Kapitel 1
Bath, England
Januar 1891
William, Viscount Wethington, starrte entsetzt auf den Brief in seiner Hand, und alles Blut wich aus seinem Gesicht. Er las ihn ein zweites Mal und dann ein drittes Mal, doch die Worte blieben dieselben.
Mein herzallerliebster Sohn,
nach reichlicher Überlegung habe ich beschlossen, mich aus unserem Stadthaus in London zurückzuziehen und mich bei dir in Bath niederzulassen. Da der Familiensitz hinreichend groß ist, besteht kein Grund für mich, mir eine eigene Unterkunft zu suchen.
Es gibt viel zu erledigen, um den Haushalt des Londoner Stadthauses aufzulösen, daher wird es eine oder zwei Wochen dauern, bis ich bei dir eintreffe.
Ich freue mich bereits sehr darauf, Zeit mit meinem einzigen Sohn zu verbringen.
Herzlichst
Mutter
Seine Mutter würde bei ihm einziehen.
Sie hatten schon so lange nicht mehr unter einem Dach gelebt, dass er gar nicht mehr wusste, wie lange genau. Zwar liebte er seine Mutter von Herzen, andererseits fragte sie regelmäßig ihren toten Ehemann um Rat, konnte jeder Sekunde ihres Lebens etwas Positives abgewinnen – was an manchen Tagen ziemlich nervenaufreibend sein konnte – und neigte dazu, sich zu verlaufen, sobald sie sich mehr als einen Block von ihrem Zuhause entfernte.
Das Schlimmste jedoch war, dass seine geliebte Mutter sich in den Kopf gesetzt hatte, dass er heiraten und Kinder bekommen sollte. Oft dachte er, der einzige Grund, weshalb sie ihn und seine Schwester Valerie, die nunmehrige Countess Denby, überhaupt geboren hatte, war, damit sie ihr Enkelkinder schenken konnten.
Wenn er sie daran erinnerte, dass Valerie und deren Ehemann bereits dabei waren, sich in erschreckendem Tempo fortzupflanzen – sieben Kinder bisher –, rümpfte sie bloß die Nase und sagte, sosehr sie diese auch liebe, sie brauche doch Enkelkinder, die sie regelmäßig sehen könne. Der Earl und die Countess lebten gegenwärtig in Frankreich.
Er kniff sich in die Nasenwurzel und schloss die Augen. Sie hatte ja recht, das Haus war sehr groß, aber nichts war groß genug, um sowohl ihn als auch seine Mutter zu beherbergen. Er faltete den Brief zusammen, warf ihn auf seinen Schreibtisch und setzte ihn auf die Liste der Dinge, über die er sich nach einem Glas Brandy Gedanken machen würde. Oder nach zweien.
James Harding, sein Vermögensverwalter, sollte jeden Moment eintreffen. William hatte das ungute Gefühl, dass mit seinen Finanzen etwas nicht stimmte, auch wenn er nur wenig Anhaltspunkte hatte.
Er hatte zwar noch nie Grund gehabt, James zu misstrauen, allerdings stimmten einige seiner eigenen Zahlen nicht mit jenen Informationen überein, die James zuletzt geliefert hatte.
Williams Vater, der frühere Viscount Wethington, hatte ihm bei seinem Tod eine stattliche Summe hinterlassen, doch William hatte seine eigene Zukunft sichern wollen – und ja, auch die seiner künftigen Kinder – und hatte daher einen großen Teil des Geldes in diverse Unternehmen und Aktien investiert.
Gegenwärtig besaß er Anteile an zwei Restaurants, einem Hotel, einer kleinen Bank und einer Druckerei. Und obwohl James ihm davon abgeraten hatte, hatte William auch ein paar industrielle Unternehmungen in den Vereinigten Staaten finanziert, die zurzeit seine ertragreichsten Investitionen waren. Und seine Staatsanleihen waren ebenso solide wie seine Eisenbahnaktien. Dennoch stimmte irgendetwas nicht, und er hoffte, heute herauszufinden, was es war, damit er seine Sorgen ablegen konnte.
Er schüttelte den Kopf. Er hatte weiß Gott genug Sorgen, nun da seine Mutter bei ihm einziehen wollte.
„Mylord, eine Nachricht ist für Sie eingetroffen.“ Sein Butler Filbert betrat die Bibliothek und reichte ihm ein gefaltetes Stück Papier.
William öffnete die Nachricht und runzelte die Stirn. Offenbar war Mr Harding krank und nicht in der Lage, bei ihm zu erscheinen. Er blickte zu Filbert auf. „Danke. Eine Antwort ist nicht erforderlich.“
Er starrte auf die Nachricht und dachte über diese neueste Entwicklung nach. Wann hatte er begonnen, James zu misstrauen? Seit etwas mehr als drei Jahren arbeiteten sie nun zusammen, und erst kürzlich hatte er eine Veränderung in ihrer Partnerschaft wahrgenommen. Hoffentlich war der Mann tatsächlich krank und wollte ihm nicht nur aus dem Weg gehen.
