PROLOG
Der Blick des Eindringlings schweifte über das schlafende kleine Mädchen. Wie sicher musste sie sich in ihrem großen Zimmer fühlen. Beschützt. Er grollte hasserfüllt. Der Laut kam tief aus seiner Brust. Die Gedanken des Entführers waren dunkel und verzehrten alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Er konnte sein Gehirn pulsieren spüren. Die Gedanken quälten ihn, immerhin hatte er jahrelang darüber nachgedacht und geplant, ohne Erleichterung zu bekommen.
Er fuhr mit den Fingern über den Schminktisch und schaute sich in ihrem luxuriösen Zimmer um. Sein Blick fiel auf das Holzschaukelpferd, frisch lackiert, samt Echthaarmähne und Schweif. Auf den Schafsfellteppich, der auf dem Boden ausgebreitet lag. Er öffnete die Schranktür und berührte die Kleider des kleinen Mädchens. Er spürte, wie ihm die Galle die Kehle hochstieg. Sie hatte eine Mütze aus Kaninchenfell, einen pelzgefütterten Mantel – unschuldige Kreaturen waren dafür gehäutet worden. Das Leid der Tiere war den Bewohnern dieses Haushalts egal.
Auch der Schmerz der Menschen kümmerte sie nicht. Das Knistern der Flammen im Erdgeschoss drang an seine Ohren und erinnerte ihn an seine Aufgabe, und deren Dringlichkeit.
„Wer bist du?“ Ellen blinzelte, als sie aufwachte und ihn am Ende ihres Bettes stehen sah. Der Mondschein sickerte durch ihre Schlafzimmergardinen und spendete ihr genug Licht, um seine Umrisse zu erkennen.
„Schhh“, hauchte er und presste kurz einen Finger gegen seine Lippen. „Das ist ein Geheimnis.“
„Bist du der Buhmann?“, fragte das kleine Mädchen und setzte sich auf. Ihr Mund stand offen und ihre Zunge glitt über ihre Vorderzähne.
Der Mann lächelte. Sie war reif, furchtlos. So ganz anders als andere Mädchen in ihrem Alter. Die vierjährige Ellen lebte in einer Blase, war von der echten Welt abgeschirmt worden und wusste nichts von den Gefahren, denen sie ausgesetzt war … bis jetzt. Sie strich sich die blonden Locken aus den Augen und blinzelte, um besser sehen zu können.
„Das Haus steht in Flammen“, sagte er. „Wir müssen raus.“ Er nahm ihre Brille vom Nachttisch und reichte sie ihr, wobei er das Zittern in seiner Hand bemerkte. Trotz all der Planung konnte er nicht glauben, dass er es so weit geschafft hatte. Konnte er das tatsächlich durchziehen? Es war zu spät, um jetzt noch einen Rückzieher zu machen.
Ellen atmete tief ein, als sie ihre Brille aufsetzte. Die meisten Kinder wären bei einer solchen Neuigkeit mit wild klopfendem Herzen aus dem Bett gesprungen. Aber nicht Ellen. Sie war anders, genau wie er.
Ein beißender Geruch drang durch das Schlafzimmerfenster und bestätigte ihr seine Worte.
„Zeit zu verschwinden“, flüsterte er und schlug sanft ihre Federdecke zurück. „Hier ist es nicht mehr sicher.“ Er war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet, seine Augen waren dunkle Seen, sein Schal und seine Mütze verbargen einen Großteil seines Gesichts. Aber man hätte ihn eh nicht identifizieren können. Schließlich war er ein toter Mann.
„Wo sind Mummy und Daddy?“, fragte Ellen mit ihren blauen Augen, die hinter den dicken Brillengläsern fast comicartig erschienen.
„Sie sind in Sicherheit.“ Er knirschte mit den Backenzähnen, aber er brachte die Worte über die Lippen. Wenn es nach ihm ginge, hätte er das Kind entführt, ohne ein Wort zu sagen, aber Zusicherungen war das beste Mittel, um sie ruhig zu halten. Schweiß stand ihm auf der Stirn, seine Muskeln waren angespannt, während Adrenalin durch seine Adern raste. Die Zeit wurde knapp, sein Stresspegel stieg und beschleunigte seinen Atem. „Wir müssen gehen. Jetzt.“ Er beugte sich vor und hob sie hoch. Die Zeit für Überredungskünste war vorbei.
Das Feuer war ein Ablenkungsmanöver, das die Babysitterin im Erdgeschoss in Panik versetzt hatte. Niemand sah, wie er mit dem Kind im Arm durch die Seitentür verschwand. Es würde nicht bei einem Kind bleiben. Er war auf dem Kriegspfad. Bald würden noch mehr Kinder unbemerkt aus ihren Heimen verschwinden.
