Leseprobe Mord und Flut

Kapitel 1

„Wat ein Schiet!“ Kriminaloberkommissarin Levke Tönnens streifte ihren rechten Schuh durch den Sand. Diese vermaledeiten Graugänse! In Scharen belagerten sie im Frühjahr den Küstenabschnitt im Wangerland und bedeckten nahezu jeden Quadratzentimeter mit ihren grünlichweißen, wurstähnlichen Hinterlassenschaften. Schwer atmend stand Levke am Strand in Schillig und hob den Fuß an, um die Sohle ihres Schuhs betrachten zu können, was ihr nur mit Mühe gelang.

Sie wischte sich mit der Hand über die feuchte Stirn. Auch in den Achselhöhlen fühlte sie den Schweiß, dabei war es erst April. Noch unter zehn Grad, jetzt um sechs Uhr morgens. Doch der kurze Weg vom Parkplatz über den Deich, über die angrenzende Wiese und den Strand hatte ausgereicht, um ihren Puls in die Höhe zu treiben. Keuchend presste sie die Hand an die Brust und glaubte fast, den Herzschlag durch ihren Parka zu spüren. Erneut streifte sie ihren Schuh durch den Sand. Aber die Überreste des Gänsekots steckten in den Rillen des Profils fest. Allmählich beruhigte sich ihr Atem wieder. Ihr Blick wanderte nach oben.

Ein Schwarm Graugänse flog mit Geschnatter über ihren Kopf hinweg auf das Meer hinaus und ließ sich auf den Wogen nieder. Die Sonne war gerade erst über der Nordsee aufgegangen, ein milchiges Gelb, das in ein tiefes Blau überging. Doch weiter hinten Richtung Jadebusen türmten sich schon graue Wolkengebirge, die Regen versprachen. Außerdem wehte ein kräftiger Wind aus Nordost, der Levke bis unter die Haut fuhr und den Schweiß verdunsten ließ.

Die Arme eng um ihren Körper geschlungen riss sie den Blick vom Horizont und schaute über den Strand. Erkannte sofort den mutmaßlichen Tatort. Scheinwerfer erhellten den mit Flatterband abgegrenzten Bereich, und mehrere Polizisten schirmten das Areal vor neugierigen Blicken ab.

Obwohl es noch früh am Morgen war, stapften die ersten Gassigänger schon am Strand entlang, ebenso liefen einige ambitionierte Jogger ihre Morgenrunden mit Sicht auf die Nordsee.

Früher hatte sie auch zu diesen Sportbegeisterten gezählt, konnte sich nichts Befreienderes vorstellen, als die salzige, kühle Luft tief in ihre Bronchien einzuatmen, begleitet vom monotonen Takt der Füße. Früher. Das war lange her.

„Frau Tönnens, sieh einer an! Dass die Frau Kriminaloberkommissarin sich auch schon die Ehre gibt, die Leiche in Augenschein zu nehmen.“ Rechtsmediziner Professor Doktor Udo Meinhardt sah sie über den nicht vorhandenen Rand seiner Brille hinweg an. Seine eisgrauen Haare passten perfekt zu dem gleichfarbigen Himmel.

Wer hatte den denn hierherbestellt? Normalerweise tauchte ein Rechtsmediziner selten am Tatort auf, die Erstbeschau führten die Kriminalbeamten selbst durch. Und der Notarzt kümmerte sich um den Totenschein. Aber wahrscheinlich akzeptierte Meinhardt nur selten Informationen aus zweiter Hand, gerade von einem Fachfremden – und dazu zählte auch ein Notarzt.

„Wenn ich aus Oldenburg schneller da bin als Sie mit dem Auto aus Horumersiel, was zu Fuß schon in fünfzig Minuten zu schaffen ist, sollte Ihnen das zu denken geben.“ Er musterte sie von oben bis unten.

Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was er da sah. Eine Tonne auf zwei Beinen? Sie schluckte und sah rasch auf das Meer.

Das noch in Wellen auf den Strand schlug – es herrschte gerade noch Flut, die schon in Ebbe überging. Doch statt blaugrüner Wogen, durch die man bis auf den Grund sehen konnte, wirkte das Meer wegen des schlammigen Wattbodens wie eine bräunlich gefärbte Brühe. Die Wellen, die an die Holzstelen klatschten, waren von feinem Schaum gekrönt. Ein Windstoß verteilte das Salzwasser wie Nebel auf ihrem Gesicht, und sie erschauerte. Die Feuchtigkeit des Meeres drang überall hin, selbst in den Baumwollstoff ihrer Schuhe, die im Sand versanken.

Sie beschloss, Meinhardts Kommentar zu überhören. „Was haben wir?“

Er deutete stumm etwa hundert Meter weiter den Strand entlang, dann steckte er die Hände in die Taschen seines Wollmantels. Levke folgte mit ihrem Blick seinem Fingerzeig. Die Spurensicherung war noch am Werk. Überall wuselten in Schutzanzüge gehüllte Beamte herum. Da würde sie jetzt nicht stören. Polizeikommissar Thorsten Heims löste sich von der Absperrung und kam auf sie zu, in der Hand einen Schreibblock samt Kugelschreiber, die schwarzen Haare wie Beton an seinem Schädel – trotz des Winds. Levke erinnerte sich an eine Fernsehwerbung, bei der eine Frau bei Wind und Wetter ihre perfekte Frisur behielt. Bisher hatte sie nicht für möglich gehalten, dass es so etwas auch in der Realität gab, aber Heims schien die Lösung gegen den ständigen Wind gefunden zu haben.

„Moin, Frau Tönnens, schön, dass Sie da sind.“

„Blieb mir ja wohl kaum etwas anderes übrig“, murmelte sie und strich sich die blonden Haare, die sich aus dem Zopf gelöst hatten und an ihrer Stirn klebten, mit einer Hand nach hinten. „Wo ist eigentlich mein Kollege, Henning Martens?“

„Der lässt sich entschuldigen. Seine Freundin ist auf der Treppe ausgerutscht, er musste sie in die Notaufnahme bringen.“

Levke zog die Augenbrauen hoch. Das hier würde sie auch allein schaffen, aber später war sie auf Hennings Mitarbeit angewiesen. „Können Sie mir schon etwas Näheres sagen?“

Der junge Polizist räusperte sich. „Wir sind heute früh um halb fünf von der Zentrale informiert worden, dass eine Gruppe Touristen eine Leiche am Strand gefunden hat. Wir sollten das sofort überprüfen. Also sind wir hierhergefahren und haben Sie anschließend benachrichtigt.“

Genau. Früh um fünf. An einem Montagmorgen. Bevor sie überhaupt richtig wach war. Vor dem ersten Schluck Kaffee. „Ein Badeunfall? Suizid?“ Mord und Totschlag kamen hier auf dem Land doch eher selten vor.

„Es sieht nicht nach Unfall aus. Auch nicht nach Suizid, außer Sie kennen eine Methode, wie man sich selbst von hinten erschlagen kann.“

„Sind Sie jetzt neuerdings der Experte für Todesursachen?“ Meinhardt stemmte die Hände in die Hüften und starrte Heims an.