William stand auf und schlenderte zum Fenster, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Der Garten sah so trostlos aus wie der heutige Tag: trüb, feucht und düster. Diese Jahreszeit mochte er am wenigsten. Die Heiterkeit der Weihnachtszeit war vorbei, und in den nächsten Monaten stand nichts Besonderes an.
Er schüttelte die Trübsal ab und fasste den spontanen Beschluss, Lady Amy einen Besuch abzustatten. Immer wenn er an sie dachte, musste er lächeln. Wie er war sie Mitglied des Krimi-Buchclubs von Bath sowie Mitglied der Kirchengemeinschaft von St. Swithin’s.
Vor einigen Monaten hatten sie zusammengearbeitet, um den Mord an ihrem Ex-Verlobten, Mr Ronald St. Vincent, aufzuklären. So ungewöhnlich es auch klingen mochte, dass eine wohlerzogene junge Dame sich an Mordermittlungen beteiligte, so war Lady Amy das Thema Mord nicht vollkommen fremd. Der Öffentlichkeit war dies zwar nicht bekannt, aber sie steckte hinter dem berühmten Krimiautor E. D. Burton, wie sie ihm zu Beginn ihrer Ermittlungen offenbart hatte.
Noch immer brachte es ihn zum Schmunzeln, wenn er an jenen Moment dachte.
„Ich werde rechtzeitig zum Abendessen zurück sein“, teilte William Filbert mit, während er in seinen Mantel schlüpfte.
„Sehr wohl, Mylord. Ich werde die Köchin informieren.“
William ging zu dem kleinen Stall hinter seinem Haus, um sein Pferd Major zu satteln. Der Cleveland-Bay-Hengst trug ihn schon seit vielen Jahren durch die Straßen.
Der vertraute, beruhigende Geruch von Heu und Pferd schlug ihm zur Begrüßung entgegen, als er zu Majors Box ging. Er strich mit der Handfläche über den samtweichen Nasenrücken des Pferdes. „Ich verspreche, ich werde dich bald wieder ausgiebig ausführen. Aber jetzt machen wir leider nur einen Ausflug zu Lady Amys Haus.“
Als hätte Major ihn verstanden, stampfte er mit dem Fuß und schüttelte den Kopf. William redete dem Hengst beruhigend zu, während er ihn aufzäumte, dann führte er ihn aus dem Stall und saß auf. Mit einem Druck seiner Oberschenkel ritt er los, fort von Wethington Manor und hin zu Amy.
***
Lady Amy Lovell klopfte mit dem Stift auf den Schreibtisch, während sie über die nächste falsche Fährte für ihren Kriminalroman, an dem sie gerade arbeitete, nachgrübelte. Aus irgendeinem Grund fiel es ihr seit ein paar Tagen schwer, sich zu konzentrieren.
Es könnte durchaus am trostlosen Wetter liegen. Das Kinn auf die Hand gestützt, schaute sie aus dem Fenster. Um diese Jahreszeit, nachdem alle gesellschaftlichen Ereignisse der Weihnachtsfeiertage vorüber waren, passierte nie etwas Interessantes. Es war zu früh für den Frühling und ihren jährlichen Urlaub mit Tante Margaret nach Brighton Beach.
Amy stand auf und streckte sich, wobei ihre Hündin zu Boden befördert wurde. Sie hob den Zwergspitz hoch. „Tut mir leid, Persephone. Ich habe vergessen, dass du auf meinem Schoß sitzt.“
Die Hündin bedachte sie mit einem geringschätzigen Blick. Es erstaunte Amy, wie gut sie die Stimmungen ihres geliebten Haustieres erkennen konnte. Natürlich glaubte ihr niemand, dass ihre Hündin überhaupt verschiedene Stimmungen hatte, und schon gar nicht, dass sie diese erkennen konnte. Aber immer wenn Amy etwas tat, was Persephone nicht gefiel, dann streckte diese ihren nicht existenten Schwanz in die Höhe und schritt davon, als wäre sie die Queen höchstpersönlich.
Was Amy nun brauchte, war frische Luft. Selbst in diesem feuchten, kühlen Wetter konnte ihr ein Spaziergang helfen, den Kopf frei zu bekommen. Entschlossen sammelte sie ihre Papiere zusammen und legte sie fein säuberlich auf einen Stapel in die Ecke ihres Schreibtisches.
„Komm, Persephone, wir gehen eine Runde.“ Sie hob die Hündin hoch. „Wir werden einen schönen Spaziergang machen und frische Luft schnappen. Du wirst langsam etwas rundlich und brauchst Bewegung.“ Sie rieb die Nase im weichen weißen Fell und blickte noch einmal aus dem Fenster. „Na ja, vielleicht nicht direkt frische Luft, aber zumindest bessere als hier drin.“
Vielleicht konnte sie ihre beste Freundin, Eloise, zu einem Spaziergang überreden. Sie könnten zur Trinkhalle gehen und die ganze Zeit über beten, dass die bedrohlichen Wolken sich nicht über ihnen entladen würden.
