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Miss Amanda Delagore
Alles begann mit einer verschütteten Tasse Tee. Tatsächlich begann es bereits Jahre zuvor, aber der exakte Zeitpunkt ist im Nachhinein betrachtet nur schwer festzustellen, und darüber hinaus wusste Lady Lydia Ambervale an jenem Herbsttag im Jahr 1862 auch noch nichts davon. Ihrem Kenntnisstand nach begann es mit Tee, der sich im morgendlichen Sonnenschein aus der umgekippten Tasse über die Papiere auf ihrem Schreibtisch ergoss.
„Um Himmels willen!“, platzte Miss Amanda Delagore, die Haushälterin, heraus, als sie sah, wie die braune Flüssigkeit das Papier wellig werden und die in schwarzer Tinte und elegant geschwungenen Lettern gesetzten Aufzeichnungen verblassen ließ.
„Ich bin untröstlich, Mylady, untröstlich. Bitte verzeiht mir!“
„Es ist gut, Mandy. Es sind nur Notizen, nicht mein Leben und auch nicht mein Wissen.“
„Es tut mir schrecklich leid, Mylady. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist …“
Lady Ambervale setzte sich in ihrem Lesestuhl aufrecht hin, legte die aktuelle Ausgabe der Times zur Seite, die sie im Licht der hohen Fenster studiert hatte, und betrachtete Miss Delagore.
„Du wirkst heute nicht wie du selbst, Mandy. Ist etwas vorgefallen?“
„Nein, es ist nur …“ Miss Delagore klemmte sich eine dunkle Haarsträhne hinters Ohr, die aus dem Knoten, den sie trug, herausgefallen war, und seufzte. Sie kniete auf dem Teppich, die Papiere vor sich ausgebreitet, und mühte sich mit einem Tuch ab, sie zu trocknen und vor dem Schlimmsten zu bewahren.
„Nur eine Geschichte aus dem East End, die mich ein wenig … aufgewühlt hat. Bitte verzeiht mir.“
„Es gibt nichts zu verzeihen. Was ist das für eine Geschichte?“
Die junge Frau sah ihre Dienstherrin an und wusste, dass es keinen Sinn hatte, zu versuchen, etwas vor ihr zu verheimlichen. Also entschloss sie sich für die Wahrheit. Sie erhob sich, zupfte ihre Schürze zurecht und ließ die Hand mit den Aufzeichnungen an ihrer Seite herabhängen.
„Es ist … eine Sache, die mich beschäftigt. Keine Sorge, sie hat nichts mit mir oder Eurem Haushalt zu tun. Ich kann meine Pflichten hier voll und ganz erfüllen und weiß eigentlich gar nicht, warum ich davon spreche. Es handelt sich um eine alte Freundin von mir. Wir sind miteinander aufgewachsen, und ich kenne sie, seit ich denken kann. Sie arbeitet als Hausmädchen … aber seit einigen Tagen ist sie verschwunden.“
„Verschwunden? Wie meinst du das?“ Lady Ambervales Neugier war geweckt. Sie erhob sich und schritt im Studierzimmer auf und ab, wie sie es häufig tat, wenn sie aufgebracht war oder fasziniert, zwei Gemütszustände, die bei ihr stets nahe beieinanderlagen. Dabei betrachtete sie Miss Delagore, als wäre sie ein außergewöhnliches Exponat in einem Museum.
„Sie ist in Anstellung, wie ich, hier im Londoner West End. Aber seit einigen Tagen ist sie nicht mehr nach Hause gekommen.“
„So? Woher weißt du das?“
„Man … spricht darüber, und ihre Familie ist in großer Sorge. Mistress Baker, ihre Mutter, war letzte Nacht bei mir. Sie kümmert sich nun schon seit vier Tagen um ihr kleines Töchterchen, also um Fannys Töchterchen.“
„Fanny, das ist der Name deiner Freundin?“
„Ja, Mistress Fanny Holworth. Ihre Mutter hat mich um Rat gefragt und ob ich möglicherweise Erkundigungen bei ihren Dienstherren einholen könne. Sie hat mir ihr Herz ausgeschüttet. Die arme Frau ist in großer Sorge.“
Lady Ambervale nahm die Papiere aus Miss Delagores Hand und legte sie zurück auf ihren großen, schwarzen Schreibtisch.
„Und was hast du nun vor? Wirst du Erkundigungen einholen?“
„Ja. Also … nach meinem Dienst hier bei Euch. Ich dachte, ich könnte abends bei ihren Dienstherren nach ihr fragen. Vielleicht weiß man dort, wo sie ist. Man könnte sie … für wichtige Besorgungen ausgeschickt haben.“
„Ohne ihr die Gelegenheit zu geben, ihrer Familie Bescheid zu sagen? Das wäre möglich … wenn es sich um besonders dringliche Angelegenheiten handelte.“
Lady Ambervale blickte aus den hohen Fenstern über die Grenzen ihres Anwesens hinaus auf die belebten Straßen Londons. Sie wusste, dass die helle Sandsteinmauer, die nach und nach von Efeu und Rosenbüschen überwuchert werden würde, dabei nicht die eigentliche Grenze zwischen ihr und der Welt da draußen bildete. Sie verlief vielmehr tief in ihrem Inneren.
„Soll … sich Mister O’Learey um den Efeu kümmern, Mylady?“
„Nein, nein, ganz im Gegenteil. Manchmal wünschte ich, wir hätten mehr davon … Ich finde jedenfalls, du solltest jetzt gleich gehen.“
„Jetzt gleich? Aber wer wird sich dann hier um Euch kümmern?“
„Nun, ich gehe davon aus, dass du wieder zurückkehren wirst. Und für die wenigen Stunden werde ich schon nicht verhungern. Bei wem steht sie im Dienst?“
„Bei Lord und Lady Beaufort, soweit ich weiß.“
„Die Beauforts wohnen in der Church Street, wenn ich mich nicht irre. Das ist nicht weit von hier. Du könntest in einer Stunde wieder zurück sein.“
„Ich möchte Euch mit meinen privaten Angelegenheiten nicht zur Last fallen, Mylady, oder dass Euch gar ein Nachteil daraus entsteht.“
Lady Ambervale lächelte die jüngere Frau an.
„Wenn es dir die Entscheidung erleichtert, kann ich deinen Lohn für diese Stunde einbehalten. Und vielleicht tröstet dich der Gedanke, dass es mir klüger erscheint, dich gehen zu lassen, als dir erneut dabei zuzusehen, wie du Tee in meinem Studierzimmer verschüttest.“
Mandy warf die Hände über dem Kopf zusammen und begann aufs Neue zu lamentieren: „Oh, Lady Ambervale, bitte verzeiht mir.“
Diese fasste sie an der Hand. „Das war nur ein Scherz. Geh jetzt, und sieh nach deiner Freundin, und berichte mir, wenn du zurückkehrst.“
„Danke, Mylady. Das werde ich.“
Lady Ambervale goss sich eine Tasse Tee ein, stellte sich ans Fenster und wartete, während sie im Stockwerk unter sich die Tür ins Schloss fallen hörte. Sie sah Miss Delagore dabei zu, wie sie sich eine Weste überzog und durch den Garten hinaus auf die Straße eilte. Dann ging sie an ihren Schreibtisch und machte sich eine Notiz auf einem noch feuchten Zettel, auf dem praktischerweise kürzlich eine Stelle frei geworden war.
