Leseprobe Tödliches Spiel

Bestie von Brentwood zu lebenslanger Haft verurteilt

29. Oktober 1987

Lillian Grimes, eine Hälfte des tödlichen Bestien von Brentwood-Duos, wurde vom Chelmsford Crown Court wegen der Ermordung von neun jungen Frauen zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Richter Michael Devine wies die Serienmörderin, die jede Beteiligung an den Taten bestritt, darauf hin, dass sie eine Gefahr für die Öffentlichkeit darstelle und niemals freigelassen werden dürfe. Die Leichen von sechs jungen Frauen im Alter von dreizehn bis dreiundzwanzig Jahren wurden auf dem Gelände der Newbold Street 13 in Brentwood gefunden, wo Lillian und ihr Mann Jack Grimes seit 1972 lebten. Darunter befanden sich auch die Überreste ihrer Tochter Sally-Ann Grimes, die hinter einem mit Brettern verkleideten Kamin entdeckt wurden.

Die 34-jährige Mutter von vier Kindern beteuerte wiederholt ihre Unschuld, als sie trotz erdrückender Beweise gegen sie verurteilt wurde. Beweise, die nach Ansicht ihres Anwalts von der Polizei manipuliert wurden, um eine erfolgreiche Anklage zu erreichen. Die Angeklagte wird gegen das Urteil Berufung einlegen.

Lillians Ehemann Jack, 39, wurde zwei Monate vor dem Prozess tot in seiner Zelle aufgefunden, wo er sich Berichten zufolge darauf vorbereitete, den Aufenthaltsort von drei der Opfer preiszugeben. Den Behörden zufolge wurde sein Tod durch ein nicht diagnostiziertes Herzleiden verursacht.

Jack und Lillian Grimes wurden nach einer Hausdurchsuchung im Zusammenhang mit dem Verschwinden der fünfzehnjährigen Sally-Ann Grimes festgenommen. Die übrigen drei Kinder des Paares wurden in die Obhut des Jugendamts übergeben.

Die Geschworenen, bestehend aus fünf Männern und sechs Frauen, wurden vor Gericht mit erschütternden Beweisen konfrontiert. Sie erfuhren unter anderem, wie das Ehepaar acht der neun Opfer in ihr Haus lockte, bevor es ihnen grausame sexuelle Gewalt antat. Anschließend wurden sie brutal ermordet und im Garten, in den Hohlräumen der Wände und unter den Dielenbrettern ihres Hauses verscharrt. Lillian Grimes behauptete, der Tod von Sally-Ann sei ein Unfall gewesen, doch die gerichtsmedizinischen Untersuchungen ergaben, dass sie einen schweren Schlag auf den Kopf erhalten hatte. Die Geschworenen wiesen Grimes’ Unschuldsbeteuerungen zurück, als sie zu den Todesfällen befragt wurden, und befanden sie nach elfstündiger Beratungspause für schuldig.

Der ermittelnde Kommissar, Detective Chief Inspector Robert Winter von der Polizei Essex, erklärte, dass weitere Ermittlungen zum Verbleib der drei Opfer, deren Leichen noch nicht gefunden wurden, im Gange seien.

KAPITEL EINS

1986

Es war das ungewöhnliche Kratzen, das Poppy an einen Ort brachte, der sonst für sie tabu war. Sie rümpfte die Nase, als ihre nackten Füße die kalten Stufen berührten, und wünschte sich, sie könnte den moderigen Duft abschütteln. Sie wollte nicht zu viel über die Spinne nachdenken, die die riesigen Spinnweben an den Dachsparren des Kellers gewebt hatte. Poppy schaute sich im Raum um und betrachtete die abgeblätterte Farbe und die Kartons, die sich an den Wänden stapelten.

„Hammy“, rief sie leise und ihr Herz hämmerte aufgebracht in ihrer Brust. Sie hatte ihren Schlafsaft weggeschüttet, weil sie keine Albträume haben wollte, die er normalerweise verursachte. Doch als sie im Bett lag und nicht schlafen konnte, hatte sie nicht aufhören können, an ihr Haustier zu denken, das ausgebüxt und allein in der Dunkelheit unterwegs war. „Hammy“, rief sie ein zweites Mal leise, während ihre Füße immer kälter wurden.

