Kapitel 1
März
Elliot ergriff mein Handgelenk und drückte zu. »Bitch, nimm deine Finger weg.«
Ich funkelte ihn an. Zumindest versuchte ich es über die Strobe-Lichter. »Bitch, lass mich dich hübsch machen!«
Mein bester Freund grinste. »Es geht dir nicht um mich! Es geht dir um dein Shirt!« Über den Lärm um uns herum brüllten wir uns an, um uns verständlich zu machen.
Ein Mix aus Freude und Genervtheit darüber, wie gut mich Elliot kannte, brodelte in mir.
Ich reckte mein Kinn in seine Richtung. »Du denkst, dein sexy Arsch kann mein Shirt so halbherzig durch den Club schleifen und alles passt. Das ist kein Gammellook. Mehr Einsatz bitte.«
Elliot lachte lauthals. Zumindest sah es so aus, wie er mit weit geöffnetem Mund seinen Kopf zurückwarf und sich sein Brustkorb hob und senkte. Über den wummernden Bass drangen die Laute aus seinem Hals nur wie eine entfernte Ahnung zu mir. Elliots feine Züge mischten sich mit den Lichtern, Lauten und der Atmosphäre des Clubs und ich konnte ihm nur staunend zusehen. Er war atemberaubend. Doch sofort wanderte mein Blick zurück zu dem Shirt, das er trug und das ich entworfen hatte.
In einer schnellen Bewegung zupfte ich an dem weiten Kragen und zog es über Elliots Schulter. So sollte es sein.
Mein Mitbewohner hob den Kopf und sah mich schmunzelnd an. »Babe, nichts könnte die Schönheit dieses Teils schmälern. Entspann dich. Ich habe schon mindestens sieben Leuten dein Instagram-Handle genannt, die wissen wollten, wen ich trage.«
Ich seufzte. Nicht, dass Elliot das wiederum hören konnte. »Die wollen das wissen, weil du ein Model bist.«
Er nahm mein Gesicht in beide Hände und drückte meine Wangen zusammen, sodass ich sicher aussah wie ein Fisch. Zu mir gebeugt brüllte er: »Sie fragen, weil das Zeug scheiße heiß aussieht.« Ich schüttelte ihn ab und sah mich um.
Die bunten Lichter des Clubs tanzten über die Menschen, Wände und die Theke, an der wir standen. Doch, was mich atemlos machte, war ihr Spiel auf Elliots weißer Haut, in seinen roten Haaren und wie sie sich im Stoff des Shirts verfingen und seine Ausstrahlung damit noch verstärkten. Als ob das nötig gewesen wäre. Sie spiegelten sich in all dem wider, saugten sich fest und flackerten gleichzeitig darauf herum. Bewegten sich mit Elliot – im gleichen Takt, in dem er zur Musik wippte.
Der Anblick ließ mich fast vergessen, dass ich selbst eines meiner Designs trug. Ich sah an mir herab. Nun – ich war kein Model. So viel war sicher.
Aus dem Augenwinkel sah ich eine mir bekannte Person, auf die ich keinen Wert legte. »Shit. Luis ist da«, murmelte ich vor mich hin.
Mit einer eleganten Bewegung schob mich Elliot um sich herum, sodass ich mit dem Rücken zu meinem Ex stand. Anscheinend konnte mein Mitbewohner mittlerweile schon Lippenlesen oder er hatte Luis ebenfalls gesehen. Über meinen Gemütszustand war er jedenfalls bestens informiert.
Luis tauchte mit seinem neuen Partner – seinem Verlobten, um genau zu sein – überall in London auf, wohin ich mich auch drehte. Fast so, als wäre es Absicht. Innerlich schüttelte ich mich. Luis hatte nur eine lange Tradition meiner Expartner fortgesetzt. Ich war ein Zwischenstopp auf dem Weg zum Happy End. Happy für meine Verflossenen, nicht für mich. Zum Glück war ich nicht auf der Suche nach einer dauerhaften Partnerschaft. Im Moment war ich voll und ganz auf meine Karriere konzentriert. Ich wollte meine Mode bekannt machen. Ich wollte mein eigenes Label. Da war für eine Beziehung keine Zeit. Die selbst auferlegte Datingpause nach Luis war längst überfällig gewesen. Auch wenn ich diesem seine große Liebe gönnte – ich hatte heute Abend keine Lust, mir die beiden Turteltauben anzusehen.
Elliot strich mit seinen Händen über meine Brust und riss mich aus meinen Gedanken. Ich grinste ihn an. Von außen betrachtet hatte seine Berührung vielleicht etwas Sexuelles an sich. Für mich war es eine Gelegenheit, dem Material nachzuspüren. Ob das Metall wirklich an keiner Stelle kratzte. Das war deshalb wichtig, weil es in Streifen an mir hing. Die Vorstellung, dass sich ein Käufer die Brustwarzen wund rieb, wenn man die Nacht durchtanzte, war unerträglich.
Elliot legte seine Hände um meine Hüften und zog mich im Rhythmus mit. Richtig. Wir waren hier, um den Alltag zu vergessen und nicht an Jobs, Exfreunde, Aufträge oder an den Mangel solcher zu denken.
Zwischen Bar und Tanzfläche wurden wir aneinandergedrückt, rieben uns an den Körpern um uns herum, taumelten durch die Musik.
Elliots Atem strich um mein Ohr. »Anscheinend hat gerade noch jemand entdeckt, wie heiß deine Teile sind.« Er deutete mit seinem Kinn über meine Schulter.
»Luis?«, fragte ich. Doch Elliot schüttelte den Kopf.
Ich versuchte, mich umzudrehen, doch mit eisernem Griff hielt er mich fest. »Lass ihm die Gelegenheit, näher zu kommen«, säuselte er.
Im Augenwinkel versuchte ich zu erkennen, wen Elliot meinte. Doch die Masse aus tanzenden Körpern bildete in meiner Peripherie eine Einheit aus zuckenden Gliedmaßen und schwankenden Leibern.
Durch die Gerüche aus Schweiß, Parfüms und Deos drang ein intensiver holzig-trockener Duft über meine Schulter. In dem Moment erwartete ich ungebetene Hände auf meinem Rücken, an meiner Seite. Doch sie blieben aus. Nur eine Präsenz bewegte sich hinter mir. Neben mir. Eine angenehme Wärme, die sich an mich heranschlich. Anders als die hektische Hitze der Tänzer um uns herum.
Wie in einem aufgeladenen Windhauch trieb die ganze Anwesenheit an mir vorbei. Ein eleganter Kerl in weißem Hemd und Anzughose drängte sich an die Bar hinter Elliot, lehnte sich mit dem Rücken an das kleine freie Fleckchen und hob den Kopf.
Unsere Blicke kreuzten sich und seiner brannte sich unter meine Haut. Fuhr durch meine Augen in mich hinein. Himmel!
Elliot drückte meine Seite und lehnte sich mir entgegen. »Entdeckt? Ich war mir zuerst nicht sicher, aber der hat nur Augen für dich.«
Mein erster Reflex war zu verneinen. Doch der Typ schaute mich immer noch direkt an. Er neigte seinen Kopf leicht und die Bewegung brachte meinen Blick auf seine Lippen. Diese verzogen sich zu einem kaum merklichen Grinsen und unwillkürlich musste ich auch lächeln.
»Er hat dich schon seit Minuten beobachtet. Ich dachte ja zuerst, er will mit mir flirten. Aber er hat mich gar nicht wahrgenommen.« Elliots Stimme war heiß an meinem Ohr.
