Kapitel 3
31. Juli
Rannoch House
Wir verbringen die Nacht im Rannoch House, damit wir unsere Hochzeitsgeschenke anschauen und den Versand nach Eynsleigh organisieren können. Ich bin so froh, dass es nur für eine Nacht ist. Fig ist stinksauer, dass wir auch zur Gartenparty eingeladen wurden.
„Das Gesicht deiner Schwägerin", sagte Darcy zu mir, als wir allein in unserem Schlafzimmer in Sicherheit waren. „Wenn Blicke töten könnten, würdest du jetzt unter der Erde liegen."
„Ich muss zugeben, dass ich das wirklich genossen habe", sagte ich.
„Und ich dachte, ich hätte ein süßes und sanftes kleines Geschöpf geheiratet", stichelte er.
„Nein, das hast du nicht. Du wusstest genau, wie ich bin", sagte ich. „Du weißt, dass ich schon mehr als einen Mörder überlistet habe."
„Das wusste ich", stimmte er zu. „Aber diese bösartige Freude, deine Schwägerin aufzuziehen?"
„Sie hat jede Sekunde davon verdient, Darcy", sagte ich. „Seit ihrer Heirat mit Binky und ihrem Einzug in Castle Rannoch macht sie mir das Leben zur Hölle. Sie hat mir gesagt, dass ich im Stammsitz meiner Familie nicht mehr willkommen sei, hat Binky davon überzeugt, kein Geld für mich auszugeben, und sogar vorgeschlagen, ich solle als Podges Gouvernante arbeiten, um meinen Unterhalt zu verdienen, falls ich in Schottland bliebe."
„Verdammte Frechheit", sagte Darcy. „Vor allem, da du der Geburt nach im Rang über ihr stehst."
„Das ist gar nicht das, was sie wirklich ärgert", sagte ich. „Sondern dass ich mich mit der Königin angefreundet habe – nun ja, man kann sich nicht wirklich mit einer Königin anfreunden, aber sie verlässt sich darauf, dass ich kleine Aufgaben für sie erledige."
„Dass du für sie spionierst, meinst du?"
„Und einmal habe ich eine gestohlene Antiquität für sie zurückgeholt." Ich lächelte. „Die Königin ist zuweilen nicht zimperlich."
„Ich nehme also an, du möchtest bis zur Gartenparty in London bleiben?"
„Oh je, nicht hier", sagte ich lauter als beabsichtigt und warf einen Blick zur Tür, weil ich befürchtete, Fig könnte am Schlüsselloch lauschen. „Wir könnten die Geschenke nach Eynsleigh bringen und dann in die Stadt fahren, um die Nacht vor der Gartenparty bei Zou Zou zu verbringen, falls sie in der Stadt ist."
Darcy nickte. „Das klingt nach einem guten Plan. Und was willst du jetzt machen – nachdem du dich an Gurkensandwiches satt gegessen hast?"
„Ich möchte mir unsere Geschenke ansehen, aber zuerst hätte ich gern ein langes heißes Bad", sagte ich. „Was ist mit dir?"
„Klingt nach einer guten Idee. Vielleicht mache ich das auch."
„Im selben Bad?", fragte ich neckisch.
„Warum nicht?"
„Sei nicht albern, Darcy. Das Wasser würde auf den Boden schwappen, durch die Decke tropfen und Fig würde einen Aufstand machen."
Darcy seufzte. „Also gut. Du nimmst das Badezimmer auf dieser Etage und ich benutze das darüber."
„Aber schließ die Tür nicht ab." Ich packte ihn am Arm, als er sein Handtuch holen wollte. „Binky hat sich in diesem Badezimmer eingeschlossen und hätte fast meine Hochzeit verpasst."
„Davon hast du mir nie erzählt."
„Es gibt wahrscheinlich eine Menge Dinge, die ich dir nie erzählt habe, und die du mir auch nie erzählt hast." Ich schlang meine Arme um seinen Hals.
„Dann wird es uns nie an Geschichten mangeln, die wir uns erzählen können, wenn wir alt werden." Er zog mich dicht an sich. „Wenn ich zu alt für andere Dinge bin."
