Kapitel 1
Hanover Square, London
Bald werde ich verheiratet sein. Endlich.
Lady Frances Elizabeth Dashwood, von ihren engen Freunden und der Familie Fanny genannt, war überglücklich. Ihre liebe Mama hatte schon die Hoffnung aufgegeben, dass dieser Tag jemals kommen würde, da Fanny einige Jahre zuvor einen ausgewachsenen Skandal verursacht hatte. Die Schande hatte ihren Vater ins Grab gebracht. Das behauptete zumindest die verwitwete Countess immer wieder, obwohl ihr Mann erst vier Monate nach dem beklagenswerten Ereignis gestorben war.
Es hatte Jahre gedauert, drei, um genau zu sein, bis Fanny wieder zögernd in die gute Gesellschaft aufgenommen wurde. Wie herrlich war es gewesen, in dieser Saison endlich wieder an Bällen und Hauskonzerten teilzunehmen und im Hyde Park auszureiten, ohne dass ihr die anderen Damen, das Gesicht hinter dem Fächer versteckt, aus dem Weg gingen. Kein heimliches Getuschel mehr oder Gespräche, die plötzlich verstummten, wenn sie sich näherte. Dass Fanny den Kopf wieder hoch tragen konnte, war natürlich vor allem der Tatsache zu verdanken, dass Harry Basil, der Marquess of Trent, ihr den Hof machte.
Und heute wollten sich die beiden in der St. George-Kirche am Hanover Square das Jawort geben. Um geradezu umwerfend auszusehen, hatte sich Fanny für ein modisches Kleid aus blassrosa Seide entschieden, das ihre wohlgeformte Figur besonders vorteilhaft zur Geltung brachte. Ihr blondes Haar war zu einem eleganten Chignon aufgesteckt, aus dem kunstvoll einige Strähnchen gelöst waren, die ihre Wangen umspielten. Das Ganze wurde von einem Blumenkränzchen bekrönt. An diesem herrlichen Tag wollte Fanny als hochelegante und makellose Braut erscheinen.
Die Trauung sollte in einer Viertelstunde beginnen, doch weil die Countess die Heirat ihrer Tochter mit einem so hochgestellten Gentleman kaum abwarten konnte, war Fanny auf ihr Drängen hin zu früh losgefahren und musste nun in der Kutsche einige Runden um den Platz drehen. Schließlich konnte die Braut ja schlecht in der Kirche auf den Bräutigam warten. Fanny fand es absurd, doch um die Nerven ihrer Mutter zu schonen, hatte sie ihr versprochen, in der Kutsche zu bleiben, bis der Marquess vor dem Altar stand. Fanny war es schon immer schwergefallen, anderen Leuten gegenüber ihre Gefühle zu zeigen, und so war sie dankbar dafür, dass sie noch ein paar Minuten für sich hatte.
Endlich hielt der Wagen vor dem prachtvollen Portal von St. George, und ein Diener sprang von seinem Sitz, um nachzusehen, ob der Marquess schon eingetroffen war. Anscheinend hatte er seine Kutsche in einer Seitenstraße halten lassen. Nachdem der Diener den Tritt heruntergeklappt hatte, half er Fanny beim Aussteigen. Mit einem nervösen Lächeln straffte sie die Schultern und stieg die Treppe zum Eingang hinauf. Geradezu einschüchternd wirkte das imposante Portal mit den sechs korinthischen Säulen und dem dreieckigen griechischen Giebel. Gleich würde auch ihre Mutter mit den Brautjungfern in einer eigenen Kutsche eintreffen, und Fannys Bruder Colin, der jetzige Earl of Banberry, wollte in der Vorhalle der Kirche auf sie warten, bevor er sie dann über den roten Teppich im Mittelgang zum Altar geleitete.