»Hab ich gar nicht mitgekriegt.«
»Weil du nur an deine Designs denkst.« Er legte seine Arme auf meinen Schultern ab in einer lockeren Umarmung und ich schüttelte den Kopf. »Entspann dich!«, forderte Elliot.
Ich schloss meine Augen und ließ mich von seinen Bewegungen treiben. Hinter meinen geschlossenen Lidern wirbelten die Lichter. Vorsichtig öffnete ich die Augen. Noch immer fixierte der Typ mich regelrecht mit seinem Blick, während er nun an einem Drink nippte.
Ein Bär mit breiten Schultern und unschuldiger Miene robbte sich an Elliot ran, der mich entschuldigend ansah. Ich schob ihn von mir und ließ die beiden die Tanzfläche aufmischen.
Innerhalb einer Sekunde erschien mein Beobachter neben mir. »Darf ich?« Er musste sein Gesicht nah an meines bringen, damit ich ihn verstand. Sofort wich er jedoch wieder zurück und nahm seinen feinen Duft mit. Es kostete mich tatsächliche Anstrengung, mich zurückzuhalten, um ihm nicht hinterher zu wanken.
Anscheinend waren meine Bemühungen nicht so erfolgreich, wie ich dachte. Ich stolperte leicht und der Typ hielt mich an meinem Ellbogen, bis ich wieder sicher stand. Seine hellbraunen Locken wippten leicht vor seiner Stirn. Er beugte sich zu meinem Ohr. »Ich will mich nicht aufdrängen, aber die Gelegenheit …« Er deutete über seine Schulter in die grobe Richtung, wo Elliot seinen Bären erklomm. »… musste ich nutzen.«
Ich atmete seinen Geruch aus frischem Aftershave, süßlichem Haarprodukt und etwas ganz Eigenem tief ein. Wahrscheinlich Schweiß – getränkt in Pheromonen. Mit dem Anzug sah er vermutlich älter aus, als er war. Seine Gesichtszüge wirkten streng. Konzentriert. Aber seine Augen leuchteten schelmisch. Fast jugendlich.
Er ließ meinen Ellbogen los und fuhr meinen Unterarm entlang bis zu meinem Handgelenk. Bevor sich seine Hand von mir löste, griff ich seine Finger.
Er drückte meine Hand leicht und zog mich zu sich auf die Tanzfläche. Die andere Hand legte er an meine Seite und fuhr die Struktur meines Shirts nach. Eng aneinandergereihte glänzende Streifen, die meine Haut durchblitzen ließen, wenn ich mich nur in die richtige Richtung bewegte. Und wenn jemand seine Finger darin vergrub. Heiß brannten sich seine Fingerspitzen auf meiner Haut ein. Ein erregender Effekt. Ruckartig zog der Kerl seinen Arm zurück. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Überraschung.
»Das ist interessant.«
»Interessant?« Ich zog eine Augenbraue hoch.
Er lachte, sodass sich Grübchen in seine Wangen schoben. »Das Shirt. Es sieht fantastisch aus. Der Effekt ist interessant.«
Ich zwinkerte ihm zu. »So ist es gedacht.«
Mit dem Kinn deutete er ein Nicken an. Seine Lippen formten ein Gut. Diese Lippen. Ob er Filler hatte? Sie waren so voll. Aber sie kräuselten sich natürlich, wenn er sie leicht spitzte.
Er zog mich enger an sich, sodass ich sein Gesicht nicht mehr sehen konnte. Doch die Konturen seines Körpers waren eine hinreichende Entschädigung dafür. Er bewegte uns im Rhythmus des Beats. Elliot sah mich über die Köpfe der Tanzenden hinweg fragend an und ich schloss demonstrativ die Augen. Als ich sie wieder öffnete, war Elliot samt seinem Bären verschwunden. Dafür wurde meine Aufmerksamkeit auf meinen Rücken gelenkt, über den mein Tanzpartner strich. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, imitierte ich ihn. Fuhr mit einer Hand über den crispen Stoff seines weißen Anzughemdes, das sich über seine Schultern spannte. So schlicht wie edel. Seine Wirbelsäule entlang klebte es auf seiner Haut. Verband sich mit seinem Schweiß. Ich wollte meine Finger in dem Hemd vergraben und es ihm vom Körper reißen.
Stattdessen löste er sich und deutete mit dem Kopf zurück zur Bar. »Wollen wir was trinken?«
Nicht wirklich, aber warum nicht? Ich nickte und ließ mich von ihm hinter sich herziehen.
Ich bestellte ein Wasser und der Typ deutete dem Kellner an, dass er selbst auch eines wollte. Wie selbstverständlich zahlte er für uns beide und gab mir die Glasflasche. »Ich bin Archer.«
»Finley.«
Er musterte mich. Das jugendliche Funkeln seiner Augen war zu einem ernsthaften Abschätzen geworden. Ich kam mir wie ein Objekt vor und wollte mich da raus winden.
Archer lächelte leicht. »Finley«, wiederholte er. So als ob mein Name irgendeiner eigenen Feststellung bedurft hatte. Er sprach ihn mit einer Autorität aus, bei der sich mir die Nackenhaare hätten aufstellen sollen. Stattdessen richtete sich etwas anderes auf.
Archer schlug seine Hemdsärmel um, ohne mich aus den Augen zu lassen. So als wäre er sich seiner Wirkung auf mich bewusst und würde meine Wehrlosigkeit genießen.
»Bist du oft hier?« Lahm. Ich war so lahm.
Er schüttelte den Kopf. »Ich bin selten in London. Aber heute musste ich raus.«
»Ach ja?« Ich rechnete nicht damit, dass er mir Gründe nennen würde. Typen wie Archer waren in einer anderen Liga. Angefangen von seinem Akzent, der geradewegs Upper Class schrie. Mit Sicherheit war er auf einer Elite-Schule gewesen.
Meinen Straßenjargon würde ich ein Leben lang nicht ablegen können. Die Höflichkeit, mit der er auftrat, verriet nicht nur seine guten Manieren. Vor allem waren sie ein Zeichen für seine Selbstgewissheit. Das Bewusstsein, dass die Welt einem zu Füßen lag. Während ich für jeden noch so kleinen Schritt kämpfen musste, wusste Archer, wo und wie er bekam, was er wollte.
Falls er mich wollte, war das hier und jetzt ganz in meinem Sinne. Ich befand mich in einer Datingpause. Aber ich war kein Mönch. Und ich hatte nicht vor, einer zu werden.
»Du siehst angestrengt aus.«
Ich schüttelte den Kopf. »So sieht das aus, wenn ich jemanden verführen will.«
Archer lachte und sah mich wieder mit strahlenden Augen an. Während er sich nach vorne beugte, strich er über meine Seiten. »Ich dachte, den Part übernehme ich.«
Ich grinste. Er machte es mir leicht. Seine charmante Art war zum Dahinschmelzen. Und ich war mir ziemlich sicher, dass wir beide dasselbe Ziel hatten.
Ich griff nach seiner Hand. »Dark Room?« Ich zog ihn sacht in die Richtung der Sexräume, die der Club bot, damit jeder, der wollte, auf seine Kosten kam.
Archer hielt mich fest und lächelte. »Sofort. Lass uns das Wasser austrinken. Und ich will dich gerne noch ansehen.«
Ansehen? Ok.