„Du wirst nie zu alt sein." Ich lächelte zu ihm hoch und er küsste mich.
Etwas später, erfrischt, mit sauberem Haar und sauberer Kleidung, gingen wir hinunter in den Salon, um die Geschenke zu begutachten.
„Allmächtiger!", sagte ich und betrachtete die bunte Ansammlung von Paketen auf allen Ablageflächen. Ich runzelte die Stirn, verärgert über mich selbst. Ich hatte mir geschworen, als verheiratete Frau keine mädchenhaften Ausdrücke wie 'Allmächtiger!' mehr zu benutzen. „Ich meine, du liebe Güte. Es gibt ziemlich viele davon. Mir war nicht klar, dass wir so viele Leute kennen."
„Ich habe viele Verwandte und Freunde", sagte Darcy. „Und du hast auch eine große Verwandtschaft."
Darcy hatte bereits begonnen, das Papier von einem der Pakete zu reißen. „Das ist besonders schwer", sagte er. Dann hielt er inne. „Oh, wie interessant. Es ist ein Hirsch."
„Ein Hirsch?" Ich hatte nicht vergessen, dass Fig vorgehabt hatte, uns einen Hirschkopf von Castle Rannoch zu schenken, wo Unmengen dieser Dinger an den Wänden hingen. Ich ging zu ihm. „Was für ein Hirsch?"
Darcy hielt ihn hoch. „Er ist aus Silber", sagte er. „Er ist ganz nett, aber völlig nutzlos."
Ich nahm ihm den Hirschkopf ab. Er war unheimlich schwer. „Oh, solche Hirsche habe ich schon mal gesehen", sagte ich. „Sie werden in der Mitte von Esstischen ausgestellt, normalerweise in Jagdhäusern. Ich glaube, wir haben mehrere zu Hause."
„Haben sie eine Funktion? Man bewahrt darin doch nicht das Salz auf, oder?" Er drehte den Hirsch auf den Kopf.
„Nein." Ich lachte. „Ihre einzige Funktion ist es, zu sagen: 'Seht mich an, ich bin so reich, dass ich es mir leisten kann, diese silbernen Tiere in meinem Jagdhaus aufzustellen.'"
„Das wird auf uns wohl leider nicht zutreffen, aber ich denke, wir werden schon einen Platz finden, wo wir ihn ausstellen können – auch wenn er in Sussex ein bisschen fehl am Platz ist."
„Zumindest ist er besser als der andere Hirsch, der uns angeboten wurde", sagte ich mit gedämpfter Stimme. „Ist es zu glauben, dass sie uns einen Hirschkopf schenken wollte? Das ist so ziemlich das schlimmste Geschenk, das ich mir vorstellen kann."
„Nein, ist es nicht." Darcy blickte von dem nächsten Geschenk auf, das er auspackte. „Das hier ist die Krönung, glaube ich."
Er hielt ein Ölgemälde hoch. Es zeigte ein Haus und einen Garten in leuchtenden Grundfarben, als hätte es ein sechsjähriges Kind oder ein cleverer Schimpanse gemalt. Auf einer Seite flanierte eine Frau mit einem Sonnenschirm zwischen Rosen – zumindest glaubte ich, dass es das darstellte. Für ein Ölgemälde war es wirklich scheußlich.
„Von wem das wohl ist?", fragte ich und schaute nach, ob eine Karte an dem Papier befestigt war.
„Ich muss nicht nachsehen. Ich weiß es schon", sagte er. „Es ist von meiner Großtante Ermintrude. Sie hält sich für eine begabte Malerin und schenkt der Verwandtschaft zu besonderen Anlässen Bilder."
„Oh je, wir werden es doch nicht wirklich aufhängen müssen, oder?"
„Nur wenn sie zu Besuch kommt, was sie wahrscheinlich nicht tun wird, da sie in Yorkshire lebt und nicht mehr gern reist."
„Puh. Was für eine Erleichterung. Warte kurz. Mach nicht noch mehr auf, bis ich das notiert habe. Wir haben eine Menge Dankesbriefe zu schreiben."