***
Nahezu auf die Minute genau eine Stunde später hörte Lady Ambervale erneut die Tür im unteren Stockwerk. Sie war in ihre Zeitung vertieft gewesen, rappelte sich hoch und rief: „Gibt es Neuigkeiten?“
Miss Delagore eilte die Treppe hoch, keuchte und nestelte an den Ärmeln ihrer Dienstkleidung.
„Nein … leider nicht. Sie ist auch an ihrem Arbeitsplatz nicht mehr erschienen. Es gab keine längere Dienstreise oder Besorgungen, die sie hätte machen sollen.“
Lady Ambervale gab ihr ein Zeichen, woraufhin sich Miss Delagore einen Stuhl heranzog und sich darauf niederließ.
„Mistress Baker, Fannys Mutter, war auch schon bei der Polizei. Gestern. Doch dort hat man sie wieder nach Hause geschickt. Die Constables sagten, sie müsse eben etwas mehr Geduld haben. Und nach einer Verschwundenen aus dem East End zu suchen, nun ja … sie haben bestimmt wichtigere Dinge zu tun.“
„Wichtigere Dinge?“ Lady Ambervale erhob sich, schenkte Tee in eine frische Tasse und reichte sie ihrer Angestellten. „Und? Was hast du nun vor?“
„Ich, vielen Dank … oh, Mylady, Ihr solltet mich nicht bedienen!“ Miss Delagore wollte vom Stuhl aufspringen, doch Lady Ambervale bestand darauf.
„Ich weiß es nicht … Was würdet Ihr tun? Ich meine … was würdet Ihr mir raten?“
Lady Ambervale musste grinsen. „Ich würde die Herren von der Polizei herzitieren und ihnen die Hölle heißmachen. Aber ich verstehe, dass deine Situation eine andere ist. Was war die Empfehlung der Constables, wie viele Tage sollte sie warten?“
„Mistress Baker? Oh, ich denke, das haben sie nicht gesagt. Es war wohl keine echte Empfehlung, sondern lediglich eine Aussage, um sie wieder loszuwerden.“ Miss Delagore besann sich, stellte die Tasse auf das Lesetischchen. „Aber ich verschwende Eure Zeit, Mylady. Ich sollte wieder an die Arbeit gehen. Die Böden schrubben sich nicht von selbst, fürchte ich.“
„Ja, tu das“, entgegnete Lady Ambervale und erkannte, dass Miss Delagore womöglich fürchtete, eine weitere Stunde Lohn zu verlieren. Diese erhob sich, bedankte sich abermals für den Tee und verließ das Zimmer.
Lady Ambervale setzte sich an ihren Schreibtisch und wollte noch einige Korrespondenzen erledigen, bemerkte aber, dass ihre Gedanken immer wieder abschweiften. Das Verschwinden der jungen Mistress Holworth ließ sie an diesem Vormittag nicht mehr los. Auch mittags grübelte sie darüber nach. Und selbst abends, nachdem Miss Delagore ihr das Dinner serviert hatte, brütete sie über dem Teller, auf dem eine nahezu unangetastete Hähnchenkeule mit Stampfkartoffeln und frischen Erbsen lag und duftete.
„Mandy, komm doch bitte kurz zu mir, ja?“
Die Haushälterin, die gerade dabei gewesen war, sich anzukleiden, um sich auf den Heimweg zu machen, eilte herbei.
„Stimmt etwas nicht, Mylady? Ihr habt Euer Abendessen kaum angerührt.“
Lady Ambervale blickte ihr in die Augen. „Das Essen ist vorzüglich, ich danke dir. Ich schulde dir noch deinen Lohn für diese Woche.“
Miss Delagore schaute zu Boden. „Macht Euch deswegen keine Umstände, Mylady.“
„Es macht mir keine Umstände. Wir haben einen Vertrag, eine Vereinbarung, du und ich. Es scheint, als hätte mich die Erzählung über deine Freundin das kurzzeitig vergessen lassen.“
Miss Delagore warf einen Blick auf die Münzen. „Oh, aber Lady Ambervale, Ihr habt Euch verrechnet. Das ist zu viel.“
„Nein, ist es nicht. Ich habe dir durch meinen heutigen Auftrag die Möglichkeit genommen, deinen vollen Tagessatz zu verdienen. Ich habe dich zu den Beauforts geschickt. Betrachte es als Ausgleich … für deinen Weg.“
„Das kann ich nicht annehmen, das sind zwei ganze Shilling zu viel.“
„Keine Sorge, ich werde sie nicht zurückverlangen. Aber …“ Lady Ambervale grübelte. „Möglicherweise habe ich einen weiteren Auftrag für dich.“
„Natürlich, Mylady.“
„Ich möchte, dass du morgen früh zur Polizeistation gehst und weitere Erkundigungen einholst.“
„Zur Polizeistation?“
„Ja, zu der Station in Stepney, wo Mistress Baker war. Sie wohnt doch ebenfalls in Stepney, nicht wahr? Ich werde ein Schreiben aufsetzen. Nimm es, und sieh zu, was du in Erfahrung bringen kannst.“
„Wie Ihr wünscht, Mylady. Aber ich weiß nicht, was es bewirken soll …“ Miss Delagores Gesicht glühte vor Scham, ihrer Dienstherrin einen solchen Aufwand zu bescheren und dafür auch noch Extralohn zu erhalten. „Lady Ambervale … ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.“
„Du wirst meinen Auftrag doch nicht etwa ablehnen?“
„Nein, gewiss nicht.“
„Dann ist es gut. Guten Abend, Mandy.“
„Guten Abend, Mylady.“
Die Haushälterin zog sich zurück. Lady Ambervale aß noch einen Bissen und wartete, bis sie erneut hörte, wie sich die Eingangstür im Erdgeschoss schloss. Dann sprang sie von ihrem Stuhl, hastete ins Studierzimmer und setzte sich an ihren Schreibtisch – den, an dem sie als kleines Mädchen ihren Vater oft über Stunden hatte sitzen sehen. Sie hatte ihn damals so lange beobachtet, bis er irgendwann zu ihr aufgeblickt und sie mit seinem mit ersten Falten gezierten Gesicht angelächelt hatte.
„Na, was tust du denn hier im Studierzimmer deines alten Vaters? Heckst du wieder etwas aus?“
Ihre Wachsmalkreiden lagen um sie herum auf dem Fußboden, und sie warf einen erneuten Blick auf ihr Kunstwerk, verglich es mit ihrem Vater und kicherte. Er kniff die Augen zusammen.
„Was hast du da? Ist es ein Geheimnis?“
Lydia nickte, und ihr Grinsen wurde breiter. Sie war damals vielleicht fünf oder sechs Jahre alt gewesen, ihr Vater ein Sinnbild der Kraft, Besonnenheit und Güte, doch all die Kraft hatte ihm letztendlich nichts geholfen.