Der Gedanke, dass der Gerechtigkeit endlich Genüge getan wurde, spornte ihn an, und er setzte das Kind auf den Rücksitz seines Mietwagens.
„Wohin fahren wir?“, fragte Ellen, als er sie anschnallte.
„Wir unternehmen ein Abenteuer. Und jetzt sei still. Ich muss mich konzentrieren.“ Er konnte es sich nicht leisten, dass seine Migräne zurückkam. Wenn der Schmerz ihn einholte, trat die Vernunft in den Hintergrund und seine Handlungen wurden von einer übermenschlichen Entität angetrieben. Das Heulen der Sirenen durchbrach die Stille der Nacht und spornte seine Bewegungen an, als er auf den Fahrersitz sprang. Sobald er den Wagen gestartet hatte, trat er das Gaspedal durch, und Kies klackerte gegen den Unterboden des Autos, als er davonraste.
KAPITEL EINS
Mit dem Lineal in der Hand stellte sich Amy auf die Zehenspitzen und streckte sich, um den Block mit den gelben Post-its auf dem obersten Regal zu erreichen. Sie verfluchte sich für ihre heutige Kleiderwahl und schaute über ihre Schulter, bevor sie das Lineal in die Tiefen des Regals stieß. Sie fluchte genervt. Hätte sie ihren Hosenanzug statt des Bleistiftrocks angezogen, hätte sie auf den Schreibtisch klettern und sich den Block schnappen können, bevor sie gesehen wurde. Solche Verstecke waren notwendig, seit die Verwaltung ihre Anfragen nach mehr abgelehnt hatte. Post-its waren wie Goldstaub.
„Hab ich dich!“, rief sie aus, als sie den Block aus dem Regal schoss. Doch ihr Triumph war nur von kurzer Dauer, als sie sah, wie ihre DCI sich duckte, um dem gelben Geschoss auszuweichen, das durch den Raum sauste.
„Nicht gerade die herzliche Begrüßung, die ich erwartet hatte“, sagte Pike trocken und hob den Block von Amys Büroboden auf. Zumindest nannte Amy es gerne ein Büro. In Wahrheit war es nur halb so groß wie das von DCI Pike, das sich im Stockwerk darüber befand und einen viel besseren Blick auf die Straßen darunter bot. Amys „Büro“ bot gerade genug Platz für das lächerlich hohe Bücherregal, einen abgenutzten Aktenschrank, zwei Drehstühle und ihren Schreibtisch.
DCI Pike trug einen grauen Hosenanzug und setzte ihre tiefen Stirnfalten gekonnt in Szene, als sie Amy musterte. Ihr braunes Haar war heller als Amys und sehr kurz, fast abgehackt frisiert, was ihren strengen Ausdruck markanter wirken ließ.
„Entschuldigung, Ma’am.“ Amy errötete und verstaute die Post-its in ihrer Schreibtischschublade. Genau wie die bereits darin liegenden Textmarker, Lineale und ihr Terminkalender würden sie im kommenden Jahr nicht mehr das Licht der Welt erblicken. Organisiert zu sein war wichtig, soweit es Amy betraf, obwohl ihr Leben in letzter Zeit eine beunruhigende Wendung von ihrer Routine genommen hatte. „Kann ich dir einen Kaffee anbieten?“, fragte sie, neugierig, was es mit dem unangekündigten Besuch auf sich hatte.
Amys Beziehung zu DCI Pike war seit ihrem letzten Fall sehr angespannt gewesen. In letzter Zeit fühlte sie sich jedes Mal, wenn sie allein waren, als stünde sie auf Messers Schneide. Dieses Treffen war da keine Ausnahme.
„Es ist ein neuer Fall reingekommen“, sagte Pike und verschwendete keine Zeit, ihre Anwesenheit zu erklären. „Es ist ein hochkarätiger Fall und muss mit Fingerspitzengefühl behandelt werden.“
„Das klingt ganz nach meinem Geschmack“, antwortete Amy, die hinter ihrem Schreibtisch stand. „Erzähl mir mehr.“ Amy war bei der Polizei für ihre unheimliche Gabe bekannt, sich in die Psyche der finstersten Straftäter hineinzuversetzen. Erst vor Kurzem hatte sie herausgefunden, woher ihre Intuition stammte, nachdem sie die Tür zu ihrer Vergangenheit als Kind fest hinter sich verschlossen hatte. Doch nun war die Tür aus den Angeln gehoben worden, und ihre dunkelsten Erinnerungen wurden zu einem wahren Albtraum, als die Wahrheit ans Licht kam. Doch sie würde diese Tatsache zu ihrem Vorteil nutzen. Menschen helfen, die sich nicht selbst helfen konnten.