„Und auch eine Menge Geschenke, die wir auf dem Dachboden verstecken müssen, bis der Schenkende zu Besuch kommt – dann werden wir verzweifelt nach ihnen kramen und sie auf angemessene Weise ausstellen", sagte Darcy und hielt eine ziemlich furchteinflößende violette Vase hoch, an der sich grüne Ranken neben einem riesigen roten Hibiskus in die Höhe schlängelten.
„Wie kommen die Leute darauf, dass ein junges Paar sein gemeinsames Leben mit solchen Dingen beginnen möchte?", fragte ich. „Es wäre so viel vernünftiger, uns Sachen zu schenken, die wir tatsächlich benutzen würden, wie Bettwäsche und Teekannen."
Darcy grinste. „Ich vermute eher, dass es sich um Gegenstände handelt, die sie auf ihrem eigenen Dachboden verstaut hatten, vielleicht ehemalige Hochzeitsgeschenke, die sie nie mochten. Wir warten, bis jemand anderes heiratet, und dann geben wir sie weiter, um den ewigen Kreislauf fortzusetzen."
„Darcy, ich müsste jemanden furchtbar hassen, um ihm diese Vase zu schenken", sagte ich. „Vielleicht geht sie beim Transport versehentlich kaputt?"
Darcy lachte. Wir öffneten weitere Pakete. Einige waren ziemlich verwirrend. Ein betagter Verwandter hatte einen Silberlöffel geschickt. Einen einzigen.
„Vielleicht war es als Tauflöffel im Voraus gemeint", mutmaßte Darcy.
Aber einige Geschenke waren tatsächlich schön und nützlich. Silberne Fischmesser und -gabeln, Kuchengabeln, ein Royal-Worcester-Kaffeeservice, Brandygläser aus Kristall, eine irische Leinentischdecke, groß genug für den Tisch in Eynsleigh. Ich war gerührt, als ich sah, dass der König und die Königin uns eine wunderschöne Golduhr geschenkt hatten. Das hat deine Urgroßmutter zu ihrer Hochzeit bekommen, hatte die Königin geschrieben. Ich stand da und betrachtete sie voller Ehrfurcht. Ich wusste zwar theoretisch, dass Königin Victoria meine Urgroßmutter war, aber einen Gegenstand zu besitzen, der ihr tatsächlich zu ihrem Hochzeitstag geschenkt worden war, bedeutete irgendwie, dass die Verbindung real war.
Als wir uns durch alle Geschenke gearbeitet hatten, war es schon Zeit, uns zum Abendessen umzuziehen.
„Ich werde morgen früh bei Carter Paterson anrufen und sie kommen lassen, um alles einzupacken und nach Eynsleigh zu bringen", sagte Darcy. „Wir müssen abwarten, was Sir Hubert tatsächlich verwenden und ausstellen will." Ich wollte etwas sagen, aber er fügte hinzu: „Ich weiß, es ist jetzt offiziell dein Haus, aber solange er da ist, sollten wir nichts überstürzen, meinst du nicht?"
„Da stimme ich dir zu. Aber ich denke, dass er einiges davon begrüßen würde. Eine Menge seines guten Silbers wurde von dieser schrecklichen Bande gestohlen und wird wahrscheinlich nie wieder auftauchen."
„Gut. Dann können wir den Hirsch auf den Esstisch stellen." Darcy drückte mir die Schulter, als wir die Treppe hinaufgingen.
***
Am nächsten Morgen kam die Umzugsfirma, um gleich nach dem Frühstück alles einzupacken und zu verschicken.
„Wir sind dann mal weg, Fig", sagte ich. „Ich möchte zurück in Eynsleigh sein, bevor die Geschenke geliefert werden."
Sie sah verzweifelt aus. „Aber du kannst jetzt nicht gehen, Georgiana. Das kannst du auf keinen Fall."