Lady Ambervale seufzte, fuhr mit den Fingerspitzen die alten Einlegearbeiten und Verzierungen entlang, an denen längst keine Rückstände von Wachsmalkreiden mehr hafteten, und begann, ihr Schreiben aufzusetzen.
Nach einiger Zeit, als ihre Augen brannten und das Tageslicht nahezu zur Gänze verschwunden war – weitergezogen, vermutlich an einen Ort, der seiner Aufmerksamkeit mehr gerecht wurde als dieser hier … so wie alles in ihrem Leben weitergezogen zu sein schien –, zündete sie die Lampe an, die sie vor Kurzem bei einem Händler erstanden hatte, und legte den Kopf in den Nacken. Eine völlig neuartige Entwicklung aus dem fernen Berlin, wie der Herr im Laden beteuert hatte. Ein Mann mit getrimmtem Bart und frisch geputzten Schuhen, der ihr ein Lächeln geschenkt hatte, ehe er sich mit einem Taschentuch über die glatte Stirn gewischt hatte.
„Es nennt sich Kosmosbrenner, Mylady. Erstklassige Ingenieursarbeit. Die technischen Einzelheiten würden eine so wundervolle Lady wie Euch gewiss langweilen. Deswegen, wisst nur so viel: Über dieses Drehrad an der Seite lässt sich die Länge des Dochts einstellen, wie bei einer herkömmlichen …“
„Basiert das Prinzip auf Petroleum?“
„Basiert? … Petroleum, ja. Stellt Euch nun vor, Ihr wärt in das Binden eines feinen Blumenkranzes vertieft oder in filigrane Stickarbeiten …“
„Gleicht ihre Stärke der einer elektrischen Glühlampe?“
Der Mann hatte geblinzelt und dann geschluckt.
„Darüber weiß ich nichts, Mylady. Ich beschäftige mich nicht mit Elektrizität oder gar Galvanismus, die doch eher … nun ja, dem Bereich wissenschaftlicher Experimente zuzuordnen sind als dem praktisch anwendbarer Geräte wie diesem hier.“
Das Lächeln des Mannes war verschwunden und im Verlauf ihres Gesprächs auch nicht wieder zurückgekehrt. Es schien ebenfalls weitergezogen zu sein.
Lady Ambervale drehte an dem Rädchen, und sogleich erstrahlte der Raum in einem Licht, das der Stärke von einem Dutzend Kerzen entsprach – und all das ohne den starken Geruch, der für gewöhnlich von Petroleumlampen ausging. Der Verkäufer hatte nicht zu viel versprochen.
Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und blickte zum Fenster. Als sie das Licht angemacht hatte, war die Welt davor augenblicklich in tiefschwarzer Finsternis versunken. Zu dieser Tages- oder besser gesagt Nachtzeit war sie stets am produktivsten, wenn alles zur Ruhe kam und das hektische Treiben des Tages in ein gemächliches Plätschern und schließlich absolute Stille übergegangen war. Wenn das Kreischen in den Fabriken und Straßen verstummte, war ihr Gehirn stets am aktivsten und ihre Gedanken nahmen Form an, wie Motten, die ihre Schwingen ausbreiteten, wenn niemand sie sehen konnte.
Lady Ambervale las den Brief erneut, ehe sie ihn faltete und in einen Umschlag schob, und überlegte, ob sie ein weiteres Schreiben aufsetzen sollte. Eines an Lord und Lady Beaufort, das erklärte, warum Miss Delagore an jenem Tag bei ihnen gewesen und sich nach Mistress Holworth erkundigt hatte. Mit wem hatte sie gesprochen? Lady Ambervale wusste es nicht. Und konnte sie es überhaupt? Konnte sie erklären, warum sie sich nach einem ihr fremden Dienstmädchen aus Stepney erkundigte? Nicht wirklich. Es war ein Gefühl, eine Ahnung, die sie antrieb, nichts Konkretes, und es war ein Hauch von Neugier, der sie dazu brachte, sich für den Verbleib der jungen Frau zu interessieren. So wie sie sich für viele Dinge faszinierte, die sie nach vorherrschender Meinung der Kirche, der Wissenschaft und der gehobenen Gesellschaft nichts anzugehen hatten. Aber Lady Ambervale interessierte sich nicht für ihr Heim oder ihren Herd, und ganz gewiss interessierte sie sich nicht für eine Heirat. Die verhassten H’s, wie sie sie für sich nannte. Kurz überlegte sie, ob sich dieser Gruppe noch weitere Wörter hinzufügen ließen, und ergänzte Heuchelei und Hochmut. Am meisten störte sie an dem Verschwinden von Mistress Holworth, dass es niemanden zu kümmern schien. Nicht die Polizei und gewiss auch nicht die Beauforts. Sie kannte Lord William Beaufort nur flüchtig, aber er war ihr nie wie jemand vorgekommen, der sich für irgendjemanden interessierte außer für sich selbst. Lady Ambervale entschied sich gegen einen Brief an die Beauforts und schrieb stattdessen einige Notizen für sich selbst auf.
Wer hat Fanny Holworth zuletzt gesehen?
Mit wem hat Mandy gesprochen?
Mittlerweile hatte es zu regnen begonnen, und die Tropfen trommelten an die Scheiben des Studierzimmers. Ein Geräusch, das sie unter normalen Umständen stets als tröstlich empfand, doch in dieser Nacht kam Lady Ambervale nicht zur Ruhe. Sie beschloss, mit der Lektüre des Buches fortzufahren, das sie erst vor Kurzem zu lesen begonnen hatte. Ein Werk mit dem Titel „Über die Entstehung der Arten“ von einem gewissen Charles Robert Darwin, einem britischen Naturforscher, dessen Theorien sie überaus schätzte und die sowohl in den Kreisen der Kirche als auch der Wissenschaft für erhebliches Aufsehen sorgten. Allein dafür hatte sie den Mann bereits in ihr Herz geschlossen. Sie vertiefte sich in die Kapitel und beschäftigte sich weiter damit, Passagen, die ihr wichtig erschienen, Wort für Wort in ein großes, in Leder gebundenes Journal zu übertragen, und ergänzte ihre eigenen Fragen und Anmerkungen. Sie las das Buch nicht nur, sie arbeitete daran, als wäre es ihr eigenes wissenschaftliches Werk, formulierte Gedanken und Thesen in dem Wissen, dass niemand sie jemals lesen würde außer sie selbst. Vor geraumer Zeit hatte sie mit dem Gedanken gespielt, sich als Mann auszugeben und unter falschem Namen an der Universität von Oxford oder Cambridge einzuschreiben, hatte sich dann aber dafür entschieden, stattdessen die Bücher, die sie interessierten, zu kaufen und in Briefkontakt mit deren Verfassern zu treten. So formulierte sie in dieser Nacht die ersten Zeilen ihres Schreibens an besagten Mister Darwin, bis ihre Lider schwer und ihre Gedanken träge wurden.
Als sie zum letzten Mal einen Blick auf die Tischuhr warf, deren Räder im Inneren des hölzernen Gehäuses tickten, gaben die Zeiger an, dass es beinahe drei Uhr morgens war. Lady Ambervale gähnte, schob sich auf dem Weg ins Schlafzimmer noch einen Löffel Erbsen in den Mund und deckte den Rest ihrer kaum angetasteten Mahlzeit mit der Speiseglocke ab.
