Kapitel 3
Dienstag, 15. Oktober
Auf dem Weg nach Cornwall. Ich halte meinen Hut fest. Belinda fährt schrecklich schnell! Menschenskind, ich hoffe, wir kommen in einem Stück dort an.
Wir machten uns beim ersten Licht des nächsten Tages auf den Weg. Die Reise begann nicht allzu verheißungsvoll, da Queenie verschlief (ohne Zweifel als ein Resultat des großen Stücks Biskuitkuchen und der Reste des Marmeladenstrudels, den sie zum Abendessen gemacht hatte) und uns nicht mit dem üblichen Tee weckte.
Als sie an diesem Morgen herausfand, dass wir im Begriff waren, abzureisen, sah sie verletzt aus. „Sie hauen ab, ohne mich?“, fragte sie. „Ich mag jetzt die Köchin sein, aber ich bin auch Ihr Dienstmädchen, oder nicht? Es ist nicht richtig, dass Sie ohne Dienstmädchen weggehen. Wer sonst soll für Sie sorgen?“
Ich fand das recht berührend. Sie war das schlechteste Dienstmädchen in der Geschichte des Dienens gewesen, aber sie war, wie ich es Belinda erzählt hatte, beizeiten auch unglaublich mutig gewesen. Ich ertappte mich bei einem Lächeln. „Das ist sehr freundlich von dir, Queenie. Aber wir fahren mit Miss Belindas Sportwagen und offen gesagt würdest du nicht reinpassen. Abgesehen davon ist es nicht so, als würden wir zu Gast bei einer Hausparty sein, bei der ein Dienstmädchen angebracht wäre. Wir schauen uns lediglich ein Grundstück an.“
„Bitte sehr“, sagte sie. „Aber wenn Sie abhauen, gibt es keinen Grund, dass ich diese Kuchen mache, die Sie wollten, oder?“ Und sie ging zurück in ihre Küche, ehe ich antworten konnte.
Als wir das Auto aus den Stallungen holten, stellten wir fest, dass das herrliche Wetter von gestern sich in einen normaleren Oktobertag mit stürmischem Regen verwandelt hatte, der gegen die Fenster prasselte und tote Blätter umherwirbelte. Belinda und Phipps mussten das Dach des Sportwagens hochkämpfen und wir merkten, dass es nicht wirklich wind- und regendicht war. Wir fuhren los und waren beide etwas mürrisch.
„Wir könnten auf besseres Wetter warten, schätze ich“, hatte Belinda gesagt.
„Es könnte für den Rest des Monats regnen“, merkte ich an.
Sie nickte zustimmend. „Vielleicht wird es in Cornwall besser sein. Ich erinnere mich daran, dass während meiner Sommerferien dort immer herrliches Wetter war.“
„Es ist in Ordnung. Ich bin an Regen gewöhnt“, sagte ich. „Oben im Castle Rannoch in Schottland war diese Art Wetter die Norm. Den ganzen Sommer lang. So deprimierend. Mein Bruder Binky ist der Einzige, der es schafft, gutgelaunt zu bleiben. Ich bin so froh, weit weg zu sein.“
„Von deiner schrecklichen Schwägerin Fig, meinst du?“
„Tue ich. Das letzte Mal, das sie schrieb, schlug sie vor, dass es Spaß machen könne, zu Weihnachten zu uns zu kommen, da ich ja jetzt ein so großes Haus geerbt hätte. Kannst du dir Weihnachten mit Fig vorstellen? Der Weihnachtsmann würde einen Blick auf sie werfen und nicht den Schornstein hinunterkommen.“
Belinda lachte. Ich hörte eilig zu reden auf und hielt mich an der Tür fest, als wir um eine Kuve schlitterten. „Vielleicht könntest du auf diesen nassen Straßen etwas langsamer fahren“, schlug ich vor.
„Wir wollen vor Einbruch der Nacht dort sein, oder nicht?“, fragte Belinda. „Es gibt herzlich wenige Orte unterwegs, in denen wir die Nacht verbringen könnten, nicht bis wir die Küste erreichen. Und eine Nacht im Bodmin Moor ist nichts, was ich empfehle.“
Sie trat wieder aufs Gas, schlitterte um die nächste Ecke und kam dem Randstreifen gefährlich nahe. Es wurde etwas besser, als wir auf die Hauptstraße nach Südwestengland fuhren, nur dass Belinda das Gefühl hatte, sie müsse jeden Lastwagen überholen, auf den sie traf. Wir hatten ein paar Beinahe-Unfälle, was mich dazu brachte, mich zu fragen, ob dieser Ausflug am Ende eine so gute Idee gewesen war. Dann fuhren wir wieder querfeldein, rasten durch Winchester, Salisbury, dann nach Somerset und schließlich Devon. Glücklicherweise bedeutete das schlechte Wetter, dass es nicht viel Verkehr gab, immerhin fuhren wir weiterhin schrecklich schnell. Wir kamen durch ein hübsches Devon-Städtchen nach dem anderen, Belinda manövrierte sich ungeduldig durch schmale Straßen. Schließlich wurde sie in Honiton zum Halten gezwungen, wo Markttag war und wir darauf warten mussten, dass Bauern Schaf- und Kuhherden durch die Straßen führten. Wir hielten für ein spätes Mittagessen in Exeter und aßen einen recht guten Lammbraten im Schatten der Exeter Cathedral. Wir füllten den Tank mit Benzin und machten uns wieder auf den Weg. Wie Belinda vorausgesagt hatte, hatte der Regen etwas nachgelassen. Jetzt war es eher ein feiner Nieselregen und kein gefährlicher Sturm, wie wir ihm vorher begegnet waren.
Dann kämpften wir uns in trostloseres Land, umrandeten die nördliche Grenze von Dartmoor, wo es kaum Spuren von Zivilisation gab.
„Ich könnte eine Tasse Tee vertragen und mir die Beine vertreten, du nicht?“, schlug ich vor, nachdem wir durch wildes und verlassenes Land gefahren waren und nur gelegentlich Spuren einer Zinn-Mine oder von Ton-Abbau gesehen hatten, die uns sagten, dass andere Menschen nicht weit entfernt waren.
„Viel Glück“, sagte Belinda. „Wir sind seit wenigstens einer halben Stunde an keinem Haus vorbeigekommen. Wo sind wir überhaupt?“
Mir war die Aufgabe der Navigatorin übertragen worden, mit einer Karte auf den Knien. Ich spähte auf sie hinunter. „Wir müssen in der Nähe von Bodmin Moor sein.“
„Wieso heitert mich das nicht auf?“, fragte Belinda. „In etwa der trostloseste Ort auf dem Planet. Oh, und schau, der Nebel steigt auf, wie aufs Stichwort.“
Und das tat er. Als die Straße in ein Stück verlassenes Hochland führte, verwandelte sich der Regen in Nebel. Wir konnten die Straße vor uns kaum sehen.
„Eine der alten Schmuggelrouten.“ Belinda versuchte, fröhlich zu klingen. „Wir werden in Ordnung sein, solange wir nicht vierundzwanzig Ponys begegnen, die durch die Dunkelheit trotten. Erinnerst du dich an das Gedicht?“
Ich nickte. „‚Watch the wall, my darling, as gentlemen go by.‘“ Ich kicherte. „Die Leute in Cornwall betreiben doch nicht immer noch Schmuggel, oder?“
„Oh, ich gehe davon aus. Es liegt ihnen im Blut. Sie haben vermutlich aufgehört, Schiffe zu zerstören, indem sie sie auf die Riffe lockten und dann plünderten, aber wer weiß? Die Leute hier unten sind ein wilder Haufen. Verrückte Kelten.“
„Bist du nicht eine von ihnen?“ Ich blickte sie herausfordernd an.