Fig wollte tatsächlich, dass ich hierblieb? Das war etwas Neues. Dann fügte sie hinzu: „Du hast versprochen, mir bei der Auswahl meines Ensembles für die Gartenparty im Palace zu helfen. Du bist so oft dort. Du weißt, was man trägt. Ich dagegen habe kaum Gelegenheit, mich unter die Königsfamilie zu mischen, es sei denn, sie sind oben in Schottland, und dort trägt man sowieso immer Highland-Tracht."
Ich hatte Mitleid mit ihr. Dieses Gefühl kam mir nur zu bekannt vor – die Sorge darüber, was ich anziehen sollte, und die Gewissheit, dass ich nicht die richtigen Kleider besaß und andere Frauen Pariser Kreationen vorführen würden, während ich etwas trug, das die Frau des Wildhüters geschneidert hatte. Dank meiner Mutter und Zou Zou besaß ich inzwischen einige elegante Kleider.
„Seide oder Spitze, glaube ich", sagte ich. „Und wahrscheinlich etwas Langes."
Sie warf mir einen verzweifelten Blick zu. „Seide oder Spitze? Ich besitze ein paar wadenlange Sommerkleider, aber das war's dann auch schon. Auf Castle Rannoch ist es nie warm genug für Sommerkleider."
„Du könntest das tragen, was du zu meiner Hochzeit getragen hast, Fig", sagte ich. „Das sah sehr schön aus."
„Findest du wirklich?" Sie lief ziemlich rosa an.
„Auf jeden Fall", log ich. Sie hatte sich für einen kirschroten Zweiteiler entschieden, der ihre pastellweiße Haut und ihr rötliches Haar nicht gerade zur Geltung brachte.
„Findest du es nicht ein bisschen zu förmlich?"
„Ich glaube nicht, dass man für den Buckingham Palace zu förmlich sein kann", sagte ich. „Vielleicht ein weniger ausladender Hut. Er könnte bei einer Gartenparty im Weg sein – oder jemandem ins Auge stechen."
Das war äußerst taktvoll von mir. Figs Hut hatte leuchtend pinke Federn, die in alle Richtungen abstanden und sie aussehen ließen, als wäre ein großer Vogel auf ihrem Kopf gelandet und hätte dort ein Nest gebaut.
„Oh, vielleicht hast du recht", stimmte sie zu. „Aber was Hüte angeht, habe ich keine große Auswahl. Außer Sommerstrohhüten und Filzhüten für die Kirche."
„Wir könnten zu Zou Zou gehen", sagte ich. „Sie hat unzählige Hutschachteln. Ich bin sicher, sie würde dir einen ihrer Hüte leihen."
„Ich kann mir unmöglich einen Hut von einer Ausländerin leihen", sagte sie bissig.
„Sie ist eine Prinzessin", rief ich ihr ins Gedächtnis.
„Eine polnische Prinzessin. Ich nehme an, davon gibt es jede Menge."
„Dann musst du eben mit dem auskommen, was du hast", sagte ich. „Wie wäre es, wenn du einen deiner schlichten Strohhüte nimmst und ein paar von diesen Federn an der Seite befestigst?"
„Das könnte klappen." Sie sah recht hoffnungsvoll aus. „Würdest du mir helfen?"
„In Ordnung", willigte ich ein. Und so verbrachten wir den Rest des Vormittags damit, mit Hüten, Federn und Seidenrosen zu experimentieren, und das Endergebnis war wirklich sehr zufriedenstellend.
„Donnerwetter, vielen Dank, Georgie", sagte sie, als sie den Hut aufsetzte und sich im Spiegel betrachtete. „Du bist ein Schatz. Und so talentiert. Ohne dich hätte ich das nicht geschafft."
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Das waren wahrscheinlich die ersten freundlichen Worte, die sie je ausgesprochen hatte.
Kapitel 4
Samstag, 3. August
Buckingham Palace
Auf ins Buck House, wie Darcy es nennt. Ich bin immer noch unschlüssig, wie es nun weitergehen soll. Werden wir wirklich in Eynsleigh zum Alltag übergehen? Wird Darcy die Stelle im Büro des Außenministeriums, oder wo auch immer, annehmen und täglich um 8.45 Uhr zur Arbeit gehen? Und dennoch sollte ich überglücklich und dankbar sein. Ich bin mit dem wunderbarsten Mann der Welt verheiratet. Was will eine Frau mehr?