Die Wahrheit war so schrecklich, dass sie es noch nicht öffentlich gemacht hatte. Bis zu ihrem vierten Lebensjahr war Amy von Serienmördern aufgezogen worden, die als die „Bestien von Brentwood“ bekannt waren. Es war ein Segen, dass ihre Adoptiveltern Robert und Flora Winter sie bei sich aufgenommen hatten. Nachdem sie kürzlich ihre leiblichen Geschwister kennengelernt hatte, war klar, dass Amy Glück gehabt hatte.
Ihr ganzes Leben lang hatte sie ihre schreckliche Vergangenheit verdrängt. Doch seit der Wiedervereinigung mit ihrer leiblichen Schwester Sally-Ann wurde sie von Albträumen über die Zeit im Haus der Familie Grimes heimgesucht. Sie musste neue, glücklichere Erinnerungen schaffen und ihre Schwester in ihr Leben integrieren, wenn sie eine Chance haben wollte, weiterzumachen.
„Hast du schon mal von Dr. Hugh Curtis gehört?“ DCI Pikes Stimme klang wie die einer Frau, die ihr ganzes Leben lang geraucht hatte.
Amy neigte ihren Kopf zur Seite. „Der Name kommt mir bekannt vor. Ist er berühmt?“
Pikes Blick ruhte auf dem gerahmten Foto von Amys Adoptivvater, Superintendent Robert Winter, das auf ihrem Schreibtisch stand. Für den Bruchteil einer Sekunde war die Trauer ihrer DCI über seinen Verlust offenkundig.
„Ja“, sagte Pike und holte tief Luft, um sich zu beruhigen. „Er wurde gerade mit einem OBE ausgezeichnet.“
Amy nickte. Was auch immer der Fall war, ihr Team würde sich perfekt darum kümmern. Es war für die Bearbeitung von Fällen mit hoher Priorität gebildet worden, die zwangsläufig in der Presse landen würden. „Um was geht es?“
„Kindesentführung. Dr. Curtis und seine Frau waren auf einer Wohltätigkeitsveranstaltung und ihre vierjährige Tochter Ellen wurde aus ihrem Zimmer entführt. Sie war in der Obhut eines Kindermädchens. Es sieht so aus, als hätte der Täter ein Feuer im Untergeschoss gelegt, um sie abzulenken.“
„Vier Jahre?“, sagte Amy und spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte. „Wirklich? Ich habe noch nichts in den Nachrichten gesehen.“
Jeden Morgen nach dem Aufwachen durchstöberte sie die Zeitungen und las die neuesten Schlagzeilen. Verbrechen, die Kinder involvierten, trafen sie am härtesten von allen.
„Die Feuerwehr hat uns auf die Brandstiftung aufmerksam gemacht. Wir wussten nichts von Ellens Verschwinden, bis ihre Großmutter es heute meldete.“ Gelächter ertönte außerhalb ihres Büros. Es stammte von DC Molly Baxter. Amy würde ihr schrilles Kicherns überall wiedererkennen. Aber ein scharfer Blick von DCI Pike durch das Fenster bereitete jeglicher Heiterkeit ein Ende.
„Sie arbeitet gern hier.“ Amy lächelte, aber Pikes Blick sagte ihr, dass sie die Polizeiarbeit schon lange nicht mehr liebte. Amy verschränkte die Arme vor der Brust, um die Kälte abzuwehren, die sich in den Raum geschlichen hatte. „Warum haben Ellens Eltern sie nicht als vermisst gemeldet?“
Sträflich vernachlässigende Eltern ließen ihre eigene Kindheit hochkochen. Die Wahrheit über ihre eigenen biologischen Eltern zu entdecken, hatte weitreichende Auswirkungen auf fast jeden Aspekt ihres Lebens.
„Ich möchte, dass du das herausfindest“, antwortete Pike.
„Glaubst du, dass Ellens Entführung ein Ablenkungsmanöver ist?“ Bei Verbrechen gegen Kinder war der Täter dem Opfer oft bekannt, sei es ein Freund, ein Verwandter oder jemand aus dem näheren Umfeld. „Könnte es sein, dass ihre Eltern etwas verheimlichen?“
„Möglich, aber ich bezweifle es.“ DCI Pike verlagerte ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Sie hatte sich nicht hingesetzt und obwohl Amys Beine langsam müde wurden, tat sie es Pike gleich und blieb starr stehen. Selbst jetzt ließ ihre kämpferische Ader nicht zu, dass sie klein beigab.