Sie eilte die Treppe hinunter, denn die Idee klang von Minute zu Minute besser. Sie übergab Persephone ihrem Butler Stevens, während sie ihren Mantel zuknöpfte. In diesem Moment ertönte der Türklopfer, und Stevens öffnete die Tür.
Davor stand William und zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht. Nach jener schrecklichen Sache mit dem Mord an ihrem Ex-Verlobten hatten sie und William sich zur Feier ein wenig betrunken. Dann hatte er sie unerwartet geküsst, und nun hatte sich ihre Beziehung leicht verändert. Sie hatten sich nicht offiziell erklärt, dass sie einander den Hof machten, aber wann immer sie zusammen waren, lag definitiv etwas in der Luft.
„Was führt Sie hierher, Mylord?“, fragte Amy in dem Bewusstsein, dass Stevens neben ihr stand. Ihr war es wichtig, die Formalitäten zu wahren, wenn sie und William nicht allein waren.
„Ich dachte, Sie würden sich vielleicht über ein wenig Gesellschaft freuen, aber anscheinend sind Sie gerade beim Aufbrechen.“ War das Enttäuschung, was sie da in seiner Stimme hörte?
„Eigentlich wollte ich gerade einen Spaziergang unternehmen, eventuell zur Trinkhalle. Ich hatte das Bedürfnis, aus dem Haus zu kommen. Aus irgendeinem Grund fällt es meinem Gehirn schwer, sich zu konzentrieren.“
„Dann schlage ich vor, wir unternehmen diesen Spaziergang gemeinsam.“ Er hielt inne und betrachtete sie nachdenklich. „Es sei denn, Sie sind mit jemand anderem verabredet?“
„Nein.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich wollte bei Eloise vorbeischauen, um zu sehen, ob sie mich begleiten möchte, aber nun muss ich sie nicht aus dem Haus zerren.“ Amy lachte. „Sie geht nicht besonders gerne spazieren.“
Er warf einen Blick auf den Hund, der in ihre Arme geschmiegt war. „Nehmen Sie Persephone mit?“ Er gab sich Mühe, gleichgültig zu klingen, aber sie wusste, dass er kein Freund ihrer geliebten Hündin war. Er hegte keine direkte Abneigung gegen sie, aber Persephone schien es zu genießen, ihn zu brüskieren. Bereits seit ihrer ersten Begegnung schienen die beiden einander mit Argwohn zu betrachten.
„Ja, ich brauche nur noch ihre Leine.“ Amy nahm die Leine von einem Haken neben der Tür und befestigte sie an Persephones Halsband. „So, jetzt sind wir bereit.“
Sie gingen die Treppe hinunter, und Amy hängte sich bei William ein, als sie ihren Spaziergang begannen.
„Wie geht es mit Ihrem neuen Buch voran?“
Sie rümpfte die Nase. „Zuerst lief es ganz gut, aber ich brauche noch eine falsche Fährte, und mir will einfach nichts einfallen.“
Er tätschelte ihre Hand. „Ich habe keinen Zweifel, dass Sie eine Lösung finden werden. Es verblüfft mich noch immer, dass Sie solch furchterregende Geschichten schreiben.“
Amy machte eine wegwerfende Handbewegung. „Sie sind gar nicht so furchterregend, wenn man sie selbst schreibt. Schließlich weiß ich genau, wer wann wie von wem getötet wird.“ Sie beobachtete Persephone, die schnüffelnd von einer Seite des Weges zur anderen lief und an der Leine zog. „Auf jeden Fall macht es viel mehr Spaß als der Mordfall, in dem ich selbst verdächtigt wurde.“ Sie erschauderte. „Ich möchte gar nicht daran denken, was geschehen wäre, wenn wir nicht eingeschritten wären und selbst herausgefunden hätten, wer Mr St. Vincent getötet hat.“
„Ich hoffe doch, dass unsere Polizeibeamten irgendwann zu demselben Schluss gekommen wären.“
Amy warf ihm von der Seite einen Blick zu. „Sie haben deutlich mehr Vertrauen in Detective Carson und Marsh als ich.“
Sie schwiegen eine Weile. Dann sagte William: „Ich habe heute äußerst interessante Neuigkeiten erhalten.“
„Und die wären?“ Amy zog an Persephones Leine. Die Hündin kam den Hinterlassenschaften eines anderen Hundes viel näher, als ihr lieb war.
„Lady Wethington übersiedelt von London nach Bath.“
Amy runzelte die Stirn. „Wer?“ Sie zog erneut an der Leine und zerrte ihre Hündin von einem toten Vogel fort. Warum musste Persephone immer derart widerliche Dinge zu ihrer Unterhaltung finden?