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Mister Horace O’Learey
Am nächsten Morgen erschien Miss Delagore wie jeden Tag kurz vor Sonnenaufgang, holte den großen eisernen Schlüssel aus ihrer Tasche und öffnete die Tür. Es war unüblich, als Haushälterin über den Schlüssel des Hauses zu verfügen. Für gewöhnlich wurde dieses Privileg ausschließlich den Butlern zuteil, Männern, die für ihre Dienstherren den Haushalt mitsamt der restlichen Belegschaft führten. Aber Lady Ambervale war keine gewöhnliche Adelige und ihr Haushalt gewiss kein gewöhnlicher Haushalt. Miss Delagore stand nun schon seit über zwei Jahren in ihren Diensten und hatte aufgehört, sich über die Eigenwilligkeiten ihrer Arbeitgeberin zu wundern oder gar Sorgen darüber zu machen.
Der Umstand, dass sie bei Lady Ambervale in Anstellung war, machte sie allerdings unter den Belegschaften der anderen Häuser bekannt wie einen bunten Hund, und daran hatte sie sich tatsächlich erst gewöhnen müssen. Mittlerweile erfüllte es sie jedoch mit einem gewissen Stolz, dass sie diese Stelle innehatte. Zu Beginn war sie belächelt worden, belehrt und regelrecht angefeindet, aber Stolz konnte man nicht essen, und Miss Delagore hatte es sich nicht leisten können, wählerisch zu sein.
Lady Ambervale war – selbstverständlich hinter vorgehaltener Hand – als exzentrisch verrufen, als eigenbrötlerisch, als so eigenwillig, dass sie möglicherweise sogar irrsinnig sein mochte. Seit dem Tod ihres Vaters lebte sie allein in dem weitläufigen Londoner Anwesen ihrer Familie, ohne Ehegatten, ohne Vormund oder sonstigen Mann, der sich um ihre Angelegenheiten kümmerte. Und der Zustand ihres Gartens, ihrer Hecken und Bäume, sowie die Tatsache, dass sie kaum noch das Haus verließ und allen gesellschaftlichen Anlässen fernblieb, ließen nichts Gutes erahnen. Sie müsse gewiss der Hysterie anheimgefallen sein oder irgendeinem anderen Gebrechen des Geistes, so eines der vielen Gerüchte um ihre Person. Aber Miss Delagore wusste, dass Lady Ambervale keineswegs irrsinnig war, ungewöhnlich und von Schicksalsschlägen gezeichnet ja, aber gewiss nicht verrückt. Die Lady verlangte viel, aber bezahlte sie gut für ihre Dienste und hatte sie stets anständig behandelt, manchmal vielleicht sogar mehr wie eine Vertraute, denn wie eine Angestellte.
Miss Delagore betrat die Küche, warf einige Holzscheite in den Ofen und entfachte das Feuer aus den Resten der Glut des vorangegangenen Abends neu – und sah das Schreiben dort auf dem Küchentisch liegen. Sie war Lady Ambervales einzige Haushälterin, war zugleich Köchin, Zimmermädchen und Laufbursche, aber sie hatte die Anstellung gebraucht und würde sie mittlerweile auch nicht mehr freiwillig aufgeben. Neben ihr gab es nur noch den alten Mister O’Learey, der sich um den Garten und die Pferde der Familie kümmerte, so gut er konnte, wobei sie den Eindruck hatte, dass er für die Bedürfnisse der Pflanzen ebenso wenig Verständnis hatte wie für die meisten seiner Mitmenschen. Er war einer der wenigen gewesen, die der Familie während der schweren Krankheit von Lady Ambervales Vater die Treue gehalten hatten, und der Einzige, den sie nach dessen Tod in ihren Diensten behalten hatte. Alle anderen Angestellten hatte sie – sogar mit einer großzügigen Abfindung und durchweg positiven Empfehlungsschreiben – aus ihren Diensten entlassen.
Miss Delagore nahm den Brief, neben dem abermals zwei Shilling lagen, und lächelte. Lady Ambervale hatte ihn offenbar selbst in die Küche gebracht. Miss Delagore kannte keinen anderen Adeligen noch hatte sie je von einem gehört, der freiwillig einen Fuß in den Bereich der Angestellten gesetzt, geschweige denn selbst etwas dorthin gebracht hätte, was die Angestellten genauso gut hätten abholen können. Ja, ihre Dienstherrin mochte exzentrisch sein, und sie hatte ihren eigenen Kopf, aber Miss Delagore fragte sich, ob das tatsächlich etwas Schlechtes sein musste. Sie machte Feuer in der Küche, im Esszimmer sowie im Studierzimmer an, setzte Tee auf und stellte das Frühstück bereit. Danach warf sie einen raschen Blick in die Vorratskammer und fasste den Entschluss, auf dem Rückweg von der Polizeiwache einige Besorgungen auf dem Markt zu machen sowie die neueste Ausgabe der Times mitzubringen.
Miss Delagore verließ das Haus und begab sich zu den Ställen, wo Mister Horace O’Leary gerade die Pferde versorgte und etwas murmelte, das sie nicht verstand. Er trug eine zerschlissene Arbeitshose und Jacke, und sein struppiges graues Haar war ungekämmt und ging an den Seiten seines wettergegerbten Gesichts in buschige Koteletten über.
„Guten Morgen“, entgegnete Miss Delagore. „Ich brauche den Wagen.“
„Den Wagen? Davon hat mir niemand etwas gesagt.“
„Ich wusste es selbst nicht eher, aber ich muss nach Stepney, und wenn ich erst in vier Stunden wieder zurück bin, werde ich das Mittagessen für die Lady nicht rechtzeitig fertig haben.“
„Ins East End? Sie machen der Lady doch hoffentlich keinen Ärger?“
„Nein. Ich soll lediglich Erkundigungen für sie einholen, das ist alles.“
„Erkundigungen? In Stepney?“ Der Alte wusste nicht, ob er lachen sollte, und zog dann die Augenbrauen zusammen. „Ich mag kein besonderer Menschenfreund sein, Miss Delagore, aber ich bin nicht dumm. Also werden Sie jetzt mit der Sprache herausrücken, sonst bekommen Sie keinen Wagen! Dann können Sie ihr selbst erklären, warum Sie für Ihren Weg so lange gebraucht haben.“
„Schon gut, schon gut.“ Miss Delagore stemmte die Hände in die Hüften und erzählte alles, was sie über das Verschwinden der jungen Mistress Holworth wusste.