„Eigentlich nicht. Mein Großvater hat das Haus in Cornwall gekauft, als sie aus Indien zurückkehrten, da war meine Mutter noch ein Kind. Wir sind keine Familie aus Cornwall. Also bin ich tatsächlich vollkommen zivilisiert.“
„Die meiste Zeit“, fügte ich hinzu.
Ich glaube, wir hielten das Geplänkel aufrecht, um bei Laune zu bleiben. Es war wirklich ein trostloser Ort. Gelegentlich tauchte das Ruderhaus einer Zinn-Mine im Nebel auf wie eine seltsame Kreatur, aber dann fuhren wir wieder durchs Nichts und der kalte, feuchte Nebel wirbelte um uns herum.
„Wie groß ist dieses Moor?“, fragte ich. „Es ist nicht das mit dem Hund von Baskerville, oder?“
„Nein, das ist Dartmoor. Da sind wir schon vorbei.“
„Nun, das ist eine Erleichterung“, sagte ich. „Ich glaube, ein riesiger, geifernder Hund wäre das Erste, was mich davon abhielte, auf die Toilette zu gehen.“
„Wir könnten anhalten und du könntest neben der Straße gehen“, schlug Belinda vor.
„Belinda, das könnte ich gewiss nicht tun.“
„Hier ist meilenweit niemand, Georgie.“ Sie trat auf die Bremse und fuhr an den Straßenrand. „Da drüben. Da ist ein Busch für dich.“
Zögerlich stieg ich aus und war augenblicklich umschlungen von feuchtem, beharrlichem Nebel. Ich suchte mir einen Weg durch das raue Gras.
„Pass auf die Sümpfe auf“, rief Belinda mir nach. „Bodmin Moor ist berühmt für seine Sümpfe.“
„Vielen Dank“, rief ich zurück. „Ich hatte mal eine Begegnung mit einem Sumpf in Dartmoor und ich wünsche das nicht zu wiederholen.“
„Du bist in einem steckengeblieben?“
„Nein, ich habe zugesehen, wie jemand in einem verschwand. Es war entsetzlich.“
„Du hast ein interessantes Leben gelebt“, rief sie mir nach. Ihre Stimme hallte durch den Nebel hindurch. Obwohl ich nur ein paar Schritte vom Motor entfernt war, war schwer zu sagen, in welcher Richtung er sich befand. Ich kümmerte mich so schnell ich konnte um das dringendste Bedürfnis und war dankbar, die Straße wiederzufinden. Ich stieg ein und wischte mir Feuchtigkeit aus dem Gesicht. „Es ist wirklich elend da draußen. Ich hoffe nicht, dass ganz Cornwall so ist.“
„Oh nein. Nur das Moor. Du wirst sehen: Wenn wir die Stadt Bodmin erreichen, sind wir auf der anderen Seite und alles wird wieder in Ordnung. Cornwall ist bekannt für sein gutes Wetter, denk dran. Die englische Riviera.“
„Wirklich.“ Ich spähte in die Düsternis.
Schließlich endete das Hochland und wir trafen auf das erste Haus. Wir hielten für eine Tasse Tee und ein Brötchen in der Stadt Bodmin an und fuhren dann weiter.
„Jetzt ist es nicht mehr weit“, sagte Belinda und hielt Wort, denn der Nebel verschwand und hinterließ wieder diesen feinen Regen. Die Straße führte durch kleine Minenstädte voller gesichtsloser grauer Steinhäuser. Ich begann mich zu fragen, was Belinda an diesem Ort für so magisch hielt, aber ich behielt meine Gedanken für mich. Schließlich unternahm ich mit meiner besten Freundin zusammen ein Abenteuer, was eindeutig besser war, als allein in Eynsleigh zu sitzen und mich zu fragen, was Queenie zum Abendessen servieren würde.
Wir hatten jeden Anschein von Städten hinter uns gelassen. Die Straße war jetzt zu einem Weg mit Steinmauern zu beiden Seiten geworden, so schmal, dass ich nicht wusste, was wir getan hätten, wenn wir einem anderen Auto begegnet wären. Selbst Belinda musste zu diesem Zeitpunkt langsamer fahren. Hinter hohen Hecken tauchten gelegentlich Felder auf. Und in den Feldern standen riesigen Granitbrocken.
„Wofür sind die?“, fragte ich.
„Das sind stehende Steine, aus keltischen Zeiten. Cornwall ist voll davon“, sagte Belinda. „Älter als Stonehenge. Ich glaube, früher gab es hier Menschenopfer.“
„Charmant. Jetzt fühle ich mich wirklich willkommen.“
Belinda lachte. „Wir sind jetzt in der Nähe der Küste“, sagte sie. „Ich erinnere mich an diese Stelle.“
Sie wurde langsamer. „Was steht auf dem Straßenschild?“
Ich starrte aus dem Fenster. „Saint Tudy und Saint Maby in eine Richtung, Saint Breock und Saint Issey in die andere. Das sind sicher keine echten Heiligen“, sagte ich lachend.
„Es sind kornische Heilige“, sagte Belinda. „Sie waren die ersten christlichen Mönche, die von Irland herüberkamen.“
„Tudy und Issey waren Mönche?“
Sie zuckte mit den Schultern. „Frag mich nicht. Ich bin keine Expertin. Ich wiederhole nur, was man mir erzählt hat.“
„Wonach schauen wir jetzt auf der Karte?
„Splatt und Rock und Pityme.“
„Das denkst du dir aus.“
Sie lachte. „Nein, tue ich nicht. Es sind wirkliche Orte.“
„Splatt? Menschen leben in einem Ort namens Splatt?“
„Nicht viele. Oh, und wenn Rock auf der Karte nicht auftaucht, schau nach Trebetherick oder Polzeath.“
„Haben sie hier keine normalen Namen?“, fragte ich.
„Die beiden sind Kornisch. Eine andere Sprache, musst du wissen. Wie Walisisch.“
„Sprechen sie hier eine andere Sprache?“
„Nicht mehr. Nur die sehr alten Menschen erinnern sich an Kornisch. Es ist so gut wie ausgestorben, fürchte ich.“
„Mir macht es nichts aus. Ich habe genug Schwierigkeiten mit Französisch“, sagte ich.
Wir hielten an einem anderen Straßenschild. Das Licht wurde jetzt schnell weniger und es war schwer zu lesen. „Oh, richtig. Polzeath, direkt geradeaus“, sagte Belinda. „Wir fahren in die richtige Richtung. Jetzt sind wir sehr nah. Ich frage mich, ob wir anhalten und Vorräte einkaufen sollten, falls wir an einem Dorfladen vorbeikommen, der noch geöffnet hat.“
„Es ist beinahe dunkel. Vielleicht sollten wir zuerst das Haus finden“, antwortete ich. „Wir können immer noch zurückkommen und im nächsten Pub etwas essen.“
„Gute Idee.“ Sie manövrierte um eine besonders scharfe Kurve, als der Weg unter einem Baumbestand hindurchführte, Tropfen auf uns herabregneten und auf das weiche Verdeck prallten. Auf der anderen Seite erhaschten wir einen Blick auf glänzendes Wasser.