Der große Tag brach schön und sonnig an. Das gute Wetter hatte so lange angedauert, dass ich schon befürchtete, es würde umschlagen und die Gartenparty würde unter Regenschirmen stattfinden müssen. Aber es war bereits warm, als Darcy und ich uns zum Frühstück bei Zou Zou in ihrem schönen Haus am Eaton Square einfanden.
„Um welche Zeit soll dieses Fest beginnen?", fragte Zou Zou, die sich großzügig an Rührei und geräuchertem Schellfisch bediente.
„Um zwei Uhr", sagte ich.
„Um diese Zeit wirst du in der Hitze eingehen, wenn du nicht im Schatten stehst", sagte sie. „Ich hoffe, du trägst etwas Kühles."
„Ich wollte mein neues taubenblaues Seidenkleid anziehen", sagte ich.
„Oh, Schätzchen, tu das nicht", sagte sie. „Es hat Ärmel. Du wirst unter den Armen schwitzen. Ja, ich weiß, eine Lady schwitzt nie, aber es wird passieren. Und man wird es sehen. Ich schlage etwas Ärmelloses und Leichtes vor."
„Die einzigen ärmellosen Kleider, die ich besitze, sind Cocktailkleider", sagte ich.
Sie wedelte mit dem Finger vor meiner Nase herum. „Ich hab's. Du solltest das entzückende neue Chanelkleid tragen, das ich neulich aus Paris mitgebracht habe."
„Zou Zou, ich kann dein neues Kleid nicht anziehen", sagte ich.
„Warum nicht? Ich glaube, es wird dir passen."
„Ich meine, es ist dein neues Chanelkleid. Das kann ich unmöglich annehmen."
„Ach, so ein Unsinn. Du weißt, dass ich es mir zur Lebensaufgabe gemacht habe, Menschen zu ihrem Glück zu verhelfen", sagte sie. „Wo wir gerade dabei sind, ich fahre am Montag nach Irland. Ich habe es deinem Schwiegervater versprochen. Ein großes Rennen steht an, weißt du."
Ich wusste ganz genau, dass sie nicht nach Irland fuhr, um ihre Pferde zu sehen, sondern um Darcys Vater zu besuchen, aber ich nickte nur. Wir hatten gehofft, dass aus dieser Romanze mehr werden würde, aber sie schienen immer noch vorsichtig umeinander herumzuschleichen. Und offen gesagt konnte ich mir nicht vorstellen, dass Zou Zou sich jemals in einem abgelegenen irischen Schloss niederlassen würde.
Also erlaubte ich Zou Zou, mich für die Gartenparty anzukleiden. Sie gab mir nicht nur ihr beigefarbenes Seidenkleid mit dem marineblauen Saum, sondern auch ihren kecken kleinen marineblauen Hut und passende Handschuhe, die dem Ganzen ein maritimes Flair verliehen. Ich sah très, très chic aus, wie Darcy es ausdrückte. Er würde unter der Hitze leiden müssen, der Ärmste, da die Gentlemen ihre Cutaways und Hüte niemals ablegten.
„Ich werde mir einen großen Baum suchen und den ganzen Nachmittag darunter verbringen", murmelte er mir zu, als unser Taxi in Richtung Palace fuhr.
„Das kannst du nicht. Du musst gesellig sein und Konversation betreiben."
Er schnitt eine Grimasse. „Unter uns gesagt macht mich das nervös", sagte er.
Ich sah ihn überrascht an. Ich hatte noch nie erlebt, dass Darcy irgendetwas nervös machte.
„Hast du Bedenken, die gesamte Königsfamilie auf einmal zu treffen?", fragte ich.
„Auf jeden Fall", sagte er. „Du vergisst, dass ich nicht so viel Zeit in ihrer Gesellschaft verbringe wie du."
„Aber jetzt bist du durch die Heirat mit ihnen verwandt", wandte ich ein. „Und die meisten von ihnen sind furchtbar nett. Du kennst doch den Prince of Wales, nicht wahr?"
