Kapitel 1
Willkommen im Irrenhaus 2.0
„Du wirst umziehen.“
Schwungvoll drehe ich mich zu Higgins um, der vollkommen deplatziert in unserer Zimmertür steht und mit gestrafften Schultern zu mir sieht. Ob er ebenfalls Angst hat, dass wir Mädels beißen? Wohl kaum, immerhin hat er sich bis hierher vorgewagt. Daran sollte sich Mr Hendriks ein Beispiel nehmen.
„Nein“, entgegne ich und wiederhole dieses Wort zum tausendsten Mal.
„Dein Platz ist jetzt bei ihnen.“
Ich nehme meinen dunkelgrünen Schulhoodie vom Bett, falte ihn ordentlich und lege ihn in den Schrank. Irgendwie muss ich meine Gedanken und meine Finger beschäftigen, denn dieses Gespräch ist müßig.
„Mein Platz ist genau hier“, sage ich und schließe die Schranktür. Durch das Fenster dringt die Sonne ins Innere und ich sammle meine Schulhefte sowie meine Stifte zusammen. Letztere stecke ich in ein selbstgemachtes Mäppchen, das meine Tante Allory mir vor wenigen Tagen geschickt hat. Sie hat es selbst genäht und einen eigenen kleinen Shop bei Etsy eröffnet, in dem sie diese und andere handgemachte Teile verkauft. Ich bin wahnsinnig stolz auf sie.
„Laurie, du bist nun mal eine Nachfahrin der …“, murmelt Higgins und ich halte inne, bin gespannt, ob er das Wort ausspricht. Tut er nicht, stattdessen weicht er aus. „Du gehörst zu den anderen Kindern, in ihren Flügel.“
„Ich nehme sicher nicht Kiras Platz ein.“
Seit Kira vor knapp zwei Wochen verschwunden ist, will Higgins mich dazu überreden in den Flügel der Royals zu ziehen. Vergebens. Und vollkommen sinnfrei, wenn man mich fragt. Wie üblich tut das allerdings keiner.
„Das verlangt niemand“, meint Higgins und sieht mich flehend an. Vertauschte Rollen, immerhin ist er der Direktor des Internats und ich seine Schülerin. „Trotzdem wäre es besser …“
„Wieso? Meiner Ansicht nach bringt es nur Nachteile mit sich. Zum einen müssten wir erklären, wieso ich mitten im Schuljahr umziehe. Und zum anderen würden meine Freunde sicher noch mehr Fragen stellen. Stattdessen könnten wir uns wichtigeren Angelegenheiten zuwenden. Haben Sie heute schon etwas von den Suchern gehört?“
Higgins senkt die Lider und ich weiß, was als Nächstes kommt, denn es wiederholt sich jeden Tag. Traurig schüttelt er den Kopf. „Keine Spur von Kira.“
Ich balle die Hände zu Fäusten, schlucke und presse meine Lippen aufeinander. Jedes weitere Wort ist überflüssig, denn ich kann nichts tun. Genau wie die anderen Halbgötter bin ich machtlos. Wir wurden an diesen Ort gebunden, müssen das Schicksal beschützen, koste es, was es wolle.
‚Das ist doch Irrsinn‘, höre ich Lucas in meinem Kopf sagen und erinnere mich an eine Unterhaltung, kurz nachdem Kira verschwunden ist. Die Szene entfaltet sich vor meinem inneren Auge, als würde sie gerade passieren.
„Wir müssen losziehen, sie suchen“, fordert Lucas.
„Ja, scheiß drauf, was die anderen sagen“, mischt Phil sich ein und stellt sich hinter Lucas. Seine blonde Mähne wippt dabei leicht und er pustet sich eine Strähne aus den Augen.
Cassy schüttelt den Kopf. „Vergesst es. Wir haben eine Aufgabe.“
„Ist Kira dir egal?“ Lucas verschränkt die Arme vor der Brust. Ich kann förmlich spüren, wie die Worte sich zu Pfeilen formen und ihr Ziel treffen, mitten in Cassys Herz.
„Hey“, mischt Elena sich ein und legt eine Hand auf Cassys Schulter, die Lucas sprachlos anstarrt. „Bist du irre?“
Danach herrscht Stille. Kälte dominiert den Raum und tausend Gedanken schweben unter der Decke. Sie warten nur darauf, in Sätze gepackt und ausgesprochen zu werden. Doch keiner traut sich, niemand weiß, was er sagen soll.
„Seit unserer Kindheit werden wir vorbereitet“, flüstert Cassy und lässt sich zu Boden sinken. Sie mustert ihre Schuhe, spielt mit dem Saum ihres T-Shirts und ich versuche mein Herz zu beruhigen, das wild in meinen Ohren pocht und es beinahe unmöglich macht, Cassy zu verstehen. Ich kann ihre Gefühle so gut nachvollziehen. Jemanden zu verlieren bedeutet nicht einfach nur seine Abwesenheit zu ertragen, sondern auch ein Stück von sich selbst aufzugeben. Den Teil von sich zu verlieren, der man in der Gegenwart dieses Menschen war.