Im schummrigen Licht schlich sie sich auf Zehenspitzen an der alten Matratze vorbei. Sie wusste nicht, warum ihr Vater ein Bett in dem Raum brauchte, in dem er arbeitete, aber die roten Flecken machten ihr Angst. Als sie die Kellertreppe wieder hinaufschaute, fragte sie sich, ob ihr Hamster es wirklich allein bis hierher geschafft haben konnte. Scharren … Kratzen … Knarzen … die Geräusche kamen von einer großen Holztruhe in der Ecke des Raumes, aber für einen Hamster war es sehr laut. Poppy versteifte sich. Wenn es nicht Hammy war, der dieses Geräusch machte, was war es dann?

„Was machst du hier unten?“, rief Sally-Ann vom oberen Ende der Treppe aus und ließ Poppy zusammenzucken. Ihre ältere Schwester war eher wie eine Mutter für sie, die sich um sie kümmerte, wenn Mama und Papa nicht da waren. Aber heute schienen Sally-Anns Augen so groß wie Unterteller zu sein, und die Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen.

Poppy biss sich auf die Lippe. Sie hatte die Regeln gebrochen. Jetzt steckte sie in großen Schwierigkeiten. „Hammy ist entwischt“, flüsterte sie und zeigte auf die Ecke des Raumes. „Er ist da drüben.“ Aber das Kratzen hatte aufgehört und war durch ein leises Stöhnen ersetzt worden. Poppy zog die Ärmel ihres My Little Pony-Nachthemds über ihre Hände und krallte ihre Finger in den Stoff, während sie ihre Fäuste ballte. Am liebsten hätte sie sich den Daumen in den Mund gesteckt, aber das würde eine weitere Standpauke nach sich ziehen, und sie würde schon genug Ärger bekommen.

Sally-Anns Füße berührten kaum die Stufen, als sie zu ihr runterkam. „Das ist nicht Hammy“, flüsterte sie und blickte in Richtung des Lichtschachts am oberen Ende der Treppe und dann wieder zu Poppy. „Und du solltest nicht hier sein.“ Ihre Stimme quiekte, als eine Tür oben zuschlug. „Das ist Dad. Gott, wenn er uns hier erwischt, sind wir erledigt.“ Sie packte Poppy am Arm und zerrte sie zurück, um auf dem gleichen Weg zu fliehen, den sie gekommen waren. Aber es war zu spät. Schwere Schritte kamen den Flur hinunter und wurden immer lauter.

Poppys Fingernägel bissen in ihre Handflächen und sie spannte sich immer weiter an. Wenn Daddy sie hier unten erwischte, würde er sie mit seinem Gürtel hauen.

„Schnell, versteck dich“, flüsterte Sally-Ann und ihre Fingernägel bissen in die empfindliche Haut an ihrem Arm, als sie sie mit sich zog.

„Du tust mir weh“, jammerte Poppy und ihr kamen die Tränen. Eigentlich wollte sie sagen, dass sie Angst hatte: mehr Angst als jemals zuvor in ihrem ganzen Leben. Der ängstliche Blick ihrer Schwester verriet ihr, dass mehr als nur ein paar Hiebe auf sie wartete. Sie wusste, dass Sally-Ann Dinge gesehen hatte, geheime Dinge, von denen sie ihr nicht erzählen konnte. Die Schritte kamen immer näher. Ihr Vater war nur noch Sekunden entfernt. „Versteck dich hier drin“, keuchte Sally-Ann und schob ihre Hände unter Poppys Achseln, als sie sie in die Luft hob. „Nicht weinen. Gib keinen Laut von dir, egal, was passiert. Hörst du? Egal, was passiert, sonst bist du auch dran!“