Dieser zuckte zusammen. „Nein, ich wollte doch nur …“

Meinhardt winkte ab und drehte sich von ihm weg.

Heims blätterte in seinem Block seine Notizen durch, den Kopf hochrot.

Levke biss sich auf die Lippen. Hätte sie eingreifen sollen? Nein, entschied sie, Heims musste lernen, für sich selbst einzustehen. Auch gegenüber Meinhardt, der respekteinflößend sein konnte.

„Der Tote ist männlich, hatte weder Kleidung noch Papiere bei sich, auch kein Handy oder Ähnliches. Nichts, womit wir ihn identifizieren könnten. Dafür saß er ziemlich seltsam da.“ Heims hatte seine Stimme wieder im Griff.

„Seltsam?“, fragte Levke.

„Ja …“ Er druckste herum.

„Jetzt stellen Sie sich doch nicht so an, Herr Heims“, mischte sich Meinhardt wieder ein. „So wie es aussieht, hat jemand den Toten ganz bewusst in diese Haltung gebracht. Als wollte der Täter oder die Täterin etwas damit ausdrücken.“

Levke zog die Augenbrauen hoch. Also ein Mord? Und auch noch einer mit Aussage. Hier. In Schillig. Mitten im beschaulichen Wangerland. Wo nie etwas passierte.

Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Sie rubbelte sich über die Arme, auf denen sich trotz des Parkas alle Härchen aufstellten.

„Und was wollte er ausdrücken?“, fragte sie und atmete tief die salzige Luft ein.

Eine Möwe flog schnarrend Richtung Meer, die Flügel ausgebreitet, sodass der Wind ihr Auftrieb verlieh. Zwei weitere folgten ihr.

Meinhardt warf ihr einen abschätzigen Blick zu. „Das dürfte dann Ihre Aufgabe sein, das herauszufinden. Meine Aufgabe ist es, festzustellen, wann und woran der Mann gestorben ist. Alles Weitere später, nach der Obduktion.“ Er drehte sich um und ging mit mürrischer Miene Richtung Leiche.

Heims zuckte mit den Schultern und lächelte schief. „Machen Sie sich nichts draus. Der ist heute anscheinend mit einem besonders linken Fuß aufgestanden.“

Levke winke ab. Sie kannte Meinhardts Stimmung im Dienst zur Genüge. Der Rechtsmediziner empfand es schon als Zumutung, wenn man ihn nur anrief. Und wenn er dann auch noch seine heiligen Hallen verlassen musste, um sich mit Unwissenden wie ihnen abzugeben, ach was, abgeben zu müssen, war seine Hybris kaum zu ertragen. Wenn es nach Levke ging, würde sie ihn gar nicht anrufen, sondern ihm die Leiche einfach nur vor der Tür abstellen. Dann könnte sie wenigstens seinen Blicken entgehen.

Manchmal stellte Levke ihn sich als Bulldogge vor, die Speichel von den Lefzen tropfend mit ihrem Körpergewicht im Halsband zog und heiser bellte, jeder Muskel angespannt. Bereit zum Angriff.

Sie wollte Meinhardt nicht als Feind haben, aber ihr Freund würde er in diesem Leben auch nicht mehr werden.

„Wer hat den Toten eigentlich gefunden? Und wer hat die Polizei gerufen?“ Levke trat von einem Fuß auf den anderen. Sie wollte sich so schnell wie möglich selbst einen Überblick vom Tatort verschaffen. Aber vorher brauchte sie die Einzelheiten.

Der Polizist deutete zur Düne, wo sich ein paar Menschen im Sand zwischen den Gräsern niedergelassen hatten. Alle mit Kameras und meterlangen Stativen bewaffnet. Ein weiterer Beamter diskutierte mit einer jungen, ihr unbekannten Frau in einer durch den Wind aufgeblähten Regenjacke, die ihre Kamera mit ausgefahrenem Teleobjektiv Richtung Tatort hielt.

„Die Gruppe dort oben hat ihn gefunden. Irgendwelche Touris, die mit einer Frau …“, er blätterte wieder in seinem Block, „… Hinnerken unterwegs waren.“

Hinnerken? Levkes Kopf fuhr so schnell herum, dass ihre Wirbel im Nacken knackten. Tomke war auch hier? Sie scannte die Gruppe nach ihrer Freundin. Genau wie sie wohnte diese in Horumersiel, zu dem der kleine Ort Schillig gehörte.

Als Fotografin führte Tomke oft Touristen an Orte, die sich ihrer Ansicht nach einer Ablichtung für die Ewigkeit würdig erwiesen. Kurz darauf entdeckte sie den verstrubbelten dunklen Schopf der schlanken, großen Frau. Tomke saß zusammengekauert am Rand der Gruppe, den Blick von dem Geschehen abgewandt. Levke marschierte auf sie zu.

„Frau Tönnens, ich …“, aber Levke winkte ab. Zuerst musste sie mit ihrer Freundin reden, bevor sie Heims weiter zuhörte oder sich der Leiche widmete.

Die wenigen Schritte reichten aus, um sie erneut außer Atem zu bringen. Dabei war sie doch gerade erst vierzig Jahre alt. Wie würde das wohl in zehn Jahren aussehen? Schnaufend blieb sie vor Tomke stehen, die nicht einmal den Kopf hob.

„Tomke“, sagte Levke und berührte sie sanft an der Schulter.

Ihre Freundin fuhr zusammen, die Augen weit aufgerissen. „Levke!“ Sie sprang auf und fiel der Kommissarin um den Hals. Aus den Augenwinkeln bemerkte Levke, dass rings um sie herum hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde, glaubte sogar, einen Kameraverschluss zu hören. Doch das konnte auch Einbildung sein. Tomkes Brustkorb hob und senkte sich, sie schluchzte heftig.

„Alles gut, Tomke. Ich bin ja da.“ Sie strich Tomke über den Rücken, bis diese sich etwas beruhigt hatte.

Langsam löste sich Tomke aus ihren Armen und fuhr sich über das Gesicht. Levke wühlte in ihrer Jackentasche, bis sie eine zerfledderte Packung Taschentücher fand. Sie bot Tomke eines davon an. Die zog kurz die Nase hoch, nahm es dann aber doch. Geräuschvoll schnäuzte sie sich.

„Es war so schrecklich, Levke. Wir sind hier am Strand unterwegs gewesen, weil wir den Sonnenaufgang fotografieren wollten. Ich bin oben auf der Düne gelaufen, die anderen unten, wo der Sand fester ist. Ich war so fixiert auf den Sucher der Kamera, wollte den Sonnenaufgang über dem Meer einfangen, ich hab gar nicht auf den Weg geachtet. Und plötzlich bin ich über etwas gestolpert und wäre fast gestürzt. Hab im ersten Moment auch nicht richtig gesehen, was es gewesen ist. Ist ja noch dunkel gewesen. Auf mein Fluchen hin ist einer aus der Gruppe zu mir gekommen und hat dann mit seiner Handytaschenlampe geleuchtet. Und dann habe ich gesehen, worüber ich da gestolpert bin. Ein Fuß, Levke … Es ist ein Fuß gewesen. Und dann habe ich den Rest gesehen, und …“ Sie schluckte schwer, schüttelte den Kopf.