Pike fuhr fort: „Dr. Curtis ist ein intelligenter Mann. Hätte er die Sache eingefädelt, hätte er sich wohl eher wie alle anderen besorgten Eltern verhalten und uns sofort informiert.“
„Natürlich“, erwiderte Amy, leicht beschämt, dass sie so lange gebraucht hatte, um auf die gleiche Idee zu kommen. „Könnte Ellen nicht Angst vor dem Feuer gehabt haben und weggelaufen sein?“
„Ihre Großmutter besteht darauf, dass sie das nicht getan hätte – und in Anbetracht von Ellens Alter bin ich geneigt, ihr zuzustimmen. Die Babysitterin sagte, sie habe ihr eine Gute-Nacht-Geschichte vorgelesen, und als sie um neun Uhr nach ihr schaute, schlief sie tief und fest.“
„Klingt ganz nach einer Entführung“, sagte Amy. „Wenn ihre Eltern zögerten, die Polizei einzuschalten, könnte das bedeuten, dass sie vielleicht bereits eine Lösegeldforderung erhalten haben.“
„Es sieht ganz danach aus.“ DCI Pike sah auf ihre Uhr. „Du bist mit dem Fall betraut worden. Halte mich auf dem Laufenden.“
Zahlreiche Ideen drängten sich Amy auf, während ihre Gedanken um den Fall kreisten. Sie hätte sie gern mit Pike durchgesprochen, während sie gemeinsam den Tatort untersuchten. Sie hatten das Glück, dass ihre Dienstgrade ihnen mehr Freiheiten erlaubten als normalen Polizisten ihres Ranges, aber das schien Pike nicht ausnutzen zu wollen. „Bürogebunden“, hatte Paddy sie einmal genannt, und heute konnte Amy sehen, was er meinte. „Wurden die Angehörigen bereits befragt?“, fragte sie, als Pike sich zum Gehen wandte.
„Die Beamten sind jetzt am Tatort“, antwortete sie und schloss ihre Finger um die Türklinke, als könnte sie nichts davon abhalten, zu gehen. Sie warf einen letzten Blick über ihre Schulter. „Ich möchte, dass du dir das anschaust. Du hast ein ausgezeichnetes Gespür für diese Dinge.“ Sie öffnete die Tür. „Aber denk daran, Diskretion ist entscheidend.“
„Verstanden“, sagte Amy, die bei dem Gedanken, einen so großen Fall zu übernehmen, einen Anflug von Aufregung verspürte. Zu Beginn ihrer Karriere hatte sie sich schuldig gefühlt, weil sie aus dem Elend anderer Menschen Profit schlug. Aber sie hatte sich damit abgefunden, dass ihre geschärften Sinne und ihre persönlichen Erfahrungen ihr halfen, Zusammenhänge zu erkennen, die anderen Polizisten entgingen. Als sie das Foto ihres Vaters betrachtete, verspürte sie einen Anflug von Stolz. Trotz allem, was in diesem Jahr geschehen war – der Tod ihres Vaters und das Auftauchen ihrer leiblichen Mutter – hatte sie die Zähne zusammengebissen. Ja, es gab Zeiten, in denen Lillian nahe daran war, sie zu brechen, und der Kampf war noch nicht vorbei.
Doch jetzt würde sie sich auf die bevorstehende Aufgabe konzentrieren. Sie hatte ein gutes Team hinter sich, das ihr den Rücken stärkte: ein halbes Dutzend Beamte mit den unterschiedlichsten Persönlichkeiten, die alle sorgfältig nach ihren speziellen Fähigkeiten ausgewählt worden waren. Sobald sich die Aufregung gelegt und sie eine Routine gefunden hatten, hatten sie die kleinen Eigenheiten der anderen kennengelernt. Und nun fühlte es sich langsam so an, als ob sie am Steuer einer fein kalibrierten Maschine säße. Sie glaubte an ihr Team und vertraute jedem einzelnen von ihnen, sogar DC Steve Moss, der einen holprigen Start gehabt, aber hart gearbeitet hatte, um sich zu beweisen. Kein Tag in ihrem Job war wie der andere. Die Aufgabe verlangte ihr alles ab, was sie zu bieten hatte, und noch mehr.
***
„Molly, ich möchte, dass du mit mir kommst“, sagte Amy, nachdem sie ihr Team auf den neuesten Stand gebracht hatte. „Leute, ihr wisst, was zu tun ist. Bringt den Ball ins Rollen. Ihr beginnt mit den Hintergrundrecherchen, und wenn sich etwas Interessantes ergibt, dann sagt mir Bescheid. Ruft mich auf meinem Handy an, anstatt den Äther zu verstopfen.“
Sie hielt inne und ließ ihren Blick entschlossen durch den Raum schweifen. „Wir bringen Ellen nach Hause.“ Sie zog ihre Jacke an und wartete darauf, dass Molly die Schlüssel des unmarkierten Polizeifahrzeugs entnahm und quittierte. Sie würde nicht zulassen, dass ihr Team aus den Augen verlor, dass ein vermisstes vierjähriges Mädchen das Herzstück des Falls war. Amy, die selbst als Kind Opfer von Gewalt geworden war, verstand das Trauma und die Verwirrung, die Ellen Curtis empfinden musste. Das hatte sie Jack und Lillian Grimes zu verdanken.