Das Gesicht des alten Mannes verfinsterte sich, und er rieb sich mit einem Tuch über den Nacken. „Ich kann Sie gut leiden, Miss Delagore, aber ich werde es Ihnen dennoch sagen: Sie werden auf die Lady achtgeben, hören Sie? Sie hat ein gutes Herz und ist hilfsbereiter, als gut für sie ist. Aber das hier geht zu weit … was auch immer der Grund für Mistress Holworths Verschwinden sein mag, ich hoffe, dass sie rasch und wohlbehalten wieder zurückkehrt. Aber sehen Sie zu, dass der Lady kein Schaden aus dieser Sache entsteht, haben Sie mich verstanden?“
Miss Delagore schüttelte den Kopf. „Mister O’Leary, Sie überraschen mich. Es gibt also tatsächlich Menschen auf dieser Welt, die Ihnen etwas bedeuten? Aber so etwas wie Menschenkenntnis haben Sie deswegen trotzdem nicht. Ich könnte niemals etwas tun, was der Lady schadet.“
Der Alte drehte sich um, um die Pferde und den Wagen vorzubereiten.
„Sehen Sie nur zu, dass Sie es nicht vergessen.“
***
Die Route nach Stepney führte sie aus der gepflegten und sauberen Seitenstraße in der Nähe des Hyde Park im vornehmen Londoner West End durch die Stadtteile Mayfair und Soho, wo sich prunkvolle und hell beleuchtete Anwesen der Lords und Ladys an strahlend weiße Stadtvillen reicher Handelsleute und Politiker reihten, weiter durch den Inneren Bezirk der City of London mit der eindrucksvollen St. Paul’s Cathedral, vorbei an großen Banken und Geschäftsgebäuden bis nach Whitechapel, wo sich das Bild allmählich änderte, und schließlich nach Stepney. Hier fand sie sich in den Straßen und Gassen wieder, wo die meisten Kinder barfüßig liefen, manche davon in Kleidern, die ihnen viel zu groß waren, manche lediglich in Lumpen gehüllt. Wo Unrat in der spätherbstlichen Sonne verrottete und einen süßen, fauligen Geruch verbreitete, der alles durchdrang, jeden Stoff, den man am Körper trug, jedes Stück Holz, jede Pore der Haut. Wo Menschen vor den Häusern saßen, manche mit kleinen Tischchen oder Holzkisten, auf denen sie Waren anboten, wo Alte und Kranke in dunklen Seitengassen auf dem Boden lagen. Gassen, von denen man sich des Nachts besser fernhielt, wenn man nicht ebenfalls wie Unrat enden wollte. Hier war das Zuhause vieler Bediensteter sowie all jener, die weder eine Anstellung noch ein Dach über dem Kopf hatten. Es war eine wilde, nahezu tollwütige Mischung von Menschen aus unterschiedlichsten Herkunftsländern und all jenen, die in die große Stadt gekommen waren, um dem tödlichen Hunger auf dem Land zu entgehen; Menschen mit Hoffnung, Menschen in Verzweiflung. Wo mehr Kinder starben als überlebten und Krankheiten wie die Schwindsucht, Ruhr oder Cholera oftmals ganze Generationen auslöschten. Nein, in einer Welt wie dieser fiel tatsächlich eine Frau mehr oder weniger nicht ins Gewicht, falls man denn überhaupt bemerkte, dass sie verschwunden war.
Dennoch war Fanny ihre Freundin. Sie machte einen Unterschied – für Miss Delagore, für ihre Familie und ihre Tochter –, und sie hatte es Mistress Baker versprochen. Während sie fuhr, flogen Miss Delagores Gedanken zurück zu ihrem Gespräch mit Fanny Holworths Mutter, einer Frau, die sie kannte, seit sie selbst noch ein kleines Mädchen gewesen war. Mistress Rosemary Baker war so etwas wie eine zweite Mutter für sie gewesen. Diese robuste, stämmige Frau, die stets wusste, was zu tun war, und gegen jedes Wehwehchen und jedes Problem ein Mittelchen kannte, so verzweifelt zu sehen, hatte sie geschmerzt. Mehr noch. Wenn die Situation so schlimm war, dass eine Frau wie sie verzweifelt war, dann musste etwas Schreckliches geschehen sein, dachte sie zum Trab der Pferdehufe. Etwas Grauenvolles. Sie hatte gelernt, dass man den Teufel nicht an die Wand malen sollte, und wusste, dass man manche Dinge allein dadurch heraufbeschwor, indem man nur oft genug über sie redete, aber je mehr sie darüber nachdachte, desto größer wurde ihre Sorge, und eine unsichtbare Hand kroch ihren Nacken hoch und packte sie. Miss Delagore schnalzte mit den Zügeln und trieb die Pferde zu einem Galopp an.
***
An jenem Morgen saß Lady Ambervale in einem Stuhl und starrte an die Decke des Studierzimmers. Sie hatte kaum gegessen, den Rest unter eine Glocke gestellt und Tee getrunken. An manchen Tagen fiel es ihr schwer, sich aufzuraffen und beim Blick auf die Welt hinter den Grenzen ihres Londoner Anwesens nicht zu denken: „Ich kann sie immer noch sehen.“ Denn im Gegensatz zu der Welt in ihren wissenschaftlichen Büchern kam ihr diese Stadt wie ein undurchdringliches und unverständliches Gebilde aus Täuschungen, Schmerz und Lügen vor. Nichts war, wie es vorgab zu sein, und niemand war, wer er wirklich war, all die Menschen nur wandelnde Fassaden, der Prunk und Luxus, die schönen Kleider Täuschungen, die die Hässlichkeit zu verbergen suchten. Am schlimmsten jedoch war die Freundlichkeit, die die Gleichgültigkeit verbarg und dasselbe Lächeln zeigte, ob man vor ihr nun lebte oder starb.
Nach dem Tod ihrer Mutter – Lady Ambervale war damals noch ein kleines Mädchen gewesen, viel zu jung, um die Bedeutung des Wortes Cholera zu verstehen oder dessen Konsequenzen, obwohl sie sie nur zwei Wochen später dann erkennen musste – lernte sie auch, dass die Gesten und Mimik der meisten Menschen keine Bedeutung hatten, ebenso wie die meisten ihrer Worte. Denn egal, was sie mit dem immer gleichen Lächeln auch sagten, änderte es nichts an den Tatsachen. Der geschwungene Bogen ihrer zum Zerreißen gespannten Lippen blieb, ebenso wie das Strahlen der Sonne, ihre Mutter jedoch war fort.
Im Alter von fünf Jahren hatte Lydia beschlossen, dass die Sonne eine Lügnerin war, und ihrem Vater schien es damit ganz ähnlich zu gehen. Er richtete seine Aufmerksamkeit zunehmend auf seine Geschäfte, ließ sonstige gesellschaftliche Anlässe aus und verbrachte mehr Zeit mit Lydia. Sein Lächeln war dabei so selten geworden, dass sie sich ziemlich sicher war, dass es echt war, wenn er es einmal zeigte. Ab und zu nahm er sie auf seine Geschäftsreisen mit. Sie besichtigten Industrieanlagen, Fabriken, Hallen, in denen schwarze, schmierige Gesichter auf schwarzen, schmalen Körpern saßen, Menschen, die an Maschinen schufteten. Ihr Vater schien stets dafür Sorge tragen zu wollen, dass sie gesund waren und kräftig. Lydia war sich dabei nie ganz sicher, ob er es für die Menschen tat oder für die Maschinen, vermutete jedoch, dass es Ersteres war. Die wenigen Male, an die sie sich erinnern konnte, wo er wirklich lachte, waren, wenn sie zu zweit waren, nur sie und er.