„Ja, aber ich habe gehört, dass er nicht hier ist."
„Nicht?"
„Er wurde ins Ausland geschickt, um das Commonwealth zu besuchen, was dazu dienen soll, ihn von einer gewissen Lady fernzuhalten." Darcy hatte die Stimme gesenkt, für den Fall, dass der Taxifahrer zuhörte.
Wir hielten am Seiteneingang, der direkt zu den Parks führte, und reihten uns in die Schlange der anderen passend gekleideten Besucher ein, die auf Einlass warteten. Binky und Fig standen in der Schlange vor uns und Binky drehte sich um und winkte. Einer nach dem anderen zeigten wir unsere Einladungen vor, dann durften wir das Gelände betreten. Eine Kapelle spielte auf und die Rasenflächen waren voller kleiner Tische. Binky und Fig gesellten sich zu uns.
„Famos, wirklich famos, findest du nicht auch?" Binky sah so begeistert aus wie ein kleines Kind.
„Es ist wirklich schön", stimmte ich zu.
Champagner und Limonade wurden herumgereicht. Dann kamen die Tabletts mit den Canapés. Ich nahm ein Vol-au-vent und wollte es mir gerade in den Mund stecken, als ich merkte, dass es zu groß war, um es mit einem Bissen zu essen. Ich biss hinein und prompt flogen Blätterteigflocken über meinen marineblau gesäumten Ausschnitt. Außerdem war die Füllung nicht ausreichend für so viel trockenen Teig.
„Ich halte nicht viel von denen, du etwa?", meinte Fig.
„Zu viel Teig und nicht genug …", setzte ich an, woraufhin ich einen trockenen Teigkrümel in den falschen Hals bekam. Zu meiner Verlegenheit wurde mir klar, dass ich jeden Moment einen Hustenanfall bekommen würde. Ich hielt mir die Hand vor den Mund und würgte unterdrückt, während ich weitere Teigflocken aushustete.
In diesem Moment ertönte ein Trommelwirbel, „God Save the King" wurde gespielt, die Türen zur Terrasse am oberen Ende der Treppe öffneten sich und Ihre Majestäten kamen heraus, gefolgt von ihren Kindern und Ehegatten. Während wir in einer Reihe aufgestellt wurden, um sie zu begrüßen, versuchte ich, mein Husten zu unterdrücken, die Reste des Vol-au-vents herunterzuschlucken, die Krümel abzubürsten und respektabel auszusehen. Wenn nur der Kleidersaum nicht marineblau wäre …
„Alles in Ordnung?", flüsterte Darcy.
„Habe nur etwas in den falschen Hals bekommen", versuchte ich zurückzuflüstern, was mich nur wieder zum Husten brachte. Ich hielt den Atmen an und bürstete verzweifelt die Krümel fort, während das königliche Paar näher kam. Königin Mary in einem grauen Seidenkleid sah wie immer gelassen und elegant aus. Der König sah müde und gebrechlich aus, wie ich fand. Er hatte sich nie wirklich von seiner Lungenentzündung erholt. Bei unserer Ankunft im Palace war ich ziemlich stolz auf mich gewesen. Ich war nicht mehr das schüchterne, unbeholfene Mädchen. Ich war eine kultivierte, verheiratete Frau, die mit ihrem Mann hergekommen war. Und ich sah gut aus, auch wenn das Kleid, das ich trug, Zou Zou gehörte. Aber jetzt klebten mir Gebäckkrümel am Ausschnitt und ich hatte Angst, dass noch mehr Blätterteigflocken herausfliegen würden, sobald ich den Mund öffnete, um mit dem König und der Königin zu sprechen.
Das Königspaar hatte uns nun erreicht und sie hielten inne, als sie mich erkannten.
„Ah, die junge Georgie. So schnell von eurer Hochzeitsreise zurück?", fragte der König, als ich vor ihm einen Knicks machte. „Ich hatte nicht damit gerechnet, euch hier zu sehen."