Amy war mit ihrem Leid nicht allein. Bis vor Kurzem hatte die ganze Welt geglaubt, ihre ältere Schwester sei ein weiteres tragisches Opfer gewesen, ermordet von Jack und Lillian. Die Tatsache, dass Sally-Ann die leibliche Tochter des Ehepaares war, machte den ohnehin schon grausamen Fall nur noch schrecklicher.
Zu entdecken, dass sie am Leben war, veränderte alles. Sie freute sich, dass ihre Schwester lebte, aber es war trotzdem eine der vielen Facetten ihrer Vergangenheit, mit der Amy noch lernen musste zurechtzukommen. Wie konnte Sally-Ann so lange im Verborgenen leben? Warum taucht sie jetzt auf? Solche Fragen zu stellen, würde bedeuten, den Schorf von einer alten Wunde zu kratzen. Es war einfacher für Amy, sich in die Arbeit zu stürzen, als sich in der Vergangenheit zu verlieren.
KAPITEL ZWEI
Nowokusnezk, Sowjetunion, 1984
Ivan ließ den Kopf hängen, während er an ihrem provisorischen Küchentisch saß. „Ich habe nie erwartet, so hart arbeiten zu müssen, um so arm zu sein.“ Seine Worte klangen heiser vom Zigarettenrauch in seinen Lungen. Nachdem er seine Schicht in der Kohlenmine beendet hatte, sah er nun seiner Frau Sasha beim Kochen zu. Wie immer sprach er auf Russisch, aber die Worte ließen sich leicht ins Englische übersetzen. Sasha war stolz auf ihre britischen Wurzeln und hatte ihrem Sohn die Sprache von klein auf beigebracht.
Im Alter von nur sechs Jahren kannte Lukasha Ivanovich Volkov nur Entbehrungen, doch seine Lehrer sagten, dass er einer der Glücklichen war. Sein Vater hatte eine Arbeit und war fleißig. Seine Mutter war gebildet und einfallsreich. Was Luka betraf … er war klug. „Seiner Zeit voraus“, sagten seine Lehrer.
Das Wichtigste war jedoch, dass seine Familienmitglieder einander liebten, was man von vielen in ihrer Straße nicht behaupten konnte. Armut schürte Frustration, und Gewalt war in ihrem Viertel an der Tagesordnung. Während Luka und seine Familie in einer privaten, kleinen Wohnung lebten, die eigens für die Minenarbeiter gebaut worden war, teilten sich andere eine Gemeinschaftsunterkunft ohne Gas, Heizung oder fließendes Wasser. Der Kamin in ihrer Wohnküche war besser als gar nichts, und an den meisten Tagen hatten sie genug Holz, um zu kochen und sich zu wärmen.
Dennoch beklagte sich seine Mutter: „Warum gibt es bei all den Minen und Stahlwerken so viel Armut? Ich habe stundenlang im Regen auf das wenige Fleisch gewartet.“ Sie rührte den Eintopf um und runzelte die Stirn. Das Leben in Nowokusnezk war hart, und wer nicht arbeiten konnte, hatte Mühe, seine Kinder zu ernähren. Mit grimmigen Gesichtern und verarmt flohen viele jungen Leute von zu Hause und lebten unter den wilden Straßenkötern, während sie um Essensreste bettelten. Die meisten Menschen konnten sich keine Haustiere leisten, und diejenigen, die welche hatten, hatten sie schon vor langer Zeit ausgesetzt. Drogenmissbrauch war ein Problem, eine vorübergehende Erlösung für Jugendliche ohne Hoffnung und ohne Unterstützung. Doch selbst unter den Klebstoffschnüfflern und den Mittellosen gab es noch eine kleine Gruppe von Menschen, die sich untereinander halfen. Ein unterstützendes Lächeln, ein aufmunterndes Wort; sie mussten zusammenhalten, weil es sonst keinen Sinn hatte, weiterzumachen.
Luka versuchte, sich über solche Dinge keine Gedanken zu machen, während er mit seinem Spielzeugflugzeug spielte. Er stellte sich vor, wie er damit flog und die fernen Länder besuchte, über die er in Büchern gelesen hatte. Wie wunderbar musste es sein, wie ein Vogel durch die Lüfte zu gleiten.
„Luka, komm und hol dir dein Essen“, sagte seine Mutter. „Und wasch dir die Hände.“
„Ja, Mamotschka“, sagte er und stand auf. Sein Magen knurrte, als er seinen Eintopf reinhaute, doch dann fiel sein Blick auf Mamas Portion, die halb so groß war wie seine.