Fanny öffnete die Kirchentür, trat ein und bog nach links in einen schmalen Korridor ab. Zögernd blieb sie stehen, als sie ein Stück vor sich ein Pärchen erblickte. Der Mann kam ihr bekannt vor, und plötzlich packte sie die Furcht so stark, dass sich ihr Magen verkrampfte. Sie traute ihren Augen kaum, denn der Mann, den sie gleich heiraten sollte, befand sich in leidenschaftlicher Umarmung mit einer Lady, die sie als Miss Miranda Shelby erkannte. Fanny hatte böswillige Gerüchte über die Frau gehört, wonach sie die Mätresse von Lord Trent sein sollte. Als sie ihren Bruder nach den Einzelheiten gefragt hatte, hatte der ihr keine Antwort gegeben, um ihre zarten Gefühle zu schonen. Gegen den Rat ihres Bruders hatte Fanny daraufhin ihren Verlobten direkt auf Miss Shelby angesprochen. Doch der hatte ihr versichert, dass seine Freundschaft mit der Dame vorbei sei.
Heiße Tränen brannten in Fannys Augen. Die Art, wie er der anderen Frau liebevoll eine Hand auf die Wange legte und sie zärtlich anlächelte, strafte nicht nur seine Worte Lügen, sondern auch das Eheversprechen, das er ihr erst letzte Woche gegeben hatte. Ihr legte sich eine so erdrückende Last auf die Brust, dass sie ein leises Wimmern ausstieß. Doch das Liebespaar war zu sehr miteinander beschäftigt, um Fanny wahrzunehmen.
„Ach, mein Liebster, ich kann es nicht ertragen, dass du heiraten willst. Wenn ich dich verliere, muss ich verzweifeln!“, rief Miss Shelby und presste die Hand des Marquess an ihre Brust. Ihr Busen in dem tief ausgeschnittenen Kleid bebte, die goldenen Löckchen wippten und, so dachte Fanny, vermutlich glitzerten Tränen in den hellblauen Augen der Dame.
„Du wirst mich nie verlieren, meine Süße“, versicherte Lord Trent mit Nachdruck. „Sobald es geht, werde ich Lady Fanny aufs Land verbannen. Und sie darf erst zurückkommen, wenn ich es sage. Nichts kann meine Liebe zu dir erschüttern …“ Er legte eine Hand auf die leichte Wölbung unter ihrem Kleid und fügte hinzu: „Ich werde dich keine Minute allein lassen, wenn unser Kind zur Welt kommt.“
Darauf küssten sie sich so leidenschaftlich, dass Neid und Traurigkeit Fanny wie Pfeile ins Herz trafen. Sie wollte fliehen, doch vor Schmerz war sie wie erstarrt, und ihre Beine gehorchten ihr nicht. Lord Trent hatte ihr seine Liebe erklärt, sie mit kleinen Geschenken überhäuft und ihr sogar einige Küsse gestohlen. Fanny hatte ihm diese Freiheit gestattet, weil sie davon überzeugt gewesen war, dass sie ihn auch liebte.
Doch ganz offensichtlich trafen die unfeinen Gerüchte zu, die Fanny gehört hatte, und er unterhielt eine Liebesbeziehung zu Miss Miranda Shelby. Mit einem unterdrückten Schluchzen und tränenblind wandte sich Fanny ab und lief durch den Gang davon. Aus Angst, der Marquess könnte sie entdecken, raffte sie schließlich ihren Rock und rannte los. „Fanny?“
Erschrocken blieb sie stehen, die zitternde Hand an den Mund gepresst. „Mama …“ Wie gerne hätte sie sich jetzt ihrer Mutter in die Arme geworfen.
„Mein liebes Mädchen, du rennst ja, als wäre dir der Teufel auf den Fersen. Das gehört sich aber nicht.“ Die Stirn über den fein gezeichneten Brauen gerunzelt spähte die Countess über Fannys Schulter in den Korridor.
Fanny ließ sich von ihrer Mutter zu einer verborgenen Nische neben dem Eingang ziehen, von dem aus man zum Altar gelangte.
