Leseprobe Wie bändigt man einen Schurken?

2. Kapitel

Isle of Stroma

Nordküste Schottlands

Martha Pringle eilte in Richtung eines Gewirrs aus Lichtern, welche sich ziellos am Nordrand der Insel bewegten.

Jeder auf Stroma wusste, dass, wenn die Kirchenglocken mitten in der Nacht zu läuten begannen, ein Schiff an den Felsen hängen geblieben war. Es war lediglich eine Frage, wie schlimm die Dinge standen. Oder wie gut – je nachdem, welchen Blickwinkel man einnahm.

Dieser zynische Gedanke ließ sie ihr Gesicht verziehen. Du solltest dich schämen, Martha Jane Pringle.

„Mach langsam, Martha! Wir werden schon nichts von dem Chaos verpassen“, sagte ihr Vater, wobei er seine Worte eher keuchte.

„Entschuldige, Vater.“ Sie zügelte ihr Tempo, wenn schon nicht ihrer eigenen Sicherheit wegen, dann doch für die ihres Vaters. Mit sechsundsiebzig war Jonathan Pringle so agil wie ein halb so alter Mann, aber Martha wusste, dass alte Knochen leicht brachen und es nur einen Bruch brauchte, um seiner lebhaften Existenz ein Ende zu machen; alte Knochen heilten weder gern noch schnell.

„Hast du die schwarze Tasche dabei, Martha?“

„Ja, Vater.“
„Und die Fackeln, die wir letzten Monat gemacht haben?“

„Ja, Vater. Ich habe alles dabei.“ Martha hoffte, dass sie das Meiste davon nicht brauchen würden, dass die Lichter etwas anderes bedeuteten, als das, was sie befürchtete.

Sie erreichten den kleinen Kiesstrand gerade, als einige markante Boote, welche die Insulaner Yoles nannten, die Küste verließen und hinaus in Richtung des dunklen Schemens nahe der Felsen steuerten.

„Oh, das ist ein großes Schiff“, sagte ihr Vater, als Robert Clark sich ihnen näherte.

Mr Clark war ein stattlicher, gut aussehender Mann, der die Position des Hafenmeisters begleitete, obwohl Stroma nicht wirklich einen Hafen hatte. Lediglich kleine Boote konnten auf Stroma anlanden, da der Strand der einzige Ort dafür war. Der Rest der Insel war von steilen, zerklüfteten Klippen gesäumt.

„Einen schönen Abend Ihnen, Miss Pringle“, sagte Mr Clark und nickte Martha zu. Unter seinem bewundernden Blick erwärmten sich ihre Wangen. Mr Clark war attraktiv und unverheiratet, und Martha war nicht die einzige Frau in ihrem kleinen Dorf, die ihn anziehend fand.

„Guten Abend, Mr Pringle“, sagte er zu ihrem Vater. „Sie ist wahrhaft ein großes Schiff“, gab er als Antwort auf die Aussage ihres Vaters, während er seine starken Arme über der muskulösen Brust verschränkte und hinaus auf die dunklen Umrisse im Wasser schaute. „Jem Packard ist nah genug herangekommen, um zu sehen, dass es The King’s Folly ist. Ich habe sie nie zuvor in diesen Gewässern gesehen, deswegen gehe ich davon aus, dass sie vom Kurs abgekommen sein muss.“

Martha konnte anhand von Mr Clarks Gesichtsausdruck nicht einschätzen, ob das Schiff nicht vielleicht ein wenig Hilfe auf seinem Weg zwischen die Felsen hatte, die diesen Teil der Insel umgaben. Obwohl ihr Vater nichts sagte, wusste sie, dass auch ihn diese Frage schwer beschäftigen würde.

Die einzige gravierende Meinungsverschiedenheit zwischen den Bewohnern der Insel und ihrem Vater, dem Vikar – einem Zugezogenen, auch wenn er in der kleinen Gemeinde bereits seit zwanzig Jahren den Gottesdienst leitete – war der Hang der Einheimischen, in Seenot geratene Schiffe zu plündern.

Sie hätten es jederzeit abgestritten, aber die Bewohner Stromas waren die Küste rauf und runter als Strandräuber bekannt: Männer und Frauen, die Schiffe in ihren Untergang lockten und sie dann um ihre Fracht erleichterten.

Clark räusperte sich. „Sie sieht nach einem Transportschiff aus, weswegen ich denke, dass sie auf dem Weg nach New South Wales war.“

„Sie meinen, ein Schiff mit Gefangenen?“, fragte ihr Vater und seine Augen weiteten sich vor Unglauben.