Aber Mama konzentrierte sich darauf, seinen Vater umzustimmen. „Wir hätten nicht so viele Sorgen, wenn du mich das Stipendium beantragen lassen würdest“, sagte sie. Mit ihrem lockigen schwarzen Haar und den langen dunklen Wimpern sah Mama besonders hübsch aus, wenn sie lächelte. Aber heute waren ihre Gesichtszüge angespannt, ihre Worte von verbissener Entschlossenheit durchdrungen.
Papa rollte mit den Augen, während die Brühe von seinem Löffel tropfte, den er in der Luft hielt. Sein Gesicht war mit Kohlenstaub befleckt, der die Falten, die für sein Alter zu zahlreich waren, noch hervorhob. „Ich habe es dir doch schon gesagt. Wenn es zu schön ist, um wahr zu sein, dann ist es das meistens auch.“
„Aber das Curtis Institute wäre unser Freifahrtschein nach England. Stell dir doch nur mal vor, London zu sehen? Die leuchtend roten Busse, die bunten Kleider und Geschäfte. All die Touristenattraktionen. Der Tower of London und Schloss Windsor.“
„Und wie willst du es dir leisten, dir das anzusehen? Glaubst du, dieser Dr. Curtis führt dich durch London und erwartet keine Gegenleistung?“
„Aber er geht nicht leer aus, oder? Luka ist intelligent. Seine Lehrer sagen, er sei begabt.“ Sasha ging auf ihren Mann zu. „Ich kann mir einen Job suchen und Geld verdienen, während er an der Studie teilnimmt. Das könnte uns den Weg zu einem besseren Leben ebnen.“
„Und er kann in London keine begabten Kinder finden?“
„Sie suchen nach Kindern aus aller Welt. Ich bitte dich. Lass mich den Antrag stellen und sehen, was dann passiert.“
Laut seufzend ließ Ivan den Löffel in seine Schüssel sinken. „Gut, wenn es dich glücklich macht, aber mach dir keine zu großen Hoffnungen. Leute wie wir haben nicht so viel Glück.“
Luka wischte sich einen Tropfen Brühe vom Kinn, der daran herunterlief. Bald würde sein Magen wieder knurren, aber für den Moment gab es Hoffnung. „Fahren wir nach England?“ Sein Herz hämmerte bei dem Gedanken.
Seine Mutter wandte sich ihm zu, ihr Lächeln erhellte den Raum. „Vielleicht, Sinotschka. Vielleicht.“
KAPITEL DREI
Amy hatte kaum ihr Büro betreten, als ihr Schreibtischtelefon klingelte. „Hallo?“, sagte sie, ohne auf die Anzeige zu schauen. Sie schnappte sich ihr Holster von der Stuhllehne, doch verlor sichtlich an Begeisterung, als sie die Stimme des Anrufers erkannte.
„Endlich lässt sich meine geliebte Tochter dazu herab, meine Anrufe entgegenzunehmen.“ Wie flüssiges Gift sickerte die Stimme von Lillian Grimes durch die Leitung.
Amys Laune verschlechterte sich rapide. Es war schon schlimm genug, dass die Frau sie in ihren Albträumen verfolgte; warum musste sie auch noch darauf bestehen, sie bei der Arbeit anzurufen? „Fahren Sie zur Hölle“, sagte sie, bevor sie den Hörer auf die Station knallte. Sie musste sich um einen Tatort kümmern, und es hatte keinen Sinn, noch mehr Energie auf Lillian Grimes zu verschwenden. Als das Telefon zum zweiten Mal klingelte, ließ sie ihrem Ärger freien Lauf.
„Haben Sie nicht gehört, was ich gesagt habe? Lassen Sie mich in Ruhe, oder ich verklage Sie wegen Belästigung!“
„Womit habe ich das denn verdient?“ Die Stimme am anderen Ende war freundlich und warm, ganz im Gegensatz zu der der intriganten Anruferin Sekunden zuvor. Amy hatte DI Donovan von der Polizei Essex erst vor Kurzem kennengelernt. Vielleicht kannte er sie sogar zu gut.
Amy seufzte. Die gescheiterte Beziehung zu ihrem Ex, Adam, hatte sie in dem Gedanken bestärkt, dass sie allein besser dran war.
„Oh. Entschuldige, ich dachte, du wärst jemand anderes.“
„Ich bin erleichtert, das zu hören.“ Sein Lächeln übertrug sich auf seine Stimme. „Alles in Ordnung? Du hast mich nicht zurückgerufen.“
„Tut mir leid.“ Amy schaute aus dem Fenster ihres Büros und beobachtete ihr Team bei der Arbeit. „Ich stecke bis zu den Haaren in einem Fall. Wir sind erst um zwei Uhr heute Morgen fertig geworden und ich musste in aller Herrgottsfrühe wieder antanzen.“
„Ah, das Leben eines Bobbys. Was gibt es Schöneres?“
„Ich schätze, ich bin einfach unersättlich. Hör mal, ich kann jetzt nicht reden. Ist es wichtig?“ Sie war immer noch genervt von Lillians Anruf und der Terminkalender auf ihrem Schreibtisch war überfüllt mit Dingen, die sie erledigen musste.
