Interview Tanja Bern über ihren Liebesroman

Worum geht es in deinem Buch Im Schatten unserer Herzen?
Es geht um Katelyn, die von ihrer Großmutter sehr alte Tagebücher aus der Familiengeschichte bekommt. Dadurch taucht sie gedanklich in das 18. Jahrhundert und in das Leben von John McKay ein. Er gehörte zum verarmten Landadel und lebte in einer arrangierten Ehe. Seine wahre Liebe war der junge Fahrende Jake O’Malley, und ihre heimliche Beziehung war eine gefährliche Gratwanderung zu dieser Zeit. Katelyn spürt zu beiden Männern eine tiefe Verbundenheit und versinkt immer tiefer in Johns und Jakes Leben …



Wie bist du auf die Idee zu dem Roman gekommen?
Die beiden Figuren John und Jake hatte ich schon als Jugendliche im Kopf. Damals konnte ich sie noch keiner Geschichte zuordnen, denn ich begann erst mit dem Schreiben. Vor allem John inspirierte mich bei jedem Wort, das ich versuchte, zu Papier zu bringen. Ich denke mir auch selten direkt etwas aus, es fühlt sich eher so an, als ob mich die Geschichten finden. John ist auch heute noch meine Muse, nach all den Jahren inspiriert mich sein liebevolles Wesen noch immer. Manchmal habe ich das Gefühl, er steht neben mir. *lach* Johns und Jakes Leben hat sich aber unendlich langsam entfaltet (anders als viele meiner anderen Storys). Hier brauchte es Jahre, bis ich ein fertiges Bild vor Augen hatte und ernsthaft begann, es aufzuschreiben.

Quelle: Tanja Bern

Die Geschichte beginnt damit, dass Katelyn von einem Mann träumt. Verarbeitest du selbst Träume in deinen Geschichten?
Auf jeden Fall! Ich träume unglaublich viel, meist einen halben Abenteuerfilm, der mich dann oft noch beschäftigt. In meinen Geschichten finden sich so einige Traumelemente, und einige Bücherideen sind durch so ein Traumfragment entstanden. Im Wachzustand spinne ich meine Träume dann oft weiter und bin überrascht, wenn ich plötzlich ein Exposé vor mir habe.

 

Ein großer Teil des Romans spielt in der Vergangenheit. Wie sah deine Recherche dazu aus?
Einige Dinge habe ich schon vorab „gesehen“ und war dann bei der Recherche erstaunt, dass meine inneren Bilder zu der Realität so gut passten. Das mochte daran liegen, dass ich zu der Zeit die Bücher von Diana Gabaldon verschlungen habe. Die Outlander-Reihe spielt auch in diesem Jahrhundert, und die Autorin legt sehr viel Wert auf historische Richtigkeit. Das hat mir ein gutes Gefühl für diese Zeit vermittelt. Vieles habe ich natürlich im Internet erforscht. Aber ich konnte mich auch einfach sehr gut in John einfühlen.

 

Was fasziniert dich an der Vergangenheit so?
Das kann ich gar nicht so genau beantworten. Es ist überhaupt nicht so, dass ich in dieser Zeit würde leben wollen. Aber mich berühren die Schicksale dieser Menschen sehr. Sie führten ein völlig anderes Leben, und ich möchte sie verstehen. Es ist zudem so, dass bei mir ständig Protagonist:innen aus der Vergangenheit anklopfen. Nun ja, und wenn sie dann schon mal da sind, muss ich natürlich auch um ihre Geschichte wissen. Also tauche ich, ähnlich wie Katelyn, dort ein. Hört sich für Außenstehende wahrscheinlich ein bisschen verrückt an.

Quelle: pixabay.com

Gibt es die Orte der Geschichte wirklich? Warst du bereits selbst dort?
Ja, es gibt jeden Ort, der in der Geschichte beschrieben ist, zum Beispiel den Steinkreis Castlerigg oder den See Derwent Water. Leider war ich selbst noch nicht dort, das ist noch ein großer Traum von mir. Ich habe mich da von vielen Bildern inspirieren lassen, habe mir die Umgebung auf diese Weise genau angeschaut. Die Region um den Lake District ist wirklich wunderschön.

 

Was inspiriert dich zu deinen Romanen?
Auch das kann ich nur schwer beantworten. Wie oben schon beschrieben, werde ich oft von Träumen inspiriert, aber auch von spezieller Musik. Länder wie Irland oder England sind für mich Orte, die mich sehr in Schreibstimmung versetzen, da reichen Fotos völlig. Eigentlich ist es aber so, dass mir die Ideen und Szenen zufliegen. Ich sehe es dann plötzlich wie eine Erinnerung, die aber eigentlich nichts mit mir zu tun hat. Das ist manchmal nur eine kurze Szene, aber manchmal entspinnt sich daraus ein ganzer Buchplot. Denn wenn ich einmal anfange, etwas aufzuschreiben, sprudelt es heraus. Natürlich nicht immer! Ich habe auch Phasen, wo es in mir sehr still ist.

 

Quelle: Tanja Bern

Hast du ein Ritual beim Schreiben?
Nicht direkt, manchmal brauche ich bestimmte Musik, dann wieder absolute Stille. Oft brauche ich auch Geräusche wie Regen oder das Knistern von einem Lagerfeuer. Es kommt immer darauf an, und es wechselt häufig, je nach Buch und Szene. Allerdings darf bei mir niemals Kaffee fehlen, und ich brauche Bonbons, am liebsten Eukalyptusbonbons.

 

In welchem Genre liest du selbst gern?
Fantasy-Romance mag ich am liebsten, aber ich lese auch sehr gerne Gay-Romance. Generell mag ich auch historische Bücher, wenn sie nicht zu schwer sind.

 

Du schreibst in verschiedenen Genres, gibt es für dich etwas, das ein guter Roman immer braucht?
Ich komme eigentlich nie ohne die Romance aus. Die Liebe treibt mich im Schreiben an. Ich kann mir, ehrlich gesagt, nur schwer vorstellen, ein Buch zu schreiben, in dem sich meine Protas nicht auf die ein oder andere Weise verlieben. Mir persönlich ist aber die Charakterentwicklung sehr wichtig, und natürlich das Authentische der Figuren. In meiner Vorstellung müssen sie leben, ich muss sie fühlen, mit ihnen leiden und lachen können. Im Endeffekt schlüpfe ich beim Schreiben gefühlsmäßig in ihre Rollen, und nur dann kann ich sie auch lebendig werden lassen. Für mich ist also ein starker Charakter unglaublich wichtig. Man muss sich mit ihm oder ihr identifizieren können. Beim Schreiben und auch beim Lesen möchte ich mich gerne ein klein wenig in die Figur verlieben können. Dann stimmt für mich die Chemie.

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Einige deiner Romane spielen in Irland. Hast du einen besonderen Bezug dazu?
Oh ja! Irland fühlt sich an wie eine besondere Heimat. Dieses Land berührt mich unglaublich. Dort habe ich das erste Mal das Gefühl gehabt, dass ich Schreiben muss. Dort haben die Figuren meines ersten Romans quasi auf mich gewartet, dort habe ich sie das erste Mal „gesehen“. In Irland hat eigentlich alles begonnen. Irgendetwas wurde dort in mir geweckt, von dem ich heute noch zehre. Für mich hat dieser Ort etwas Magisches, das mich irgendwie völlig verzaubert hat. Ich muss auch gar nicht oft dort sein, meine etwas verklärten Erinnerungen und irgendwie auch meine Sehnsucht nach Irland inspirieren mich so stark, dass ich es beim Schreiben nutzen kann.