„Aye.“

„Und trotzdem ist sie hier?“, fragte Martha.

„Das ist untypisch, ja, das lässt sich nicht abstreiten“, gab Clark zu. „Ich tippe darauf, dass die Sträflinge im Schiffsrumpf eingesperrt, vielleicht sogar angekettet sind. Viele werden es nicht lebendig aus dem Schiff heraus schaffen.“

„Und Jesus weinte“, sagte ihr Vater und schwankte wie Schilfgras im Wind.

Martha legte einen Arm um ihn und sog scharf die Luft ein, als sie feststellte, wie zerbrechlich sich seine Schulter unter ihrer Hand anfühlte. Jonathan Pringle war nie ein besonders großer Mann gewesen, aber er war immer gesund gewesen. Jetzt fühlte er sich kraftlos wie ein kleiner Vogel an.

„Martha hat unsere medizinische Ausrüstung dabei“, teilte ihr Vater Mr Clark mit. „Wo sollen wir aufbauen?“

„Ich denke, Sie sollten den Versammlungssaal öffnen, um Überlebende zu versorgen.“

„Das ist ein ganz schönes Stück zu laufen. Sollten wir nicht lieber die Kirche nutzen?“, fragte Mr Pringle.

Die Kirche war das größte Gebäude auf Stroma und zudem nahe am Strand gelegen.

Als Mr Clark zögerte, lächelte der Vikar. „Ich weiß, morgen ist Sonntag, aber der Herr wird verstehen, warum wir nicht unseren üblichen Gottesdienst halten können.“

Clark schaute unbehaglich drein. „Wir werden die Kirche für andere Zwecke brauchen, Sir. Ich fürchte, die Toten werden in dieser Nacht zahlreicher sein als die Lebenden.“

***

Es war fast Ironie des Schicksals, dass Hugo sein Leben der Tatsache verdankte, dass er ein hundsmiserabler Seemann war. Von dem Moment an, als er halbnackt auf dem Schiff aufgewacht war, übergab er sich pausenlos.

Sie alle waren in Eisen gelegt und aneinander gekettet. Zudem war das Unterdeck mit Sträflingen überfüllt, sodass er schnell zum unbeliebtesten Passagier an Bord wurde: Niemand wollte sich in seiner Nähe aufhalten.

Irgendwann mitten in der dritten oder vierten Nacht – zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits jegliches Zeitgefühl verloren – hatten die Gefangenen um ihn herum endgültig genug von den menschenunwürdigen Bedingungen an Bord und begannen zu randalieren. Hugo hätte ihnen natürlich sagen können, dass sein Magen zu diesem Zeitpunkt bereits so leer war wie das Gewissen eines Mörders und dass er in ein paar Stunden wahrscheinlich seine Innereien hervorwürgen würde und so alle endlich Ruhe hätten.

Allerdings hatten seine Mitgefangenen schon lange kein Interesse mehr an vernünftigen Gedanken. Ein Aufstand von Männern, die aneinander gekettet waren, konnte eigentlich nur zu einem Ergebnis führen: Einige würden leben, andere würden sterben.

Als die Gewalt begann, wurden die zwei großen Luken zum Frachtraum einfach geschlossen und nur noch geöffnet, um Essen hinunterzuwerfen oder ab und an einen Eimer Wasser hinunterzulassen.

Hugo hatte herausgefunden, dass die beste Möglichkeit, am Leben zu bleiben, darin bestand, derartig von Erbrochenem bedeckt zu sein, dass einen niemand anfassen wollte. Also presste er sich gegen den splittrigen Schiffsrumpf und beobachtete den Kampf. Und von Zeit zu Zeit erbrach er sich kläglich.

Relativ schnell war klar, wer unter den Gefangenen für Eigentumsverbrechen und wer für Verbrechen gegen seine Mitmenschen verurteilt worden war. Der Drang, einen Laib Brot zu stehlen – meist angetrieben durch Hunger – konnte sich nicht mit dem Drang zu töten oder zu schänden messen – zwei Verbrechen, derer Hugo in seinem Leben mehr als einmal Zeuge gewesen war.

Sein Glück war es, dass die zwei Männer, an die er gekettet war, zur ersten Kategorie gehörten. Als das Töten begann, drückten sie sich gegen Hugo wie Hühner, die nach Wärme suchten, und vergessen war der Gestank nach Erbrochenem.