Er zog mich zu sich und löste unsere Hände. Die kalte Wasserflasche rieb er über meinen Unterarm, was mir Gänsehaut bescherte. Scharf sog ich die Luft ein.
Mit seiner anderen Hand zupfte Archer an meiner Unterlippe. Ganz leicht. Sanft rieb er seinen Daumen darüber. »Weich.« Ich konnte das Wort gar nicht hören. Vielleicht bildete ich mir ein, dass er es sagte.
Vorsichtig biss ich in seinen Finger und sprach darum herum. »Hart.«
Archers Lächeln wurde breiter. »Eine interessante Kombi.«
»Schon wieder interessant?«
Er neigte sich mir entgegen zu meinem Ohr. Mein Körper richtete alle Sinne darauf, was er mir zu sagen hatte. Stattdessen nippte er an meiner Ohrmuschel. Leckte daran entlang zum Läppchen.
Ich schnappte nach Luft. »Fuck.«
Archers tiefes Lachen vibrierte gegen mich. »Ist es nicht schön, die Erwartung darauf noch hinauszuzögern?«
»Na, ich weiß nicht.«
In der nächsten Sekunde war ich gegen seinen Körper gepresst. »Ich sage dir, dass es so ist.«
»Du sprichst für dich selbst, mein Lieber.«
Archer fuhr mit seiner Hand über meinen Nacken in die unteren Spitzen meines Haaransatzes. Ein Schauer lief über meinen ganzen Körper und ich zitterte leicht. Oh. Scheiße. Ja. Es war, als ob er Gedanken lesen könnte.
»Die Spannung, diese Reaktionen aus jemandem zu locken, wenn man sie nicht zu Ende führen kann, gibt einem so viel. Umgeben von zu vielen Menschen. Stell dir vor, wie es wird, wenn ich dich ganz für mich habe.«
Mein Schwanz wusste schon genau, wie das werden würde und drängte sich Archer entgegen. Dieser tat so, als hätte er nicht die geringste Ahnung, was sich da gegen seinen Oberschenkel presste.
»Bist du dir sicher, dass du hierauf verzichten willst?« Ich drückte mich enger an ihn.
Archers leises Lachen strich über mein Ohr. »Von Verzicht habe ich nicht gesprochen. Ich rede von freudiger Erwartung. Dich bis auf die Haut auszuziehen. Jeden Fleck deines Körpers zu küssen. Dich unter mir in meine Matratze zu drücken.« Feucht strich er mit seiner Zunge erneut über mein Ohrläppchen. »Über dir. In dir.«
Ein Stöhnen entwich mir, das sich verdächtig hoch anhörte. Als ob der Typ meine innersten Gedanken lesen könnte.
»Wie hört sich das für dich an?«
Ich nickte. Reden war in dem Lärm ohnehin schwierig.
Die Berührung von Archers Finger, hauchzart über meine Handkante, setzte ein Kribbeln in mir frei.
»Du darfst dich selbst nicht anfassen.«
Mein Wimmern amüsierte ihn nur weiter und Archer griff mein Handgelenk. »Erst, wenn ich es dir erlaube, darfst du kommen.«
Ich atmete tief ein. Seine Berührung lief über meine Haut direkt in mein Gehirn und arbeitete dort ganz eigene Befehle ab. Es ist Zeit, sagte es mir. Klar und deutlich.
Meine Finger fanden Archers Hüften und ich vergrub sie darin. »Wir sollten jetzt wirklich los.«
»Du wirst spätestens in meinem Bett lernen müssen, darauf zu warten, was ich dir sage.«
»Wird erledigt. Ist quasi erledigt. Wir müssen nur noch in deinem Bett ankommen.«
Archer strich über meinen Unterarm zu meinem Ellbogen. »Dann nehmen wir meinen Wagen?«
Ich lehnte mich leicht zurück und musterte ihn. Zum Glück war ich völlig nüchtern. Dennoch sollte ich zuerst Elliot Bescheid geben. Um dann im Wagen irgendeines Archer in dessen Wohnung zu fahren? Na ja, irgendwie mussten wir ja zu ihm kommen.
»Ich sag nur rasch meinem Freund Bescheid.«
Archer nickte und ergriff meine Hand. »Dann los.«
Wir drehten uns zurück zur Tanzfläche und ich suchte Elliot.
Dank seines Tanzpartners, der nahezu alle überragte, fand ich ihn sofort und ging auf ihn zu.
Mit meiner Hand auf seiner Schulter machte ich auf mich aufmerksam.
Er drehte sich zu mir und sah über mich hinweg zu Archer. Seine Augenbrauen hoben sich und sein Blick wanderte zu mir zurück.
»Wir gehen.«
Elliot ließ seinen Bären los und griff meine Hand. »Wohin? Wieso nicht hier?«
Kopfschüttelnd neigte ich mich zu ihm. »Archer will zu sich nach Hause.
»Hat dein Handy genügend Akku?« Elliot zog die Stirn kraus.
Richtig. Ich holte es aus der Tasche, bestätigte, dass mein Akku voll aufgeladen war und wir checkten, ob die staysafe-App einsatzfähig war. Auf unseren beiden Displays fanden wir unseren Punkt, der unseren Standort anzeigte, direkt übereinander. Dass einer von uns mit jemanden nach Hause ging, war keine Seltenheit. Das letzte Risiko konnten wir nicht ausschließen, aber so sicherten wir uns soweit wie möglich ab.
»Ich schau immer wieder nach, wo du bist«, meinte Elliot.
Ich nickte und drehte mich zu Archer. »Wohin fahren wir?«
Er hob sein Handy in Richtung meines besten Freundes. »Hast du Bluetooth an?«
Elliot nickte.
»Ich drop meine Adresse auf dein Smartphone.«
Elliot schaute auf sein Telefon und kurz darauf brummte auch meines in meiner Hand. Mein Freund hatte mir den Kontakt weitergeleitet. Eine digitale Visitenkarte mit einer Adresse in Kensington. Fancy.
Archer neigte den Kopf. »In Ordnung für dich?«
»Wir können auch zu mir in die WG im East End fahren. Whitechapel ist gerade nachts sehenswert.«
Er nickte. »Davon gehe ich aus. Aber wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne die Nacht mit dir in meinem Townhouse verbringen.« Archer fuhr mit den Fingerspitzen zwischen die Stränge meines Shirts. Feine Striche auf meiner Haut. Meine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf die Pfade, die er auf meinem Körper hinterließ. Mit der anderen Hand hob er mein Kinn. »Bedenken?«
»Hm?«
Ich sah ihm direkt in die Augen. »Ich war nur gerade abgelenkt.«
»Ach ja?« Er streckte seine Finger und fuhr über meinen Bauch.
Scharf sog ich die Luft ein. »Schluss jetzt. Wir gehen.«
Ich zog ihn hinter mir her und lief auf den Ausgang zu.
Wir zwängten uns zwischen den Gästen hindurch. Draußen schlug mir kühle Nachtluft entgegen.
»Weißt du, wo es hingeht?« Hinter mir lachte Archer.
»Ähm … nach Kensington?« Mit ausladenden Gesten fuchtelte ich herum. »In die Richtung!«
Ich spazierte los und Archer zog mich am Arm zurück. »Komm her. Mein Wagen steht bereits da drüben.«
Ein Luxusfahrzeug mit abgedunkelten Fenstern wartete auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Keine Ahnung welche Marke. Es interessierte mich aber auch nicht.
