Interview Autorin Tess Tyler im Interview

Worum geht es in deinem Buch Liebe auf Umwegen?

Es geht um die 22-jährige Lisa Burnett, die sich nach dem Tod ihrer Mutter auf deren Bitte hin auf Spurensuche in der Vergangenheit ihrer Familie macht. Auf den Outer Banks von North Carolina findet sie nicht nur Unglaubliches heraus, sondern verliebt sich auch Hals über Kopf in Dane.

Tess Tyler auf den Outer Banks in North Carolina
Autorin Tess Tyler mit Anfang 20, das erste Mal auf den Outer Banks in North Carolina

Das Buch spielt auf den Outer Banks. Warum hast du diesen Ort gewählt und hast du eine Verbindung zu dem Ort

Die Outer Banks habe ich als Setting gewählt, weil es für mich eine Art kleines Paradies ist und perfekt zu einem Sommerbuch passt.
Ich wähle in meinem Büchern (bisher jedenfalls) ausschließlich Settings, die ich persönlich gut kenne. Das macht eine Geschichte für mich authentisch.
Oh ja, eine Verbindung zu dem Ort habe ich auch. Insgesamt habe ich über fünf Jahre in den USA gelebt und immer wieder viele Wochen in Duck verbracht. Daher kenne ich die Gegend sehr gut und war selbst an den Orten, die in dem Buch eine Rolle spielen. Ich liebe die Outer Banks!

Musstest du viel für Liebe auf Umwegen recherchieren und wie lange hast du daran geschrieben?

Das habe ich eigentlich schon in der vorherigen Frage beantwortet. Da ich mich auf den Outer Banks gut auskenne, war nicht viel Recherchearbeit notwendig. Natürlich habe ich ab und zu Google Maps oder meine Bekanntschaften in den USA befragt, schließlich ist es schon ein Weilchen her, dass ich dort war. Aber das Meiste wusste ich noch, und das Interessante war, dass beim Schreiben viele Details plötzlich wieder da waren. Als hätte ich mich fünfundzwanzig Jahre in die Vergangenheit teleportiert! Ich war nämlich tatsächlich ungefähr so jung wie Lisa, als ich das erste Mal auf den Outer Banks war (siehe Bilder aus meinem Fotoalbum)! Das ist mir neulich aufgefallen – Das Unterbewusstsein lässt grüßen!
Wie lange ich an dem Roman geschrieben habe, weiß ich nicht mehr genau. Ich schätze, ungefähr drei Monate. So lange brauche ich normalerweise für die erste Fassung des Manuskripts.

Wie würdest du Lisa und Dane in jeweils drei Worten beschreiben?

Lisa ist lebensfroh, mitteilungsbedürftig und manchmal nachdenklich.
Dane ist hilfsbereit, unkompliziert und sexy.

Wie viel von dir selbst steckt in Lisa?

Das ist eine gute Frage! Es ist ja so, dass ich in vielen meiner Protagonisten und auch Nebenfiguren Charaktereigenschaften und Gedanken von mir wiederfinde. Das geht bestimmt vielen Autoren so. Trotzdem sind sie alle fiktive, eigenständige Persönlichkeiten, weil ich sie weiterforme.
Was Lisa angeht, bin auch ich jemand, die sich viele Gedanken macht. Außerdem bin ich ein kommunikativer Mensch und nenne die Dinge gern beim Namen. Es liegt mir genauso wenig wie Lisa, Dinge zu verheimlichen. Ich sage es lieber gleich, denn die Zeit macht es oft nicht besser.

Tess Tyler auf den Outer Banks in North Carolina
Tyler in North Carolina

Nach dem Tod ihrer Mutter beginnt Lisa die Vergangenheit ihrer Familie aufzuarbeiten. Hast du selbst schon einmal deine Familiengeschichte recherchiert und bist du auf Überraschungen gestoßen?

Nachforschungen gemacht wie Lisa in meinem Roman habe ich nicht, aber ich habe vor allem meiner Mutter viele Fragen gestellt, weil ich es wahnsinnig spannend finde, was in einer Familie über Generationen hinweg so alles passiert. Meine Erkenntnisse bieten Stoff für mehrere Romane ...
Ich denke, in jeder Familie gibt es Dinge, die absichtlich oder unabsichtlich totgeschwiegen wurden. Das Leben ist sehr, sehr interessant, finde ich. Manches kommt nie ans Tageslicht, was in bestimmten Fällen vielleicht sogar einfacher zu ertragen ist.

Liebe auf Umwegen ist ein Liebesroman, du hast aber auch schon Bücher in anderen Genres geschrieben. Was gefällt dir an diesem Genre und gibt es ein Genre, welches du schon immer ausprobieren wolltest?