Zu dritt beobachteten sie die entsetzlichen, tödlichen Szenen mit wachsender Angst, während die Tage vergingen. Ihr Antrieb war eine Mischung aus Neugier und einer gesunden Portion Eigeninteresse.

In kürzester Zeit kristallisierte sich heraus, wer in der Hierarchie ganz oben stand. Der Mann war ein Berg von einem Barbaren, in dessen kleinen Schweinsaugen deutlich zu sehen war, wie sehr es ihm gefiel, andere zu unterdrücken. Sobald er mehr als deutlich gemacht hatte, dass er hier das Sagen hatte, entspannte sich die Lage und ein ängstlicher Frieden legte sich über den Frachtraum.

Aber dann kam am folgenden Tag kein Essen, ebenso wenig am Tag danach.

Am dritten Tag wurde der gewaltige Mann – Graybow war ihm in ungleichmäßigen blauen Buchstaben auf seine massige Brust tätowiert – sichtlich wütend und sägte den Fuß des Mannes neben ihm mit einer rostigen Klinge, die er scheinbar aus dem Nichts gegriffen hatte, einfach ab.

Der Gefangene zu Hugos Rechter betete laut, während der auf seiner linken Seite es Hugo gleichtat und sich übergab – zumindest aber würgte er, da es nichts mehr gab, was man hätte erbrechen können.

Anschließend sägte Graybow auch noch das Bein des Mannes zu seiner anderen Seite ab. Als er damit fertig war, zwang er die verängstigten Gefangenen, die ihm am nächsten waren, ein menschliches Podest zu bilden, auf welches er stieg, um die Luken zu erreichen und gegen deren Türen zu schlagen.

Und das tat er für die nächsten Stunden.

Als das Tageslicht, welches durch die Planken über ihren Köpfen fiel, langsam schwand, schaute Hugo von den breiten Schultern des Wahnsinnigen zu dem Rest der Gefangenen. Einige Wenige ausgenommen, die Graybow unterstützten – oder eher sich selbst am Leben hielten, indem sie ihren Nachbarn Körperteile absägten –, waren die meisten Sträflinge genauso verängstigt wie Hugos Nachbarn.

Hugo hatte keine Kraft mehr, um Angst zu haben; er wäre lieber hier und jetzt gestorben, als noch einen Tag länger in dieser Hölle zu überleben. Damit wäre er wenigstens dem abscheulichen Gestank entronnen, der sich im Frachtraum eingenistet hatte.

„Wollt ihr leben?“ Die Worte verließen seinen Mund, ohne dass sein Gehirn ihnen den Befehl dazu gegeben hatte.

Die Köpfe seiner zwei Gefährten drehten sich in seine Richtung.

„Ihr habt schon verstanden“, sagte er.

Als keiner der beiden antwortete, wandte er sich an denjenigen, der gebetet hatte. Er war ein junger Mann, der mit seinem flammendroten Haar einem menschlichen Streichholz glich. „Was ist mit dir, Priester? Willst du leben?“

Der Junge nickte.

Hugo wandte sich dem anderen Mann zu. „Und was ist mit dir, Kotzbrocken?“

Mit großen Augen nickte auch er.

„Sehr gut, und nun seid still und hört zu; hier ist der Plan.“

3. Kapitel

Martha und einige andere verwandelten den Versammlungsraum im Handumdrehen in eine Art Feldlazarett. Viel mehr als Laken und Decken auf die langen Holzbänke zu legen, konnten sie jedoch nicht tun, um es ihren Patienten etwas bequemer und warm zu machen.

Bauersfrauen von überall auf der Insel brachten das Wenige, was sie entbehren konnten – was immer noch mehr war, als sich die meisten leisten konnten – und blieben, um mit den Patienten zu helfen, die bald eintreffen würden.

Stroma war ein harter, felsiger Ort, den der Rest des Königreichs lange schon vergessen hatte. Obwohl die Insel durch den Pentland Firth nur zwei Meilen vom Festland entfernt lag, sorgte das Wetter oft genug dafür, dass es genauso gut zweihundert Meilen hätten sein können und Stroma bisweilen für Wochen von der Außenwelt abgeschnitten war.

Von den dreihundertsechsundsiebzig Menschen, die auf der Insel wohnten, waren nur Martha und ihr Vater vom Festland hergezogen. Jonathan Pringle war bereits sechsundfünfzig gewesen, als er die seit Jahren unbesetzte Stelle des Vikars auf Stroma angenommen hatte.