William seufzte. „Meine Mutter.“
Amy musste bei seinem Gesichtsausdruck beinahe lachen. William erinnerte sie an einen kleinen Jungen, der soeben erfahren hatte, dass sein Lehrer seinen Eltern einen Besuch abstatten würde. „Stellt das ein Problem dar?“
„Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich liebe meine Mutter. Sie hat viel mehr getan als die meisten anderen Mütter unseres Standes. Sie verbrachte täglich Zeit mit mir und meiner Schwester. Sie pflegte uns, wenn wir krank waren, und sorgte dafür, dass wir unsere Aufgaben erledigten. Sie las uns Geschichten vor und unternahm lange Spaziergänge mit uns.“
Amy dachte an ihre eigene Mutter, die sie verloren hatte, als sie erst zehn Jahre alt gewesen war, und konnte sich nicht vorstellen, dass jemand an einer solchen Frau etwas auszusetzen hatte. „Mir scheint, ich höre da ein Aber.“
„Ja, durchaus. Die Beteiligung an unserem Leben hat nämlich nicht aufgehört, als wir erwachsen wurden.“
„Ach herrje.“
„In der Tat. Ich glaube, wenn ich es zuließe, würde sie mir jeden Abend eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen und fragen, ob ich mir auch ja die Zähne geputzt und mich hinter den Ohren gewaschen habe.“
Amy lachte laut los. „Ich verstehe Ihr Dilemma. Es sei denn, Sie waschen sich tatsächlich nicht hinter den Ohren.“ Sie grinste ihn an.
William blieb stehen, als sie den Rand des Bürgersteigs erreichten. Sie warteten, bis der Verkehr vorüber war, dann gingen sie weiter.
„Erzählen Sie mir von Ihrer Schwester“, sagte Amy. „Sie sprechen so selten von ihr.“
„Valerie ist fünf Jahre älter als ich. Vor etwa zwölf Jahren heiratete sie den Earl of Denby. Sie haben sich bereits siebenmal fortgepflanzt.“ Er verzog das Gesicht.
„Meine Güte, die waren ja fleißig“, sagte Amy.
„In der Tat. Ich habe sie letztes Jahr vor der Geburt ihres jüngsten Sprösslings besucht, und es war, als würde man in einem Findelhaus leben. Sie hat zwar viel Hilfe, aber immer, wenn ich mich umdrehte, starrte mich aufs Neue ein Kind an. Auf Dauer war das ziemlich beunruhigend.“
Amy hatte sich nie viele Gedanken über eigene Kinder gemacht. In ihrer Vorstellung hatte sie, falls sie jemals heiratete, durchaus ein oder zwei Kinder gesehen. Aber sieben? Jetzt war sie mit Schaudern an der Reihe.
„Es gibt auch etwas, das Sie über Lady Wethington wissen sollten, da Sie und ich so … gute Freunde geworden sind.“
Gute Freunde. War es das, was sie waren? Er hatte sie noch ein paarmal geküsst seit diesem ersten Mal, aber immer wenn es interessant wurde, schien er sich zurückzuziehen.
Sie blieben erneut stehen, um den Verkehr passieren zu lassen. Die römischen Bäder und die Abtei waren nur noch einen Block entfernt. Von dort, wo sie standen, konnte sie den Kirchturm sehen. Es waren mehr Menschen unterwegs, als Amy für Januar und bei diesem schlechten Wetter erwartet hätte. „Was muss ich wissen?“, fragte sie.
Er sah ihr in die Augen, und der Schalk stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. „Sie hat vor, mich zu verheiraten. Lieber früher als später.“
Kapitel 2
Ein leichtes Klopfen an der Schlafzimmertür ließ Amy von dem Armband aufschauen, das sie gerade erfolglos an ihrem Handgelenk zu befestigen versuchte. Jedes Mal, wenn sie es fast geschlossen hatte, entglitt es ihr wieder.
Sie stieß frustriert die Luft aus. „Herein.“
Tante Margaret trat ein und sah Amy stirnrunzelnd an. „Meine Güte, siehst du aber verärgert aus. Was ist denn los?“
Amy streckte ihren Arm aus. „Ich versuche, dieses Armband zu schließen. Man würde meinen, Juweliere hätten diese Verschlüsse so entworfen, dass sie leichter anzulegen wären.“
„Warum hast du nicht nach Lacey gerufen?“ Tante Margaret ging zu Amy, nahm ihr das Armband ab und hatte es in zwei Sekunden geschlossen.
„Es ist Sonntagmorgen, schon vergessen? Sie hat bis zum Abendbrot frei.“
Die beiden Frauen lebten gemeinsam im Winchester Townhouse. Tante Margaret, die jüngere Halbschwester von Amys Vater, hatte Amys Erziehung übernommen, nachdem ihre Mutter gestorben war.