»Du fährst?«
Archer schüttelte den Kopf und griff meine Hand. »Nein. Mein Fahrer.«
»So, so.«
Am Wagen trat besagter Fahrer hervor und öffnete uns die Hintertür. »Sir.« Er verbeugte sich leicht und Archer nickte ihm zu.
»William. Danke fürs Warten.«
William lächelte nur geschäftsmäßig und die Tür fiel hinter uns zu.
Die Wärme im Inneren des Wagens empfing uns und unter mir knarzte das Kunstleder, als ich mich setzte.
Das Einzige, was diesem Teil fehlte, war eine Trennwand nach vorne. Ich warf Archer einen Blick zu. Wir konnten doch nicht rummachen, während sein Fahrer direkt vor uns saß.
Archer zwinkerte mir zu und strich sich über den feinen Stoff seiner Hose. Diese Marke interessierte mich brennend. Ich kam aber nicht dahinter. So wie sie an seinen Beinen saß, war sie vermutlich maßgeschneidert. So sah selbst der nobelste Anzug von der Stange nicht aus.
Die Lichter Londons huschten an uns vorbei.
Bars, Clubs, Theater machten Platz für Restaurants, Hotels und schließlich für Wohnungen. Schicke Wohnungen. Und Häuser.
Keine Gegend, in der ich mich normalerweise rumtrieb.
Was für eine unerwartete Wendung für eine Nacht. Unerwartet – und ich befand mich nicht mehr auf gewohntem Terrain.
Kapitel 2
Wir fuhren an den Kensington Gardens vorbei, bogen in eine Seitenstraße ein und das Auto wurde langsamer.
Vor einem weißen freistehenden Haus, zwischen zwei rote Backsteingebäude geschoben, hielten wir an.
Die Tür zum Gehweg wurde geöffnet und ich stieg hinter Archer aus dem Auto.
Mein Blick haftete an dem Haus. Drei Fensterreihen übereinander. Vier Fenster nebeneinander breit. Fuck. »Mit wie vielen Leuten lebst du hier?«
Hinter uns fuhr der Wagen davon.
Die kalte Nachtluft strich unter meine Klamotten meine Haut entlang. Unwillkürlich schlang ich die Arme um mich.
Archer zog mich zu sich. »Du holst dir noch den Tod.«
»Wie dramatisch!« Ich verdrehte die Augen und war dankbar für seine Körperwärme.
Mit seiner freien Hand schloss er die Tür auf.
Das Licht ging an, ohne, dass irgendjemand einen Schalter betätigt hatte, und ohrenbetäubende Stille empfang uns.
Nach dem Lärm der Nacht und den Fahrgeräuschen war sie fast bedrückend.
Ich drehte mich in Archers Umarmung und schlang meine Arme um seinen Hals.
Die metallischen Teile meines Shirts klimperten unter seinen Fingern und die zarten Töne beruhigten mich.
Archers Einrichtung sah ich nur am Rande meines Sichtfeldes. Einfach. Klare, gedeckte Farben und Linien. Abstrakte Kunst an den Wänden. Und … Archer vor mir.
Mit meinen Fingern tippte ich seinen Hals entlang. Bis zu seinem Haaransatz. Der Dunst der Nacht und sein Aftershave hingen an ihm. Ich atmete tief ein.
Archer packte meinen Hintern und ich schnappte nach Luft. Meine Unterlippe fuhr über die Bartstoppeln seiner Wange.
»Siehst du? Die Ernte ist doch viel befriedigender als das Warten.«
Archer leckte über meine Ohrmuschel und fuhr meinen Oberschenkel entlang. »Weil wir uns so lange zurückgehalten haben.«
Ich lachte und griff nach seinem Handgelenk. »Ganze …« Ich drehte seine Uhr zu mir. »Vierzig Minuten.«
»Du bist mir schon ein bisschen früher aufgefallen.« Er hielt mich an sich. Mit einem Knurren vergrub er seine Zähne an meinem Hals.
»Ist das so? Hm … ich hatte dich gar nicht gesehen, bis du dich an mir vorbeigequetscht hast.«
»Du …« Er packte mich an den Seiten.
Ich sprang hoch und schlang meine Beine um seine Hüften.
»Dann werde ich wohl dafür sorgen müssen, dass ich zumindest jetzt einen bleibenden Eindruck hinterlasse.« Er lief los und ich klammerte mich an ihn wie ein Segler an den Mast während eines Sturms.
Unser Lachen trug uns die Treppe nach oben.
Eine Stimme in mir forderte, dass ich mich umsah, mich mit meiner Umgebung vertraut machte. Aber Archers Nähe, seine Küsse, sein Lachen erstickten meine Vorsicht.
Heute durfte ich rücksichtslos sein. Mir den Spaß gönnen, den ich verdient hatte.
Jeder Raum, den wir betraten, wurde beleuchtet.
»Dimmen«, raunte Archer.
Ich hob den Kopf. Wir waren im Schlafzimmer angekommen.
Die Leuchten an der Wand senkten ihre Kraft.
»Dreißig Prozent!«, befahl Archer und sofort gab das Licht ein bisschen weiter nach.
Warm schwächte es die Kanten der modernen, geradlinigen Einrichtung.
Das Zentrum des Bettes bildeten ein großes Kissen und eine überdimensionale Decke, die über die gesamte Breite und das Fußende hinaus reichte.
Am Singlestatus gab es spätestens jetzt keine Zweifel mehr.
Archer legte mich in der Mitte des Bettes ab, streifte seine Schuhe ab, zog mir meine aus und beugte sich über mich. Mit einer Hand strich er über meine Wangen und ich hob den Blick in seine Augen.
»Was willst du?«
Ich streckte meine Arme. Fuhr mit den Fingern über seine Oberschenkel, die harte Wölbung in seinem Schritt, den Hosenbund entlang und steckte einen Finger durch eine Öffnung seines Hemdes zwischen zwei Knöpfen.
»Das, was du angeboten hast. Sieh mich an. Entdecke mich.«
Archer fuhr mit seinem Daumen über meine Wangenknochen.
»Und dann drück mich unter dich. Nimm mich ganz.«
Seine Finger vergruben sich in meinen Haaren. Er zog am Ansatz.
Ein prickelnder Schmerz flatterte über meine Kopfhaut. Ich gab dem Ziehen nach, lehnte mich in Archers Hände und stöhnte.
»So ergeben«, wisperte er.
Er hatte ja keine Ahnung, wie ergeben ich sein konnte.
Ruppig griff er unter meine Achseln und schob mich auf dem Bett höher.
Unter einem Quietschen fiel ich rückwärts und plumpste in die Decke. Ich griff hinein und mein Gehirn analysierte automatisch das Material. Weich und stark. Ganz sicher reine Baumwolle. Lange Fasern. Sehr lange Fasern. Ich hätte nichts anderes als ägyptische Baumwolle erwartet.
Der Stoff fühlte sich jedoch noch weicher und eleganter an. Da war keine weitere Faser verarbeitet. Aber was fühlte ich da unter meinen Fingern?
Meine Füße wurden in die Luft gehoben. Archer streifte die Socken von mir und hielt mich an den Fußgelenken fest.
Der weiche Stoff meiner weiten Hose fiel bis über meine Knie zurück. Angelehnt an die japanischen Hakama, hatte ich eine Art Hosenrock designt. Es gab nichts Bequemeres. Oder Moderneres.