„Wir haben sie schnell beiseitegenommen, weil sie so gewürgt hat“, mischte sich ein Tourist mit leuchtend gelbem Rucksack ein. „Wäre vielleicht nicht so gut gewesen, wenn sie auf ihn gekotzt hätte.“ Er lächelte schief.

Tomke schwieg und sah zu Boden. Levke klopfte ihr auf den Rücken und flüsterte ihr zu: „Alles gut, Tomke, ist ja nichts passiert.“ Wobei ihr im selben Moment bewusst wurde, dass es absurd war, was sie da sagte. Natürlich war etwas passiert. Und zwar etwas Schlimmes.

Tomke wimmerte auf, hob aber nicht den Kopf.

„Was haben Sie dann gemacht?“, fragte Levke den Mann mit dem Rucksack.

„Wir“, er deutete auf die Runde der Touristen, „haben natürlich geschaut, was mit dem Mann ist. Ob der noch lebt. Ob er verletzt ist. Meine Frau Lisa“, er zeigte auf eine Schwarzhaarige, die auf seinen Wink hin sofort zu den Dreien trat, „ist Ärztin.“

Lisa nickte und verschränkte die Arme vor der Brust. „Ich habe nach dem Puls gesucht, dabei ist mir eine Wunde am Kopf aufgefallen. Aber ich habe keinen Puls gefunden. Und dann habe ich zu meinem Mann gesagt, er soll die Polizei rufen.“

„Und das habe ich auch sofort gemacht“, sagte ihr Ehemann.

Levke blickte in die Runde. „Ist Ihnen sonst noch irgendetwas aufgefallen? Eine andere Person? Irgendein Geräusch?“

Kopfschütteln und betretenes Schweigen, manche schienen Levkes Blick geradezu zu meiden, schauten in die andere Richtung. Levke fiel die junge Frau auf, die vorhin an der Absperrung versucht hatte, ein Foto zu machen.

„Hey, Sie in der orangefarbenen Windjacke“, brüllte sie hinüber, doch die Frau reagierte nicht. Levke stöhnte leise und setzte ihre Kilos in Bewegung. Der Sand knirschte unter ihren Schuhsohlen. Bei der Frau angekommen, tippte sie ihr auf die Schulter.

„Hallo, Sie, wie heißen Sie?“, fragte sie.

Die Frau fuhr herum. „Ich? Martina Cassens, warum?“

„Sie haben vorhin Fotos von der Leiche gemacht.“

Martina Cassens wand sich sichtlich. „Wie kommen Sie denn darauf?“

Levke rollte mit den Augen. „Wollen Sie mich für dumm verkaufen? Ich habe Sie gesehen, wie Sie mit einem Kollegen deswegen diskutiert haben. Darf ich die Fotos mal sehen?“

Martina Cassens streckte sich. „Kommt gar nicht infrage. Niemand fasst meine Kamera an.“

„Ich will sie auch nicht anfassen, sondern die Fotos sehen. Sie können auch gern mit mir auf die Dienststelle kommen, dann können wir die Aufnahmen auf meinem Dienstrechner ansehen.“

„Nein. Das möchte ich nicht. Das sind meine Fotos, die gehen niemanden was an.“ Die junge Frau hob das Kinn und presste die Lippen aufeinander.

Levke seufzte. Sie hatte es versucht. Sie konnte ihr den Fotoapparat nicht wegnehmen, nicht ohne Beschluss. Aber was war so Interessantes oder Wichtiges auf ihrer Kamera, dass sie ihr die Fotos nicht zeigen wollte? Oder schämte sie sich für ihre Neugier und für das Gaffen? Es gab allerdings noch eine andere Möglichkeit.

„Wenn ich irgendein Bild des Toten in der Zeitung oder im Internet entdecke, mache ich Sie persönlich dafür verantwortlich. Haben wir uns da verstanden?“

Martina Cassens lief rot an und schluckte sichtbar. Ihre Hände klammerten sich um ihre Kamera, sodass die Knöchel weiß hervortraten.

Hatte sie ins Schwarze getroffen? Leider ließ sich kaum verhindern, dass irgendjemand Fotos machte und sie an die Presse verkaufte. Aber Levke konnte immerhin versuchen, die Touristen so weit einzuschüchtern, dass sie kein Material weitergaben oder ins Internet stellten. Erschienen sie trotzdem, war eine Anzeige fällig. Aber bis dahin hatten schon Tausende das Foto gesehen.

Levke winkte Heims zu sich. „Haben Sie schon von allen Anwesenden die Personalien und den Wohnort aufgenommen, auch den hier vor Ort, wenn sie als Touristen da sind?“

Er nickte und zeigte auf seinen Block.

Levke drehte sich wieder zu der Gruppe um. „Sie können jetzt gehen, aber halten Sie sich bitte zu unserer Verfügung. Bevor Sie abreisen, will ich Bescheid bekommen.“

Ein unverständliches Grummeln war die Antwort, dann schulterten die Ersten ihre Rucksäcke. Allmählich löste sich die Gruppe auf. Nur Tomke blieb. Sie hatte sich wieder im Sand niedergelassen, das Gesicht auf verschränkten Armen auf die Knie gestützt.

Levke presste die Lippen aufeinander. So konnte das nicht weitergehen. Tomke musste nach Hause, auf jeden Fall weg von hier. Die stand ja völlig neben sich. Doch ihre Freundin war unmöglich in der Lage, allein zu fahren. Levke griff nach ihrem Handy und scrollte durch ihre Kontakte. Bis zu Veit Andersen. Sie wählte Veits Nummer, erklärte kurz, um was es ging. Er versprach, so schnell wie möglich zu kommen. Levke beendete das Gespräch, marschierte zu Tomke und ließ sich ächzend neben ihr im Sand nieder.

„Veit kommt gleich und bringt dich nach Hause.“ Auch Veit kannte sie seit Kindheitstagen. Er war genauso alt wie sie und Tomkes und Levkes bester Freund. Gemeinsam hatten sie die Schulbank gedrückt.

Ihre Freundin sah auf und protestierte, doch Levke legte einen Arm um sie. „Hast du eine bessere Idee?“

Tomke schüttelte den Kopf und senkte ihn wieder. „Ich will jetzt nicht allein sein.“ Ihre Stimme klang heiser durch ihre verschränkten Arme hindurch.

„Das weiß ich doch. Aber ich kann hier nicht weg. Und zu Hause wartet Annkathrin auf dich. Die ist doch noch zu Hause, oder? Der Kneipenbetrieb geht schließlich erst um fünf los.“ Seit zehn Jahren war Tomke mit Annkathrin verheiratet. Ursprünglich war Annkathrin nur für einen Reha-Aufenthalt von Nürnberg an die Nordsee gekommen, war aber dann geblieben. Hatte in Horumersiel eine heruntergewirtschaftete Kneipe übernommen und daraus ein Kleinod namens Tidenhub gemacht.

Tomke hob den Kopf. „Danke“, flüsterte sie und bedachte Levke mit einem müden Lächeln, das diese erwiderte. Levke drückte sie kurz an sich.