Mittlerweile machte es jedoch auch keinen Unterschied mehr, ob sie mit ihren Wachsmalkreiden heimlich Strichmännchen auf die Rückseite seines Schreibtisches zeichnete oder nicht. Ihr Vater war vor wenigen Jahren ebenfalls gestorben, hatte zuletzt nur noch Blut gehustet, bis er irgendwann überhaupt nicht mehr gehustet hatte. Und dieselben Gesichter hatten ihr dieselben Beileidsbekundungen ausgesprochen wie schon beim Tod ihrer Mutter, mit denselben Stimmen, die genauso gut Geburtstagsglückwünsche hätten trällern können, bis sie es irgendwann nicht länger ertragen konnte und sie alle hinausgeworfen hatte. Freunde, Bekannte, alle angeblichen entfernten Verwandten, die gesamte Belegschaft. Alle bis auf Mister O’Learey. Vielleicht lag es daran, dass sie ihn noch nie wirklich hatte lachen sehen oder sich zumindest nicht daran erinnern konnte.
Irgendwann – einige Wochen später – erkannte sie dann, dass sie eine neue Haushälterin benötigte. Eine. Eine musste genügen. Eine Einzige würde sie vielleicht ertragen können. Dann war Miss Delagore bei ihr vorstellig geworden. Lady Ambervale wusste noch, wie die junge Frau damals vor ihr gestanden hatte. Sie hatte weder gelächelt noch irgendwelche belanglosen Bemerkungen gemacht über die Schönheit des Gartens oder die Annehmlichkeiten des wundervollen Hauses. Sie hatte sich ausschließlich für die Aufgaben interessiert, die ihr obliegen würden, und für die Dinge, die ihren Vertrag betrafen, nichts weiter. Lady Ambervale hatte in ihrer Gegenwart nicht das ständige Gefühl gehabt, an ihrem geheuchelten Interesse ersticken zu müssen, und das war mehr wert als jede freundliche Geste, tatsächlich war es vielleicht sogar die freundlichste Geste von allen.
Sie hatte die unerfahrene Frau eingestellt, hatte ihr erklärt, worauf sie Wert legte, und damit war zwischen ihnen alles gesagt gewesen, was gesagt werden musste. Mehr würde niemals nötig sein, und das war gut so.
- 3 -
Mistress Fanny Holworth
Als Miss Delagore zurückkehrte, war es bereits kurz vor Mittag. Sie würde die Mahlzeit für Lady Ambervale nicht rechtzeitig fertig haben, und auch sonst war sie mit ihren Aufgaben im Haus beträchtlich im Rückstand. Mister O’Leary nahm das Gespann entgegen, nicht ohne ihr erneut einen prüfenden Blick zuzuwerfen, doch sie hatte keine Zeit, sich um seine Bedenken zu kümmern, und eilte ohne ein Wort ins Haus.
Das Erkundigungsschreiben ihrer Dienstherrin hatte sie zur Polizeiwache gebracht, wie sie es ihr aufgetragen hatte, und hatte auf Antwort gewartet, wie sie es von ihr verlangt hatte. Doch diese hatte lange auf sich warten lassen, bis ein junger Constable irgendwann an sie herangetreten war.
„Miss Amanda Delagore?“
„Das bin ich.“
„Ich bin Constable Porter Daniels. Was können wir für Sie tun?“, hatte er gefragt, obwohl er Lady Ambervales Schreiben in der Hand hielt.
„Ich komme wegen des Anliegens meiner Dienstherrin, Lady Lydia Ambervale.“
„Das habe ich gelesen. War Mistress Holworth bei ihr in Anstellung?“
„Nein.“
„Und gibt es sonst irgendeinen Grund … hat sie etwas aus ihrem Haus entwendet? Möchte sie Anzeige erstatten?“
„Nein … haben Sie das Schreiben nicht gelesen?“
„Doch, das habe ich, aber es ist … ungewöhnlich, dass sich eine Frau aus adeligem Hause, nun ja, für eine Frau aus Stepney interessiert … ich will ehrlich sein, so einen Fall hatten wir noch nie.“
„Ungewöhnlich, vielleicht, aber doch gewiss nicht unmöglich?“
„Nein, das nicht. Aber was ist der Grund für ihr Gesuch? Das müsste ich zumindest erfahren.“
„Nun, ich selbst habe den Brief ja nicht gelesen, was steht denn darin?“
Der dunkelhaarige, groß gewachsene Mann hatte steif in seiner Uniform dagestanden, und ein Hauch von Unsicherheit huschte über seine kastanienbraunen Augen. Unter anderen, weniger offiziellen und weniger ungewöhnlichen Umständen hätte er Miss Delagore vielleicht sogar gefallen können. So aber war es nur allzu offensichtlich, dass er als unerfahrenster unter den Beamten geschickt worden war, um sie und ihr unliebsames Gesuch möglichst rasch wieder aus ihrer Wachstube zu entfernen. Er senkte den Blick und überflog die Zeilen erneut.
„Da steht, dass Lady Ambervale ein außerordentliches Interesse daran habe, zu erfahren, wie die Polizei in der Sache des Verschwindens der besagten Mistress Fanny Holworth weiter vorzugehen gedenke.“
„Und?“, fragte Miss Delagore, nachdem er sie wieder ansah. „Wie gedenkt die Polizei nun, weiter vorzugehen?“
„Das, ähm … es gibt keine Hinweise.“
„Keine Hinweise wofür?“
„Mistress Holworth ist verschwunden.“
„Richtig.“
„Wir haben ihre Daten aufgenommen und festgehalten, dass sie abgängig ist. Jetzt können wir nur warten, bis sie wieder auftaucht. Möglicherweise ist sie irgendwo … ich meine, sehen Sie sich die Stadt an. Hier verschwinden immerzu Personen. Sie kommen und gehen. Täglich kommen mehr, mit Schiffen aus Irland, den Kolonien oder sonst woher. Unsere Aufgabe ist es, die Menschen vor Verbrechen zu schützen. Und eine Frau, die für ein paar Tage nicht nach Hause kommt … ihrem Ehegatten mag das nicht gefallen und ihren Dienstherren auch nicht, aber ein Verbrechen ist es bestimmt nicht.“
Miss Delagore hatte auf ihre Hände geblickt.
„Nein, da haben Sie wohl recht. Ich … danke Ihnen vielmals.“
Beim Hinausgehen hatte sie noch ihre Stimmen gehört, und möglicherweise hatten einige der Polizisten auch gelacht.
***
Miss Delagore stand vor ihrer Dienstherrin, und die Schamröte stieg ihr ins Gesicht, als sie über die Vorkommnisse berichtete.
„Kein Verbrechen?“
„Nein.“
„Und sie werden nicht nach ihr suchen?“
„Es hatte nicht den Anschein.“
Lady Ambervale legte die Fingerspitzen aneinander und stützte ihr Kinn darauf.