„Nein … ich wollte nur sagen, dass ich bald in der Gegend sein werde. Vielleicht können wir uns mal treffen?“
„Ja, sicher.“ Ihr Blick flackerte zu Molly, als die junge Beamtin sich ihrer Bürotür näherte, die ersehnten Autoschlüssel in der Hand.
„Ähm, tut mir leid, aber ich …“
„… muss los“, beendete Donovan ihren Satz. „Kein Problem. Wir hören uns später.“
Amy legte auf und hielt inne, um tief Luft zu holen. Sie war zu sehr mit der Arbeit beschäftigt, um sich Gedanken über eine aufblühende Beziehung zu machen. Sie stand unter Strom, spürte die Dringlichkeit, die jeden neuen Fall ankündigte. Während Molly sie zum Tatort fuhr, nutzte Amy die Zeit zum Nachdenken.
***
Als DI der Spezialeinheit für hochkalibrische Fälle wurde es Amy nie langweilig. Sie bekam oft Einblick in luxuriöse Londoner Wohnhäuser, aber die Hausbesitzer waren um ihr Leid nicht zu beneiden. Ihr Kummer war genauso real wie der derjenigen, die kaum einen Penny zur Verfügung hatten. Dies schien auch heute der Fall zu sein, als sie die Curtises über das Verschwinden ihres vierjährigen Kindes befragte.
Dr. Curtis war mit seinen ein Meter zweiundsiebzig kein besonders großer Mann, aber sein selbstbewusstes Auftreten deutete an, dass er es gewohnt war, seinen Willen durchzusetzen. Sein silbergrauer Bart war penibel gestutzt, der Blick aus seinen himmelblauen Augen durchdringend.
Er ging vor Amy und Molly her, um sie über eine Wendeltreppe in das Wohnzimmer der Familie zu führen. An den Wänden hingen Auszeichnungen und Familienfotos, und der zarte Duft eines Dr. Vranjes Ingwer-Limetten-Diffusor erfüllte den Raum. Als sie in der Woche zuvor mit Sally-Ann bei Harrods gewesen war, war Amy bei ihnen hängen geblieben – bis sie das Preisschild sah. Aber angesichts der Einrichtung dieses Hauses waren die fünfundsiebzig Pfund teuren Diffusor die billigsten Gegenstände in Raum.
Als Amy gegenüber des Arztes Platz nahm, wurde ihre Aufmerksamkeit von seiner Frau angezogen. Nicole Curtis war mit achtunddreißig Jahren siebenundzwanzig Jahre jünger als ihr Mann und Ehefrau Nummer drei. Ihr gelocktes braunes Haar war zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden und ihre schlanke Statur wurde durch ihr schwarzes, eng anliegendes Kleid nur noch unterstrichen. Händeringend saß sie neben Dr. Curtis, und ihre Augen wanderten von seinem Gesicht zu Amy, während sie abwechselnd das Wort ergriffen. Im Gegensatz zu ihrem Mann war sie eindeutig daran gewöhnt, sich im Hintergrund aufzuhalten.
Amys kühle graue Augen waren scharf und konzentriert, als sie Mrs. Curtis mit ihrem Blick durchbohrte. „Warum haben Sie Ellen nicht als vermisst gemeldet? Ich habe Ihre Aussagen gelesen, aber ich habe noch keine Erklärung dafür gefunden, warum Sie nicht sofort angerufen haben.“
„Sie sind hier, nicht wahr?“, erwiderte der Arzt knapp. „Sie wurde offensichtlich als vermisst gemeldet.“
„Aber nicht von Ihnen“, antwortete Amy und starrte weiter seine Frau an. „Was mich zu der Frage bringt, warum.“ Sie beobachtete, wie Frau Curtis sich wand. „Ihr Verschwinden könnte alles Mögliche bedeuten. Wir werden der Sache auf den Grund gehen.“
Nicole öffnete den Mund, um zu antworten, aber ihre Stimme wurde von der ihres Mannes übertönt.
„Ich kann Ihnen versichern, dass wir der Polizei keine Informationen vorenthalten –“
Aber Dr. Curtis war nicht der Einzige, der andere unterbrechen konnte. Amy fuhr fort, als hätte er kein Wort gesagt. „Es gibt mehrere Gründe, warum Eltern ihre Kinder nicht als vermisst melden. Ich muss leider sagen, dass mir beides schon untergekommen ist.“
„Und mit leider meinen Sie …?“, fragte Nicole ängstlich.