Tante Margaret war eine wunderbare Gefährtin, der Dorn im Auge ihres Bruders, da er sie nie hatte verheiraten können, und Amys beste Freundin. Sie war auch die stolze Besitzerin eines dreißig Jahre alten Kakadus, der Shakespeare zitierte – im Gegensatz zu Amys flauschiger Zwergspitz-Hündin, die ihre Gedanken mit einem Wedeln ihres fehlenden Schwanzes kundtat.
Mit nur fünfzehn Jahren Altersunterschied waren Tante und Nichte eher wie Schwestern. Während Amy durchschnittlich groß war und ihre Kleider sehr gut ausfüllte – in manchen Fällen sogar zu gut –, war Tante Margaret groß und gertenschlank. Und wie nicht anders zu erwarten, wünschten sich beide Frauen, sie hätten die Figur der jeweils anderen.
„Begleitet uns William in die Kirche?“ Tante Margaret beugte sich hinunter, um einen Blick in den Spiegel über Amys Frisierkommode werfen zu können. Sie rückte ihren Hut zurecht und steckte eine Hutnadel in die Mitte. Zufrieden richtete sie sich auf und nahm ihr Retikül und ihre Bibel vom Tisch.
„Ja. Er sollte jeden Moment hier sein.“ Amy setzte ihren eigenen Hut auf, verzog das Gesicht und nahm ihn wieder ab. Sie kramte in ihrem Kleiderschrank nach einem anderen und zog eines ihrer Lieblingsstücke heraus, das jedoch leider zerdrückt worden war.
„Dann warte ich unten auf dich“, sagte Tante Margaret und ging hinaus.
Amy holte zwei weitere Hüte aus dem Schrank hervor. Keiner von ihnen passte zu ihrem Kleid. Sie seufzte und griff wieder auf den ersten Hut zurück.
Sie musste wirklich etwas mehr Organisation in ihr Leben bringen. Immer wenn sie an einem neuen Krimi arbeitete, vernachlässigte sie alles andere. Das Schreibprojekt nahm ihr Leben so sehr in Beschlag, dass sie gelegentlich sogar vergaß, zum Abendessen nach unten zu gehen. Da sie aber nicht komplett auf eine Mahlzeit verzichten wollte, hatte sie schon oft spätnachts die Küche nach kalten Resten durchforstet.
Sie setzte sich den ursprünglichen schwarz-weißen Strohhut wieder auf den Kopf und befestigte ihn dort mit einer perlenbesetzten Hutnadel. Sie nahm ihre Handschuhe, ihr Retikül und ihre Bibel und gesellte sich zu Tante Margaret an die Haustür.
Tante Margaret warf einen Blick auf Amys Füße. „Du hast schon wieder zwei verschiedene Schuhe an.“
„Ach, Himmel noch mal.“ Amy lief noch einmal die Treppe hoch, frustriert über ihre eigene Zerstreutheit. Sie kaufte oft zweimal das gleiche Paar Schuhe, damit sie keine Zeit mit der Suche nach einem fehlenden Schuh verschwenden musste.
Wäre sie eine alte Dame, würde man sie als exzentrisch bezeichnen. So befürchtete sie, dass man sie einfach für verrückt hielt. Nur brauchte man schon eine ordentliche Portion Intelligenz, um so fantastische Kriminalromane wie die ihren zu schreiben, versicherte sie sich selbst.
Wieder unten angekommen, ließ sie sich von Stevens in den Mantel helfen. Es klopfte genau in dem Moment, als Amy den letzten Knopf zumachte.
„Guten Morgen, meine Damen.“ William verbeugte sich mit dem herzlichen Lächeln im Gesicht, mit dem er sie immer begrüßte. Er nickte Amy zu. „Richten Sie Ihren Hut.“
Sie blickte in den Spiegel, rückte ihre Kopfbedeckung zurecht und zog ernsthaft in Erwägung, sich zurück ins Bett zu legen und erst am nächsten Tag wieder aufzustehen.
„Guten Morgen, Mylord.“ Tante Margaret erwiderte Williams Lächeln.
Er trat wieder in die frische Morgenluft hinaus, um sie ihm voran die Treppe hinuntersteigen zu lassen.
Dann machten sie sich auf den Weg zur St. Swithin’s Church an der Paragon-Straße im Stadtteil Walcot in Bath, in der sie jeden Sonntagmorgen dem Gottesdienst beiwohnten. Es war eine wunderschöne alte Kirche, die Amy schon als kleines Kind mit ihrer Mutter und Tante Margaret besucht hatte.
Als ihre Mutter noch lebte, hatten ihre Eltern ein freundschaftliches Verhältnis zueinander gepflegt, jedoch getrennt gelebt. Papa und ihr Bruder Michael hatten in London gelebt und Amy und Mama in Bath mit Tante Margaret.