Warum nahm Tomke das so mit? Hatte sie den Toten etwa gekannt? Wie Murmeln klackerten die Gedanken in Levkes Kopf und rollten über eine unsichtbare Bahn nach unten. Sie würde Tomke heute Abend danach fragen. In Ruhe. Mühsam erhob sich Levke, klopfte sich den Sand von ihrer Hose, wo er einen feuchten Fleck hinterlassen hatte. Na klasse, jetzt sah sie auch noch aus, als wäre ihr auf der Toilette ein Malheur passiert. Sie stöhnte.

Mittlerweile schien die Spurensicherung fertig zu sein, sie packten gerade ihre Sachen zusammen. Levke ging dem Leiter Jörn Thiessen entgegen, der gerade die Arme aus einem Einwegoverall schälte und sich an seinem kahlen Schädel kratzte. Dann holte er eine dünne Mütze aus der hinteren Hosentasche und setzte sie auf.

„Und, Jörn, wie sieht’s aus?“

„Moin, Levke, so viel Zeit muss sein.“ Er grinste breit und klopfte ihr auf die Schulter.

Levke lächelte. Wann hatte sich Jörn jemals aus der Ruhe bringen lassen? „Moin, Jörn.“

Jörn zog erst den einen Fuß, dann den anderen aus den Füßlingen und anschließend aus dem Overall und richtete sich zu voller Größe auf, in Levkes Augen ähnelte er einem Grizzly. Wobei Jörns Gewicht eher auf seinen durchtrainierten Körperbau zurückzuführen war als auf zu viele Kilos wie bei ihr.

„Wir haben einen männlichen Toten, ich würde sagen, etwa dreißig Jahre alt, aber da wird dir Meinhardt bestimmt mehr zu sagen können.“ Er stopfte den Overall samt Füßlingen in eine Tüte. „Erstaunlich war, dass die Leiche in besonderer Weise aufgebahrt war. Fast wie ein Kunstwerk.“

Levke runzelte die Stirn, so etwas Ähnliches hatte Meinhardt schon gesagt, aber sie konnte sich nichts darunter vorstellen. Sie wollte das Opfer mit eigenen Augen sehen. Jörn begleitete sie.

Im Sand saß ein nackter, blasser Mann mit braunen, kurzen Haaren. Doch das war es nicht allein. Levke blinzelte, und ihr Bauch begann zu rumoren. Das Opfer saß mit dem Rücken an die Düne gelehnt, die Beine angezogen, die Augen geschlossen. Doch er saß nicht im Sand, sondern auf einem weißen Laken, das sich bis über seinen Rücken die Düne hinaufzog, darunter ragte rechts von ihm ein dunkelrotes Laken hervor.

Der Mann hatte beide Arme über den Kopf gestreckt, die Handflächen nach vorn gerichtet. Die Handgelenke waren mit einem Seil, ebenso rot wie das eine Laken, umwickelt. Doch die Fesseln führten nirgendwo hin, als wären sie nur Dekoration.

Levke schaute genauer hin. Die Armmuskeln wirkten konturiert. Da war jemand vermutlich öfter im Fitnessstudio gewesen. Dieser Mensch hatte zu Lebzeiten offensichtlich viel Wert auf seinen Körper gelegt, das Sixpack war deutlich zu erkennen.

Ein Detail erregte ihre Aufmerksamkeit: Auf der rechten Handinnenseite des Opfers schimmerte es rot, vielleicht Farbe. Oder war es Blut?

Ihre Nackenhärchen stellten sich auf. Das war wirklich seltsam. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Das hier war kein herkömmlich abgelegter Toter, der vorher in Laken eingewickelt oder gefesselt gewesen war – das hier hatte jemand mit Absicht so arrangiert. Sofort wirkte der Wind um sie herum ein paar Grad kälter.

„Sind Sie fertig mit Sightseeing, oder brauchen Sie noch eine Weile?“ Meinhardts Stimme riss sie aus ihren Gedanken. „Falls Sie sich fragen, ja, das ist Blut an seinen Händen. Und nein, es stammt nicht von einer Verletzung der Hand. Wessen Blut das ist, das wird sich noch zeigen. Aber da sonst kaum Blut am Fundort ist, gehe ich davon aus, dass es gezielt in der Handinnenfläche verstrichen worden und aller Wahrscheinlichkeit nach sein eigenes ist. Vermutlich aus der Wunde an seinem Kopf.“ Er deutete mit seinen behandschuhten Fingern erst auf die rote Hand des Toten, dann auf dessen Hinterkopf.

„Habt ihr irgendwas gefunden, was uns weiterhilft?“ Levke beschloss, Udo Meinhardt zu ignorieren und wandte sich wieder Jörn zu.

Jörn zuckte mit den Schultern. „Wir haben den Umkreis weiträumig abgesperrt und abgesucht, aber wir haben keinerlei Kleidungsstücke, Handy, Schlüssel, geschweige denn Ausweispapiere finden können. Auch kein Auto am Parkplatz, mit dem er vielleicht hergekommen sein könnte. Die wenigen, die dort stehen, gehören Feriengästen und dem Personal. Wie auch immer er hierhergekommen ist, er war entweder nicht mit dem Auto unterwegs, oder der Täter ist damit weggefahren.“

„Hm.“ Mehr fiel Levke dazu nicht ein.

„Eine andere Möglichkeit wäre, dass das Opfer woanders getötet und danach von dem Täter hier abgelegt worden ist. Dann erübrigt sich zumindest hier die Suche nach einem Fahrzeug des Opfers.“

„Wohl wahr.“ Und wahrscheinlicher, dachte sich Levke. Hier war ja nirgendwo Blut, weder auf dem Opfer selbst, ließ man die Handinnenflächen außer Acht, noch auf den Laken. Nicht einmal im Sand. Aber sie wusste bisher nicht, wie das Opfer überhaupt zu Tode gekommen war. Doch nach Tatort sah es hier nicht aus.

„Spuren haben wir gesichert: Fasern und andere Mikrospuren, auch Haare auf dem Körper. Die Laken können wir erst untersuchen, wenn die Leiche abtransportiert wurde. Aber ob uns das bei der Suche nach dem Täter weiterhelfen wird, kann ich dir noch nicht sagen. Fußspuren im Sand zu finden ist sinnlos, die bleiben oben an der Düne nicht bestehen und fallen sofort zusammen. Und hier“, er zeigte auf den mit Gras bewachsenen Strandteil, „sind so viele Fußabdrücke, dass wir keinen davon zuordnen können. Da gehen den ganzen Tag über Leute spazieren. Wir haben natürlich alles aufgesammelt, was wir hier im näheren Umkreis an Papierchen, Kippen und so weiter gefunden haben, aber ich sehe da keine Möglichkeit, einen Hinweis zu finden. Professor Meinhardt wird sicher noch Blut und Urin des Opfers bei uns abgeben, und wir schicken eine DNS-Probe an das LKA. Aber das kann dauern, bis das Ergebnis da ist.“

„Wie ist der Kerl dann an den Strand gebracht worden? Denkst du, er war da schon tot?“

Jörn strich sich über das Kinn. „Ich bin kein Rechtsmediziner.“

Unweigerlich schauten er und die Kommissarin zu Meinhardt.