„Es endet nie gut“, antwortete Amy, ohne tiefer darauf einzugehen. „Sie könnten von den Entführern gewarnt worden sein, nicht mit der Polizei zu kooperieren, weil jemand eine Lösegeldforderung stellt. Oder Sie könnten für Ellens Verschwinden verantwortlich sein und versuchen, es zu vertuschen …“ Sie hob eine Hand, um Dr. Curtis zum Schweigen zu bringen, als er zu protestieren begann. „Wie auch immer, ich werde dieses Haus nicht verlassen, bis Sie mir sagen, was hier vor sich geht.“
Amy hörte, wie Molly neben ihr laut schluckte, ihre Knie fest zusammenpresste und ihr schwarzes Ledernotizbuch darauf aufklappte, um sich Notizen zu machen. Amy mochte Molly. Sie war eine ebenso gute Polizistin wie einige der alten Hasen in ihrem Team. Aber sie hatte die unschöne Angewohnheit, vor prominenten Persönlichkeiten in Ehrfurcht zu kauern, was Amy sich schon vor langer Zeit abgewöhnt hatte. Prominente waren nicht weniger schuldig an ihren Verbrechen als jeder andere.
„Wir haben unserem Kind nichts angetan.“ Mit angespannter Miene erhob sich Dr. Curtis von seinem Sitzplatz. „Ellen schlief sicher in ihrem Bett, als wir zu einer Wohltätigkeitsveranstaltung aufbrachen. Die Babysitterin hat um einundzwanzig Uhr nach ihr gesehen, und sie schlief fest. Um zehn Uhr rief sie den Notruf an, als das Feuer ausbrach. Als sie hinaufging, um Ellen zu wecken, war sie verschwunden.“ Er ging im Zimmer auf und ab, während er sprach. Das stimmte mit der Aussage überein, die er zuvor gemacht hatte.
„Sie gehen meiner Frage aus dem Weg“, entgegnete Amy kalt.
„Das liegt daran, dass es nichts mehr zu sagen gibt.“ Dr. Curtis hielt vor dem Kamin im viktorianischen Stil inne und starrte ins Leere.
„Wenn es um den Verbleib eines vermissten Kindes geht, gibt es immer mehr zu sagen.“ Amy stand auf, ihr Kinn hocherhoben. „Entweder Sie reden jetzt oder wir besprechen das auf dem Revier.“ Sie wandte sich an Mrs. Curtis. Die Beine und Arme schützend verschränkt, schien Nicole vor Anspannung fast zu vibrieren.
„Wir haben ihr nichts getan“, platzte sie heraus. „Und wir haben keine Lösegeldforderung erhalten. Zumindest … noch nicht.“
Amy nickte erleichtert. Endlich kamen sie weiter. Sie hörte, wie Molly mit ihrem Kuli klickte, um sich Notizen zu machen. „Kennen Sie den Entführer?“ Dr. Curtis warf seiner Frau einen warnenden Blick zu, bevor er an ihrer statt antwortete.
„Vielleicht.“
„Würden Sie bitte genauer werden?“, sagte Amy.
„Damit würde ich Ellens Todesurteil unterschreiben“, antwortete er.
Amy seufzte. „Also zahlen Sie sie aus und bringen Ellen sicher zurück? Glauben Sie wirklich, dass es so einfach ist?“
Dr. Curtis schüttelte den Kopf. „Es gibt vielleicht keine Lösegeldforderung, aber wenn wir die Polizei einschalten, wird alles noch viel schlimmer werden.“
„Für wen?“, fragte Amy. „Ich nehme an, dass es irgendeinen Kontakt gegeben hat, sonst hätten Sie uns sofort kontaktiert.“
Amy kniff die Augen zusammen, als sie sah, wie Dr. Curtis seine Frau kopfschüttelnd ansah. „Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich nur das Beste für mein Kind will. Ich kann nicht riskieren, diese Person noch mehr zu verärgern, als sie es ohnehin schon ist.“
Amy gab es auf, Nicole weiter auszufragen, und machte einen Schritt auf ihren Mann zu. „Sie unterschätzen mein Team. Mit unserer Unterstützung können Sie Ihre Tochter wiedersehen. Geben Sie uns wenigstens genug Zeit, um ein paar Nachforschungen anzustellen. Alleine schaffen Sie das nicht.“
„Sag es ihr“, flehte Nicole und hob die Hände vor ihrer Brust, als würde sie beten. „Wir wissen, wer es ist.“
Amy wandte sich an Dr. Curtis, aber dieser presste die Lippen fest aufeinander. „Ich könnte Sie beide wegen Behinderung einer aktiven Ermittlung festnehmen und unser Gespräch auf dem Revier fortsetzen. Wäre Ihnen das lieber?“
„Sie missverstehen mich, Officer.“ Dr. Curtis sah sie an. „Ich kann Ihnen nicht sagen, wer unsere Tochter entführt hat, denn der Mann, auf den sich meine Frau bezieht, ist tot.“