Archer führte eine Hand meine Wade entlang, strich über die Kniekehle, bis in meine Leiste. Er fuhr den Stoff, der über meinem Schoß zusammenlief von innen nach.
»Faszinierend. Was gibt es hier noch zu entdecken?« Er strich zurück, sodass seine Fingerspitzen den Stoff anhoben. »Findet man nicht in jedem Laden.«
Ich schnaubte leicht und fuhr mit den Fingern über seinen Kopf. »Die findet man in gar keinem Laden.« Leider. Denn ich hatte noch keinen Shop gefunden, der meine Designs oder dieses spezielle Teil, abnahm. Und das Geld, um mir einen Showroom zu mieten, hatte ich auch nicht. »Exklusiv für mich geschneidert.«
»Oh.« Archer löste den Knoten der Stoffbänder, die die Hose wie ein Gürtel um meine Hüften festhielten. »Mir war nicht bewusst, dass man sich auch solche Hosen maßgeschneidert anfertigen lassen kann. Obwohl …« Er sah meinen Oberkörper entlang, bis er mir direkt in die Augen sah. »Für Geld ist ja bekanntlich alles möglich.« Sein Blick war kalt. Berechnend. Er musterte mich wie eine Auslage in einem Laden.
Ich zog meine Hand zurück, fühlte mich mit einem Mal unwohl. Ein Lächeln zog an seinen Lippen, das seine Augen nicht erreichte.
Doch Archer schüttelte, was auch immer ihn gerade so ergriffen hatte, ab und machte sich wieder an meiner Hose zu schaffen.
Ich räusperte mich. »Das weiß ich nicht. Diese habe jedenfalls ich selbst designt und genäht.« Meine Stimme zitterte leicht, gefärbt von der Unsicherheit, die Archers Stimmungsschwankung mit sich gebracht hatte.
»Ja?« Er grinste wieder. So als wäre das gerade nicht passiert. »Praktisch.« Die Bänder fielen auseinander und der Stoff klaffte auf.
Archer richtete sich auf. Fuhr über mein Shirt. »Das auch?«
Nickend streckte ich ihm meine Hand entgegen. Er setzte einen Kuss mitten in die Innenfläche.
»Sexy. Und wie zieht man das an, ohne es auseinanderzureißen?« Mit den Fingerspitzen tippelte er über die Elemente meines Shirts.
»Tja. Das wird mein Geheimnis bleiben.«
Wir lachten.
»Aber ich könnte dir zeigen, wie man es auszieht.«
Archer schob es mit beiden Händen meinen Bauch entlang. Küsste die Stelle unter meinem Nabel. Biss leicht hinein.
Ich sog die Luft ein und er leckte über die Haut. Mit beiden Händen griff ich den Saum des Shirts, räkelte mich auf dem Bett, bis ich es endlich über meinem Kopf hatte.
Klimpernd ließ ich es auf den Boden gleiten.
»Ein schöner Anblick.« Archer strich über meinen Bauch, meine Brust, bis er schließlich an meinen Brustwarzen ankam.
Er drehte sie zwischen seinen Fingerspitzen. Der stechende Schmerz breitete sich wohlig über meine Haut aus. Das Loslassen vibrierte pochend nach.
»Mehr«, wimmerte ich.
»Mhm …« Archer strich meinen Körper hinab und zog an meinem Hosenbund. »Oh!« Sein Ausruf war amüsiert. »Was haben wir denn da?«
Ich wackelte mit meinem Hintern hin und her. Archer hatte ja keine Ahnung, was für Unterwäsche ich eigentlich trug.
Mit dem Finger fuhr er über den Bund meines Jockstraps.
»Rot«, flüsterte er.
»Passend zum Grau meiner Hose und dem Silber des Oberteils«, antwortete ich.
»Verstehe.«
Unterwäsche war etwas, das ich nicht designte. Aber ich sparte nicht an ihr. Auch wenn das Teil nur aus einem Gummiband und einem Stoffhauch bestand, war es exquisit. Spitze. Mit einem Schnürband, das über meinem Schwanz zusammenlief und darüber mit einer Schleife zugebunden war.
Statt sich damit zu beschäftigen, zog Archer meine Hose komplett von mir und setzte sich zwischen meine Beine. Sein Hemdstoff strich über mich. Er hob mein Bein an und legte es auf seine Schulter.
Ich wand mich vor ihm. »Fass mich an.«
»So?« Er strich über meinen Oberschenkel.
Ein Jammern drang aus mir.
»Oder so?« Archer küsste sich von meinem Fußgelenk bis zu meinem Knie.
Es war zu wenig. Viel zu wenig.
Ein schmerzhafter Stich fuhr durch mein Bein. Archer leckte über die Bissstelle. Sie kribbelte. Wurde warm.
»Ja!«
Er knabberte weiter. Setzte Biss um Biss näher an meinen Schritt heran.
Jedes Mal, wenn er seinen Mund öffnete, stöhnte ich auf.
In meiner Leiste leckte er über die dünne Haut dort, ließ seine Zähne darüber kratzen.
Ich erwartete den Biss, doch er kam so vehement, dass ich aufschrie. Archer packte meine Eier und zog an ihnen.
Ein Prickeln jagte durch meinen Körper, über meine Beine, meine Wirbelsäule, bis in meine Haarspitzen.
Archer stützte sich über mich und küsste mich. Er presste seine Lippen auf meine.
Ich zog an seinen Klamotten. Öffnete seinen Gürtel. Schob meine Hände in seine Unterwäsche, verkrallte mich in seinem Hintern und Archer presste seine Erektion gegen meine.
Er drehte uns, dass ich auf ihm zum Liegen kam.
Ich rollte meine Hüften gegen ihn. Hart und heiß pochte sein Schwanz durch seinen teuren Hosenstoff.
Archer öffnete seinen Mund und er verlor jeglichen Anschein von Beherrschung.
Ein weiteres Mal drehten wir uns auf der Matratze. Immer noch landeten wir nicht auf dem Fußboden. Wie groß war dieses Ding bitte?
Mein Puls beschleunigte und schwer atmend kam ich unter Archer zum Liegen.
Dieser zog sich über mir sein Hemd aus und warf alle seine Klamotten ohne großes Aufheben neben das Bett.
Ich griff nach ihm, doch er entglitt mir und stand auf.
»Hey, wo willst du hin?« Ich stützte mich auf meinen Ellbogen hoch.
Archer ging zu dem Schrank gegenüber des Bettes und öffnete ihn.
In einem Fach waren fein säuberlich Kissen aufgereiht. Darunter befanden sich Tuben. Mehr konnte ich nicht erkennen. Archer warf mir ein Kissen zu, griff noch mal in den Schrank und schloss dann die Türen.
Mit Gleitgel, einer bereits geöffneten Tücherbox und einer Packung Kondomen kam er auf mich zu. Na, das nannte ich mal organisiert.
Ob ich, wenn ich wieder ging, mein Kissen selbst zurück räumen musste? Ob jeder von Archers Liebhabern ein eigenes Kissen hatte? An Plätzen mit Namen versehen?
Wie im Kindergarten meiner Geschwister, wo jeder seine Tasche auf seinem angedachten Platz zu verstauen hatte. Ich will den, mit dem Igelbild, schoss es mir durch den Kopf und bei der Absurdität des Gedankens lachte ich laut auf. Das rechteckige Kissen drückte ich an mich. Der Bezug war genauso weich wie der der Bettdecke.