„Seit knapp zehn Jahren gibt es nur noch uns. Wir mussten unsere Familien zurücklassen. Wir durften niemandem etwas erzählen. Wir hatten verdammt noch mal nur uns“, fährt Cassy fort und ich gehe in die Knie. „Und jetzt behauptest du, sie würde mir nichts bedeuten? Ihr seid alles für mich, Lucas. Alles, wofür es sich zu kämpfen lohnt. Dennoch ist es mein Schicksal, diese Welt zu beschützen. Ich kann keine eigenen Entscheidungen treffen, denn es ist mir nicht gestattet egoistisch zu sein. Deswegen muss ich darauf vertrauen, dass jemand anderes mein Leben wieder in Ordnung bringt und Kira findet.“
Erneut dominiert Stille den Gemeinschaftsraum der Jungs und ich senke den Blick. Vielleicht sollte ich nicht hier sein, denn dieses Gespräch ist unfassbar persönlich. Während Lucas mir ein guter Freund geworden ist, kenne ich die anderen kaum.
„Es tut mir leid“, gibt Lucas zu und eine Gänsehaut breitet sich über meine Arme aus. Ich kann die Tränen in seiner Stimme hören und sehe auf. Sie kullern über seine Wangen, bringen zum Ausdruck, was er nicht aussprechen kann. „Es tut weh.“
Cassy steht auf und schließt Lucas in ihre Arme. „Das tut es.“
Danach haben wir dieses Thema nie wieder angesprochen, denn es bringt nur unsere Hilflosigkeit zum Vorschein. Wenn man bedenkt, welche mächtigen Kräfte in uns schlummern, ist das ziemlich frustrierend. Wir können nichts tun, müssen diesen Ort beschützen. Würden wir unserer Aufgabe einfach den Rücken zukehren und den Schicksalen geschähe etwas, wären wir daran schuld und hätten die Zukunft der gesamten Menschheit auf dem Gewissen. Früher hätte ich ohne zu zögern gesagt, dass ich alles – wirklich alles – für die Menschen tun würde, die ich liebe. Und es wäre auch weiterhin meine Antwort. Allerdings liegt nun auch die Verantwortung über das Leben von Milliarden anderer Wesen auf meinen Schultern und deswegen gebe ich Cassy recht. Wir müssen es den anderen überlassen, Kira zu finden, denn unser Platz ist hier, an Maris’ Seite. Wer auch immer für Kiras Entführung zuständig ist, hat es mit Sicherheit auf das Tor zur Götterwelt abgesehen.
„Laurie, überlege es dir noch mal“, sagt Higgins und holt mich damit zurück ins Hier und Jetzt. Ich lande hart auf dem Boden der Tatsachen und verdrehe die Augen.
In dem Moment erblicke ich Samiras Haarschopf hinter dem Direktor. Meine Rettung.
Verwirrt drückt sie sich an unserem Schulleiter vorbei. „Pardon, ich müsste mal kurz durch.“
„Wie war der Gottesdienst?“, frage ich sie und ignoriere den Direktor.
„Dieses Gespräch ist nicht zu Ende“, prophezeit er, dreht sich um und geht.
Samira stellt sich neben mich und stemmt die Hände in die Hüfte. „Was war das denn?“
Ich zucke unbestimmt mit den Schultern. Gute Frage. Allerdings kann ich meiner besten Freundin wie üblich nur die halbe Wahrheit sagen. Das gebrochene Versprechen, Samira nie wieder zu belügen, brennt in meinem Herzen. Bereits kurz nach dem Schwur war mir klar, dass ich mich niemals daran halten könnte. Halbgötter treiben um uns herum ihr Unwesen, ich bin sogar selbst eine davon und kaum jemand kennt unser Geheimnis. Nur der engste Kreis ist eingeweiht und Samira sowie meine anderen Freundinnen gehören nicht dazu. „Es ging um die neuen Kurse, die ich besuchen soll“, erkläre ich.
„Das Förderprogramm?“
„Genau.“
Samira lacht, geht zum Spiegel und rückt ihr Hemd zurecht. Das dunkle Haar umschmeichelt ihr Gesicht und sie wischt sich eine Wimper von der Wange. „Weißt du, bei deiner Ankunft habe ich dich gefragt, ob du reich oder intelligent bist. Erinnerst du dich an deine Antwort?“
Das tue ich und grinse ebenfalls. Seit damals hat sich meine Welt um hundertachtzig Grad gedreht. Gleichzeitig habe ich Menschen kennengelernt, die ich nie wieder missen möchte. Ohne die Royals, meine Freundinnen und vor allem Maris, wäre ich wahrscheinlich weiterhin in meiner dunklen Trauer gefangen. Hätte immer noch das Gefühl, Lügen über meine Vergangenheit und mich selbst erzählen zu müssen.