„Was ist los, Fanny?“
Fanny schluckte krampfhaft. „Lord Trent …“
„Ja?“
Ihr wurde ganz heiß. „Ich habe ihn gerade in einer höchst unanständigen Umarmung mit Miss Shelby gesehen.“
Ihre Mutter blickte sie an, als sähe sie ihre Tochter zum ersten Mal. „Und das hat dich so aus der Fassung gebracht?“
„Aber Mama“, stammelte Fanny verwirrt. „Sie … Sie haben sich gegenseitig ihre Liebe erklärt und sich auf eine sehr anzügliche Weise geküsst.“ Sie schämte sich vor ihrer Mutter fast zu Tode.
„Papperlapapp. Heute ist dein großer Tag, und das Einzige, was zählt, ist, dass du in wenigen Minuten eine Marchioness sein wirst. Lady Trent. An Leuten wie Miranda Shelby solltest du dich nicht stören. Sie ist es einfach nicht wert. Und jetzt richten wir dich ein wenig her, denn die Trauung beginnt gleich.“
Fanny war so verdattert, dass sie für einen Augenblick gar nicht verstand, was ihre Mutter da sagte. „Mama“, erwiderte sie schließlich, „ich kann doch keinen Mann heiraten, der nichts für mich übrighat und an unserem Hochzeitstag einer anderen seine Liebe erklärt –“
„Unsinn“, unterbrach ihre Mutter sie in scharfem Ton. Ihre dunkelgrünen Augen blitzten vor Zorn und Entschlossenheit. „Männer werden immer Geliebte haben, weil es ihrer Eitelkeit schmeichelt. So ist es nun einmal, und wir sollten uns nicht daran stören. In unserer Stellung gibt es wichtigere Dinge, mit denen wir uns befassen müssen.“
„Das ist doch wohl nicht dein Ernst!“, rief Fanny bestürzt. „An der Treue und Ehre des Mannes, den ich heiraten will, darf kein Zweifel bestehen, Mama –“
Ihre Mutter packte das Kinn ihrer Tochter so fest, dass Fanny vor Schreck verstummte.
„Jetzt hör mir mal zu, Fanny Elizabeth Dashwood. Du warst so dumm, deine Verlobung mit dem Viscount Aldridge zu lösen, weil er nur hinter deinem Geld her war. Danach dauerte es Jahre, bis die gute Gesellschaft dir dein ungeheuerliches Verhalten verziehen hatte. Jetzt bist du im Begriff, eine Marchioness zu werden, und du wirst dir diese Chance nicht verbauen und noch einmal Schande über deine Familie bringen.“
Schande.
Sie schauderte bei dem Gedanken daran, wie gnadenlos die High Society reagiert hatte, als Fanny ihre Verlobung mit dem Viscount nach einigen Wochen gelöst hatte. Jetzt stand sie nur innerlich aufgewühlt da und sagte kein Wort.
„Und jetzt reiß dich zusammen, wir müssen auf eine Hochzeit.“
In diesem Augenblick tauchte ihr Bruder aus dem Inneren der Kirche auf und reichte Fanny hastig den Arm, um sie dem Bräutigam zuzuführen.
Dann stand Fanny vor dem Altar der Kathedrale dem Marquess gegenüber, dem man nicht anmerkte, dass er gerade noch leidenschaftlich eine andere umarmt hatte. Mit so zärtlichem Blick wie immer schaute er auf seine Braut herab. Sie war sich so sicher gewesen, dass er sie liebte. War sie in ihrer Naivität und dem Wunsch nach einer eigenen Familie wirklich so verblendet gewesen, dass sie sich von einem Wüstling hinters Licht hatte führen lassen? Wie hatte sie sich nur so in ihm täuschen können?
Colin verkündete, dass er die Braut dem Bräutigam übergab, und nahm danach in der Kirchenbank Platz. Der Bischof begann mit der Trauzeremonie, und Fanny biss sich auf die Unterlippe, um nicht in Tränen auszubrechen.