Archer legte Tücher und Kondome auf dem Bett ab. Er kniete auf der Matratze neben mir und zog die Augenbrauen hoch. »Was ist so witzig?«
Ich schüttelte den Kopf und strich über seine Oberschenkel. »Nichts. Gar nichts. Die Fantasie ist mit mir durchgegangen.«
Er neigte den Kopf leicht, beließ es aber dabei. Wir hatten Wichtigeres zu tun, als uns um meine wirren Gedanken zu kümmern.
Mit geübter Leichtigkeit öffnete er das Gleitgel und presste es auf seinen Zeigefinger.
»Was magst du noch? Ein bisschen Schmerz?«
Ich nickte. »Nähe. Enge. Bedräng mich.«
Er musterte mich mit einer Ernsthaftigkeit, dass ich seinem Blick kaum standhalten konnte. Langsam und in kontrollierten Bewegungen neigte er sich zu mir herab zwischen meine Beine. Mit seinem Handrücken drückte er meine Knie auseinander. Sein Blick wanderte zwischen meine Beine.
Mein Schwanz wölbte den Stoff aus. Doch diese Reibung war zu wenig. Machte mich unruhig. Ich brauchte mehr Widerstand. Wollte mich anfassen. Wollte, dass Archer mich anfasste.
»Was magst du eigentlich?«
Archer hob den Kopf und schmunzelte. »Das hier. Das mag ich.« Er tippte die Unterseite meines Oberschenkels an. »Hintern hoch.«
So als hätte ich nur auf seinen Befehl gewartet, leistete ich ihm Folge. Archer zog mit seiner trockenen Hand das Kissen aus meinen Händen und schob es unter meinen Hintern.
Er atmete hörbar aus. »So ist es richtig.« Die Hand platzierte er unter meiner Kniekehle und hob meine Beine an. Weiter und weiter, bis sie fast komplett gegen meinen Oberkörper gedrückt wurden. Die Yogastunden und Hüftöffnerübungen zahlten sich aus. Mit ein bisschen Willen brachte ich meine Knie bis zu meinen Ohren. Das hatte ich bereits unter Beweis gestellt.
Sein Blick suchte meinen. Schwer atmete ich gegen die Bedrängung an und nickte. »Ja! So.«
Mit dem Handrücken der Hand voller Gel strich er über meinen verpackten Schwanz. Leckte sich über die Lippen. »Wie er wohl aussieht.«
Ich hob das Becken an und legte meine Hände an den Bund des Jockstraps. »Das kann ich dir problemlos zeigen.«
Ein scharfer Schlag gegen meine Hand ließ mich zusammenzucken. Der Arsch hatte mich angeschnippst. »Hey.«
Sofort strich er über die Stelle. »Nichts überstürzen. Hast du noch was vor heute?«
Hatte ich. Ich wollte gefickt werden. Aber in dem Tempo, in dem das hier vorwärtsging, wurde das so schnell nichts.
Archer lehnte sich über mich. »Geduld.« Er verschloss meinen Mund mit seinem. Wie magisch angezogen, hob ich meine Beine um seine Hüften, klammerte mich an ihn und drückte uns aneinander. Ich rieb mein Becken an ihm. Endlich. Endlich Reibung.
Er ging in der Bewegung mit. Wir stöhnten beide in den Kuss.
»Du bringst mich völlig aus dem Konzept«, flüsterte er gegen meine Lippen.
»Wie wunderbar«, wisperte ich zurück.
Unter meinem Protest löste er sich von mir und richtete mich wieder vor sich, wie er mich wollte. Der untere Rücken über dem Kissen angehoben. Mein Loch wie auf dem Präsentierteller.
Erneut strich er über den Stoff meines Jockstraps.
Ruckartig hob ich das Becken an, suchte den Kontakt zu seiner Hand.
Archer schüttelte nur schmunzelnd den Kopf und strich mit dem kühlen nassen Finger voll Gleitmittel über meinen Damm. Auf meinem Loch stoppte er, tippte dagegen. Kreiste den Finger, bis er ihn endlich in mich dippte.
»Ah!« Ich hob den Hintern weiter, drängte seinen Finger in mich.
»So ungeduldig!« Archer presste mein Bein weiter gegen meinen Bauch. Schob einen weiteren Finger in mich, einen dritten. Dehnte mich. Rieb über die Nervenenden meines Eingangs. Drängte sich tiefer.
Meine Atmung wurde schwerer. Je mehr mich Archer reizte, umso schwieriger wurde es, gegen den Druck meiner Beine Luft zu bekommen. Es war perfekt.
Fast perfekt.
Archer ließ mich los und wischte sich die Finger an ein paar Papiertüchern ab.
Die Menge an Luft, die plötzlich in mich strömte, befreite mich nicht. Ohne Archers Hände auf mir fühlte ich mich verlassen.
Dieser zog sich ein Kondom über. Ich starrte auf seinen Schwanz. Nicht der Längste, den ich je gesehen hatte. Aber vermutlich der mit dem größten Umfang. Mein Blick wanderte über Archers flachen Bauch, seine rasierte Brust, die breiten Schultern.
Gleitgel tropfte aus der Tube auf seine Spitze und er verrieb es um seinen Ständer, schaute auf, griff meinen Fuß und hob meine Beine an.
»Eigentlich dachte ich, ich nehme dich heute von hinten. Aber das hier hat seinen ganz eigenen Reiz.«
Er beugte sich über mich und legte sich auf mich.
Ohne mich aus den Augen zu lassen, schob Archer seinen Schwanz in mich. Langsam, kontrolliert, unaufhaltsam.
Sein Gewicht sank dabei auf mich herab. Drückte auf meine Lungen. Jeder meiner Atemzüge erfolgte gepresst.
Ich wurde zu einem Paket zusammengeschoben. Zum Zerbersten voll. So als würde die kleinste unkontrollierte Bewegung zum Zerreißen meiner Nähte führen.
Unter einem tiefen Laut versenkte sich Archer bis zum Anschlag in mir.
Hektisch sog ich den Sauerstoff ein, den ich noch durch meine Atemwege brachte.
Archer fuhr in meine Haare, hielt meinen Kopf. Strich über meine Kopfhaut. »Antippen oder ein Stopp genügt.«
Ich nickte.
Archer rollte die Hüften und wie von selbst schlossen sich meine Augen.
Fuck. Mein Schwanz war zwischen uns eingeklemmt.
Bei jeder Bewegung Archers rieb er gegen meinen Bauch.
Archer zog sich zurück und jagte sich tief in mich. Immer wieder. Jeder Stoß hämmerte zielsicher auf meine Prostata. Sternchen blitzten hinter meinen geschlossenen Lidern auf.
Ein ziehender Biss an meinem Ohrläppchen holte mich zurück. »Bleib bei mir!«, hauchte mir Archer heiß ins Ohr und biss erneut zu.
Süß vermischte sich der Schmerz mit der Euphorie, die sein Schwanz aus mir hervorholte.
»Mehr!«, jammerte ich.
Archer hob den Kopf und schob meine Knie so weit auseinander, dass meine Beine an seinen Seiten auseinanderfielen. Sofort schlang ich sie wieder um seine Hüften.
Ohne seinen Rhythmus zu unterbrechen, stützte er sich mit einer Hand neben meinem Kopf ab und strich mit der anderen über meine Wange, meinen Hals, zwirbelte meine Brustwarzen.
Pure Lust fuhr zwischen meine Beine und ich reckte meinen Kopf nach hinten.