„Ach, ist meine Meinung jetzt doch wieder von Relevanz?“, gab sich dieser pikiert. „Aber bevor Sie beide sich noch länger damit aufhalten, darüber zu philosophieren, ob das Opfer mit dem Auto, mit dem Rad oder am Ende gar nicht auf eigenen Beinen hierhergekommen ist, werde ich Sie besser aufklären: Der Mann ist schon tot gewesen, als er hier abgelegt oder besser abgesetzt worden ist. Die Livores – oder in Ihrer Sprache Totenflecken – zeigen, dass er umgelagert worden ist. Er hat wohl zuerst auf dem Rücken gelegen und ist dann hier am Strand aufgerichtet worden.“

Er deutete auf dunkelviolette Stellen am Gesäß und den Unterseiten der Oberschenkel, die er dazu kurz anhob. „Das muss noch zu einem Zeitpunkt passiert sein, als der Rigor mortis, die Totenstarre, noch nicht vollständig ausgebildet gewesen ist. Sonst hätte es der Täter schwergehabt, ihn in diese Position zu bringen, vor allem die erhobenen Arme. Außerdem sind die Totenflecken kaum noch wegdrückbar.“ Er trat an den Toten heran, hob den Musculus gluteus maximus, den großen Gesäßmuskel, wie Levke noch aus ihrer sportlich aktiven Zeit wusste, an, und drückte fest auf den violetten Bereich des Gesäßes. Doch der Fleck veränderte sich kaum, wurde nur eine Nuance blasser, um sofort wieder die ursprüngliche Schattierung anzunehmen. „Vielleicht wissen Sie ja, dass Totenflecken bis zu zwölf Stunden nach dem Tod wegdrückbar sind. Funktioniert das nicht mehr, liegt der Zeitpunkt länger zurück.“ Er hob wichtigtuerisch die Augenbrauen.

In Levkes Magen grummelte es. Für wen hielt der sich eigentlich?

Meinhardt trat seitlich an die Leiche heran und winkte Levke zu sich. Jetzt sah sie eine relativ saubere Wunde zwischen den Haaren am Hinterkopf, an der kaum Blut war. Nur der Wundrand leuchtete rötlich.

„Getötet wurde er hier mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht. Die Wunde am Kopf stammt von einem stumpfen Gegenstand, da muss ziemlich viel Blut geflossen sein, aber davon ist hier nichts zu sehen. Im Gegenteil, die Leiche scheint abgewaschen worden zu sein.“ Udo Meinhardt spitzte die Lippen und wippte mit den Füßen, soweit der Sand es zuließ.

Jörn rollte mit den Augen, was der Rechtsmediziner nicht bemerkte. „Der Täter hat sich viel Mühe gegeben mit der Ausrichtung der Leiche. Das muss auf jeden Fall länger gedauert haben. Und er muss sich in der Gegend auskennen, der Platz ist gut gewählt. Diese Stelle hier ist weder vom Hotel, noch vom Strand oder vom Weg aus einsehbar. Noch dazu hatten wir letzte Nacht fast Vollmond, es ist also hell genug gewesen, sodass der Täter keine Taschenlampe gebraucht hat. Aber“, er hob den Zeigefinger, „wir haben keine Schleifspuren gefunden. Auch keine Radspuren von einem Karren oder ähnliches.“

„Du meinst, das Opfer ist getragen worden?“ Levke runzelte die Stirn. So leicht sah der Tote gar nicht aus. Der wog bestimmt seine siebzig Kilo.

Jörn presste kurz die Lippen aufeinander. „Kann natürlich sein, dass der Täter nicht allein gewesen ist. Aber wenn er das Opfer tatsächlich hierhergetragen hat, kann ich mir nicht vorstellen, dass das eine Frau gewesen sein könnte.“

Levke überlegte. Sie könnte zumindest keine siebzig Kilo schleppen. Keinen Meter weit. Nirgendwohin. Selbst Tomke würde sie das nicht zutrauen.

Wie kam sie jetzt ausgerechnet auf Tomke? Das war absurd. Ja, ihre Freundin benahm sich auffällig, wirkte verstört. Vielleicht hatte sie den Mann ja doch gekannt, aber ein Mord? Nein, niemals. Sie musterte Jörn, der ihrem Blick folgte.

„Falls du mich jetzt verdächtigen solltest, ich war’s nicht.“ Er grinste.

„Nur für die Theorie: Könntest du diesen Kerl, sagen wir mal, vom Parkplatz bis hierhertragen?“

Jörn wiegte den Kopf hin und her. „Das ist fast ein Kilometer. Aber doch, ich denke, das könnte ich schaffen. Aber wenn du willst, können wir das gerne überprüfen. Dann komme ich später noch einmal mit meinen Leuten her, und wir probieren das aus.“

„Ja, macht das. Ich muss wissen, wie der Täter ausgesehen hat. Dabei hilft mir alles weiter, und wenn es nur die physischen Fähigkeiten sind.“ Sie zeigte Richtung Hotel. „Vielleicht hat doch jemand was gesehen. Ich werde auf jeden Fall einen Beamten vorbeischicken. Und vielleicht gibt es irgendwo Kameras, die was aufgenommen haben.“ Sie kaute auf ihrer Unterlippe.

Jörn schlug ihr freundschaftlich auf die Schulter, sodass sie sich fast die Zähne in die Lippe gebohrt hätte. „Das ist ein echt harter Brocken. Hätte nicht gedacht, dass sowas ausgerechnet in Schillig passiert. In Hamburg oder Berlin, meinetwegen sogar in Oldenburg. Aber doch nicht hier.“ Er hielt kurz inne, schüttelte den Kopf. „Ich gehe dann mal und melde mich, sobald ich die ersten Ergebnisse habe, in Ordnung?“ Er winkte ihr noch einmal zu und stapfte mit schweren Schritten über das Gras Richtung Parkplatz. Die anderen Mitarbeiter der Spurensicherung waren schon ein ganzes Stück voraus. Levke sah ihnen nach, wie sie die steile Anhöhe zum Deich hinaufstiegen.

„Können wir dann weitermachen? Ich habe heute noch was anderes vor. Und das nicht nur Ihre Leiche betreffend. Außerdem kann ich mir was Hübscheres vorstellen als Gänsen beim Watscheln zuzusehen.“

Es war nicht ganz klar, ob Meinhardt wirklich die Graugänse auf dem Rasenstrand meinte oder die Leute von der Spurensicherung. Levke schluckte eine Nachfrage hinunter. Sie würde sowieso keine sinnvolle Antwort darauf bekommen. Sie drehte sich zu ihm um und versuchte, ein Gähnen zu unterdrücken.

„Langweile ich Sie?“ Udo Meinhardt kniff die Augen zusammen.

Mist. Er hatte das Gähnen doch bemerkt. „Nein, fahren Sie fort. Ich bin einfach nur müde.“

„Ist ja auch alles etwas viel für eine Dorfpolizistin. Sonst immer nur Verkehrsdelikte und jetzt plötzlich ein Mord.“ Sein Ton troff vor Sarkasmus.

„Für Sie immer noch Frau Kriminaloberkommissarin, Herr Meinhardt.“ Sie unterließ bewusst die Nennung seiner Titel.

Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, ein kaum erkennbares Lächeln umspielte seine schmalen Lippen. „Gut gebrüllt, Lö… Nein, vergessen Sie’s. Jeder Vergleich wäre falsch.“

Levke schluckte und ließ langsam die Luft entweichen. Was auch immer in seinem Kopf vorging, besser sie wusste nicht, was er wirklich hätte sagen wollen.

„Egal.“ Meinhardt winkte ab. „Die Totenstarre ist mittlerweile vollständig ausgebildet, lässt sich auch nicht brechen.“ Er versuchte, einen der Arme des Opfers herunterzudrücken, doch der bewegte sich nicht.

„Da ich noch nicht weiß, wo der Mann getötet worden ist und wie lange er an diesem Ort gelegen hat, wie warm es dort gewesen ist und ob er dort noch angezogen war, kann ich keinen genauen Todeszeitpunkt bestimmen. Bei den jetzigen Außentemperaturen von unter zehn Grad, einem mutmaßlichen Körpergewicht des Opfers von etwa siebzig Kilo und einer jetzigen Körpertemperatur von etwa 28 Grad kann ich nur eine sehr vage Aussage machen. Wäre er die ganze Zeit hier draußen gelegen, dann würde ich sagen, er ist ungefähr vor acht Stunden plus minus drei Stunden gestorben.“ Er kniff die Augen zusammen, ließ den Blick noch einmal über die Leiche schweifen, bevor er sich wieder an Levke wandte.

„Aber der Tod kann auch wesentlich früher eingetreten sein, wenn der Körper längere Zeit in einem beheizten Raum gelegen ist. Wenn ich nur von der Körpertemperatur ausgehe. Bei muskulösen, durchtrainierten Menschen wie bei unserem Opfer hier kann der Rigor mortis früher eintreten.“

Levke schaute auf das Meer, das sich in der Weite verlor. Es war mittlerweile sieben Uhr durch, das Wolkengebirge schob sich immer näher, das Blau des Horizonts war einem Grau gewichen, und der Wind war stärker geworden. Nicht mehr lange, und alle Spuren am Ablageort würden in einem Regenschauer vernichtet werden. Die Leiche musste schleunigst von hier weg. Und die Laken auch. Sie rechnete nach. Wenn das Opfer mindestens acht Stunden tot war, war er gestern gegen elf Uhr abends gestorben. Wenn noch drei Stunden dazukamen, war es acht Uhr abends. Und wenn das Opfer irgendwo in seiner Wohnung oder in einem anderen beheizten Raum getötet worden war, dann würde sich der Todeszeitpunkt noch einmal ändern.

„Wie lange werden Sie brauchen, bis Sie einen genaueren Todeszeitpunkt bestimmen können?“

Professor Meinhardt schaute sie lange an. „Das kann ich nach der Obduktion sagen. Wie gesagt, die Raumtemperatur spielt eine Rolle, überhaupt die Temperatur, ist er zugedeckt gewesen, hat er neben einer Heizung gelegen, ist er im Auto zwischengelagert worden? Hat das Auto in einer Garage oder draußen gestanden? Sie sehen …“

„… es gibt keine genaue Möglichkeit, den Todeszeitpunkt zu bestimmen, wenn wir nicht wissen, wo der Tatort ist“, vollendete Levke den Satz und hätte sich am liebsten die Haare gerauft. Dummerweise steckten die im Zopf fest.

Eine Windböe fuhr ihr um die Ohren, fauchte wie ein Drachen.

Dieser Fall war kein normaler Fall, das spürte sie ganz genau. Dieser Fall würde Schillig in Aufruhr versetzen. Wenn nicht das ganze Wangerland.

Kapitel 2

Levke betrat das Tidenhub in Horumersiel. Es war bereits acht Uhr durch, als sie in ihrer Stammkneipe direkt hinter dem Deich ihren Parka an die Garderobe hängte. Ein Gemurmel unterschiedlichster Stimmen drang an ihre Ohren und legte sich wie eine Decke über ihr Gemüt. Sie war noch nicht einmal richtig zu Hause gewesen.

Hatte ihrem Vater nur schnell einen Döner vorbeigebracht, damit er wenigstens etwas aß. Seitdem er im Rollstuhl saß, kümmerte er sich kaum um den Haushalt, geschweige denn um seine Körperpflege. Wobei das auch mit dem Tod ihrer Mutter zusammenhängen konnte. Vielleicht sogar mehr als mit dem Rollstuhl.

Der Autounfall vor zehn Jahren hatte alles verändert. Ihr Vater war in einer Winternacht von der eisbedeckten Fahrbahn abgekommen, der Wagen hatte sich mehrmals überschlagen und war mit dem Dach auf einem steingefrorenen Acker liegengeblieben. Überhöhte Geschwindigkeit, sagten die ermittelnden Beamten.

Für ihre Mutter auf dem Beifahrersitz war jede Hilfe zu spät gekommen, ihr Vater hatte wochenlang im künstlichen Koma gelegen. Als er wieder ins Leben zurückgeholt wurde, mussten die Ärzte ihm mitteilen, dass er nicht nur seine Frau, sondern auch die Fähigkeit zu laufen verloren hatte. Querschnittslähmung.

Er tobte, schrie. Warum sie die Geräte nicht abgestellt hätten, warum sie ihn überhaupt geweckt hätten. Levke hörte seine Stimme in ihrem Ohr, als wäre es erst gestern gewesen. Das Brüllen, die Wut, den Hass. Er nahm sie gar nicht wahr, sah sie nicht einmal an. War nur auf sich fixiert und auf seine Beine. Die er nicht mehr spürte, die aber trotzdem schmerzten.

Er gab ihr die Schuld, das wusste sie. Weil sie seiner Meinung nach verantwortlich dafür war, dass man ihn am Leben erhalten hatte. Auch wenn sie nichts dafürkonnte. Er hätte schließlich eine Patientenverfügung erstellen können. Hatte er aber nicht. Genauso wenig wie ihre Mutter. Damit war den Ärzten gar nichts anderes übriggeblieben, als ihren Vater zu retten. Auch wenn er es nicht als Rettung sah.

Sie war ja nicht einmal bei dem Unfall dabei gewesen. Glücklicherweise. Seitdem übte sie sich jeden Tag darin, einfach alles an sich abperlen zu lassen, jede Gemeinheit; jedes schroffe Wort rann an ihr herunter wie an einem Robbenfell.

Manchmal spürte sie noch heute, wie etwas auf ihrer Brust saß, etwas Großes, Schweres, Unsichtbares. Das auf ihre Rippen drückte und sie zwang, schneller zu atmen, kürzer zu atmen.

Levke holte tief Luft, um das Monster von ihrer Brust zu verscheuchen. Noch immer stand sie in dem kleinen Flur der Kneipe, ungesehen von den Menschen, die dort drinnen auf sie warteten. Tomke, Veit und Annkathrin. Sie war nicht allein, aber das änderte nichts daran, dass in ihrem Inneren eine Leere herrschte, die sich nicht füllen ließ.

Mit der Zukunft? Sie blinzelte. Welcher Zukunft? Sie lebte mit einem alten Mann im Rollstuhl zusammen, der den ganzen Tag nichts anderes zu tun hatte, als neue Steine zu suchen, die er ihr in den Weg legen konnte.