„Geliebte im Herrn, wir haben uns hier im Angesicht Gottes versammelt, um diesen Mann und diese Frau im heiligen Stand der Ehe zusammenzugeben …“
Bitte hör auf zu reden! Auf keinen Fall wollte sie an ihrem Hochzeitstag den Leuten Grund zum Klatschen geben, und sie durfte auch ihrer Familie keine Schande machen. Also reckte Fanny das Kinn, straffte die Schultern und erwiderte den Blick des Mannes, dem sie gleich Liebe und Gehorsam für den Rest ihres Lebens schwören würde. Er zwinkerte ihr zu, eine liebenswerte Angewohnheit, die sie zum Lächeln bringen sollte. Doch jetzt erkannte sie die Hohlheit und die Lügen hinter der Fassade. Er liebte und schätzte sie nicht. Es war alles eine grausame Farce, deren Sinn sie nicht verstand. Hinter ihrem Geld war der Marquess nicht her, denn wie allgemein bekannt war, verfügte er über fünfzigtausend Pfund im Jahr. Es ging ihm also nicht darum, sich eine reiche Erbin zu angeln.
Mit Gedichten und Blumen hatte Lord Trent ihr überaus hartnäckig den Hof gemacht. All die langen Spaziergänge im Park, die Picknicks und Bälle – sie alle hatten nichts zu bedeuten. Denn er war entschlossen, sie aufs Land zu verbannen, während er mit der Frau, die er liebte, zusammenleben wollte. Als er sah, wie Fanny zitterte, runzelte der Lord die Stirn, und ein besorgter Ausdruck trat in seine Augen. Lügner!, wollte sie ihm am liebsten entgegenschleudern, weil er sie ausgerechnet an dem Tag in Schmerz und Angst stürzte, den sie seit ihrem sechzehnten Geburtstag herbeigesehnt hatte.
„Henry George Basil, Marquess of Trent, willst du Lady Frances Elizabeth Dashwood zu deiner ehelichen Gemahlin nehmen, um mit ihr gemeinsam zu leben nach Gottes Ordnung im heiligen Stand der Ehe? Willst du sie lieben, trösten, ehren und zu ihr halten in Krankheit und Gesundheit; dich aller anderen begeben und bei ihr bleiben, solange ihr beide lebt?“
„Ich will.“
Von Minute zu Minute fiel Fanny das Atmen schwerer, und ihr wurde klar, dass sie gleich den größten Skandal der Saison verursachen würde. Darüber würden alle die Krönung ihrer geliebten Königin Victoria ebenso vergessen wie das schändliche Verhalten von Sebastian Rutledge, dem berühmten Eisenbaron, der sich letzte Woche geweigert hatte, Miss Arabella Sutton zu heiraten, obwohl er mit ihr in einer verfänglichen Situation ertappt worden war. Nein, Fannys Skandal wäre unvergleichlich schlimmer.
Schmerz und Traurigkeit ließen sie am ganzen Körper erbeben. Ich werde alles verlieren, was ich mir erhofft habe. Doch diesen Mann zu heiraten, nach allem, was sie mitangesehen hatte …
„Lady Frances Elizabeth Dashwood, willst du diesen Mann zu deinem ehelichen Gemahl nehmen, mit ihm gemeinsam zu leben nach Gottes Ordnung im heiligen Stand der Ehe? Willst du ihm gehorchen und dienen, ihn lieben, ehren und zu ihm halten in Krankheit und Gesundheit; dich aller anderen begeben und bei ihm bleiben, solange ihr beide lebt?“
Tiefe Stille senkte sich auf die Anwesenden, während der Bischof auf Fannys Antwort wartete. Warum hatte sie dieser Heirat bloß zugestimmt? Ein Raunen durchdrang ihre vor Angst ganz wirren Gedanken, und sie blickte angstvoll auf die versammelten Gäste. Es waren nur etwa einhundert, doch Fanny hatte das Gefühl, als wäre die gesamte gute Gesellschaft gekommen, um über sie zu Gericht zu sitzen. Wenn sie jetzt nicht ihr Jawort gab, sondern einfach wegging, wäre sie geliefert und ihr guter Ruf für ewig dahin.
Der Kloß in ihrer Kehle wurde immer größer.