Archers Finger zurück an meinem Hals waren wie eine Offenbarung. Er strich ihn seitlich entlang, presste die Fingerspitzen gegen meinen Pulspunkt, fuhr weiter bis zum Ansatz meines Brustbeins und ließ die Hand dort zum Ruhen kommen.
Mein Atem kam schneller. Die Spannung trieb ihn an.
Archer streckte die Finger bis zu meinem Kinn und erhöhte den Druck gegen die Seiten meines Halses.
»Ja!«, keuchte ich hervor.
Meine Wahrnehmung verengte sich auf den Mann über mir.
Ein Schleier der Zufriedenheit senkte sich auf mich und ein leichter Schwindel kroch in meinen Kopf. Mir wurde warm und meine Eier zogen sich zusammen.
Genug.
Ich legte meine Hand über Archers Finger. »Stopp.«
Sofort löste er den Griff und der Druck verschwand. Ich wurde wieder klarer, während Archer immer schneller in mich stieß. Jede Bewegung massierte meinen Ständer. Meine Eichel rieb gegen den Bund des Jockstraps, meine Spitze schob sich daran vorbei.
Mit seiner nun freien Hand griff Archer in mein Haar und zog an den Strähnen. »Jetzt darfst du kommen.«
Die Worte hoben mich über den Rand und mit einem Schrei kam ich zwischen uns.
Archer hielt meinen Kopf und trieb sich gewaltvoll in mich, bis er in einem letzten Stoß innehielt, in mir pulsierte. In einem langen Ausatmen sank er vollständig auf mich herab. Sein Gewicht deckte mich zu. Hielt mich warm und dämpfte die letzten Schauer, die durch meinen Körper jagten.
Ich hielt meine Augen geschlossen und vergrub mein Gesicht in Archers Halsbeuge. Er zog mich enger an sich. Küsste meinen Scheitel und strich über meinen Rücken.
»So gut!«, flüsterte er. Vielleicht bildete ich es mir auch nur ein oder dachte es selbst laut.
Tu mir einen Gefallen und wirf mich nicht raus, war das Letzte, was ich dachte, bevor ich in einen tiefen Schlaf fiel.
Doch nicht ich ging. Als ich aufwachte, war Archer verschwunden.
Kapitel 3
Die Schwere des Schlafs drückte meine Augen zu. Krampfhaft quälte ich die Lider auf und ich sah mich um.
Archer war nicht im Bett neben mir. Ich fuhr über das Laken. Kalt. Er musste schon vor einer Weile aufgestanden sein.
Ich lauschte in die mir unbekannte Wohnung hinein. Doch nur die Geräusche des Verkehrs von draußen drangen in das Schlafzimmer.
Mit einem Arm aus dem Bett angelte ich nach meiner Hose. Grundgütiger wir hatten uns gestern nicht mal sauber gemacht.
Ich hob die Decke an und sah an mir herab. Shit. Der Jockstrap klebte an mir, wie Folie um Schokolade gewickelt. Bevor ich mich anzog, musste ich das Teil loswerden.
Meine Füße berührten den Teppich und ich unterdrückte mit Müh und Not ein Stöhnen. Wie ungeheuer weich er war, hatte ich gestern in der Hektik gar nicht gespürt.
Mein Weg zum angrenzenden Bad war wie ein Gang auf Wolken.
Die Tür war nur angelehnt und ich lugte durch den Spalt. Auch hier kein Archer zu sehen.
Unter größtmöglicher Verachtung meiner Entscheidungen, mich nicht nach dem Sex am Vorabend umgezogen zu haben, schälte ich meine Unterwäsche von mir und legte sie auf einen Vorsprung der Badewanne.
Frische Handtücher, eine eingepackte Zahnbürste, Shampoo, Duschgel, Deo alles stand bereit. Ich verstand das mal als Einladung und stellte mich unter die Dusche. Der warme Strahl massierte meinen Rücken und der Duft von Archers Duschgel brachte Erinnerungen an die letzte Nacht zurück.
Ich verteilte den Schaum auf meinem Oberkörper, meinen Beinen. Von meiner Leiste bis zu meinen Knien reihten sich rote Love Bites aneinander. Mit den Fingerspitzen fuhr ich darüber. Archer hatte die Haut nicht verletzt, aber doch merklich seine Spuren hinterlassen. Noch waren sie rot. Hoffentlich wurden wenigstens ein paar der Bisse blau. Eine Stelle war leicht geschwollen und erhaben.
Archer hatte innerhalb kürzester Zeit meine Vorlieben herausgefunden. Vor allem hatte er sich nicht gescheut, sie umzusetzen.
Wo war der Herr des Hauses jetzt?
Zu einer morgendlichen Nummer hätte ich nicht nein gesagt. Die stand wohl nicht zur Debatte. Zumindest musste ich wissen, ob ich mich einfach verpissen sollte.
Mit geputzten Zähnen und den Überresten der Nacht im Ausguss zog ich mir – ohne Unterwäsche – meine Hose und mein Shirt an. Auf dem Boden fand ich auch meine weißen Socken und Schuhe. Ich schlüpfte aus der Schlafzimmertür und sah mich auf dem Stockwerk um. Noch zwei verschlossene Türen.
Im Stockwerk unter mir polterte Geschirr.
Immer dem Geräusch nach, lief ich die Treppe hinab. Diese führte in den Flur, den ich gestern noch wahrgenommen hatte. Direkt vor mir befand sich wohl das Wohnzimmer.
Zu meiner rechten Seite, also gegenüber der Haustür, drangen die Küchengeräusche bis zu mir.
Ich schob die Tür leicht auf und erstarrte.
Statt Archer betrachtete mich eine Mittfünfzigerin mit hochgezogenen Augenbrauen.
Okay.
»Guten Morgen!«
Ich riss meinen Kopf zu Archers Stimme herum. Er lehnte bereits wieder im Anzug und geschniegelt und gebügelt an einer Frühstückstheke, die die Küche von einem Esszimmer trennte. Vor ihm waren geschnittene Früchte und Gemüse, Toast und Marmelade aufgebaut.
»Eier, Speck, gebackene Bohnen?«
Mein Blick schnellte zurück zu der Frau in Kochschürze mit kurzen braunen Haaren und genervter Miene.
»Äh. Nichts danke«, erwiderte ich.
»Du kannst gerne noch was essen«, schaltete sich nun Archer ein. Er faltete die Zeitung – wer um alles in der Welt las noch eine Papierzeitung? – zusammen und deutete auf den Stuhl neben sich. »Zumindest ein Tee? Oder Kaffee?«
Ich schüttelte den Kopf. »Tee ist gut. Und ich will mich nicht aufdrängen.«
Archer deutete nochmals auf den Stuhl neben sich.
Mit der Gewissheit, dass die Frau hinter mir ihre Blicke in meinen Nacken getackert hatte, setzte ich mich zu ihm.
»Bedien dich!« Er deutete auf das Essen vor uns. »Helen macht dir auch was anderes, wenn du willst.«
Besagte Helen brachte mir mit ihrem kühlen Blick vor allem ihre Verachtung entgegen. Sie stellte eine Tasse vor mich und goss aus einer weißen Kanne dampfenden Tee hinein. Dazu stellte sie Zucker und Milch.
Ich nahm von beidem und trank einen Schluck.
Sogar der verdammte Tee war besser als alles, was ich je getrunken hatte.
Archer schob sich eine Erdbeere in den Mund und ich sah zu, wie die rote Frucht zwischen seinen Lippen verschwand.