„Nun, vielleicht haben sie recht. Mandy, sag, warum beunruhigt dich das Verschwinden von Mistress Holworth so sehr?“
„Wie? Aber wohin hätte sie denn gehen sollen? Außer ihrer Familie, ihrer Mutter und einigen Freundinnen wie mir hat sie doch niemanden. Außerdem hätte sie ihren Mann und ihre Tochter niemals alleingelassen.“
„Kann es nicht möglich sein, dass sie bei einer Freundin Unterschlupf gesucht hat oder einem Familienmitglied? Vielleicht hatte sie Streit mit ihrem Ehegatten oder … andere Sorgen? Wie oft kam es bisher vor, dass sie für einige Zeit verschwunden ist?“
„Noch nie. Kein einziges Mal.“
„Das habe ich schon vermutet. Und als du bei ihrem Dienstherren warst, bei Lord und Lady Beaufort, was hat man dir dort gesagt?“
„Nun, ich war selbstverständlich nicht in offizieller Sache dort, deswegen habe ich einen der Laufburschen gefragt, den ich vom Sehen kannte. Er sagte, sie sei auch seit vier Tagen nicht mehr zur Arbeit erschienen und man habe sich sehr darüber gewundert, weil sie bisher immer verlässlich gewesen sei. Man habe vermutet, dass sie möglicherweise krank geworden sei, aber als man dann eines Abends einen Laufburschen nach ihr geschickt habe, wäre nur ihr Ehemann zu Hause gewesen. Auch er wusste nicht, wo sie war.“
„Sie hat eine Tochter, sagst du?“
„Ja, Lilly Holworth. Sie ist ihr Ein und Alles.“
Lady Ambervale fixierte das helle Viereck, das das Sonnenlicht, welches durch die Fenster fiel, auf den Boden zeichnete. An der Stelle, wo vor all diesen Jahren ein kleines Mädchen mit seinen Wachsmalkreiden gesessen hatte.
„Nun“, sagte sie und erhob sich. „Dann lass uns nach ihr sehen.“
„Nach ihr sehen?“
„Wir besuchen sie – ihren Ehemann und möglicherweise auch Mistress Baker.“
„Ihr wollt nach Stepney?“
„Stepney wird wohl kaum zu uns kommen, nicht wahr?“
„Nein, das nicht, aber …“
„Du hast Sorge, welchen Eindruck es erwecken könnte, wenn deine Dienstherrin dort mit dir erscheint? Es wäre dir unangenehm?“
„Ihr missversteht mich … es ist nur … Stepney ist … schmutzig. Viele Menschen leben dort von der Hand in den Mund. Ihr würdet … auffallen. Bettler und Tagelöhner könnten auf Euch aufmerksam werden … oder Schlimmeres.“
„Mache dir um mich keine Sorgen. Ich weiß eine Menge über Schmutz.“
„Und welchen Zweck hätte Euer Besuch?“
„So wie ich es sehe, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Wir können die Tatsache, dass deine Freundin verschwunden ist, hinnehmen und nichts tun, oder wir können der Sache nachgehen … denn niemand sonst wird es tun.“
„Aber Euer Ruf …“
„Mein Ruf.“ Lady Ambervale musterte sie. „Nichts könnte mir weniger bedeuten.“
„Mister O’Learey wird das nicht gefallen.“
„Mister O’Learey ist mein Angestellter. Nicht umgekehrt!“
„Bitte verzeiht mir, Mylady. Es stand mir nicht zu …“
„Das macht nichts. Und jetzt geh, kündige mich Mister Holworth an. Oder warte … kündige mich auch Mister Baker an.“
„Fannys Vater ist vor Jahren verstorben.“
„Dann Mistress Baker. Ich werde heute Abend da sein.“
Nachdem sie Miss Delagore wieder ausgeschickt hatte, warf Lady Ambervale den Kopf in den Nacken und betrachtete die Decke und die von den Kristallen des Kronleuchters reflektierten Lichter, die darüber tanzten, und fragte sich, ob sie zu weit gegangen war. Sie war drauf und dran, sich in das Leben einer Familie einzumischen, die sie überhaupt nicht kannte, einer Familie aus dem Londoner East End. Das konnte eine Menge Gerede geben.
***
„Das ist zu viel, Mylord“, hatte der Vorsteher der Fabrik gestöhnt, der für ihren Vater gearbeitet hatte. „Ihr könnt ihnen nicht so viel bezahlen.“
„Ich kann nicht?“
Ihr Vater hatte wie eine aus hellem Marmor gemeißelte Statue im Büro des deutlich kleineren Mannes gestanden.
„Nein. Es ist nicht üblich. Das ist, als würdet Ihr Euer Geld in den Kanal werfen in der Hoffnung, damit Fische zu fangen. So könnt Ihr keine Fabrik betreiben … es kostet zu viel und hat keinen Nutzen.“
„Ich möchte, dass sich die Menschen, die hier für uns arbeiten, einer gerechten Entlohnung sicher sein können.“
„Aber das sind sie … das können sie. Die Entlohnung ist gerecht. Ihr bezahlt jetzt schon mehr als alle anderen. Man belächelt uns schon. Es ist, als wären wir die Einzigen, die nicht wüssten … Mein Lord, London platzt aus allen Nähten, es gibt Arbeitskräfte zuhauf, Tausende und Abertausende von ihnen … Ihr sagt, Ihr wollt, dass sich die Arbeiter etwas zu essen leisten können, eine Unterkunft und einen Arzt, falls einer nötig sein sollte. Das ist sehr edel von Euch, aber es ist zu teuer, und sollte tatsächlich mal einer von ihnen krank werden, dann stehen da schon drei neue, die seine Arbeit übernehmen können. Ihr sorgt Euch um Probleme, die nicht existieren.“
Lady Ambervale erinnerte sich an das Funkeln in den Augen ihres Vaters, aber auch an das Verständnis und vielleicht sogar Trauer.
„Mister Edmond, ich verstehe, dass Sie sich um unseren Ruf sorgen. Unser Ansehen als Unternehmen … sagen Sie mir, was stellen wir in unseren Fabriken her?“
„In dieser hier? Stoffe, alle möglichen Tuchwaren, Textilien. Wir haben mehrere mechanische Webstühle, Näherinnen, eine Dampfmaschine, und hinten in der zweiten Halle befinden sich zurzeit weitere in Bau …“
„Wer kauft unsere Stoffe?“
„Nun, alle Welt kauft sie. Ein Teil davon geht in die ostindischen Kolonien, ein Teil bleibt in London. Erst unlängst erhielten wir einen großen Auftrag, von dem ich ziemlich sicher bin, dass daraus Uniformen für die königliche Marine genäht werden sollen.“
„Die königliche Marine?“
Mister Edmond hatte gestrahlt. „So ist es, Mylord!“
„Und führt unsere Lohnerhöhung zu überteuerten Preisen, die unsere Aufträge gefährden könnten?“
„Nein, das ist es ja gerade, was ich versuche, Euch beizubringen. Jeder Penny, den Ihr mehr für die Arbeiter ausgebt, ist verschwendet. Wir können die Preise nicht erhöhen, wenn wir …“
„Gut. Dann ist die Auftragslage also gesichert. Bezahlen Sie die Löhne.“
„Mein Lord! So versteht doch, das ist nicht möglich. Unter diesen Umständen …“
„Mister Edmond, schämen Sie sich, für mich zu arbeiten? Wollen Sie Ihren Posten niederlegen, ist es das, was Sie mir zu sagen versuchen?“
„Was? Nein, ich … das wollte ich damit nicht sagen. Ich habe hart dafür gearbeitet.“
„Gut. Dann ist das besprochen. Ich schätze Ihre Loyalität. Aber Sie haben etwas gesagt, das mich nachdenklich stimmt. Sie sagten: „Alle Welt kauft unsere Stoffe.“ Kaufen sie sie?“
Er warf einen Blick aus den Fenstern des Büros hinunter in die Fabrikhalle.