Sie hatte es längst aufgegeben, sich zu wehren, verlegte alle ihre Gelüste auf das Essen. Etwas, was er ihr nicht wegnehmen konnte. Und doch fesselte sie sich dadurch noch mehr an ihn. Denn mit jedem Kilo, das sie zunahm, kam sie weniger aus Horumersiel weg. Im Gegenteil – sie spielte Roulette mit ihrer Gesundheit.

Sie streckte sich, soweit es möglich war, und atmete noch einmal tief durch, bevor sie aus dem Flur in den bis halbhoch holzvertäfelten Raum trat. Von der Decke baumelnd tauchten Schiffslampen die Kneipe in ein gelbliches, schummriges Licht. An der Wand hingen Schwarz-Weiß-Fotografien über die Seefahrt des letzten Jahrhunderts. Bärtige Seebären, die Netze reparierten, Krabbentrawler und die ersten Seenotkreuzer.

Es roch nach Bier und Wein, aber auch nach Schweiß und warmer Luft. Garniert mit dem durchdringenden Aroma von Pommes und Heringsbrötchen. Ihr Magen knurrte, doch sie schüttelte nur den Kopf und drängte sich an einigen Leuten vorbei zu ihren Freunden.

„Was ist denn los mit dir, willst du uns nicht sehen, oder warum schüttelst du den Kopf?“ Veits Stimme holte Levke in das Gemurmel der Kneipe zurück. Seine blonden Rauschgoldengelhaare hatte er zu einem Zopf gebunden. Sie setzte sich zu ihren Freunden an einen der abgewetzten Holztische. Veit versuchte, seine langen Beine zu einer Seite hin abzuwinkeln. Es sah nicht bequem aus. Levke drückte ihn kurz an sich.

„Nein, ich war nur gerade in Gedanken“, antwortete sie. „Wie geht’s dir, Tomke?“ Sie strich ihrer Freundin über die Schulter und musterte sie.

Tomke schnaubte. „Wie soll es mir schon gehen?“

„Also, ich finde, du hast schon wieder deutlich mehr Farbe als heute Morgen“, sagte Veit.

Annkathrin näherte sich dem Tisch, die schnittlauchartigen braunen Haare mit einem breiten Haarreif aus dem Gesicht gehalten, und gab Tomke einen Kuss auf die Wange. „Moin, Levke, was darf ich dir bringen?“

„Ein Pils, bitte. Und ein Schnitzel mit Pommes. Ich bin heute noch gar nicht zum Essen gekommen. Also, nicht so richtig. Heute Mittag gab’s nur einen Döner auf die Hand. Und ein Stück Schokolade, das ich noch in der Schublade hatte.“

Tomke zog die Augenbrauen hoch. „Das ist doch nicht nichts. Sondern eine ganze Menge. Willst du wissen, was ich heute gegessen habe?“

Nein, das wollte Levke nicht. Ihr war schon klar, dass Tomke ihr Essverhalten als krank bezeichnete. Nicht umsonst hatte sie sie mehrfach gedrängt, zum Arzt zu gehen. Aber Levke zögerte es immer wieder hinaus.

„Nichts. Ich habe nichts gegessen. Mir wird jetzt noch schlecht, wenn ich nur daran denke.“

Annkathrin strich Tomke über den Kopf und drückte sie kurz an sich. „Hey, mein Schatz, alles gut. Es ist vorbei. Und ganz ehrlich, du solltest essen. Damit dein Kreislauf nicht zusammenklappt. Ich bring dir mal eine Folienkartoffel mit Kräuterquark und Nordseekrabben, in Ordnung?“

Tomke riss die Arme hoch und verzog das Gesicht. „Wenn’s sein muss …“

„Ja, muss“, antwortete Annkathrin bestimmt und verschwand wieder.

„Ich wusste gar nicht, dass du so heftig auf Tote reagierst.“ Levke war sich nicht sicher, wie Tomke das jetzt verstehen würde.

Diese schnaubte wieder. „Ja, okay, ich reagiere heftig. Ist das jetzt verboten? Ich kann eben keine Toten sehen. Und der hatte auch noch diese Riesenwunde am Kopf. Diese Ärztin hat genau in dem Moment nach dem Puls gesucht, als ich hingesehen habe. Mir ist sofort schlecht geworden. Ich finde, Tote sehen einfach nicht mehr aus wie Menschen. Also, schon wie Menschen, aber irgendwie fehlt ihnen das Menschliche. Verstehst du, was ich meine?“

„Ihnen fehlt die Seele.“ Veit nickte bedächtig und schwenkte den Wein in seinem Glas.

Tomke deutete mehrmals mit dem Zeigefinger auf ihn. „Genau! Das ist es. Die Seele. Die ist von ihnen gegangen. Und zurück bleibt nur eine kalte Hülle. Leer und leblos. Da ist nichts mehr, was diesen Menschen einmal ausgemacht hat. Ich finde das gruselig.“

Das konnte Levke deutlich sehen. Eine Gänsehaut zeigte sich auf Tomkes Unterarmen, wo sie ihre Hemdsärmel hochgekrempelt hatte. Ihr selbst war zwar auch nicht wohl beim Anblick einer Leiche, aber so wie Tomke das beschrieb, hatte sie es noch nicht betrachtet. Nur als sie damals ihre eigene verstorbene Mutter im Krankenhaus gesehen hatte, da war sie ihr auch fremd vorgekommen. Nicht mehr wie der Mensch, den sie gekannt hatte. Als wäre dort eine Skulptur von ihr gelegen. Eine sehr gute Skulptur, aber eben nur eine Kopie. Sie wischte den Gedanken beiseite, sie wollte sich heute nicht mehr mit ihren Eltern befassen.

„Habt ihr schon was herausgefunden?“ Veit trank einen Schluck aus seinem Weinglas.

Annkathrin brachte das Pils und das Schnitzel mit Pommes. Vor Tomke stellte sie einen Teller mit einer Folienkartoffel. „Iss!“, befahl sie und verschwand schon wieder an den nächsten Tisch.

Das Tidenhub war gut besucht, kein Wunder, es war momentan eine der wenigen Kneipen in Horumersiel, die keine Betriebsferien machte. Wie in den meisten Urlaubsorten an der Küste nahmen die Inhaber der Gastronomie und Souvenirläden im Winterhalbjahr ihren Urlaub, um im Sommerhalbjahr wieder voll und ganz für die Touristen da zu sein.

„Heute ging es zu wie in einem schlechten Krimi.“ Levke stopfte sich einige Pommes in den Mund und kaute hastig, schnappte nach Luft.