„Ich hab dich in dem Glauben gelassen, ich sei reich“, sage ich.
Samira nickt. „Dabei hast du ein Stipendium und bist unglaublich intelligent. Jetzt besuchst du sogar zusammen mit den Royals den Unterricht.“
„Ja“, hauche ich und erinnere mich an den Kampf, dem es glich, meine Wünsche durchzusetzen. Ich verstehe die Notwendigkeit, dass ich lerne meine Fähigkeiten zu beherrschen und etwas Hintergrundwissen über die Götter ist ebenfalls hilfreich. Allerdings bin ich nicht gewillt, mein komplettes Leben durcheinanderbringen zu lassen. Denn bis vor wenigen Tagen dachte jeder – ich selbst eingeschlossen – ich sei ein normaler Mensch, der die Begabung besitzt, magische Schutzschilde zu durchbrechen. Mehr nicht. Doch seit Kurzem weiß ich, dass ich eine Halbgöttin bin und der Blutlinie des Poseidon entstamme, denn ich kann den Wind beherrschen.
Samira kippt das Fenster, schnappt sich ebenfalls ihr Mäppchen und ein Notizbuch. „Frühstück?“
„Frühstück!“
Zusammen gehen wir in den Flur, lassen den Mädchenflügel hinter uns und folgen der Treppe nach unten. Der weiche rote Teppich dämpft unsere Schritte. Im Speisesaal ist es ruhig. Die langen Tische liegen verlassen vor uns, nur vereinzelt sitzt jemand an einem Platz und isst sein Frühstück. Wir legen unsere Sachen ab und schlurfen zum Buffet. Okay, ich schlurfe, Samira geht so elegant wie immer. Nur ein Earl Grey kann mein Hirn aus seinem Zombiemodus reißen.
Auf meinem Teller landen ein Brötchen, Cashewmus und eine Banane. Zudem fülle ich mir eine Tasse mit Tee und inhaliere den Duft. Bereits der Geruch zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht. Ich rühre einen Löffel Zucker unter und trinke an Ort und Stelle einen Schluck.
„Apfel?“, fragt Samira, aber ich schüttle den Kopf. So viele Vitamine am Morgen verträgt mein Körper nicht.
Zurück am Tisch setzt Samira sich mir gegenüber. „Kollidiert dein Stundenplan nicht mit dem neuen Förderprogramm?“
„Doch, allerdings haben wir es geschafft, einige Kurse so zu legen, dass ich sie nach dem normalen Unterricht wahrnehmen kann. Die Lehrer waren wirklich entgegenkommend“, erkläre ich und schmiere mir mein Brot.
„Guten Morgen“, sagt Francesca, die sich dicht gefolgt von Diana und Aurora zu uns setzt. Kurz darauf erscheinen Lucas und die anderen Royals. Elena drückt mir einen Kuss auf die Wange, während Lucas mir kurz die Hand auf die Schulter legt, bevor er zum Buffet eilt. Ich blicke mich um, betrachte meine Freunde, die alle zusammen mit mir am Tisch sitzen, und grinse wie eine grenzdebile Oma. Verrückt. Vor wenigen Wochen wäre es undenkbar gewesen die beiden Gruppen zu vereinen. Und doch war es so einfach.
„Was gibt’s zu lachen?“, fragt Manuel, der sich neben mich setzt und herzhaft von seinem Muffin abbeißt.
„Ich bin ein fröhlicher Mensch“, entgegne ich und zwinkere.
„Äh, okay. Glückwunsch.“
„Das heißt, du hast weniger Zeit zum Lernen?“ Samira beugt sich vor und nimmt den Faden unseres Gesprächs wieder auf.
„Leider ja.“
„Hochintelligent zu sein ist eben kein Zuckerschlecken“, sagt Francesca und ich hätte ihr die Worte übel genommen, würde ich sie mittlerweile nicht gut kennen. Verräterisch ziehen sich ihre Mundwinkel zu einem Lachen und ich gehe auf ihren Spruch ein.
„Ich weiß“, beschwere ich mich gespielt. „Aber irgendjemand muss den Job ja machen. Nicht jeder ist dafür geeignet.“
Francesca zwinkert mir zu und ich grinse sie an, nehme die Teetasse zwischen meine Hände und genieße die Wärme.
Langsam füllt sich der Saal, der Geräuschpegel schwillt an.
„Rutsch mal.“ Ich wende den Kopf und erblicke Lucas, der sich zwischen Manuel und mich gestellt hat. Letzterer kommt der Aufforderung nach und macht Platz.