„Das Meer, endlich“, sagte ich und sprach ein kleines Gebet, dass wir sicher angekommen waren.
„Technisch gesehen nicht. Das ist die Camel-Mündung.“
„Camel?“, fragte ich. „Es gibt Kamele in Cornwall?“
„Nein, Darling. Das ist der Name eines Flusses und es muss Flut sein“, sagte sie, „denn wenn Ebbe ist, ist beinahe alles Sandbank. Aber das Ende ist jetzt wirklich in Sicht. Trengilly liegt unten an der Küste. Und meiner Erinnerung nach gibt es nur ein großes Haus hinter Polzeath und dann gibt es nur Gras und Felsen. White Sails muss auf der anderen Seite der Landzunge liegen.“
Die Straße stieg jetzt über der Flussmündung auf, in die große Atlantikwellen hineinrollten. Auf beiden Seiten war nichts als trostloses Gras und Heide. Der Regen wurde wieder stärker und blies direkt vom atlantischen Ozean herüber. Die Scheibenwischer arbeiteten erbittert.
„Verdammte Scheiße“, murmelte Belinda, als sie um eine scharfe Kurve bog, eigentlich zu schnell und ziemlich nah am Rand dessen, was jetzt definitiv der atlantische Ozean war und keine Flussmündung. Ja, ich weiß, eine Dame flucht nicht, aber es gibt mildernde Umstände, und beinahe von einer Klippe zu stürzen ist einer davon. Sie grinste mich nervös an. „Ich hoffe, das Haus hat eine gute Heizung, du nicht? Ich bin bereit für ein Bad und eine schöne heiße Tasse Tee. Glaubst du, es gibt einen anwesenden Bediensteten? Wäre das nicht schön?“
„Sehr schön“, sagte ich. „Aber nicht sehr wahrscheinlich, dass deine Großmutter in einem Haus, von dem du nicht mal wusstest, einen Bediensteten beschäftigte. Ich bin auch recht hungrig. Ich hoffe, der Pub ist nicht zu weit weg.“ Ich mochte nicht zugeben, dass ich kein Haus gesehen hatte, seit wir das letzte Dorf hinter uns gelassen hatten. Ein steiles, nur von Gras bewachsenes Hochland erhob sich vor uns, gekrönt von Felsen. Die Straße war kaum mehr als ein Pfad.
„Das kann nicht stimmen“, sagte Belinda. „Ich erinnere mich ganz und gar nicht an all das. Ich dachte, es solle in der Nähe von Trengilly sein.“ Sie verlangsamte das Auto bis zu einem Schleichen. „Oh, schau. Eine Antwort auf unsere Gebete, Darling. Da ist jemand, den wir fragen können. Sei ein Engel und finde es raus, in Ordnung?“
„Du willst, dass ich jetzt aussteige? Ich werde weggeblasen.“
„Du bist in Schottland aufgewachsen, Darling. Du hast schon viel Schlimmeres gesehen. Guck. Er wird nicht weggeblasen.“
Zögerlich wand ich mir einen Schal um den Kopf und trat in die volle Kraft des Sturms. Ein Mann lehnte sich auf ein Tor und beobachtete uns. Es schien ihm nichts auszumachen, nass zu werden. Ich ging zu ihm hinüber.
„Entschuldigung, aber kennen Sie ein Haus namens White Sails?“
„Ooo arr“, sagte er und nickte enthusiastisch. Er war ein älterer Mann mit einem wettergegerbten Gesicht und einem Mund, dem etliche Zähne fehlten. Er trug einen alten Sack über den Schultern und einen formlosen, verblichenen Hut auf dem Kopf. „Fisch!“
„Nein, ich will keinen Fisch. Ich will die Wegbeschreibung zu einem Haus namens White Sails.“ Ich versuchte, nicht zu verärgert zu klingen.
„Das ist rrrichtig. Err will Fisch.“ Er rollte das R beim Sprechen und grinste mich an. Eindeutig nur der Dorftrottel würde in einem solchen Regen draußen sein.
„White Sails“, sagte ich erneut und versuchte, geduldig zu sein. „Es ist ein Haus an der Küste, hier in der Nähe. Können Sie uns sagen, wie wir dort hingelangen?“
Er beäugte mich von oben bis unten als wäre ich eine Kreatur von einem fernen Planeten. „Runder kleiner Rumpf“, sagte er mit noch größerem Enthusiasmus.
„Ach, wirklich.“ Ich stolzierte zum Auto zurück.
„Widerlicher alter Mann.“ Ich schlug die Wagentür hinter mir zu. „Er hat mich anzüglich angeschaut und dann sagte er, ich hätte einen runden kleinen Rumpf. Der hat Nerven.“
Belinda sah mich an und fing dann plötzlich zu lachen an.
„Das ist nicht komisch. Dir macht es vielleicht nichts aus, wenn Männer deine Figur kommentieren, aber mir sehr wohl. Besonders, wenn mir kalt ist, wenn ich nass und hungrig bin.“
„Er hat uns den Weg beschrieben, Darling. Es ist mir gerade eingefallen. Das Hochland heißt Little Rumps. Wir sollen den kleinen Rumpf umrunden. Wir sind auf dem richtigen Weg.“
„Little Rumps“, murmelte ich. „Was für ein Dummer Name für ein Hochland. Camels und Splatt und jetzt Little Rumps. Das ist wirklich ein sehr alberner Ort!“
Belinda lenkte uns vorsichtig an der Seite des Hochlandes entlang. Ich konnte spüren, wie der Wagen vom Wind durchgerüttelt wurde.
Unter uns konnten wir die Wellen an die felsige Küste krachen sehen. Dann wand sich die Straße über die Spitze und verließ die Küste. Der Regen hatte so schnell nachgelassen wie er begonnen hatte und die letzten Sonnenstrahlen stachen über einem wütenden Atlantik durch dunkle Wolken. Es war eine rote Sonne, die die Landschaft so färbte, als stünde sie in Flammen. Oben auf dem Hügel erhob sich auf kurzgeschnittenem Gras ein weiterer Stein und jetzt glühte er blutrot. Im weniger werdenden Licht sah es beinahe so aus, als stünde eine Gestalt dort, und ich zitterte.
„Das ist ein gruseliger Ort, oder nicht?“
„Normalerweise nicht“, sagte Belinda. „Bei Tageslicht wird es viel besser aussehen. Ich habe nur schöne Erinnerungen, musst du wissen. Natürlich lag Grannys richtiges Haus unten an der Mündung, wo es geschützter ist und nicht so trostlos wie hier.“
Wir erklommen die Landzunge, passierten den stehenden Stein, kamen auf der anderen Seite hinunter und sahen eine weitere Bucht vor uns. Plötzlich stieg sie auf die Bremsen und zeigte auf etwas. „Schau. Wir sind da.“
Am Tor neben der Straße hing ein Schild. White Sails stand darauf.
Kapitel 4
Dienstag, 15. Oktober
In White Sails, einem Cottage in Cornwall
Nicht gerade, was ich erwartet hatte. Belinda will hierbleiben und es in Ordnung bringen. Offen gesagt glaube ich, dass sie ein wenig optimistisch ist. Miserables Wetter. Kalt und feucht. Ich vermisse Darcy.
