Laaaange. Mehrere Jahre.
Das liegt nicht nur am Umfang allein, sondern auch daran, dass bereits im Vorfeld einiges an Recherchearbeit anfiel. Die größte Herausforderung aber war, Hadelindes Stimme zu finden, dem Lebensgefühl einer Frau in ihrer Zeit auf die Spur zu kommen und aus diesem so überhaupt nicht emanzipierten weiblichen Wesen eben doch das zu machen, was man heute eine liebenswerte Chaotin nennen würde.
Wie bist du auf die Idee gekommen?
Da gab es viele Anregungen, die sich im Lauf der Zeit angesammelt haben und die dann, vielleicht sogar in einem Urlaub in einem mittelalterlichen Örtchen in Frankreich, zu einer ersten Grundstory verschmolzen.
Rittergeschichten mochte ich schon immer, natürlich auch der Pferde wegen, und von allen Rittern ist ja wohl der schwarze Ritter immer noch der Faszinierendste. Aber warum eigentlich muss er immer durch und durch böse sein und womöglich noch dazu ein hässlicher Typ? Wäre es nicht viel spannender, wenn er ein Typ Mann ist, der eine Frau aus den Schuhen haut und im Grunde seines Herzen nichts anderes als ein tragischer Held?
Wen ich in Rittergeschichten nie besonders mochte, waren die schönen Damen, die auf der Tribüne saßen und zusahen, wie die Männer sich ihretwegen gegenseitig ausstachen.
Es mag zwar ein alter Hut sein, seine weibliche Hauptfigur in die Verkleidung eines jungen Mannes zu stecken, um sie möglichst nahe an den schwarzen Ritter heranzubringen, dennoch ist und bleibt es die actionreichste Lösung. Und wenn der Ritter dann noch alle Frauen hasst, gerade weil er wegen einer dieser zickigen Tribünenschönheiten einen schwerwiegenden Fehler gemacht hat, sind Komplikationen vorprogrammiert …
Worum geht es in deinem Buch?
Letztlich geht es um eine Frau und einen Mann, die sich der Frage gegenüber sehen: Können Männer und Frauen Freunde sein?
Ja, ganz richtig, das ist die Frage aus Wie der Teufel und das Weihwasser. Allerdings agieren Jérôme und Hadelinde unter erschwerten Bedingungen, dadurch dass sie im Mittelalter leben.
Wie die beiden es trotzdem schaffen, die tiefe Kluft zwischen Männern und Frauen zu überwinden und wie sie ihre ganz persönliche Lösung für das Dilemma zwischen Freundschaft und Liebe finden? Nun, das steht in meinem Buch.
Hast du weitere Projekte?
Ja, aber über die wird vorerst nichts verraten. ;D
Welche Projekte planst du für die Zukunft?
Ich plane vor allem eines: weitere Romane zu schreiben, weil ich ohne das Schreiben einfach nicht mehr existieren kann. Was meine nächsten Themen anbelangt, ‚plane‘ ich, mich ein bisschen von mir selbst überraschen zu lassen, was mich als nächstes interessieren wird.
Was liest du selbst gerne?
Unabhängig von einem bestimmten Genre lese ich gern Bücher, die mich mitreißen. Meist ist es an einer ganz bestimmten Figur festgemacht, ich bin eindeutig jemand, der einen klaren Sympathieträger braucht. Das muss keine Figur sein, mit der ich mich identifizieren kann, sie muss beileibe nicht unbedingt „gut“ sein, sie darf auch nur eine Nebenrolle spielen, aber diese eine Figur muss so angelegt sein, dass ich an ihrem Schicksal unbedingt Anteil nehmen will.
Ganz besonders mag ich Bücher, die in der ersten Person geschrieben sind – wenig verwunderlich also, dass ich auch am liebsten in dieser Form schreibe.
Ein Erzähler oder auch eine Erzählerin, der die Ereignisse angeblich miterlebt hat und nun nacherzählt, verleiht ihnen die wunderbare Illusion von „Echtheit“. Selbst wenn dieses „Ich“ sich selbst weit im Hintergrund hält, vermittelt es einem das Gefühl, dass man nicht einfach nur eine Geschichte gelesen hat, sondern dass man jemanden kennen gelernt hat, der sie miterlebt hat.
Zu Recherchezwecken lese ich auch viele Sachbücher und stelle mir vor, wie es meinen Protagonisten in diesem Umfeld ergeht, wie sie darin agieren, wie die Erlebnisse sie prägen. Jérôme de Montdragon erzählt im Roman eigentlich sehr wenig über den ersten Kreuzzug, an dem er als ganz junger Mann teilgenommen hat. Für mich jedoch war er in jedem Geschichtsbuch, in dem es um den ersten Kreuzzug ging, mit dabei und das hat ihm einiges an Charakter verliehen.
Außerdem lese ich mit großer Begeisterung Bücher über das Schreiben. (Wunderbar, dass man endlich Sol Stein wieder gedruckt hat!)