„Heute ist deine erste Geschichtsstunde bei Christa“, flüstert Lucas und ich nicke. „Nervös?“
„Nein, das, was ich fühle, ist kaum in Worte zu fassen“, gebe ich zu.
„Wieso?“
Ich erinnere mich an Kiras Verschwinden, wie abfällig Christa über sie gesprochen hat. Meine Sympathie ihr gegenüber hält sich seitdem in Grenzen, deswegen ist es keine Nervosität, die mir im Nacken sitzt, sondern eher Unbehagen, gemischt mit Neugier und Aufregung.
„Meine … äh …“ Ich suche nach einem Wort, das ich nutzen kann, ohne die Halbgötter zu verraten, „Begabung sagt vielleicht, dass ich eine von euch bin, aber im Grunde bin ich einfach nur Laurie. Laurie, die keine Ahnung hat, was es heißt … äh … super intelligent zu sein. Euer Leben ist komplett anders als meins. Ihr seid in einem Familiengefüge aufgewachsen, das ich nicht kenne“, sage ich und fasse damit meine Bedenken zusammen. Dabei verschweige ich allerdings, dass ich im Grunde dankbar dafür bin, als normaler Mensch groß geworden zu sein. Der kurze Einblick, den Kira mir von ihrer Kindheit und dem Konkurrenzkampf unter den Götterkindern gegeben hat, reichte vollkommen.
Lucas legt mir eine Hand auf den Oberarm. „Das verstehe ich. Aber wir sind für dich da, Laurie.“
„Danke“, flüstere ich und stoße mit meiner Schulter sanft gegen seine. Sein blondes Haar ist dunkler geworden und hängt ihm mittlerweile in die Augen.
„Der Unterricht beginnt gleich, Turteltäubchen“, sagt Francesca, steht auf und bringt ihr Geschirr weg. Verwirrt sehe ich mich um, versuche ihre Worte zu entschlüsseln und Samiras Blick kreuzt meinen.
„Was?“, entfährt es mir und ich blicke hilfesuchend zu Lucas. Der zuckt jedoch nur mit der Schulter.
„Wir sind bloß Freunde“, entgegne ich Francesca, nachdem sie zu uns zurückkehrt.
Sie verdreht die Augen. „Okay.“
„Wirklich!“
Lucas erhebt sich ebenfalls. „Laurie hat recht. Beinahe traurig, dass Männer und Frauen nicht befreundet sein können, ohne dass direkt jeder Hintergedanken hat.“
„Was erwartest du?“, meint Aurora und schiebt sich das letzte Stück Toast in den Mund. „Kingswood Castle ist nicht gerade für seine Fortschrittlichkeit und Offenheit bekannt. Hier halten Mädchen und Jungs Mindestabstand und die Lehrer trauen sich nicht in den Mädchenflügel. Als würden wir sie aufessen oder so. Da ist eure Freundschaft wie ein Leuchtfeuer, das alles in Brand steckt.“
Ich verdrehe die Augen. „Du übertreibst. Außerdem sind die anderen Royals ja auch befreundet. Mädchen mit Jungs.“
„Und die waren immer Gesprächsthema Nummer eins“, bemerkt Francesca.
„Stimmt.“ Ich hake mich bei Samira ein und sie beugt sich zu meinem Ohr.
„Du bist nicht das Mädchen, in das er verliebt ist, oder?“
Nachdem ich den Kopf geschüttelt habe, atmet Samira auf. „Entschuldige, aber ich hab es mich die letzten Tage so oft gefragt und brauchte Gewissheit. Du weißt ja, Chicks before Dicks.“
Sprachlos starre ich meine beste Freundin an und einen Augenblick steht mir der Mund offen. Dann blase ich gespielt empört die Backen auf. „Bisher war mir nicht mal bewusst, dass diese Worte sich in deinem Wortschatz befinden, Samira Willey, sag das noch mal!“
Samira lacht. „Niemals. Und wenn du jemandem erzählst, dass ich das gesagt habe, werde ich es abstreiten.“
„Sie lernen so schnell. Sie werden so schnell groß“, zitiere ich meine Mama, die das oft zu mir gesagt hat, wenn sie der Meinung war, ich hätte eine ihrer schlechten Eigenschaften geerbt. Kurz zieht es in meinem Herzen, doch dann wende ich mich wieder meinen Freunden zu, die die Trauer vertreiben.
„Bis zum Mittagessen“, sage ich und verabschiede mich von den anderen. Untergehakt gehen Samira und ich zum Englischunterricht, der eins meiner liebsten Fächer geworden ist. Mr Evans gestaltet die Stunde abwechslungsreich und offen. Jeder kommt zu Wort, jede Meinung zählt.