„Wir sind vom ersten Teil der Reise zurück, Sir", sagte Darcy. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu.
„Oh, also brecht ihr bald wieder zu einem anderen Ort auf?"
„Ich habe ihnen gesagt, dass sie vor uns nach Balmoral fahren sollen", warf die Königin ein. „Sie können das Anwesen für sich allein haben. Es ist der perfekte Ort für Flitterwochen. Man ist ganz allein in der herrlichen Landschaft und kann ungestört Forellen fischen. Soll ich meinen Sekretär anrufen und ihn wissen lassen, dass ihr kommen werdet?"
„Das ist sehr freundlich von Euch, Ma'am", sagte Darcy, zum Glück, da mein Gehirn vor Panik aufgehört hatte zu funktionieren. „Aber ich fürchte, unsere Hochzeitsreise ist bereits geplant."
„Wirklich? Und wohin soll die Reise gehen?"
„Nach Kenia, Ma'am."
Ich stieß ein kurzes Keuchen aus, was ein Fehler war. Ich hielt mir wieder die Hand vor den Mund, als ein weiterer Hustenanfall drohte. Ich wagte nicht zu atmen, stand einfach nur da und hielt den Atem an.
„Kenia? Ihr fahrt in den Flitterwochen nach Afrika?" Die Königin wirkte überrascht.
„Ganz genau", sagte Darcy und schenkte mir ein ziemlich selbstgefälliges Grinsen.
Ich warf ihm einen kurzen Blick zu, immer noch sprachlos, immer noch mit angehaltenem Atem.
„Meine Güte. Wie ehrgeizig", sagte die Königin.
„Ihr werdet auf Safari gehen, nehme ich an", schaltete sich der König ein und nickte zustimmend. „Wollt ihr versuchen, einen Elefanten oder einen Löwen zu erlegen?"
„Ich bin mir noch nicht sicher, was unsere Pläne angeht, Sir", fuhr Darcy fort. „Nur, dass wir in den nächsten Tagen aufbrechen werden."
„Wie ungemein aufregend. Werdet ihr mit dem Schiff reisen?", fragte die Königin an mich gewandt.
Ich atmete vorsichtig ein. „Ich habe keine Ahnung, Ma'am. Darcy hat mich über unsere Pläne im Unklaren gelassen."
„Ich wollte sie überraschen", sagte Darcy. „Also habe ich nichts gesagt, bis alles vorbereitet war. Wir werden ein Flugzeug nehmen. Es dauert nur fünf Tage, anstelle der langen Überfahrt mit dem Dampfschiff."
„Ihr werdet uns dieses Jahr in Balmoral sicher fehlen", sagte die Königin, „aber es wird gewiss ein großes Abenteuer."
Die Ehrenoffiziere traten vor, um sie in Richtung der weiteren Wartenden zu dirigieren. Kaum waren sie vorbei, wandte ich mich an Darcy. „Hast du dir das gerade ausgedacht oder ist es wahr?"
„Nun, warum sollte ich mir das ausdenken?", fragte er. „Natürlich ist es wahr. Ich habe nichts gesagt, weil ich mir nicht sicher war, ob wir eine Flugpassage bekommen würden. Aber jetzt ist alles bereit. Ich habe es geschafft, die letzten beiden Plätze auf dem nächsten Flug zu ergattern, und wir reisen am Dienstag ab."
Ich hatte mir geschworen, nie wieder "Allmächtiger" zu sagen, da ich schließlich eine verheiratete Frau war, aber es rutschte mir einfach so heraus. "Allmächtiger", rief ich.
Die Kapelle stimmte eine flotte Melodie an und als die Vorstellung beendet war, zerstreute sich die Menge und weitere Getränke und Speisen wurden herumgereicht. Ich vermied weitere Essenspeinlichkeiten und nippte an einer Limonade, während wir uns mit den anderen Gästen unterhielten. Der Duke und die Duchess of Kent gesellten sich zu uns. Ich hatte vorher nicht bemerkt, dass Prinzessin Marina ein Kind erwartete. Das war eine sehr gute Nachricht und ich gratulierte ihnen.