Belinda fuhr auf den Seitenstreifen. „Ich sehe das Schild, aber ich sehe kein Haus, du?“
„Nicht im Moment.“ Ich öffnete meine Tür und sie wurde mir beinahe von der Kraft des Windes aus der Hand gerissen. Ich packte meinen Schal, als der Wind drohte, ihn mir vom Kopf zu reißen und meinen Mantel zu öffnen. Ich hielt mich am Auto fest, während ich um es herumging. Ich hörte Belinda ein Schimpfwort sagen, als ihre Tür beinahe gegen sie schlug. „Wer, der noch bei klarem Verstand ist, würde hier ein Haus bauen?“, fragte sie. „Und wo ist es, um Gottes willen?“
Wir spähten zusammen übers Tor.
„Oh, da ist es“, sagte ich. Durch die zunehmende Dunkelheit konnten wir steile Stufen sehen, die den Hügel hinabführten. Und darunter konnten wir das Dach eines Hauses erkennen.
„Außergewöhnlich“, sagte Belinda. „Kein Wunder, dass Granny das nie erwähnt hat. Mit ihrem Rheuma hätte sie nie diese Stufen geschafft. Ich frage mich, wieso sie es überhaupt gekauft hat. Vielleicht gehörte es zu Trengilly. Na ja. Jetzt sind wir hier. Gehen wir runter und untersuchen es, ja?“
Das Tor öffnete sich mit einem Quietschen und wir begannen, die Stufen hinunterzugehen. Es war nicht leicht, da sie nass und steil waren und es kein Geländer gab. Das Haus lag in einer kleinen Schlucht, geschützt vom schlimmsten Wind.
„Ich habe keine Lust, Lebensmittel und Vorräte hier runterzutragen“, rief Belinda mir zu. Der Wind riss ihre Worte fort. „Ich hoffe, jemand liefert.“
„Bist du sicher, das ist der richtige Ort?“, rief ich zurück. „Es scheint nicht die Art Ort zu sein, die deine Großmutter wollen würde, oder? Irgendwie bin ich ziemlich sicher, dass hier kein Bediensteter wohnt.“
Die Stufen wandten sich nach rechts, überquerten mittels einer kleinen Brücke einen strömenden Bach und dort unter uns war das Haus – nun, eher ein graues Steincottage mit einem schiefen Dach. Es stand auf einer felsigen Plattform, schmiegte sich an die Klippe nicht weit über der Küste, und an einer Seite befand sich ein natürlicher Hafen in den Felsen, auf dem ein steinerner Damm gebaut worden war, der ihn vor den schlimmsten Wellen schützte.
„Ach so“, sagte Belinda. „Jetzt verstehe ich. Es wurde vermutlich als Schmugglercottage gebaut, mit diesem praktischen kleinen Hafen daneben. Und in jüngerer Zeit war es ein Fischercottage. Ja, ich erinnere mich, dass jemand es mal erwähnt hat. Mein Onkel Francis lebte in dem Fischercottage und Granny sagte, wir sollten uns keine Hoffnungen machen, weil er stinkfaul sei.“
„Fisch!“, rief ich. Belinda blickte mich forschend an. „Das war es, was der alte Mann sagte, als ich ihn nach dem Weg nach White Sails fragte. Er sagte: ‚Err will Fisch.‘ Vielleicht nennen die Einheimischen es so. Das Fischhaus, vielleicht.“
„Nun, immerhin haben wir es geschafft“, sagte Belinda. „Es sieht wie ein hübsches kleines Haus aus, oder nicht?“
„Tut es“, stimmte ich zu, obwohl ich mir nicht so sicher war. Es war ein einfaches, einstöckiges Cottage, gebaut aus rauem, kornischem Stein. Es gab weiße Fensterläden, aber einer davon hing lose, klapperte im Wind und lief Gefahr, jeden Augenblick wegzufliegen. Büsche waren um das Haus herum gepflanzt worden, vermutlich in der Hoffnung, es vor dem schlimmsten Wind zu schützen. Als wir die letzten Stufen hinunterkamen, schmeckte ich die salzige Gischt. Belinda hielt an der Eingangstür inne und fischte in ihrer Handtasche nach einem Schlüssel.
„Um Himmels willen, lass ihn nicht fallen“, flehte ich. „Wir würden ihn nie wiederfinden.“
„Keine Sorge. Ich bin recht kompetent“, sagte sie. Sie trat vor zur Tür und winkte mir mit dem Schlüssel zu. Sie drehte ihn im Schloss und Belinda öffnete die Tür triumphierend. „Ich schätze, es ist zu viel der Hoffnung, dass es Elektrizität gibt“, sagte sie, als wir beide einen feuchten und moderigen Raum betraten. Sie fischte erneut in ihrer Handtasche und holte ein Feuerzeug hervor. „Zum Glück raucht eine von uns“, sagte sie. Sie zündete es an und hielt es hoch, was den Raum erleuchtete. Was wir erblickten, sah nicht allzu vielversprechend aus. Wir standen in einem Esszimmer mit einem Tisch und zwei Stühlen auf einer Seite und einem abgenutzten Sofa vor einem Kamin auf der anderen. Belinda fand eine Öllampe auf dem Fensterbrett und wunderbarerweise war Öl darin.
„Weißt du, wie man so etwas anzündet?“ Sie trug sie zum Tisch hinüber.
„Nicht direkt. Wir haben sie benutzt, wenn der Strom in Castle Rannoch ausfiel, aber wir hatten stets Bedienstete, die sie für uns anzündeten.“
„Das genau ist das Problem, oder nicht?“, fragte Belinda. „Wir mussten nie auf eigenen Füßen stehen.“
„Glaubst du nicht, es wäre weise, ins nächste Dorf zurückzufahren und dort irgendwo die Nacht zu verbringen? Wir müssen sowieso etwas essen.“
„Du bist plötzlich besessen von Essen“, sagte Belinda. „Bist du schwanger?“
„Nein, bin ich nicht“, blaffte ich sie an. „Ich bin nur allgemein ein hungriger Mensch. Und dann können wir dieses Haus morgen früh anständig erforschen.“
„Das ist vielleicht eine gute Idee“, stimmte Belinda zu. „Ich frage mich, wo der nächste Pub sein könnte? Vermutlich müssen wir den ganzen Weg zurück bis Rock. Ich bin mir nicht sicher, dass es in Polzeath einen Pub gab.“
„Was würden wir finden, wenn wir in die Richtung weiterfahren, in die wir unterwegs waren?“
Belinda legte die Stirn in Falten. „Ich glaube, da ist für eine Weile nichts. Das ist ein verlassenes Stück Küste, soweit ich mich erinnern kann. Nein, wir werden zurückfahren müssen, um etwas zum Abendessen zu bekommen. Dann komm. Mein Feuerzeug wird nicht viel länger halten.“
Wir schlossen die Eingangstür, dann gingen wir wieder die Stufen hinauf. Wir waren beide außer Atem, als wir das Auto erreichten.
„Die kornischen Leute müssen zäh sein“, keuchte ich. „Das ist schlimmer als Castle Rannoch.“
„Es wird am Morgen alles besser aussehen“, sagte Belinda. Ich spürte, dass sie versuchte, gutgelaunt zu klingen. „Und wir fühlen uns viel besser nach einem guten heißen Essen und einem Glas von Irgendetwas.“
Belinda schaffte es, das Auto erfolgreich zu wenden, während ich ein kleines Gebet sprach, dann bewältigten wir die sich windende Straße, bis wir die ersten einladenden Lichter menschlicher Besiedlung sahen, zu der Gott sei Dank auch ein Pub gehörte. Aber es gab keine Spur von Leben, als wir vor dem Smuggler’s Inn hielten.