Trotzdem kann ich mich heute kaum konzentrieren. Ich fiebere auf die Geschichtsstunde bei Christa hin. Natürlich habe ich sofort, nachdem ich von den Royals erfahren habe, dass sie Halbgötter sind, danach gegoogelt. Mittlerweile weiß ich ein bisschen was über Hades, Demeter, Hera, Hestia und natürlich Poseidon. Selbst über Zeus – über den keiner spricht – habe ich mich schlaugemacht. Es gibt noch eine Handvoll anderer Götter, die auf dem Olymp leben, doch ihnen hatte Zeus es nie gestattet, die Erde zu betreten. Daher gibt es ausschließlich Gotteskinder, die von diesen sechs Göttern abstammen. Außerdem gibt es noch Moira, die Göttin des Schicksals, und ihren Sohn Maris, die ebenfalls unsere Welt betreten können. Allerdings haben sie sich nie mit den Menschen verbunden. Zumindest nicht soweit ich weiß … Ich krame nach meinem Notizbuch und notiere mein Unwissen.
„Laurie?“, sagt Mr Evans und ich schrecke zusammen. Mist, seine Frage ist an mir vorbeigegangen.
„Wie bitte?“
„Hamlet“, meint Mr Evans und versucht mir offensichtlich zu helfen. Leider klingelt bei mir nichts. „Mit welcher List versucht er seine Mitmenschen zu täuschen und die Wahrheit zu offenbaren?“
„Wahnsinn“, antworte ich, dankbar darüber, dass er die Frage wiederholt hat. „Er täuscht vor, verrückt zu sein.“
„Genau.“
„Gebracht hat es ihm am Ende nichts“, flüstert Hugh hinter mir. Mr Evans hört es und fordert ihn auf lauter zu sprechen. „Alle sterben.“
„Das ist eine schöne Zusammenfassung des Stücks“, gibt Mr Evans lachend zu und meine Gedanken schweifen erneut ab.
Vor einigen Wochen habe ich selbst geglaubt dem Wahnsinn zu verfallen. Maris’ Erscheinen und die Tatsache, dass er sich danach einfach in Luft aufgelöst hat, haben mich wirklich an meinem Verstand zweifeln lassen. Und auch jetzt frage ich mich manchmal, ob das hier die Wirklichkeit ist. Ob es die Halbgötter und Maris wirklich gibt. Ob ich ein Teil von ihnen bin und die Kraft habe, den Wind zu beherrschen. Oder ob ich mir die Geschichte nur ausgedacht habe und durchgedreht bin.
Jedes Mal, wenn mich der Zweifel überkommt, erinnere ich mich an Maris. Mein Herz beschleunigt sich automatisch, in meinem Magen flattert es und meine Mundwinkel kämpfen sich zu einem kleinen Lächeln nach oben. Meine Gefühle für ihn, die Verbundenheit, die zwischen uns herrscht, sie ist mein Beweis. Die Götter sind echt. Maris ist echt. Und das ist alles, was zählt.
Allerdings wünsche ich mir am Nachmittag fast, dass die ganze Sache nur ein Traum wäre. Seit dreißig Minuten sitze ich vor Christa, die mir Einzelunterricht gibt, da die Royals das Grundwissen über die Götter bereits im Kindergarten gelernt haben. Ich hingegen weiß nur das, was Google ausgespuckt hat.
Mittlerweile sind mehrere Seiten meines Notizbuchs voll und mir platzt der Schädel, dabei hat Christa gerade erst angefangen. Schon kurz nach Kiras Verschwinden habe ich gelernt, dass der Unterricht der Halbgötter sich komplett von dem der anderen Schüler unterscheidet. Vor allem darin, dass wir die Lehrer beim Vornamen nennen.
Zwar hat Christa mir versprochen, dass wir diese Stunde ausschließlich mit meinen Fragen füllen, dennoch hat sie die erste halbe Stunde einen Vortrag über die Frourá gehalten. Den Begriff kannte ich bereits aus den Gesprächen der anderen, trotzdem ist mein Wissen darüber oberflächlich.
„Hast du das so weit verstanden?“, fragt Christa und ich nicke. Dann schüttle ich den Kopf.
„Es ist zu viel.“
„Du musst dich anstrengen.“
Ich verdrehe die Augen. „Ach, echt?“
„Woran bist du hängen geblieben?“
„Du bist ein Teil der Frourá, oder? Ihr seid eine Gemeinschaft an Gotteskindern und Menschen, die seit Jahrhunderten das Tor zur Götterwelt beschützen?“
Christa geht in dem lichtdurchfluteten Raum umher. Schließlich setzt sie sich auf die Kante des Lehrerpults und schiebt ihre dicke Brille zurecht. „Genau, so kann man es sagen.“
„Haben alle Gotteskinder Kräfte?“
„Ja und nein. Jedes Gotteskind kann die Magie eines anderen sehen. Allerdings kann nicht jeder Nachfahre selbst Magie ausüben.“
Ich lehne mich zurück, stecke die Hände in die Tasche meines Kingswood Castle Hoodies.