Viele meiner veröffentlichten Geschichten sind Liebesromane. Das ist einfach so gekommen, weil die Verlage bei dem Genre angebissen haben. Das Genre liegt mir, weil ich finde, dass die Liebe (nicht nur die romantische) eine zentrale Rolle im Leben spielt. Ich frage mich manchmal, ob es Zufall ist, dass sich bestimmte Menschen kennenlernen und verlieben. Heutzutage gibt es Dating Apps, als ich jung war, war das ganz anders. Die Möglichkeiten, einen Partner zu treffen, waren viel limitierter. Trotzdem muss ein Funke überspringen. Das ist berührend und unter bestimmten Umständen (siehe Lisa und Dane) alles andere als einfach. Und seien wir mal ehrlich: Was gibt es Schöneres, als eine junge, unbekümmerte Liebe, die sich noch keinen Kopf über die Zukunft machen muss?
Zurzeit schreibe ich viele Familienromane. Tatsächlich reizt es mich, einen Psychothriller zu schreiben. Und eine Geschichte mit übersinnlichen Elementen. Ich habe da schon eine Weile einige Ideen ...

Arbeitest du gerade an neuen Projekten, wenn ja, an welchen?

Ich schreibe immer irgendetwas und habe vor Kurzem einen Frauenroman beendet, der in Stuttgart und am Balaton in Ungarn spielt, wo ich als Kind und Jugendliche fast all meine Sommer verbracht habe. Zurzeit arbeite ich an einem Familienroman, der im Lehenviertel in Stuttgart spielt, wo ich aufgewachsen bin. Es wird eine bewegende Geschichte über die Themen Mutterschaft, Verlust und Liebe. Die Liebe ist überall!


Hast du irgendwelche besonderen Schreibangewohnheiten?

Besonders sind sie wahrscheinlich nicht. Bei mir klappt es mit dem Schreiben am besten, wenn ich mich gleich morgens um acht an den Computer setze und dranbleibe. Okay, eine Sache mache ich: Ich stelle den Timer immer wieder auf eine Stunde, damit ich dann mal aufstehe und mich bewege. Das danken mir mein Nacken und mein Rücken. Und es gibt immer nebenher was zu tun: Wäsche anmachen, aufhängen, Essen hinstellen, eine Runde Gymnastik. Es reißt mich nicht sonderlich raus, sondern sorgt dafür, dass ich nicht stundenlang krumm am Rechner hocke. Manchmal starte ich den Timer aber sofort wieder, weil ich mich nicht von meiner Geschichte losreißen kann ...

Was war dein Traumberuf als Kind?

Es stimmt wirklich: Schriftstellerin! Dreams come true ...

Welche Bücher liest du selbst gerne? Hast du eine Empfehlung für uns?

Seit Jahren lese ich fast nur englischsprachige Bücher im Original, was daran liegt, dass ich in den USA in einem Buch-Club war und es sehr genossen habe. Und mir tausend Bücher dort gekauft habe ... Ich mag die englische Sprache sehr und versuche, diesen direkten und bildlichen Stil auch im Deutschen umzusetzen. Deutsche Texte sind doch oft sehr sperrig, finde ich. Ich bin ein Endloser-Schachtelsatz-Gegner.
Mir liegen Bücher, die mich zum Nachdenken anregen, und so schreibe ich auch. Für mich gehören Unterhaltung und Tiefgang in einem guten Buch zusammen. Und vielschichtige, interessante Charaktere dürfen in einer Geschichte nicht fehlen.
Meine Lieblingsautorinnen sind Anne Tyler, Celeste Ng und Elizabeth Strout. Von ihnen kann ich alle Bücher empfehlen. Wobei deutsche Leser ihre Geschichten bestimmt anders empfinden als ich. Mich haben die vielen Jahre in den USA schon geprägt, und ich genieße zum Beispiel sehr den US-amerikanischen Lebensstil und den feinen Humor in Anne Tylers Werken. Das muss man mögen.
Dann ist da noch John Green, dessen Romane verschlinge ich auch. Es gibt so viele tolle Autoren, ich weiß gar nicht, wo ich anfange und aufhören soll!
Auch die australische Autorin Liane Moriarty kann ich wärmstens empfehlen.
Zwei Lese-Highlight für mich in den letzten Jahren waren The Great Believers von Rebecca Makkai (eine Gay Romance, die mich zu Tränen gerührt hat) und The Mothers von Brit Bennett. Zuletzt noch ein Mann: Khaled Hosseini.
Sorry, ich weiß, ihr habt nach einer Empfehlung gefragt ...