„Sicher wird der Pub noch geöffnet haben“, sagte ich. „Es sieht nicht aus …“
Aber Belinda war bereits vorausgegangen. Sie stieß die schwere Eichentür auf. „Es ist in Ordnung“, rief sie. „Komm.“
Wir betraten einen warmen und rauchigen Raum. An der Decke verliefen Eichenbalken, die Wände waren holzgetäfelt und im Kamin glomm ein Feuer. Etliche Männer saßen an einem Tisch und ein paar mehr standen neben der Bar. Fischer, dachte ich, den großen, wasserdichten Stiefeln nach zu urteilen und dem in der Luft hängenden Geruch nach Fisch. Mindestens zwei von ihnen rauchten Pfeife und es war schwer, durch den Mief hindurch Details auszumachen. Aber wenigstens war es gemütlich warm. Ich folgte Belinda zur Bar.
„Guten Abend“, sagte sie, alle Männer unterbrachen abrupt ihre Unterhaltungen und wirbelten zu uns herum, Pfeifen schwebten mitten in der Luft, Münder standen offen. „Ich hoffe, Sie servieren immer noch etwas zu essen.“
Die kräftige Frau mittleren Alters hinter der Bar war tief in eine Unterhaltung mit zwei Männern versunken gewesen. Sie starrte uns an, als wären wir außerirdische Lebewesen, ehe sie die Arme vor ihren üppigen Brüsten verschränkte und sagte: „Ich fürchte, in der öffentlichen Bar sind keine Frauen zugelassen. Die Ladys Lounge ist um die Ecke.“ Sie deutete mit einem Kopfzucken in die Richtung.
Belinda blickte mich amüsiert an. „Komm schon, meine Alte. Wir verstoßen gegen die Regeln.“ Wir kamen nach draußen, zurück in die stürmische Nacht, gingen um die Ecke des Pubs herum, traten durch eine Seitentür ein und fanden uns auf der anderen Seite derselben Bar wieder, aber in einem viel weniger angenehmen Raum. Es gab mehrere Ledersessel und kleine Glastische und kein Feuer im Kamin. Eine kraftlose Glühlampe ging von der Decke. Es hätte kaum weniger gastfreundlich sein können. Belinda schritt an die Bar. Ich folgte. Die Bardame wandte sich von den Männern ab und kam zu uns herüber. „Haben Sie es gut gefunden, ja?“, fragte sie. „Also, was darf es sein?“
„Was haben Sie zu essen?“, fragte Belinda. „Wir hätten gern eine Mahlzeit.“
„Oh, nein. Wir machen hier kein Essen, Miss. Nur im Sommer, für die Touristen“, sagte sie.
„Gibt es irgendetwas in der Nähe?“, fragte ich. Mein Magen knurrte jetzt vor Hunger.
Die Frau dachte darüber nach, dann schüttelte sie den Kopf. Ihre verschiedenen Kinne wackelten. „Nichts näher als Wadebridge, würde ich vermuten. Wir kümmern uns nur um die Einheimischen und die bekommen ihr Abendessen zu Hause. Sie fahren besser um die Camel-Mündung rum und nach Padstow. Dort sind sie auf Auswärtige ausgerichtet, habe ich gehört.“
„Wie weit ist das weg?“, fragte ich.
„Nun, wenn Sie mit einem Auto unterwegs sind, müssen Sie die Mündung umfahren, nicht? Bis Sie zu einer Brücke kommen. Ich schätze, es sind mindestens zehn Meilen.“
Ich warf Belinda einen verzweifelten Blick zu.
„Können Sie nichts zu essen für uns finden? Wir sind den ganzen Tag gefahren und wirklich hungrig.“
„Ich habe Pasteten, die Sie haben können“, sagte sie zögerlich. „Ich mache immer ein paar extra, für den Fall, dass mein Mann zwischen den Mahlzeiten hungrig wird. Mr. Trevelean hat einen erstaunlich gesunden Appetit. Ich kann zweifelsohne ein paar im Ofen für Sie aufwärmen, wenn es Ihnen nichts ausmacht zu warten.“
„Das wäre wundervoll“, sagte Belinda. „Vielen Dank. Und ein paar Pints Cider, bitte.“
Die Frau zapfte sie mühelos und stellte die großen Gläser auf die Bar. „Das sind drei Shillings, meine Liebe“, sagte sie.
Belinda bezahlte sie.
„Sie sind hier in der Gegend also zu Besuch?“, fragte die Wirtin.
„Sind wir. Ich habe gerade ein Haus in der Nähe geerbt“, sagte Belinda. „White Sails. Kennen Sie es?“
„Kann ich nicht behaupten“, sagte die Frau. „Leute geben ihren Häusern dieser Tage alle möglichen ausgefallenen Namen, oder nicht?“
„Es liegt an der Küste, hinter Little Rumps“, sagte Belinda. „Aber wir würden lieber bis morgen warten, bis wir es uns ansehen. Haben Sie vielleicht ein Zimmer für die Nacht?“
„Ein Zimmer für die Nacht?“ Die Frau hinter Bar sah jetzt aus, als hätten wir sie gefragt, ob sie ein Bordell führe.
„Hier gibt es keine Zimmer. Und Sie werden vor Wadebridge vermutlich kein Zimmer finden. Wahrscheinlicher ist Padstow. Alles schließt, wenn die Sommerbesucher weg sind.“
„Ich verstehe“, sagte Belinda. „Nun, wir wären dankbar für die Pasteten. Wenn Sie sie für eine Minute in den Ofen geben würden.“
Wir trugen unsere Gläser zu einem der Tische hinüber und setzten uns in die kalten Ledersessel.
„Sie ist von der fröhlichen Sorte, nicht wahr?“, murmelte Belinda mir zu. „Ich erinnere mich daran, dass die kornischen Menschen viel freundlicher waren.“
„Vielleicht heißt sie es nicht gut, dass Frauen allein reisen“, flüsterte ich zurück. „Sie glaubt vielleicht, dass wir ihr Mannsvolk umgarnen.“
„Was – den Haufen alter Knacker?“ Belinda kicherte.
„Nun, du siehst recht stylish aus, weißt du?“
„Wirklich? Dieses alte Ding?“ Aber ich merkte, dass Belinda sich freute. „Dieses Cape ist einer meiner eigenen Entwürfe. Gefällt es dir?“
„Ich finde es fabelhaft.“
„Ich hatte gehofft, eine Bestellung von Harrods zu bekommen, aber jetzt brauche ich das Geld eigentlich nicht. Dennoch, ich kann mir nicht vorstellen, müßig zu sein. Es liegt mir nicht in der Natur. Ich bin beinahe verrückt geworden, als ich ohne etwas zu tun zu haben in der Schweiz festsaß.“
„Ich bin deiner Meinung“, sagte ich. „Ich habe mich allein in Eynsleigh so gelangweilt. Darcy wollte, dass ich anfange, Nachbarn einzuladen, aber offen gesagt macht der Gedanke mir Angst. Ich habe bisher nie in meinem Leben eine Teegesellschaft veranstaltet.“
Belinda lachte. „Ich kann mir dich als Dame des Hauses vorstellen, wie du über das Dorf Hof hältst, wie du Gartenpartys eröffnest, wie du als Richterin Nutzvieh-Wettbewerbe entscheidest, im Gemeinderat sitzt, die Pfadfinderinnen anführst.“
„Hör auf.“ Ich erschauderte. „Ich beginne gerade erst, mir bewusst zu werden, dass dies jetzt das Leben ist, das ich am Hals habe. Ich bin mir nicht sicher, ob ich dafür bereit bin. Und gewiss bin ich mir nicht sicher, ob ich irgendwie gut darin sein werde. Kannst du dir mich vorstellen, wie ich die Pfadfinderinnen anführe?“
„Du wirst bald Unmengen Babys haben, die dich unterhalten“, sagte Belinda. „Ich bin mir sicher, dass Darcy in dieser Abteilung keine Zeit verschwendet hat.“
„Ich hoffe es“, sagte ich.