„Nicht jedes Gotteskind verfügt über besondere Fähigkeiten. Und nur ihr fünf habt durch Maris einen direkten Draht zur Göttlichkeit. Es ist Maris’ Energie, die durch euch fließt. Die das, was in euch schlummert, erweckt und fördert. Ohne Maris hättest du keinen Kontakt zum Wind, könntest nicht mit ihm kommunizieren.“
Nachdenklich ziehe ich meine Hand aus der Tasche und spiele mit dem Stift. „Das bedeutet, wenn ich niemals nach Kingswood Castle gekommen wäre, hätte ich bis ans Ende meines Lebens gedacht, ich sei ein normaler Mensch?“
„Möglich. Aber vielleicht wärst du eines Tages auch einem anderen Gotteskind begegnet und hättest seine Macht gespürt. Ihm gegenüber ebenfalls Visionen gehabt.“
„Verstehe, aber wieso hat Maris nicht von Anfang an gespürt, dass ich ein Gotteskind bin?“
„Das ist kompliziert“, meint Christa und ich ziehe die Stirn in Falten. Kompliziert ist das neue Schwarz … Zumindest fühlt es sich so an. „Maris erweckt eure Kräfte nicht aktiv. Das Schicksal bringt euch hierher, entscheidet, wessen Magie durch Maris’ Göttlichkeit gefördert wird und schließlich erwacht.“
„Hä?“, entfährt es mir. „Kannst du das so erklären, dass es ein Mensch, der noch nie mit Göttern und den Begabungen der Gotteskinder in Kontakt gekommen ist, versteht?“
Christa lacht. „Das wird alles länger dauern, als ich dachte.“
Gekränkt senke ich den Blick. Mein Gehirn ist die meiste Zeit damit beschäftigt meine Fähigkeiten und die der anderen zu akzeptieren, anstatt sie zu hinterfragen. Vieles ergibt keinen Sinn für mich und ist zu groß, um es in Gänze zu begreifen.
„Moira vergibt die Schicksalsfäden bei der Geburt jedes Wesens, klar?“
„Klar.“
„Dabei bestimmt sie einen Weg. Sie legt ein Fundament, das jedes Wesen, egal ob Mensch oder Gott, beeinflussen kann. Stell dir vor, du gehst einen Pfad entlang, der vorgegeben ist. Ein großer Stein rollt dir vor die Füße. Jetzt ist es an dir, diesen zu beseitigen. Wie du es tust, bestimmt dann den Rest des Weges, verstanden?“
Ich lege Daumen und Zeigefinger auf meine geschlossenen Lider. Ja, ich habe es verstanden. Und irgendwie auch nicht. Das Schicksal ist mittlerweile zu etwas geworden, das kaum verschwommener sein könnte. Trotzdem konzentriere ich mich auf das, was Maris einmal zu mir gesagt hat und wiederhole seine Worte.
„Das bedeutet, das Schicksal ist vorgegeben und kann dennoch selbst bestimmt werden“, flüstere ich.
Christa nickt. „Genau. Bei euch Auserwählten ist es ebenfalls so. Eure Begabungen sind durch eure Göttereltern vorgegeben. Moira, das Schicksal, wählt euch aus, um an Maris’ Seite zu kämpfen. Das Schicksal führt euch also hierher und eure Kräfte erwachen automatisch. Und das erklärt auch, wieso Maris deine Verbindung zu Poseidon verborgen blieb.“
„Ach ja?“
„Ja. Laurie, du musst deinen Geist öffnen. Du denkst noch viel zu sehr in menschlichen Strukturen.“
Genervt blähe ich die Backen auf. Natürlich tue ich das. Ich habe siebzehn Jahre wie ein Mensch gelebt, da kann ich meine Weise zu denken nicht innerhalb weniger Wochen ablegen.
„Kira war bisher Poseidons Gotteskind auf Kingswood Castle“, fährt Christa fort. „Doch Moira wusste, was passieren wird. Dass Kira entführt werden würde. Daher bist du hierhergekommen und sobald es nötig war, sind deine Kräfte erwacht.“
„Das habe ich kapiert, dennoch beantwortet es die Frage nicht.“
„Was wir in die Welt tragen, hat auch viel mit dem Bild zu tun, das wir von uns selbst haben. Du wusstest nicht, dass du eine Halbgöttin bist, deswegen konnte es kein anderer sehen. Dann aber ist deine Magie erwacht und wurde sichtbar.“
„Mit anderen Worten, es gibt bisher keine plausible Erklärung?“
Christa seufzt. „Wenn dir das nicht reicht, nein.“
„Es klingt einfach unlogisch.“
„Götter handeln nie nach logischen Gesichtspunkten und so verhält es sich auch mit ihrem Einfluss und ihrer Kraft. Sie sind leidenschaftlich, sprunghaft und stehen ihrer Ansicht nach über allem anderen. Die Götter unterwerfen sich keiner Logik. Wenn ihnen etwas nicht passt, ändern sie es.“
„Bis auf das Schicksal“, gebe ich zu bedenken.