Poppy fand sich in einem Wäschekorb wieder, der zur Hälfte mit schmutziger Bettwäsche gefüllt war. Die Flecken hatten die gleiche Farbe wie die auf der Matratze: braunrot. Ihr Herz hämmerte, als sie sich in den kleinen Korb zwängte. Dann kam ihr ein Gedanke, der eigentlich zu schrecklich für eine Vierjährige war: Die getrocknete, blättrige Substanz war Blut. Sie unterdrückte ein Wimmern, als Sally-Ann sie mit einem Laken zudeckte und den Deckel wieder aufsetzte. Sie blinzelte ihre Tränen zurück und schob den Bettbezug etwas zur Seite, der sie bedeckte. Durch eine Lücke im Weidengeflecht konnte sie einen kurzen Blick auf ihren Vater erhaschen, der die Treppe hinunterging. Groß und breitschultrig, wirkte er wie ein Riese von einem Mann, als er einen Schluck aus der Flasche in seiner Hand nahm. Seine Mundwinkel verzogen sich, als er sich im Raum umsah, und Poppy betete, dass ihre Schwester rechtzeitig ein Versteck gefunden hatte. Sie konnte nicht an das Blut auf den Laken denken und daran, warum ihr Vater die Truhe aus der Zimmerecke über den kalten Steinboden zog. Ein Lächeln kräuselte seine Lippen, aber es war bösartig. Ihr Kinn bibberte, als sie stumm einatmete und sich wünschte, sie wäre wieder in ihrem warmen Bett.

Als ihr Vater einen nackten und blutverschmierten Körper aus der Truhe hob, presste Poppy erst eine, dann die zweite Hand auf ihren Mund, um ihren Schrei zu unterdrücken. Doch Sally-Ann war nicht so gut darin, ihren eigenen Rat instinktiv zu befolgen, und Poppy zuckte zusammen, als sie das ängstliche Einatmen ihrer Schwester hörte. Die Reaktion ihres Vaters kam augenblicklich. Er ging hinter die Kartons, zog Sally-Ann an ihren Zöpfen heraus und hob die Flasche auf, die er auf dem Boden stehengelassen hatte. Wutentbrannt zerrte er an ihrem Haar und hob die Flasche in die Luft.

Poppy schloss ihre Augen ganz fest und steckte sich die Finger in die Ohren, um die Geräusche auszublenden. Das konnte nicht wahr sein. Das konnte nicht passieren. Warmer Urin rann an ihrem Schenkel hinab und begleitete das kalte Gefühl der Angst.

Poppy wusste, dass dieser Moment nur allzu real war. Unwillkürlich öffnete sie die Augen und sah ihre Mutter die Treppe hinunterkommen. „Was hast du getan?“ Lillian schnappte entsetzt nach Luft und sah sich um.

Poppy schluckte ihre Tränen hinunter und folgte dem Blick ihrer Mutter, um Sally-Ann zu sehen, die zusammengesunken und leblos vor den Stufen zur Kellertür lag.

KAPITEL ZWEI

September 2018

Der Regen prasselte unaufhaltsam auf die schwarzen Regenschirme hinab, doch vermochte das Schluchzen der Trauernden nicht zu übertönen. Amy beneidete sie um ihre Tränen und senkte ihr Haupt als Zeichen des Respekts. Die Met-Kollegen ihres Vaters, die nun auch die ihren waren, hatten ihn stolz gemacht. Sie beugte sich vor, nahm eine Handvoll feuchter Erde und warf sie auf den Sarg. Darauf folgten ein paar Rosen, und Amy fand Trost in der Wand aus verregneten Polizeiuniformen, die sich versammelt hatten, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.

Sie konnte nicht verhindern, dass sie sich versteifte, als ihr Bruder Craig seinen Arm um ihre Schulter legte. Er drückte sie kurz, zog sich aber sofort wieder zurück, woraufhin sie ihn mit einem entschuldigenden Halblächeln bedachte. Was für ein Freak war sie bitte? Unfähig, bei der Beerdigung ihres Vaters zu weinen, und jetzt nicht in der Lage, eine liebevolle Umarmung zu akzeptieren. Sie zog ihre Handschuhe aus, steckte sie in ihre Manteltasche und berührte die harten Kanten des 007-Schlüsselanhängers, den ihr Vater ihr sechs Monate zuvor geschenkt hatte. Sie räusperte sich und spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte, als sie ihren Kummer hinunterschluckte. Wer würde sich jetzt noch Bond-Filme mit ihr ansehen?