„Vielleicht hast du selbst bald gute Neuigkeiten", sagte Prinz George und zwinkerte mir vielsagend zu. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass dein Ehemann viel Zeit verschwendet."
Sie waren gerade dazu übergegangen, sich mit anderen Gästen zu unterhalten, als einer der Lakaien unauffällig zu mir trat. „Ihre Majestät möchte Sie sprechen, Mylady", sagte er. Dann wandte er sich an Darcy. „Wenn Sie Ihre Gemahlin für ein paar Augenblicke entbehren könnten, Sir?"
Ich wurde zur Königin geführt, die im Schatten einer riesigen Buche saß.
„Ah, Georgiana, meine Liebe", sagte sie. „Setz dich doch. Hast du schon ein kühles Getränk? Es ist ziemlich warm, nicht wahr?"
Ich bemerkte, dass sie trotz ihrer langen Ärmel überhaupt nicht zu schwitzen schien. Ich hatte keine Ahnung, wie die Königsfamilie das anstellte. Sie schienen keine der Körperfunktionen von uns Normalsterblichen zu haben. Wahrscheinlich konnten sie den ganzen Tag ohne einen Toilettengang auskommen!
Ein Lakai reichte mir noch eine Limonade. Ich setzte mich neben sie und betete, dass sie mich nicht dazu überreden wollte, nach Balmoral statt nach Kenia zu fahren. Sie war jemand, der gern seinen Willen bekam.
„Du fährst also nach Kenia", sagte sie. „Ein sehr weiter Weg für eine Hochzeitsreise. Warum hat sich dein Mann für dieses Land entschieden?"
„Ich habe keine Ahnung, Ma'am. Darcy hatte mir etwas Besonderes versprochen", sagte ich. „Aber das kam völlig überraschend."
„Ich bin sicher, ihr werdet eine wunderbare Zeit haben", sagte sie. Sie zögerte und spielte mit ihrem Glas herum. „Wusstest du, dass mein Sohn in den nächsten Tagen in Kenia ankommen wird?"
„Der Prince of Wales?", fragte ich, darauf bedacht, ihn in der Öffentlichkeit nicht David zu nennen.
„In der Tat. Der König hat ihn auf eine lange Tournee durch das Commonwealth geschickt, natürlich in der Hoffnung, dass eine gewisse Lady während seiner Abwesenheit einen anderen findet oder, falls das nicht klappt, sich auf eine Weise blamiert, die selbst mein Sohn unverzeihlich findet." Sie beugte sich näher zu mir. „Man hört ja, dass sie meinem Sohn während ihrer Beziehung alles andere als treu gewesen ist. Ein Gebrauchtwagenhändler?" Sie hob die Augenbrauen. „Und der deutsche Botschafter? Es gibt so viele Gerüchte, aber ich bin mir sicher, dass die meisten davon wahr sind. Die Frage ist, wie viel ihr mein Sohn verzeihen kann."
„Ihr lasst ihr so viele Freiheiten, bis sie sich einen unverzeihlichen Fehltritt erlaubt", sagte ich, und sie kicherte.
„Ganz genau. Andererseits … Das letzte Telegramm von David besagt, dass er vorhabe, nach dem Ende seiner offiziellen Verpflichtungen in Kenia zu bleiben und ein paar Tage bei einem gewissen Lord Delamere zu verbringen." Wieder beugte sie sich näher zu mir. „Die Frage lautet: Warum? Er zeigte noch nie besonderes Interesse an Safaris; im Gegenteil, er ließ einmal verlauten, dass er es für unsportlich hielte, ein prächtiges Tier nur einer Trophäe wegen zu töten. Ich würde also gern wissen, was er dort vorhat."
Sie tätschelte meine Hand. „Deshalb ist es ein großer Glücksfall, dass du zur gleichen Zeit dort sein wirst. Du wirst vor Ort die Ohren spitzen und alles für mich im Auge behalten. Ich weiß, dass ich mich auf dich verlassen kann, Georgiana."
„Natürlich, Ma'am", antwortete ich. Etwas anderes hätte ich auch nicht sagen können.