Christa klatscht in die Hände, als wäre sie überrascht, dass ich tatsächlich etwas in ihrem Universum verstanden habe. „Genau, denn das darf niemand ändern.“
„Hat es nie jemand versucht?“
Christa steht auf, geht zum Fenster und blickt einige Sekunden hinaus. Nachdem ich vor einigen Tagen von Moiras Existenz erfahren habe und mir klar wurde, dass es jemanden gibt, der wahrhaftig Einfluss auf das Schicksal hat … nun ja, da bin ich durchgedreht, habe Maris einige Meter durch die Luft geschleudert und die Kraft Poseidons in mir freigesetzt. Und ich bilde mir nicht ein, über den Dingen zu stehen. Wie mag es dann erst einem Gott gehen, der die Bedeutung eines Neins nie erfahren hat?
„Eine kleine Veränderung und der ganze Lauf der Dinge wäre beeinträchtigt, dafür steht zu viel auf dem Spiel, Laurie.“ Christa wendet sich mir wieder zu und verschränkt die Arme vor der Brust. „Götter sind unsterblich. Deswegen ist ihre Angst vor dem Tod auf der einen Seite kaum existent, auf der anderen gibt es nichts, das sie mehr fürchten.“
„Ganz ehrlich, Christa, gibt es eine Frage, deren Antwort nicht ein Widerspruch in sich ist?“
Christa lacht. „Das ganze Universum besteht aus Widersprüchen, Laurie.“
„Nicht meine Welt“, entgegne ich kopfschüttelnd.
„Dieses Mal ist es sogar logisch.“
„Echt?“
„Ja, Zeus, Hera, Hades … sie alle mussten nie um ihr Leben bangen. Wissen aber, dass es eine Sache gibt, die allem ein Ende setzt: die Beeinflussung des Schicksals. Ein Eingriff würde das Weltenkonstrukt, in dem wir leben, aus den Fugen reißen und zerstören. Wir kennen die Konsequenzen einer solchen Handlung bisher nicht, trotzdem ist klar, dass es alles ändern würde. Deswegen haben die Götter große Angst davor. Sie kennen auf jede Frage die Antwort. Doch es gibt eine Sache, die ihnen verborgen bleibt und das lehrt sie Furcht.“
„Verstehe. Bloß frage ich mich, wieso ihr euch so sicher seid, dass etwas Furchtbares geschieht, sollte jemand versuchen etwas zu verändern? Immerhin sagst du selbst, man könne sein eigenes Schicksal beeinflussen und dass es nicht in Stein gemeißelt ist.“
Christa lehnt sich gegen das Fensterbrett. Langsam wird es dunkel draußen, dabei habe ich noch nicht einmal meine Hausaufgaben erledigt.
„Es ist eine Sache, ob du selbst deinen Weg gehst, oder ob jemand über dir steht und dich so platziert, wie es ihm gefällt“, erklärt Christa und ich blinzle, um mich zu konzentrieren.
Ich reibe mir über die Stirn und schließe einen Moment die Augen. „Okay, das klingt plausibel. Allerdings hat es bisher niemand versucht, oder? Daher kann keiner wissen, welche Folgen ein Eingreifen nach sich ziehen würde.“
Christa geht langsam im Raum auf und ab, während ich einen Stern in mein Notizbuch kritzle. Weiterhin dominiert die Nervosität in mir. Es ist, als würde ich die Welt, in der ich lebe, nicht verstehen. Die Götter sind mir fremd und obwohl die Royals und ich selbst besondere Fähigkeiten besitzen, fällt es mir schwer, diese Dinge zu akzeptieren.
„Zeus“, sagt Christa in die Stille hinein und zieht damit meine Aufmerksamkeit auf sich. „Zeus hat es versucht.“
Plötzlich bin ich wieder hellwach. Zeus. Der, dessen Namen niemand nennt. „Was ist geschehen?“
„Moira hat es verhindert.“
„Schon klar, aber ich will die Geschichte dahinter hören“, entgegne ich genervt.
Christa setzt sich wieder auf die Kante des Lehrerpults. Sie mustert mich und ich versuche meine Aufregung zu unterdrücken. Zeus ist neben Moira der mächtigste Gott, und gleichzeitig scheint er das schwarze Schaf der Familie zu sein. Er hat Maris kein Gotteskind zur Seite gestellt, denn der Gott verweigert dem Schicksal seinen Schutz. Ich habe dazu im Netz recherchiert, doch es war nichts zu finden. Anscheinend blieb sein Versuch, das Schicksal zu beeinflussen, vor den Menschen verborgen. Aber laut Wikipedia gibt es auch Moira nicht. Nur die Moiren. Drei Göttinnen, die das Schicksal in der Hand halten. Nun, offensichtlich ist Wikipedia nicht vertrauenswürdig.