***

Nur vierundzwanzig Stunden nach der Beerdigung fand Amy sich im Ledersessel in Dougie Griffiths Bungalow wieder. Es war der Sessel, in dem ihr Vater gesessen hatte, wann immer er in den letzten acht Jahren einmal pro Woche seinen Ex-Partner besucht hatte.

Amys graue Augen huschten über die Fotos auf dem Kaminsims, auf denen Dougies gesamte Lebensgeschichte zu sehen war: ein verwackeltes Foto seiner Eltern, die in der Hoffnung auf ein besseres Leben aus Jamaika ausgewandert waren, die Wohnung im Osten Londons, in der Dougie aufwuchs, und ein Bild von seinem ersten Schultag. Das nächste Foto zauberte Amy ein Lächeln ins Gesicht, als sie Dougie an seinem ersten Tag in Polizeiuniform betrachtete, seinen Afro unter dem Helm plattgedrückt, die Brust vor Stolz geschwollen. Nachdem er Amys Vater bei der Polizei in Essex kennengelernt hatte, waren sie zusammen zur Met gewechselt. Doch ihre Arbeitsbeziehung war kurz, weil Dougie so schlimm verletzt wurde, dass er an den Rollstuhl gefesselt wurde. Amys Blick fiel auf das letzte Bild, auf dem Dougie und ihr Vater mit erhobenen Gläsern in einem Pub ihre letzte Festnahme feierten. Es war ihr unbegreiflich, wie ein Herz, das so heftig für die Gerechtigkeit schlug, ohne Vorwarnung stillstehen konnte und sie der Möglichkeit beraubte, sich zu verabschieden. Amy seufzte. Ein so starker Geist wie der ihres Vaters konnte sich nicht einfach in Luft auflösen. Irgendwo musste es einen Teil von ihm geben, der sie zum Weitermachen aufforderte.

„Ich würde dir ja sagen, dass du nach Hause gehen sollst, aber das wäre wohl reine Zeitverschwendung“, riss Dougies Ostlondoner Akzent sie aus ihren Gedanken.

„Danke“, brummte Amy, nahm einen Schluck von dem heißen, süßen Tee und schenkte ihm ein angespanntes Lächeln. „Du weißt, wie sehr Dad seine Traditionen liebte. Ich werde diese nicht brechen.“

Dougie manövrierte seinen Rollstuhl fachmännisch neben sie, ohne einen Tropfen Tee zu verschütten, der auf dem Tablett auf seinem Schoß balancierte. Diese kleinen Erfolge hatten lange auf sich warten lassen und ihr Vater hatte bei jedem einzelnen davon eine wichtige Rolle in Dougies Leben gespielt. Dougies Stimme war jetzt sanft, und in seinen honigbraunen Augen lag eine tiefe Sympathie.

„Sweetheart, dein Vater ist gerade gestorben. Es ist dein gutes Recht zu trauern. Fühle dich nicht verpflichtet, alte Traditionen weiterzuführen.“

„Ich fürchte, du wirst mit mir vorliebnehmen müssen, ob du nun willst oder nicht“, antwortete Amy und ihre Augen funkelten, während sie ihre Tränen zurückhielt. „Und glaub mir, ich mache das nicht aus Pflichtgefühl. Niemand kocht so guten Tee wie du.“

Dougie gluckste. „Wenn das so ist, steht meine Tür jederzeit offen.“ Er verstummte kurz und nippte an seinem Tee. „Wie lebst du dich bei deinem neuen Team ein? Hast du schon irgendwelche großen Fälle übernommen?“

Amy ließ sich entspannt in den Sessel zurücksinken – das Thema Arbeit war ihr sehr willkommen. Es war sicher. „Ich komme mit meinem DS gut zurecht. Kennst du ihn? Patrick Byrne? Er war mal mein Tutor. Hat ein paar Jahre mit Schusswaffen gearbeitet, bevor er zur CID wechselte. Dunkles Haar, um die fünfundvierzig …“ Es war nicht ungewöhnlich, dass Beamte im Laufe ihrer Karriere bei der Polizei verschiedene Aufgaben übernahmen.