Ihre Mutter erbleichte und griff nach dem Arm ihres Sohnes, dem aufzufallen schien, dass etwas nicht stimmte. Langsam erhob sich Colin, die herabhängenden Hände zu Fäusten geballt, und warf ihr einen warnenden Blick zu.
Der Bischof räusperte sich so laut, dass seine Hängebacken bebten.
„Ist alles in Ordnung, Lady Fanny?“, erkundigte sich Lord Trent besorgt.
„Ich habe Sie gesehen“, sagte sie schließlich. Die Kehle war ihr wie zugeschnürt, und sie hatte das Gefühl, etwas enge ihr die Brust ein und hindere sie am Atmen. „Ich habe Sie gesehen … mit Ihrer Geliebten.“ Die Frau saß ebenfalls in einer der Kirchenbänke. Wie konnte sie es ertragen zuzusehen, wie der Mann, den sie liebte, eine andere heiratete? Fanny empfand eine tiefe Demütigung, wenn sie daran dachte, wie die beiden einander gerade noch umarmt hatten und ihr Verlobter der Frau seine Versprechen zugeflüstert hatte.
Der Marquess erstarrte, und angesichts der plötzlichen Erkenntnis wurden seine hellblauen Augen ganz dunkel. Er griff nach ihrer behandschuhten Hand, eine Geste, die für die Beobachter zärtlich erscheinen mochte, doch in Wahrheit quetschte er ihr schmerzhaft die Finger. Fanny versuchte, sie wegzuziehen, doch der Marquess ließ nicht los.
Wenn sie jetzt ging, wäre es das Ende all ihrer Träume. Jetzt mit dreiundzwanzig wünschte sich Fanny so sehr eine eigene Familie. Nach dem letzten Fiasko vor drei Jahren, als sie ihrem Verlobten, dem Viscount Aldridge, den Laufpass gegeben hatte, war ein wahrer Sturm der Entrüstung losgebrochen. Der Viscount hatte sogar damit gedroht, ihre Familie wegen des gebrochenen Eheversprechens zu verklagen, was ihr Vater nur durch die Zahlung einer unbekannten Summe hatte vermeiden können. Für die Skandalblättchen war sie die „Feige Erbin“ gewesen, und lange Zeit hatte Fanny daran gezweifelt, dass sie jemals wieder Eingang in die gute Gesellschaft finden könnte.
Doch schließlich war es ihr gelungen, und sie hatte sich aus der selbstgewählten Isolation befreit, in die sie sich vor der üblen Nachrede und der ständigen Beobachtung geflüchtet hatte. Wenn sie jetzt den Marquess nicht heiratete, würden all ihre Träume zerstieben wie Asche im Wind.
Lord Trent senkte den Kopf. „Du wirst jetzt sofort dein Jawort geben“, flüsterte er ihr zu, während er ihr beinahe die Finger zerquetschte.
Ihr entschlüpfte ein leises, angstvolles Wimmern, denn sie erkannte, dass er nicht nur ein Wüstling, sondern obendrein auch grausam war. Dieser Mann würde nicht zögern, sie zu schlagen, wenn sie nicht das tat, was er verlangte. Wie hatte sie sich nur so in ihm täuschen können?
„Lass mich sofort los, oder ich schreie.“
Als er nicht reagierte, versetzte sie ihm eine Ohrfeige. Es bereitete ihr große Genugtuung, den Ausdruck geradezu komischer Bestürzung auf seinem Gesicht zu sehen. Dann drehte sie sich um und ging davon. Dabei brachte sie es nicht fertig, den Gästen, insbesondere ihren Freunden und Verwandten, ins Gesicht zu sehen. Bei jedem Schritt spürte sie ihre entgeisterten Blicke, und das erschrockene Flüstern folgte ihr wie eine anwachsende Flutwelle bei ihrem Gang durch die Kirche. Wie ein Lauffeuer würden sich die Neuigkeiten verbreiten, und selbst wenn ihre Familie ihr verzeihen konnte, würden die Skandalblätter sie wochenlang durchhecheln.
Schließlich konnte Fanny ihren gemessenen Schritt nicht länger durchhalten. Sie rannte los.