Belinda bemerkte meinen Tonfall und blickte von ihrem Glas auf. „Was ist los? Stimmt etwas nicht?“
Ich kaute auf meiner Lippe. „Es ist nur, dass wir seit drei Monaten verheiratet sind und es noch keine Spur eines Babys gibt. Du hast recht. Darcy ist ein sehr enthusiastischer Liebhaber, also beginne ich mich zu fragen, ob etwas mit mir nicht stimmt. Was, wenn ich keine Kinder bekommen kann?“
Belinda stieß ein ungläubiges Lachen aus. „Drei Monate? Darling, das ist nichts. Meine Güte, wenn ich im Handumdrehen schwanger geworden wäre, hatte ich mittlerweile eine ganze Brut Kinder. Offen gesagt habe ich mit der Gefahr geflirtet und hatte schreckliches Glück, dass es nur einmal passiert ist.“
„Aber du sagtest, du habest Vorkehrungen getroffen?“
„Habe ich, aber sie sind nicht immer verlässlich, musst du wissen. Und es gab Male, wo man sich hat mitreißen lassen und nicht sehr vorsichtig war. Und zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich wirklich glaubte, der Kerl wolle mich heiraten. Er hat natürlich so etwas angedeutet.“ Sie seufzte. „Egal, das ist jetzt alles Vergangenheit und es hat sich alles zum Besten gewendet, oder nicht? Also keine Männer mehr für mich. Ich habe ihnen von nun an gänzlich entsagt. Ich werde rein und jungfräulich werden.“
Ich kicherte. „Schwerlich Letzteres, zu diesem Zeitpunkt.“
„Nun, rein dennoch. Ich werde eine unglaublich erfolgreiche Geschäftsfrau werden und eine vergötternde Patentante für deine Brut Kinder.“
Wir blickten beide auf, als die Frau hereinkam und zwei Teller trug, auf denen riesige Pasteten ruhten. Ich war recht ängstlich gewesen, dass eine Pastete ein zierliches kleines Ding und ich immer noch hungrig sein würde. Stattdessen füllten sie einen ganzen Teller. Ich nahm einen Bissen: Warmer Blätterteig und dann eine köstliche Füllung aus Fleisch, Kartoffeln und Wurzelgemüse in gehaltvoller Bratensoße.
„Das ist köstlich“, kommentierte ich und blickte für eine Sekunde auf.
„Die sind gut, nicht wahr? Kornische Pasteten sind eins der Dinge aus meiner Kindheit, an die ich mich gern erinnere. Sie machen sie für die Minenarbeiter, weißt du? Um sie als Mittagessen mit nach unten in die Minen zu nehmen. Dieser Teig-Rand ist dazu da, dass sie sie mit ihren dreckigen Händen halten können, ohne den guten Teil zu berühren.“
„Wie interessant“, schaffte ich zu sagen, ehe ich weiter aß.
Nach einem Pint strammem Cider, der überraschend stark war, und der Pastete fühlte ich mich viel besser. Bereit für alles, tatsächlich. Belinda musste das gleiche Gefühl gehabt haben, denn sie sagte: „Nun, wir fahren jetzt besser zurück und nehmen diese Öllampe in Angriff, schätze ich, da wir nirgendwo bleiben können und ich keine Lust habe, den ganzen Weg bis nach Padstow zurückzufahren.“
Kapitel 5
In White Sails
Die Nacht des 15. Oktober
White Sails ist ein viel zu kultivierter Name für ein primitives Fischer-Cottage, und es ist so abgelegen, dass es sich anfühlt wie mitten im Nirgendwo. Ich bin mir nicht sicher, dass ich hierbleiben will, aber Belinda scheint immer noch ziemlich erpicht zu sein.
Wir schafften es, der Wirtin eine Schachtel Streichhölzer abzuschwatzen, und gingen erneut hinaus in die Nacht. Der Wind hatte nachgelassen, und als wir White Sails wieder erreichten, konnten wir die Brandung weit unter uns auf die Felsen krachen hören.
„Ich wünschte, wir hätten daran gedacht, uns eine Fackel zu borgen“, sagte Belinda, als wir uns die trügerischen Stufen nach unten tasteten. Sie klickte ihr Feuerzeug wieder an und hielt es wie die Dame mit der Lampe, bis wir den Weg zum Haus fanden. Einmal drinnen nahmen wir das Glas von der Öllampe und nach einiger Diskussion (und einiger Kritik) bekamen wir sie angezündet.
„Zumindest ist noch Öl drin“, sagte Belinda und drehte sie auf, sodass sanftes Licht den Raum flutete. Sie drehte sich um, um unsere Umgebung zu erkunden. „Oh, schau. Neben dem Ofen ist etwas Feuerholz.“
Jetzt war ich an der Reihe, Expertise zu zeigen. Als ich das erste Mal allein in London angekommen war, ohne Bedienstete, hatte ich gelernt, Feuer zu machen. Ich bekam dieses hier an, was Belinda bewundernd quieken ließ, und plötzlich sah der Raum viel besser aus. Wir fanden eine Kerze auf einem Fensterbrett und trugen sie durch den Rest des Hauses.
„Bitte sag mir, dass es ein Badezimmer gibt“, sagte Belinda.
„Es gibt eine Küche mit einem großen Spülbecken“, sagte ich. Ich ging hinüber und drehte den Wasserhahn auf. Wasser kam heraus, eiskalt, aber mit einem befriedigenden Plätschern. Ich drehte ihn wieder zu.
„Oh, und dies ist das Schlafzimmer.“ Belinda erkundete ebenfalls.
Es gab nur ein Schlafzimmer, in dem ein Bett stand, ein großer klappriger Kleiderschrank und eine hohe Kommode.
„Es sieht so aus, als müssten wir uns heute Nacht das Bett teilen, es sei denn, du hättest lieber das Sofa“, sagte Belinda.
„Das Sofa sieht uneben aus und nicht so, als wäre es lang genug“, sagte ich. „Wenigstens ist es ein großes Bett.“
„Ich sehe ein, dass Möbel zu kaufen die oberste Priorität haben wird.“ Belinda verließ das Schlafzimmer und ging zurück in die Küche, die Kerze in der Hand. Ich wollte nicht allein in der Dunkelheit zurückgelassen werden, also folgte ich ihr. Es gab einen alten Holzofen und eine Spüle, aber in der Speisekammer machten wir eine interessante Entdeckung. „Schau. Es gibt etwas zu essen“, sagte Belinda. „Eine Teedose und etwas Brot, das nicht verdorben ist, Butter, Milch, Käse und ein Glas Marmelade … Jemand ist kürzlich hier gewesen.“
„Ich frage mich, ob dein Rechtsanwalt angerufen und jemanden das Wesentliche für dich hat anliefern lassen.“
„Aber er wusste nicht, wann ich herkommen würde. Ich habe nur gesagt, dass ich mir das Objekt ansehen würde, ehe ich entscheiden würde, ob ich es behalte oder verkaufe.“
„Nun, vielleicht hat es dann einer der Einheimischen zum Fischen benutzt.“
„Oder es ist möglich, dass es mein Onkel Francis war“, sagte Belinda unvermittelt. Ich hörte die Unsicherheit in ihrer Stimme.