„Die Arbeiter? Nun, ich denke wohl nicht … zumindest hoffe ich es. Unsere Stoffe … an denen? Dann wäre unser Ruf endgültig ruiniert.“
„Mister Edmond, ich möchte, dass Sie sicherstellen, dass jeder Arbeiter, jede Arbeiterin und jedes Kind ein Hemd erhält.“
„Ein Hemd?“
„Ja, eines aus unseren Stoffen …“
„Zuerst dachte ich, Ihr wollt sie ihnen zum Kauf anbieten, jetzt bin ich mir nicht sicher, ob ich Euch recht verstehe. Wenn Ihr sie ihnen schenkt, werden sie wohl kaum jemals welche kaufen … Ihr werdet kein einziges Hemd verkaufen.“
Lady Ambervales Vater, Lord Montgomery Ambervale, lächelte.
„Abgemacht, ich nehme Ihre Wette an, Mister Edmond.“
„Meine Wette?“
„Wenn es uns gelingt, dass die Arbeiter unsere Stoffe kaufen – freiwillig –, dann erhöhe ich Ihr Gehalt und lade Sie und Ihre Frau ins Theater ein. Sie werden in meiner besten Kutsche fahren und in der teuersten Loge sitzen.“
Nun schwitzte Mister Edmond nur noch mehr.
„Und wenn nicht?“
„Wenn nicht … dann werde ich Ihren Empfehlungen in Zukunft Folge leisten.“
Mister Edmond wippte von einem Bein auf das andere, während die Gedanken hinter seiner breiten Stirn schwelten, Form annahmen und wieder zerfielen.
„Ach, und Mister Edmond“, sagte ihr Vater im Hinausgehen. „Sie hatten recht. Die Arbeiter sollten nicht erst zum Arzt gehen, wenn es nicht mehr anders geht, nur weil sie fürchten, ihre Arbeit zu verlieren. Ich möchte, dass Sie einen Arzt in der Nähe finden, der gelegentlich in die Fabrik kommt, um nach unseren Leuten zu sehen.“
Mister Edmond, der gerade etwas antworten wollte, verschluckte sich und lief rot an, während der Husten seinen korpulenten Körper schüttelte.
„Was denkst du, habe ich es zu sehr übertrieben?“, hatte er sie bei ihrer Rückfahrt in der Kutsche gefragt und aus dem Fenster geblickt. Da saß ein wohlhabender Lord, der mit seiner kleinen Tochter über Dinge sprach, über die er mit sonst niemandem sprechen konnte. Und Lady Ambervale wurde schon in jungen Jahren mit Themen konfrontiert, die ansonsten höchstens im Salon Gesprächsstoff waren, wenn die Lords unter sich waren und die Ladys sich in der Zwischenzeit über die schönen Dinge des Lebens unterhielten, wie ihr Vater es nannte. Es störte ihn dabei weder, dass sie ein Mädchen, noch, dass sie erst acht Jahre alt war.
„Ich denke, er hat ganz schön geschwitzt“, hatte Lydia geantwortet.
„Oh ja, das hat er, nicht wahr?“ Ihr Vater hatte gegluckst. „Sollte er recht behalten, dann haben wir es zumindest versucht … aber er hat die Worte gesagt.“
„Welche Worte?“
„Er sagte, wir könnten es nicht tun, weil es nicht üblich sei. Aber ich will dir etwas sagen, mein Kind. Wenn alle nur das täten, was üblich ist, dann würde sich nichts jemals ändern … wir würden immer noch in Höhlen hausen wie Urzeitmenschen.“
„Und würden an die Wände malen?“
„So ist es … und nicht auf die teuren Schreibtische unserer Väter.“
„Haha. Das wäre aber langweilig.“
„Ja, du sagst es. Langweilig und vorsintflutlich. Nein, mein Schatz, wir werden nicht das tun, was üblich ist.“
***
Lady Ambervale erhob sich, marschierte in ihr Schlafzimmer und öffnete den Kleiderschrank. Sie suchte nach einem Mantel oder einer Jacke, in der sie in den Armenvierteln nicht allzu große Aufmerksamkeit erregen würde, fand jedoch nichts, was ihren Ansprüchen gerecht wurde. Natürlich war alle Kleidung, die sie besaß, standesgemäß. Sie überlegte, eine der Arbeitsjacken von Mister O’Learey auszuleihen, verwarf die Idee dann aber wieder. Es war vielleicht klüger, auch seine Aufmerksamkeit nicht auf sich zu ziehen. Er würde es zwar nie offen zugeben, aber seit dem Tod ihres Vaters sorgte er sich auch so schon genug um sie.
Lady Ambervale schritt die Flure entlang und schlenderte schließlich in Zimmer und Kammern ihres Hauses, in denen sie schon seit vielen Jahren nicht mehr gewesen war. Als kleines Mädchen war sie häufig durch das gesamte Haus gestreift, hatte die Bediensteten in ihren Quartieren besucht, Zimmer und Kabinette, die nun leer standen, hatte dort gespielt und ihr Unwesen getrieben. Sie fuhr mit den Fingern die Oberfläche mancher Kommode entlang, öffnete Schränke und warf einen Blick hinein. Sie fand Staubwedel, Eimer und Besen in dem einen, fein säuberlich gestapelte Tischtücher und Laken in dem anderen Möbelstück. Sie betrat eine der Kammern, von der sie wusste, dass dort Dienstkleidung für die Hausangestellten lagerte, und öffnete einen Kleiderschrank nach dem anderen, bis sie schließlich fündig wurde. Ein schlichter brauner Mantel in ihrer Größe war genau das, wonach sie gesucht hatte. Sie warf ihn über ihren Unterarm und machte sich auf den Weg zurück in ihr Studierzimmer, allerdings nicht, ohne zuvor in jeden Flur und jeden Gang zu lauschen, damit sie ihrem Gärtner, Handwerker, Kutscher und Dienstboten in einer Person nicht geradewegs in die Arme lief.
Und wieder schlich sie wie eine Achtjährige durch Gänge, in denen sie nichts verloren hatte, um Dinge zu entwenden, die sie eigentlich nichts angingen, und setzte nun all ihre Geschicklichkeit daran, nicht erwischt zu werden. In ihrem Studierzimmer angekommen, strahlte sie übers ganze Gesicht. Sie hatte es geschafft, nur dass die Beute dieses Mal nicht aus großen weißen Laken, einer Rolle Garn und einer Schere bestand. Sie warf einen Blick auf den Mantel und grinste. Nun ja, so unterschiedlich war die Beute vielleicht gar nicht.