„Paddy Byrne? Ja, ich kenne den Kerl. Mit ihm als Einsatzkoordinator wird dir an nichts fehlen.“

Amy nickte. Patrick ‚Paddy‘ Byrne war ihr engster Vertrauter unter den Kollegen, obwohl sie unterwegs ein ungewöhnliches Paar abgaben. Er war zehn Jahre älter und gute dreißig Zentimeter größer als sie, aber was Amy an Größe fehlte, machte sie durch ihren flinken Geist wett, und im Kampf gegen die Kriminalität waren sie ein beeindruckendes Team. „Der Rest des Teams scheint froh zu sein, mich an Bord zu haben, obwohl das mehr mit Dads Ruf zu tun hat als alles andere.“

„Du wirst dich schon noch beweisen.“ Dougie warf ihr einen wissenden Blick zu. „Wie gehts Craig? Ich konnte bei der Beerdigung nicht mit ihm reden.“

Wie sie war auch Amys Bruder an seinem achtzehnten Geburtstag zur Polizei gegangen. Aber da Craig fünf Jahre älter als sie war, hatte er einen erheblichen Vorsprung. Ihr Konkurrenzdenken sorgte für Reibereien zwischen ihnen, und er war erst kürzlich zum Detective Inspector der CID befördert worden. „Er ist früh aufgebrochen“, sagte sie, ohne ins Detail gehen zu wollen. Sie liebte ihn und wollte nicht hinter seinem Rücken schlecht über ihn reden.

Dougie schien zu spüren, dass sie sich unwohl fühlte, und wechselte das Thema. „Ich werde deinen Vater vermissen. Es wird nicht dasselbe sein ohne ihn.“

Amy leerte den letzten Schluck ihres Tees. Sie konnte sich vorstellen, wie Dougie und ihr Vater über alte Kriegsgeschichten redeten, während sie ein Pint zusammen tranken. Ein Schatten zog über ihr Gesicht bei der Aussicht, ihn nie wiederzusehen. Sie drehte sich zu Dougie um, und ihre Augen trafen die seinen. „Ich werde ihn stolz machen. Ich werde ihn nicht enttäuschen.“

„Er war immer stolz auf dich. Schau dir an, was du alles überwunden hast.“ Er schüttelte den Kopf. „Du hattest nicht den leichtesten Start ins Leben, das steht fest.“

Amy stellte ihre leere Tasse auf dem Kaffeetisch ab und starrte ihn mit einer Mischung aus Neugier und Überraschung an. „Was meinst du?“

Dougie bewegte sich in seinem Stuhl und wandte seinen Blick ab. „Ignorier mich, ich bin ein rührseliger alter Mann. Lass mich uns lieber einen richtigen Drink holen und dann stoßen wir auf deinen Vater an.“

Amy wusste es besser, als ihm anzubieten, ihm zu helfen. Er würde auch ohne ihre Unterstützung an die Flasche jamaikanischen Rum im Küchenschrank kommen. Doch während er nach den Gläsern und dem Eis suchte, spürte sie, wie sie ein kalter Schauer überkam. Sie zog die Ärmel des warmen Wollpullovers über ihre Hände, den sie eine Stunde zuvor angezogen hatte. Sie ballte die Fäuste, konnte den plötzlichen Anflug von Angst, der sie durchfuhr, nicht einordnen. Überrascht von ihrer inneren Unruhe hielt sie den Atem an, als sie sich daran gewöhnte. Amy schüttelte die Hände aus und nahm dann das Glas mit Rum und Eis an, das ihr angeboten wurde, und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen.

„Auf deinen Vater.“ Dougie hob seinen Blick zur Decke, während er sein Glas hochhielt. „Und auf deine Zukunft.“

Amy stieß ihr Glas gegen Dougies, sodass es klirrte, während sie seine Worte wiederholte. Aber der kalte Schauer hatte ein seltsames Gefühl in ihr hervorgerufen. Eines, das ihr sagte, dass die Vergangenheit noch nicht mit ihr fertig war.