„Lebt er hier unten? Du hast nie von ihm erzählt.“
„Das liegt daran, dass ich ihn nie mochte. Ich glaube, Granny mochte ihn auch nicht sonderlich. Er war das schwarze Schaf der Familie, musst du wissen. Der jüngere Bruder meiner Mutter. Viel jünger. Ist nie sesshaft geworden, hat nie eine Arbeit gefunden, hatte immer Schulden. Hat gespielt, getrunken, sich mit unerwünschten Personen abgegeben.“
„Wo ist er jetzt?
„Ich habe keine Ahnung. Als Granny verkaufte, habe ich gehört, dass sie Onkel Francis etwas Geld gezahlt hat, aber das war das Letzte, was ich von ihm hörte. Vermutlich hat er es schnell in Monte Carlo durchgebracht.“
„Aber er hat nichts von deiner Großmutter geerbt, als sie starb?“
„Nein. Es ging alles an mich. Du hättest sehen sollen, wie wütend meine Stiefmutter war, als sie erfuhr, dass ich jetzt eine reiche Frau bin. Sie schlug vor, dass ich das Geld teile, nach allem, was sie für mich getan hätten. So eine Frechheit! Granny hat für meine Schulbildung gezahlt und die böse Hexe hat mir bei einigen Anlässen das Gefühl gegeben, ungebeten zu sein, als ich nach Hause kam.“
„Genau wie ich und Fig“, sagte ich und nickte solidarisch. „Aber was ist mit deinem Vater?“
„Daddy? Er ist kein schlechter Typ, aber er ist ahnungslos und bekommt nicht mit, was um ihn herum vor sich geht. Er liebt seine Farm, seine Schweine und seine Preistiere und bekam nie mit, wenn sie grässlich zu mir war. Egal, das ist jetzt alles vergangen. Ich bin unabhängig und habe eine strahlende Zukunft vor mir.“
Sie sagte das mehr, um sich selbst zu überzeugen, nicht mich, dachte ich.
„Wir haben immer noch nicht das Badezimmer gefunden“, merkte ich an. „Ich habe keine Lust, zum Pinkeln in den Sturm hinauszugehen.“
„Nun, es ist nicht hier, oder?“ Belinda klang frustriert. „Die Bewohner müssen irgendwo einen Nachttopf gehabt und ihn dann aus dem Fenster ins Meer entleert haben.“
„Denk über so etwas Ekelerregendes nicht einmal nach“, sagte ich. Wir kicherten beide, um zu überspielen, wie unangenehm uns diese Situation war.
Wir suchten noch etwas weiter, bis wir eine Tür fanden, die wir zuvor nicht bemerkt hatten, in der Wand der Küche. Sie öffnete sich und enthüllte eine Treppe, die in die Dunkelheit hinabging.
„Meine Güte, wie beängstigend“, sagte Belinda. „Ich frage mich, was da unten sein kann. Sicher doch nicht das Badezimmer, oder?“
Belinda hielt die Kerze hoch und sah aus wie etwas aus einem Schauerroman, dann gingen wir die Stufen hinunter, eine nach der anderen. Ich muss gestehen, dass ich Belinda vorgehen ließ. Unter uns befand sich ein steinerner Keller mit einem großen Waschbecken. Der Geruch nach Fisch hing noch immer in der Luft. In einer Ecke stand eine rostige Badewanne und in einer anderen eine Toilette. Wer weiß, wohin sie abfloss!
„Nicht gerade viel Privatsphäre“, sagte ich.
„Nicht viel Privatsphäre? Ist das alles, was du sagen kannst? Georgie, es ist schrecklich! Kannst du dir vorstellen, nachts hier runterzukommen?“ Belinda klang entsetzt. „Vergiss, was ich darüber gesagt habe, dass Möbel die oberste Priorität haben. Die erste Aufgabe ist ein anständiges Badezimmer.“
„Bist du sicher, dass dieses Haus den ganzen Aufwand wert ist?“, fragte ich. „Es ist schrecklich abgelegen. Würdest du wirklich allein hier sein wollen?“
„Ich bin mir nicht sicher“, sagte sie. „Mir gefällt die Vorstellung, aber … Lass uns darüber schlafen. Ich sage immer, dass die Dinge am Morgen besser aussehen.“
Wir gingen abwechselnd auf die Toilette, während die andere am Kopf der Treppe Wache stand.
„Denkst du, wir sollten die Eingangstür abschließen, nur für den Fall?“, fragte ich, als wir begannen, uns bettfertig zu machen.
„Wer sollte uns hier draußen schon belästigen?“, fragte Belinda. „Aber vielleicht hast du recht. Wir sind weit entfernt von jeder Hilfe, oder nicht?“
Sie drehte den großen Eisenschlüssel im Schloss um. „Zufrieden?“, fragte sie. Das war ich.
„Ich möchte die Öllampe gern anlassen, wenn es dir nichts ausmacht“, sagte Belinda.
„Ich bin deiner Meinung. Und weck mich, wenn du nach unten ins Badezimmer gehen musst.“
„Gerade wünschte ich, ich hätte den Pint Cider nicht getrunken“, sagte Belinda.
„Ich auch.“
Wir kletterten ins Bett. Die Matratze war uneben und die Federn quietschten jedes Mal, wenn wir uns bewegten.
„Ich würde das für einen romantischen Zufluchtsort nicht empfehlen“, sagte ich und brachte Belinda zum Lachen.
„Du meine Güte, stell dir nur vor!“
Wir lagen beide da und lachten, wie man es tut, wenn man nervös ist.
„Ich friere. Wie geht es dir?“, fragte Belinda.
„Ganz genauso. Die Decken fühlen sich feucht an, oder nicht?“
„Ich könnte mein Cape über uns legen. Und deinen Mantel.“ Sie stand auf und begann, die Sachen über das Bettzeug zu breiten.
„Erinnere mich noch mal, wessen verrückte Idee das war“, sagte ich.
„Zumindest veranstaltest du keine Teegesellschaften und fühlst dich einsam und gelangweilt“, sagte sie.
„Du hast ganz recht. Es ist ein Abenteuer. Ich muss mich daran erinnern – besonders, wenn ich nachts raus muss.“
„Weck mich und ich werde eine Kerze für dich halten“, sagte Belinda.
Die zusätzlichen Lagen begannen, uns aufzuwärmen. Der Wind hatte sich gelegt und alles, was man hören konnte, war das entfernte Donnern der Wellen, die auf die Felsen unter uns krachten. Nach und nach glitt ich in den Schlaf hinüber. Ich erwachte und es war pechschwarz. Das Öl in der Lampe musste schließlich doch alle gewesen sein. Ich lag da, starrte ins Nichts und fragte mich, was mich geweckt haben mochte. Dann hörte ich es erneut … ein ungemein leises Geräusch. War es ein Türquietschen?
Nur der Wind, sagte ich mir. Ich wusste von meinen Erfahrungen auf Castle Rannoch, dass alte Häuser voller Geräusche waren, wenn sie quietschten, seufzten und sich rührten. Ich drehte mich um und versuchte, wieder einzuschlafen. Ich war beinahe weggedämmert, als ich spürte, wie die Decke zurückgeworfen wurde und jemand neben mir ins Bett kletterte. Die Bettfedern quietschten unheilvoll. Blöde Belinda, dachte ich. Sie ist allein auf dem Klo gewesen. Wie rücksichtsvoll von ihr, mich nicht geweckt zu haben.