Ihre Frau Mama hatte den Lärm und den Gestank Londons gehasst, wohingegen ihr Herr Papa das geschäftige Treiben der Stadt liebte. Da aus ihrer Ehe zwei Kinder hervorgegangen waren, musste es einmal eine Zeit gegeben haben, in der sie zusammengelebt hatten, aber solange Amy sich erinnern konnte, hatten sie getrennte Wohnsitze gehabt. Damals war ihr das ganz normal vorgekommen, daher hatte sie dieses Arrangement nie infrage gestellt. Erst im Erwachsenenalter hatte sie sich darüber Gedanken gemacht.
Die Kirche füllte sich allmählich, und die Begrüßungen und Gespräche der Kirchgänger übertönten beinahe – aber nicht ganz – das Orgelspiel von Mrs Edith Newton. Die arme Dame war fast blind und verspielte sich regelmäßig.
Sie setzten sich auf ihre Plätze, und Amy schaute sich um und lächelte. Sosehr sie es liebte, über Mord und Totschlag zu schreiben, sosehr liebte sie auch den Sonntagmorgen, wenn ihr Herz zur Ruhe kam.
Das Sonnenlicht, das durch die Fenster strömte, hüllte die Versammlung in einen ätherischen Schein. Sie schloss die Augen und atmete tief ein.
„Rutsch rüber.“
Amy riss die Augen auf und erblickte Eloise, die sich neben ihr auf die Kirchenbank drängte und sie mit ihren beachtlichen Hüften schubste, damit sie Platz machte.
„Dir auch einen guten Morgen, Eloise.“ Amy rutschte weiter und grinste ihre Freundin an, die immer aussah, als käme sie direkt von einem Rennen. Natürlich war sie auch meistens gerade gerannt. Mit ihrer eigenwilligen und Amys unkonventionellen Art bildeten sie ein großartiges Paar und waren schon seit Ewigkeiten eng befreundet.
Amys Vater hielt Eloise für einen „Wildfang“. Was für Amy Grund genug war, sie noch mehr zu schätzen.
„Hast du schon mit dem neuen Buch angefangen?“ Eloise versuchte, ihre leicht zerknitterte Kleidung glatt zu streichen.
Amy streckte die Hand aus und strich Eloise eine lose Locke hinters Ohr. „Für den Buchclub? Das Zeichen der Vier?“
„Ja. Ich finde es wirklich faszinierend.“
Eloise, William und Amy gehörten alle dem Krimi-Buchclub von Bath an, der sich jeden Donnerstagabend in der Buchhandlung Atkinson & Tucker traf. Sie lasen ein Buch und besprachen dieses dann ein oder zwei Wochen lang, bevor sie zum nächsten übergingen.
„Ehrlich gesagt habe ich an meinem eigenen Buch gearbeitet und noch nicht mit Das Zeichen der Vier begonnen. Ich bin auf ein paar Probleme mit der Handlung gestoßen und weiß nicht mehr weiter. Aber ich habe gehört, Das Zeichen der Vier soll sehr gut sein.“
„Ist es auch.“ Eloise nickte. „Ich frage mich, wann wir endlich wieder eines deiner Bücher lesen.“
Immer wenn der Buchclub sich eines von E. D. Burtons Büchern aussuchte, fiel Amy es schwer, nicht damit herauszuplatzen, dass sie hinter dem Autor steckte. Als sie ihren ersten Verlagsvertrag erhalten hatte, hatte Papa darauf bestanden, dass sie ein Pseudonym benutzte, damit niemand erfuhr, dass seine zarte, wohlerzogene Tochter gern über blutige Körperteile und grausame Morde schrieb.
„Bald, hoffe ich. Es gibt zwei, die wir noch nicht besprochen haben.“
In den sechs Jahren seit ihrer ersten Veröffentlichung hatte Amy fünf Bücher geschrieben. Jenes, das in diesem Moment zu Hause auf ihrem Schreibtisch lag, würde ihr sechstes sein. Dafür hatte sie noch einen Monat Zeit bis zum Abgabetermin.
Mr Palmer, der Pastor von St. Swithin’s, ging den Mittelgang entlang nach vorne und wandte sich an die Gemeinde. „Guten Morgen, liebe Kirchengemeinde. Ich freue mich, dass Sie alle gekommen sind, und möchte Sie nun bitten, aufzustehen und einander zu begrüßen, bevor der Gottesdienst beginnt.“
Er war ein freundlicher und fröhlicher Mann, ganz anders als ihr letzter Pastor. Sein Vorgänger war ein mürrischer Mann gewesen, ganz nach dem Motto Hölle und Verdammnis. Amy hatte sich bei Gott dafür entschuldigt, dass sie froh war, dass Mr Benson in eine andere Kirche versetzt worden und an seiner Stelle Mr Palmer zu ihnen gekommen war.