Verdammt, waren die heiß! Sie griff nach ihrem Pils und spülte die Pommes hinunter. Atmete tief durch – besser. „Wir haben immer noch keine Ahnung, wer der Tote ist. Er passt auf keine der Vermisstenanzeigen hier in der Gegend. Wir weiten es jetzt auf ganz Niedersachsen aus. Und wenn das nicht reicht, auf ganz Deutschland. Der Rechtsmediziner hat wahrscheinlich noch nicht einmal mit der Obduktion angefangen, wollte aber morgen noch Tests machen, die den Todeszeitpunkt näher eingrenzen sollen, weil wir ja nicht wissen, wo der Tatort ist. Wir kennen nur den Fundort.“

Veit runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht ganz, was meinst du damit? Wo der Tatort ist?“

Stimmt, Veit wusste ja noch nichts. Er hatte Tomke nur abgeholt und war wieder gefahren, hatte die Leiche gar nicht zu Gesicht bekommen. Und Tomke hatte bestimmt nichts davon erzählt. Levke umriss kurz, was sie wusste. Es schadete bestimmt nicht, wenn sie ein wenig mit ihren besten Freunden besprach, da die Touristengruppe diese Informationen ebenfalls mitbekommen hatte. Vermutlich stand das alles sowieso morgen in der Zeitung.

Trotzdem spürte sie, wie ihr Magen arbeitete. Aber sie würde ihnen nicht erzählen, dass Jörn mittlerweile herausgefunden hatte, dass der Täter mindestens die gleiche Statur wie das Opfer haben musste, dass er eher noch etwas größer und kräftiger gewesen war als der Tote. Um die ein Meter neunzig, hatte er gemeint. Und gut trainiert. Sonst hätte er den leblosen Körper nie einen Kilometer weit tragen können. Meinhardt hatte Jörn zuvor noch mitgeteilt, dass das Opfer laut seiner Waage zweiundsiebzig Kilo gewogen hätte, bei einer Größe von einem Meter zweiundachtzig.

Jörn hatte daraufhin mit seiner Gruppe eine Testreihe durchgeführt, indem sie einen siebzig Kilogramm schweren Sack von verschiedenen Menschen unterschiedlicher Statur einen Kilometer weit schleppen ließen. Falls der Täter überhaupt vom Parkplatz aus gekommen war. Jörn erklärte, er hätte auch über den Seeweg mit einem Boot am Strand anlegen können. Nachts war das Wasser gestiegen, Höchststand war kurz nach drei Uhr morgens gewesen. Und heute früh hatte sich das Meer schon wieder etwas zurückgezogen, wenn auch noch nicht viel. Das hätte dem Täter eine weitere Möglichkeit geboten, die Leiche abzulegen ohne die ganze Plackerei. Trotzdem ging Jörn davon aus, dass es sich bei dem Unbekannten um einen Mann handelte. Selbst eine kurze Strecke war eine Tortur mit einem siebzig Kilogramm schweren Sack über den Schultern.

„Tomke meinte, das Opfer wäre inszeniert worden, stimmt das?“ Veit holte Levke aus ihren Gedanken zurück. Seine Augen leuchteten, und er beugte sich zu ihr. Sein Weinglas rührte er nicht an.

Levke warf Tomke einen Blick aus zusammengekniffenen Augen zu, doch die zuckte nur mit den Schultern und schaute an ihr vorbei. Levke stöhnte leise. „Veit, du weißt ganz genau, ich darf keine Ermittlungsinterna weitergeben. Nur so viel: Ihm ist nicht einfach nur der Schädel eingeschlagen und der Körper dann dort abgelegt worden, sondern da hat sich jemand richtig Mühe gegeben.“ Sie schnitt ein Stück von ihrem Schnitzel ab, tauchte es in Ketchup und steckte es in den Mund.

Tomke winkte ab. „Hör bloß auf damit, mir wird gleich wieder schlecht.“

„Ja, weil du deine Kartoffel immer noch nicht gegessen hast.“ Veit rollte mit den Augen. Dann wandte er sich wieder Levke zu. „Hast du ein Bild von dem Toten?“

„Veit, ich kann dir das nicht zeigen. Wir sind doch noch mitten in den Ermittlungen und wissen noch gar nicht, wer der Tote überhaupt ist. Das kann mich in Teufels Küche bringen, wenn ich dir ein Foto zeige.“

„Und ich will es gar nicht erst sehen.“ Tomke zog die Nase hoch.

„Wissen wir, Miss Hypersensibel.“ Veit verzog das Gesicht und neigte den Kopf zur Seite.

Tomke kniff Mund und Augen zusammen.

„Du brauchst mich gar nicht so böse anzuschauen.“ Veit rollte mit den Augen. „Wir haben das jetzt zur Genüge gehört, dass du dich vor dem Toten fürchtest. Dann schau halt weg, wenn Levke ein Foto zeigt.“

„Moment mal!“ Levke schüttelte den Kopf. „Ich habe gesagt, dass ich euch kein Foto zeigen werde.“

„Glaubst du nicht, dass einer von den Touris heimlich Bilder gemacht hat? Also, wo ist das Problem? Ich könnte dir vielleicht helfen.“

Levke runzelte die Stirn. „Helfen?“

„Ja, vielleicht kenne ich den Mann ja. Und ich habe ein Auge für auffällige Merkmale, immerhin habe ich Kunst studiert.“

Levke prustete. „Auffällige Merkmale. Was erwartest du dir denn?“

„Na gut, das ist vielleicht übertrieben.“

Levke ließ seine Worte kurz wirken. „Ich wusste gar nicht, dass du so ein Gaffer bist.“

Doch ihr Freund ging gar nicht darauf ein. „Da passiert einmal was Interessantes in diesem Kaff, und du bist nicht bereit, ein einziges Foto mit uns …“ Ein Blick wie ein Pfeil traf ihn aus Tomkes Augen. „… ähm, ich meine natürlich mit mir zu teilen? Als ob ich jemandem davon erzählen würde.“

Levke seufzte. Und klar, normalerweise war in Horumersiel kaum etwas los um diese Jahreszeit.

Noch dazu war Veit vor einigen Wochen von seiner Frau Anneke verlassen worden. Und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, hatte sie den gemeinsamen vierjährigen Sohn August mitgenommen, worunter Veit ziemlich litt.

Wahrscheinlich versprach der unbekannte Tote eine willkommene Ablenkung. Aber durfte sie aus diesem Grund ein Foto weiterreichen? Was, wenn ihm tatsächlich etwas auffiel, was ihr bisher entgangen war? Außerdem würde Veit sie bestimmt nicht verraten.

Sie tippte mit den Fingern auf ihrem Smartphone herum und zeigte ihrem Freund den Bildschirm, auf dem das Opfer zu sehen war. Tomke drehte ihnen demonstrativ den Rücken zu.

Veit starrte auf das Display, kniff die Augen zusammen, nahm das Smartphone auf und vergrößerte einzelne Ausschnitte. Dann kratzte er sich am Kopf und legte das Telefon wieder auf den Tisch.

„Kennst du den Mann?“, fragte sie Veit.

„Nein, da muss ich passen. Aber ich glaube, ich habe diese … Inszenierung schon einmal gesehen. … ja, doch … das könnte tatsächlich ein bekanntes Bildmotiv sein.“

Levke horchte auf. „Was meinst du damit? Könnte sein … Ein Motiv? Von einer Skulptur? Einer Postkarte?“

Doch Veit schüttelte den Kopf. „Könntest du mir das schicken? Ich würde es dann zu Hause mit meinen Fachbüchern abgleichen. Ich habe eine Ahnung, aber ich möchte erst sicher sein, bevor ich etwas dazu sage.“