Dann bemerkte ich, dass die Person sich zu meiner Linken ins Bett legte. Belinda hatte rechts von mir gelegen. Ich streckte eine Hand aus und spürte die Wärme ihres Körpers. Dann wer, um alles in der Welt? Es ist Darcy, dachte ich. Darcy ist gekommen, um mich zu überraschen. Er hatte so etwas schon getan, war unerwartet mitten in der Nacht eingetroffen und neben mir ins Bett gekrochen. Dann erinnerte ich mich daran, dass Darcy keine Ahnung hatte, dass ich hier sein würde. Ich hatte Mrs. Holbrook die Adresse nicht gegeben.
Ich war augenblicklich hellwach und saß kerzengerade. „Belinda! Wach auf. Da ist jemand in unserem Bett.“
Das hatte einen unmittelbaren Effekt. Der Eindringling sprang auf und rief aus: „Was in Gottes Namen?“
„Was passiert hier? Was ist los?“, murmelte Belinda verschlafen. Ich konnte verstehen, wieso sie so viele problematische Begegnungen mit Männern gehabt hatte, wenn es mehr brauchte als das, damit sie wach wurde!
Mein Herz pochte so schnell, dass ich kaum Luft bekam. Ein Feuerzeug wurde entzündet und enthüllte einen zerzausten jungen Mann mit dunklen, wilden Locken, die Darcys nicht unähnlich waren. Er starrte uns an, als wären wir Gespenster. Er trug einen großen Fischerpullover, seine Hose war hochgerollt und entblößte nackte Beine und er hielt uns das Feuerzeug entgegen, als wolle er uns damit in Schach halten.
Der einzige beruhigende Gedanke war, dass er so erschrocken darüber aussah, uns zu sehen, wie ich es war, weil er neben mir ins Bett geklettert war.
„Wer zum Teufel sind Sie?“, fragte er. „Was tun Sie hier?“
Belinda war wieder bei Bewusstsein. „Ich bin Belinda Warburton-Stoke und das ist mein Besitz. Wichtiger noch also wäre, was Sie hier tun?“
„Das Haus steht seit Jahren leer“, sagte er. „Ich habe es benutzt, wenn ich spät vom Fischen zurückkam. Guter kleiner Hafen zum Anlegen bei Flut.“ Er hielt inne, dachte einen Moment lang nach und sagte dann: „Sagten Sie, Sie sind Belinda? Lady Knotts Enkelin?“
„Das ist richtig. Meine Großmutter ist gestorben und ich habe ihren Besitz geerbt“, sagte Belinda und klang immer noch so wie ich, wenn ich unter Druck stand und mich selbst hören konnte, wie ich meine Urgroßmutter Queen Victoria nachahmte.
„Ihre alte Granny mochte mich recht gern“, sagte der Eindringling. „Sie hat mir früher erlaubt, dieses Haus zu benutzen.“
„Hat sie wirklich? Nun, ich fürchte, diese Tage sind vorbei. Bitte gehen Sie, unverzüglich.“
Er kam ein Stück näher und hielt das Feuerzeug über uns. „Aber ich erinnere mich an Sie“, sagte er. „Sie sind früher für die Sommer hierhergekommen, nicht wahr? Es war eine ganze Gruppe Kinder. Ich habe mich Ihnen angeschlossen, wenn ich meinem Vater nicht helfen musste. Ich bin Jago. Erinnern Sie sich an mich?“
„Jago?“ Sie starrte ihn an. „Aber du warst ein dünner Junge, recht schüchtern in unserer Gegenwart. Und hattest du damals nicht blonde Haare?“
„Das ist richtig. Weil ich so viel draußen in der Sonne war. Ich bin vielleicht etwas gewachsen und wiege mehr.“ Und dann lachte er. Wieder traf mich die Ähnlichkeit mit Darcy. Dieses selbstsichere, beinahe übermütige Lachen. Er war wirklich ziemlich attraktiv.
„Und ich meine mich zu erinnern, dass Sie damals selbst ein blasses und dünnes kleines Mädchen waren. Sie hatten Sommersprossen und Ihr Haar war nicht ganz so dunkel.“
„Vielleicht.“ Belinda blaffte das Wort und bestätigte, was ich immer schon vermutete hatte – sie färbte sich die Haare schwarz. „Du lebst also immer noch hier unten und lebst vom Fischen?“
„Nun, das Fischen ist eher eine Nebenbeschäftigung“, sagte er. „Aber ja, ich bin immer noch hier unten.“
„Nun, ich schätze, ich kann dich mitten in der Nacht nicht vor die Tür setzen“, sagte Belinda. „Du kannst auf dem Sofa schlafen, aber ich will nicht, dass das noch mal passiert.“
„Sehr wohl, Eure Ladyschaft“, sagte er steif.
„Ich bin keine Lady. Nur eine Miss“, sagte sie.
„Noch nicht verheiratet?“
„Einer Fremden diese Frage zu stellen, ist recht impertinent. Bist du verheiratet?“
„Ich habe noch nicht das richtige Mädchen gefunden“, sagte er.
„Und ich war zu sehr damit beschäftigt, meine Karriere voranzutreiben.“ Belinda klang immer noch hochmütig und beleidigt. „Meine Freundin neben mir ist sowohl eine Lady als auch verheiratet.“
„Na, da gratuliere ich“, rief er mit einem amüsierten Grinsen in meine Richtung. „Also kommen Sie hier runter, um hier zu leben?“
„Ich bin mir über meine Pläne noch nicht im Klaren“, sagte Belinda. „Mein erster ist eine Nacht guten, ununterbrochenen Schlafs nach einem langen Tag des Autofahrens.“
Er räusperte sich, als habe die Begegnung ihn so nervös gemacht wie uns. „Sehr wohl, Miss Belinda. Ich weiß das Angebot Ihres Sofas zu schätzen, weil ich mein Boot ungerne unbewacht lasse. Aber ich werde Sie nicht länger behelligen und wünsche Ihnen eine gute Nacht.“
Er und sein Feuerzeug verschwanden im Wohnzimmer und wir hörten das Sofa quietschen, als er es sich bequem machte.
„Nun, ich habe dir ein Abenteuer versprochen, oder nicht? Du kannst nicht sagen, dass es langweilig ist“, flüsterte Belinda mir zu. „Jago – wie war noch mal sein Nachname? Ich kann mich nicht erinnern. Er war einer der einheimischen Jungen, die mit uns in den Sommern Zeit verbrachten. Es gab eine Gruppe Kinder, die miteinander spielten, hauptsächlich Sommerbesucher, aber auch ein paar einheimische Kinder.“
„War sein Vater Fischer?“, fragte ich.
„Ich glaube nicht. Egal, er ist seit damals eindeutig ganz schön gewachsen.“
„Er ist ziemlich attraktiv, findest du nicht? Er sieht ein bisschen aus wie Darcy.“
„Wirklich? Ist mir nicht aufgefallen. Ich war zu verärgert.“ Sie kam näher zu mir und flüsterte mir ins Ohr. „Du weißt, was er wirklich getan hat, oder nicht? Hat er nach Fisch gerochen, was meinst du?“
„Nicht direkt. Er roch vielleicht salzig. Nach Meer?“
„Also war er ganz und gar nicht Fischen, Georgie. Er war schmuggeln!“