Der Pastor ging durch die Reihen, schüttelte Hände, hörte sich traurige Geschichten an und kniff pausbäckigen Babys in die Wangen. Da Amy bereits bei ihrer Ankunft alle begrüßt hatte, blieb sie auf ihrem Platz und suchte in ihrer Bibel nach den Versen, auf welche sich die Predigt dieser Woche bezog.
Nach einer Weile ließen sich die Kirchgänger auf ihren Plätzen nieder und richteten ihre Aufmerksamkeit auf Pastor Palmer. Wie üblich war die Predigt erbaulich, die Lieder schief gesungen und die Gesellschaft ihrer Freunde wohltuend.
Nachdem sie die Schlange der Gemeindemitglieder, die sich am Ende der Messe vom Pastor verabschiedeten, verlassen hatten, hängte sich Amy bei ihrer Freundin ein. „Eloise, komm doch bitte zu uns zum Mittagessen.“ Sie sah auf und erblickte die beiden Misses O’Neill, die ihnen zuwinkten und dann auf sie zukamen.
„Sehr gerne“, sagte Eloise. „Leistet uns Wethington auch Gesellschaft?“
„Ja, ich nehme es an. Ich habe ihn nicht ausdrücklich gefragt, aber in der Regel isst er mit uns.“ Amy hielt einen Moment inne, betrachtete Eloises verschmitztes Lächeln und wollte wissen: „Warum fragst du?“
„Ach, nur so. Ich bin einfach neugierig.“
Bevor Amy weiter nachhaken konnte, kamen die beiden O’Neill-Schwestern vor ihnen zum Stehen. „Guten Morgen, Lady Amy, Miss Spencer.“
William und Tante Margaret unterhielten sich gerade mit Mr und Mrs Hewitt, also würden heute Amy und Eloise alle ungeniert neugierigen Fragen abbekommen.
„Guten Morgen, meine Damen. Ein herrlicher Tag heute, nicht wahr?“ Vielleicht konnte Amy das Gespräch mit Belanglosigkeiten füllen und damit verhindern, dass die Frauen sie ausfragten, wie sie es normalerweise machten.
Miss Gertrude und Miss Penelope O’Neill waren Schwestern, die aus irgendeinem seltsamen Grund so taten, als wären sie Zwillinge, obwohl sie sich nicht im Geringsten ähnlich sahen und einen Größenunterschied von fast dreißig Zentimeter aufwiesen. Miss Penelope war klein, rundlich und dunkelhaarig, während Miss Gertrude groß und extrem dünn war und rote Locken und Sommersprossen hatte. Amy fiel es schon schwer zu glauben, dass sie überhaupt Schwestern waren. Wie gewohnt waren die beiden auch exakt gleich gekleidet, von den geblümten Kleidern bis hin zu den dunkelblau-weißen Strohhüten.
Die Schwestern hatten es sich zur Aufgabe gemacht, dass alle von ihrer besonders großen Hingabe an die Kirche wussten, wobei ihre Vorliebe für Klatsch und Tratsch ihre guten Taten wieder ein wenig zunichtemachte.
„Ja, heute ist fürwahr ein herrlicher Tag“, sagte Miss Gertrude. „Lady Amy, meine Schwester und ich haben uns überlegt, dem reizenden Buchclub beizutreten, dem Sie angehören.“
Eloise verschluckte sich fast bei dem Versuch, ihr Lachen zu unterdrücken.
„Tatsächlich?“, fragte Amy mit hochgezogenen Augenbrauen. „Sie wissen schon, dass wir Kriminalromane lesen, oder?“
Miss Penelope kicherte. Sie kicherte doch tatsächlich. „Ja, das wissen wir. Wir dachten, es könnte durchaus aufregend sein, über derartige Dinge zu lesen.“ Sie sah Miss Gertrude an. „Meinst du nicht auch, Schwesterherz?“
Miss Gertrude nickte so enthusiastisch, dass ihr Hut sich löste und hinunter auf ihre Nase rutschte.
Eloises Gesicht hatte inzwischen eine dunkelrote Färbung angenommen, und Amy befürchtete, die Arme würde noch ersticken, wenn das Gespräch nicht bald endete.
„Nun, wir würden uns freuen, wenn Sie sich uns anschließen würden“, sagte Amy, während Eloise etwas Unverständliches murmelte und sich aus dem Staub machte.
Schönen Dank auch, Eloise. Wie schön es doch ist, sich auf den Beistand seiner Freunde verlassen zu können.
„Wir treffen uns immer donnerstagabends um acht Uhr in der Buchhandlung Atkinson & Tucker. Wissen Sie, wo das ist?“
„Oh ja, wir wissen, wo Sie Ihre Treffen abhalten.“ Miss Penelope hakte sich bei ihrer Schwester ein. „Bis nächsten Donnerstag.“
Amy nickte, und die beiden gingen mit zusammengesteckten Köpfen angeregt flüsternd davon.