So entwickelte ich auch langsam Hunger.
Mit einem fragenden Blick hielt er mir eine unter die Nase.
Ich ergriff sie und biss hinein.
Fuck, war die gut. Der Geschmack explodierte in meinem Mund und das Fruchtfleisch war wie Samt auf meiner Zunge. Mir entschlüpfte ein Laut von Wohlgenuss.
Archer lachte leise und schob mir die Schale von Erdbeeren zu. »Nimm ruhig!«
Mit einem Finger zog ich das Porzellan zu mir. »Ich will dir nichts wegessen.« Und auch, wenn das Zeug unfassbar lecker war, ich hätte nichts dagegen, meine Finger wieder in Archer zu vergraben.
Aber der war zwar freundlich, jedoch in seiner Haltung distanziert.
Das mochte an der guten Helen liegen, oder daran, dass er einfach keine Verwendung mehr für mich hatte. Es war wie es war.
»Keine Sorge. Ich bin ohnehin auf dem Sprung.«
»Oh.« Ich sah ihn von Kopf bis Fuß an. »Musst du zur Arbeit?« So sah er zumindest aus. Es war Sonntag und ich hatte frei, aber das galt ja bekanntlich nicht für alle Menschen.
Archer stand auf, strich über seine Anzughose und knöpfte die Weste zu.
Bei all der Mode, die ich liebte, ein Mann in einem perfekt sitzenden Anzug war es, wovon ich nie meine Augen lassen konnte.
»So in der Art.« Schon wieder lächelte er mich so seltsam unverbindlich an. »In zwei Stunden geht mein Flieger nach Singapur. Mein Fahrer dürfte jede Minute hier sein, um mich abzuholen.«
»Oh.« Okay. Ich stand auf. »Dann geh ich auch besser.«
Archer nickte. »Wie du willst.«
Nicht, dass ich damit gerechnet hatte, aber dann war ein Wiedersehen wohl nicht geplant.
»Wie lange wirst du denn in Singapur sein?«
Sein Blick huschte zu mir, blieb einen Moment zu lange auf mir haften. »Das ist nicht absehbar. Da das Haus von Helen und dem Personal versorgt wird, ist es auch nicht notwendig für mich, zu planen.«
Woah, woah, woah! Ich hatte nicht vor, ihn zu stalken. Auch wenn ich nichts gegen eine Wiederholung gehabt hätte, ein Nein verstand ich durchaus.
Ich setzte mein unverbindlichstes Lächeln auf, das mehr als Abwehrmauer diente als alles andere. Nicht umsonst arbeitete ich seit Jahren in der meistbesuchten Filiale eines hotShops in London. Dem angesagtesten Klamottenladen für alle bis dreißig. Oder Leuten, die es in Gedanken geblieben waren.
Jedenfalls wusste ich, wie ich unliebsame Kunden loswurde.
Das galt auch für One-Night-Stands, die sich zu wichtig nahmen.
Ich sprang vom Stuhl, schob mir eine letzte Erdbeere zwischen die Kiemen und nahm einen Schluck Tee. Shit, der war zu gut.
»Na, da wünsche ich viel Spaß.« Ich spazierte zur Küchentür.
Helen hatte sich mittlerweile dem Herd zugewandt.
Ich drehte meinen Kopf noch mal zu Archer, der mich anschmunzelte. Er nickte und ich winkte mit meinen Fingern über meine Schultern.
Sein Lächeln, das fast wieder so warm war wie in der vergangenen Nacht, vergrub sich in meinem Kopf, als ich das Haus verließ.
Noch bevor ich die Wohnungstür aufschloss, hörte ich das Geschrei dahinter. Freddie brüllte in sein Telefon und wanderte im Wohnzimmer auf und ab.
Ich betrat unsere WG und mein Blick fiel auf Elliot, der auf dem Sofa lag, sein Smartphone vor der Nase.
Er schaute zu mir und wir beide verdrehten die Augen. Es gab immer Drama mit Freddie. Wenn nicht mit einer seiner Freundinnen, dann mit einer Schwester oder Kollegin. Der Mann zog Probleme an. Oder Frauen, beladen mit Problemen. Vielleicht war auch Freddie das Problem und er steckte die Frauen in seinem Leben damit an. Bei ihm handelte es sich um eine klassische Huhn-Ei-Frage. Niemand wusste, wo der Anfang war. Aber allen war klar, da, wo Freddie war, herrschte Chaos.
Doof nur, dass sich das auch auf unser WG-Leben erstreckte.
Elliot hob die Decke über seinen Knien an und klopfte auf das Sofapolster. Ich kuschelte mich zu ihm und er steckte seine Nase in meine Haare.
»Mhm, frisch geduscht. Wie war es?«
Ich rutschte meinen Hintern zurecht und legte mich in seinen Arm. »Es war gut.«
»Ja? Hört sich nicht überzeugt an.«
»Doch!« Ich nickte. »Keine Ahnung, was ich dachte, was heute Morgen passiert. Wir hatten eine gute Nacht. Aber natürlich wird nicht mehr daraus. Muss es gar nicht. Will ich gar nicht. Na ja. Stinkreicher Schnösel halt. Mit Chauffeur und Personal. Die Köchin hätte mich heute früh am liebsten in hohem Bogen aus dem Haus geworfen.« Ich lachte. »Andere Welt einfach.«
Freddies Geschimpfe wurde immer lauter.
»Was hat er denn?«, fragte ich Elliot.
Der hob eine Schulter. »Seine Schwester. Keine Ahnung. Freddie und sein Drama.«
Ich nickte. »Und wie war deine Nacht?«
»Ganz ohne Köchin und Personal.« Elliot lehnte sich schwer in die Sofakissen. »Nur ne schnelle Nummer im Dark Room. Nichts Spektakuläres. Aber ich war so entspannt, bis dieser Zirkus hier losging.« Er deutete auf unseren Mitbewohner.
Seufzend drehte ich diesem den Rücken zu. »Schauen wir einen Film? Ich muss heute nicht arbeiten.«
»Sehr gut. Ich muss mich entspannen. Morgen drei Castings.«
Ruckartig schob ich mich hoch. »Elliot! Das ist fantastisch! Für welche Label? Ach, ist egal! Das sollten wir feiern.«
Er fuhr sich durch die Haare und lächelte. »Ja. Es ist toll. Aber wir feiern erst, wenn sie mich nehmen. Ich bin ein bisschen sauer, dass mir meine Agentin erst heute Bescheid gegeben hat. Da hätte ich mir den Abend gestern gespart. Aber heute heißt es Maske, fasten, Pilates.«
»Okay. Da bin ich dabei. Also, bei der Maske. Ich werde heimlich essen und dich beim Pilates anfeuern.«
Das Kissen traf mich aus dem Nichts mitten im Gesicht und wir brachen in Gekicher aus. Hinter uns fluchte Freddie.
Gedankenverloren strich ich über die Innenseite meiner Oberschenkel. Die Stellen, an denen mich Archer markiert hatte. Eine schöne Erinnerung.
Das hier war mein Leben.
Jemand wie Archer war unvorstellbar darin.
Wie von der Tarantel gestochen setzte ich mich auf. Shit. Mein Jockstrap.
Die Aufregung verpuffte so schnell, wie sie gekommen war. Ich ließ mich zurücksinken und seufzte. Unfreiwillig war wohl ein Teil von mir bei ihm zurückgeblieben.