„Christa, bitte“, flehe ich nach einigen Minuten, in denen sich Stille im Raum ausgebreitet hat.
„Nein, es ist zu früh. Ohne das Hintergrundwissen wirst du es nicht in Gänze verstehen.“
„Als ob ich die Götter jemals in Gänze verstehen könnte“, entgegne ich flüsternd. Mittlerweile beantworten die Royals und auch die Lehrer, die eingeweiht sind, zwar meine Fragen, allerdings lassen mich die meisten Antworten unbefriedigt zurück. Klar, das ist mein Problem, dennoch ist es frustrierend.
„Ich verstehe deinen Ärger“, meint Christa und ich ziehe die Augenbrauen nach oben. „Wirklich. Du bist als normaler Mensch aufgewachsen, kennst unsere Welt und die Strukturen innerhalb der Gotteskinder nicht. Auch die griechische Mythologie ist dir fremd und wahrscheinlich hast du das meiste, was du weißt aus dem Internet.“ Peinlich berührt blicke ich auf mein Notizbuch. „Deswegen musst du hart arbeiten und so viel wie möglich lernen. Auch wenn es dir schwerfällt, sollten wir am Anfang beginnen. Nur wer die Geschichte kennt, kann aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und in der Gegenwart für eine bessere Zukunft kämpfen. Ärger bringt dich nicht weiter, Ehrgeiz hingegen schon.“
Ich sehe auf, denke an Kira. Wir wissen nicht, was uns bevorsteht. Wer hinter Kiras Verschwinden steckt oder was er damit erreichen will. Trotzdem hat Christa recht. Ich bin momentan das schwächste Glied in unserer Kette und wenn ich Kira helfen will, muss ich mich zusammenreißen. Ansonsten setze ich nicht nur ihr Leben aufs Spiel, sondern werde womöglich irgendwann zu Maris’ Verderben. Und das darf niemals passieren.
„Gut“, sage ich und lenke damit ein. Durch die Nase atme ich tief ein und konzentriere mich dann aufs Ausatmen. „Lass uns anfangen. Was muss ich wissen?“
Christa lächelt und geht zu dem Regal hinter ihrem Pult. Dort zieht sie ein dickes, in Leder gebundenes Buch heraus und kommt damit auf mich zu. Vor mir legt sie es auf den Tisch. Ehrfürchtig fahre ich über den Deckel. Ich nehme es hoch und drehe es. Nichts, kein Titel, kein Autor.
„Es ist ein Notizbuch“, erklärt Christa.
„Wem gehört es?“
„Einem der Gründer der Frourá. Er hat alles aufgeschrieben, was er über die Götter, die er persönlich kannte, wusste. Seine gesamten Erkenntnisse sind zwischen diesen Seiten gebannt. Wenn du etwas über die Götter erfahren willst, dann am besten aus erster Hand.“
„Er kannte sie persönlich“, wiederhole ich Christas Worte.
Sie nickt. „Die Götter konnten damals, als die Frourá sich gründeten, zwar nicht mehr auf die Erde, aber einige Jahre zuvor wandelten sie hier, als wäre es der Olymp.“
Vorsichtig streiche ich über das Leder, klappe die erste Seite auf und lese eine Zeile. Zumindest versuche ich es. Die Schrift ähnelt unserer, trotzdem kann ich kaum etwas entziffern. Buchstaben sind beinahe sinnlos aneinandergereiht und ergeben keinen Sinn. Ich blicke auf und Christa grinst mich an. „Was für eine Sprache ist das?“, frage ich.
„Altenglisch. Das Buch wurde vor Jahrhunderten geschrieben.“
„Na toll und wie soll ich es dann lesen?“
„Hier.“ Christa hält ein zweites Buch in die Höhe. Es ähnelt dem vor mir, allerdings sieht es deutlich moderner aus. „Ich habe eine Abschrift für dich.“
„Wieso hast du mir die nicht gleich gegeben?“
„Dann hättest du niemals die Ehrfurcht empfunden, etwas so Kostbares in den Händen zu halten, wie dieses altehrwürdige Buch.“ Christa legt das schmale, zweite Buch neben den jahrhundertealten Schinken. „Vergiss nie, was du bist. Eine Halbgöttin, die das Privileg genießt ihre Macht ausüben zu dürfen. Es ist ein Geschenk, keine Bürde.“
Vielleicht hat Christa recht, womöglich kann eine Sache aber auch beides sein – Geschenk und Bürde.