Nun, das war ja mal surreal.
„Bist du bereit zu gehen, Amy?“ Tante Margaret hatte sich von der Gruppe gelöst, mit der sie und William gesprochen hatten.
„Ja, ich muss nur noch Eloise finden. Sie ist irgendwohin verschwunden.“
Als alle beisammen waren, stiegen Tante Margaret, Amy, William und Eloise in die Wethington-Kutsche, die glücklicherweise groß genug für alle war.
„Wie in aller Welt kommen Miss Gertrude und Miss Penelope darauf, dass sie gerne über Morde lesen würden?“, fragte Eloise.
„Wie bitte?“, fragte Tante Margaret.
Amy grinste. „Die Misses O’Neill haben anscheinend eine verborgene Vorliebe für Krimis. Sie sagten, sie würden gerne unserem Krimi-Buchclub beitreten.“
Tante Margaret lachte. „Das wird ein sehr interessantes Treffen werden. Würde ich es nicht verabscheuen, von grässlichen, blutrünstigen Morden zu lesen, würde ich sogar hingehen, nur um das mitzuerleben.“
Amy schnaubte entrüstet. „Wir lesen nicht andauernd über grausame Morde. Es ist ein Krimi-Buchclub, das heißt, wir lesen alle Arten von Krimis. Die Sherlock-Holmes-Geschichten sind überhaupt nicht blutrünstig. Nun ja, jedenfalls die meisten.“
„Aber ihr lest auch Edgar Allan Poe, nicht wahr?“
Amy rutschte auf ihrem Sitz hin und her. „Ja. Gelegentlich.“
Eloise beschloss, zu Tante Margarets Missbilligung beizutragen. „Und wir haben auch ein paar deiner Bücher gelesen, Amy. Die können auch ziemlich grausig sein.“
„Vielen Dank dafür, Eloise.“ Amy funkelte sie an.
Eloise lachte. „Ach, hör schon auf. Du weißt doch, dass ich deine Bücher liebe.“
Die Fahrt von der Kirche zu Amys Haus dauerte nicht allzu lange. Sie spekulierten weiter darüber, weshalb die zwei Damen aus der Kirche einem Krimi-Buchclub beitreten wollten, aber niemandem fiel ein logischer Grund dafür ein.
Sie stiegen aus der Kutsche, gingen die Stufen hinauf und betraten das Haus. Es dauerte eine Weile, bis sie alle ihre Oberbekleidung abgelegt und Stevens übergeben hatten und dann die Treppe hinauf zum Speisesaal gegangen waren.
„Oh, ich rieche Lamm“, sagte Tante Margaret schnuppernd. „Meine Leibspeise.“
Sie setzten sich auf ihre üblichen Plätze. Amy schüttelte ihre Serviette aus und legte sie auf ihren Schoß. „Ich habe beschlossen, Vegetarierin zu werden.“
Drei Augenpaare richteten sich auf sie. „Wie bitte?“, fragte Tante Margaret; ihre Hand war auf dem Weg zum Weinglas erstarrt.
„Ich habe beschlossen, dass es ethischer für die Tiere und besser für meine Gesundheit ist, kein Fleisch zu essen.“
„Kein Fleisch?“, fragte William. „Wie bizarr.“
„Was isst du dann?“, fragte Eloise, als sie Amy die Platte mit dem Lamm hinhielt, die jedoch den Kopf schüttelte und sie an William weiterreichte.
„Gemüse. Das steckt bereits im Wort Vegetarier.“ Amy häufte Kartoffeln und Erbsen auf ihren Teller. Sie nahm sich auch ein Stück warmes Brot und bestrich es mit Butter.
William schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist, und ich bin sicher, dass es keineswegs gesund ist.“
„Doch, durchaus“, sagte sie und schob sich eine Gabel voller leckerer Butterkartoffeln in den Mund. „Wusstet ihr, dass es hier in England eine Vegetarier-Vereinigung gibt? Sie wurde 1847 gegründet und hatte 1863 bereits achthundertneunundachtzig Mitglieder.“
„Ziemlich viele Achter“, murmelte William.
„Bist du ihr beigetreten?“ Eloise blickte auf ihr Lamm hinunter, zuckte mit den Schultern und nahm einen Bissen.
„Ja, das bin ich. Ich habe jedoch noch an keinem Treffen teilgenommen. Ich weiß nicht einmal, ob überhaupt Treffen abgehalten werden. Aber ich habe das Anmeldeformular und die Gebühr vor zwei Wochen abgeschickt.“
„Amy, ich muss schon sagen, du hörst nie auf, mich zu amüsieren“, sagte Tante Margaret, steckte sich ein Stück Lammfleisch in den Mund und stöhnte genießerisch. Sie kaute, schluckte und sah zu ihrer Nichte hinüber. „Ich frage mich, womit du uns wohl als Nächstes erheiterst.“