Erst als er mit seiner Frau und ihrer neun Monate alten Tochter auf der Insel eintraf, fand er heraus, dass der letzte Priester, der von der Kanzel der grauen Steinkirche gepredigt hatte, ein Anhänger Mr Penns gewesen war. Er war in die Kolonien gegangen und die Hälfte der Inselbewohner folgte ihm.

Die verbleibende Einwohnerschaft Stromas hatte daraufhin beschlossen, dass die Bevölkerungszahlen der Insel keinen weiteren Nonkonformisten verkraften würden, weswegen die Kirche seit Jahrzehnten verwaist gewesen war.

So sehr sie auch gegen ein neues geistliches Oberhaupt gewesen waren, hatte es dennoch nicht lange gedauert, bis die distanzierten, aber gutherzigen Inselbewohner den ruhigen Vikar, seine Frau und ihr Baby akzeptierten.

„Ich habe heißen Hummereintopf mitgebracht, Martha.“

Martha schaute von ihrer spärlichen medizinischen Ausrüstung auf und sah Mrs Morag Fergusson hinter einem riesigen, dampfenden Kessel stehen.

„Du meine Güte, Mrs Fergusson! Bitte sagen Sie mir, dass Sie den nicht allein den ganzen Weg bis hierher getragen haben!“

Die Frau lächelte und stellte dabei ihre lückenhaften Zahnreihen zur Schau. „Nein, Small Cailean hat ihn gebracht.“ Mrs Fergussons Neffe, den alle den kleinen Cailean nannten, um ihn von seinem Vater, Big Cailean, zu unterscheiden, welcher allerdings auch schon vor Jahren gestorben war, war zweifellos der größte Mann der Insel, auch wenn er gerade einmal sechzehn Jahre alt war. Und die Natur hatte sich einen Spaß daraus gemacht, ihn zu einem ihrer sanftesten und schüchternsten Geschöpfe zu machen. Er lächelte Martha von oben herab verlegen an.

„Dankeschön, Cailean“, sagte Martha.

Seine hellgrauen Augen sahen zur Seite, seine vom Wind geröteten Wangen nahmen eine noch intensivere Farbe an und er nickte. Er sprach nur selten und konnte weder lesen noch schreiben. Mehr als einmal hatte Martha versucht, es ihm beizubringen. Seine große Gestalt hatte sich über das kleine Pult im Schulhaus gebeugt, in dem Martha im Winter und Frühling oft aushalf. Die anderen Kinder jedoch – sie waren zwischen fünf und fünfzehn Jahre alt – verspotteten ihn, wenn sie nicht hinsah, und schließlich rannte er immer weg. Glücklicherweise kam er nie auf die Idee, zurückzuschlagen, auch wenn seine Peiniger es mehr als verdient hatten.

„Geh wieder runter, Small Cailean“, befahl seine Tante harsch. Sie neigte dazu, ihrem Neffen gegenüber einen härteren Ton anzuschlagen, und Martha war froh, dass es Cailean nicht aufzufallen schien. „Sie werden dich bei der Kirche brauchen.“

Cailean tappte aus dem Haus und den Berg „runter“, was eindeutig eine Fehlbezeichnung war. Der höchste Punkt der Insel, Cairn Hill, befand sich nicht einmal zweihundert Fuß über dem Meer.

Gerade als Small Cailean gegangen war, trat Mr Clark ein. „Sind Sie bereit, Miss Pringle?“

Martha nickte.

Und dann trafen die ersten Patienten auch schon ein.

 

Einige Stunden später …

„Lass mich runter, du elender Troll! Großer Gott – spricht hier keiner von euch Leuten das verdammte Englisch des Königs?“ Die Stimme schnitt durch den Lärm des Versammlungssaals wie ein Messer.

Martha schob sich eine Haarsträhne hinters Ohr und schaute auf. Die Stimme gehörte einem Mann, der einige Fuß von ihr entfernt wie ein Baby in den Armen von Small Cailean lag. Der Riese grinste, als er auf den wütenden Mann hinabsah, den er mühelos hielt, als wäre er tatsächlich nur ein Kind.

Martha richtete sich auf und streckte sich, wobei sie ein Stöhnen gerade noch so unterdrückte, dann stemmte sie die Hände in die Hüften. „Ich verstehe Englisch, ob es allerdings das Englisch des Königs ist, kann ich nicht sagen.“

Der Kopf des Fremden schoss herum und sie erschrak leicht. Sie wusste nicht, was sie erwartet hatte – seine Stimme und Aussprache waren klar und ordentlich gewesen – aber sein Gesicht … nun ja, es bestand aus scharfen, klaren Kanten und tiefen Flächen. Seine Wangenknochen waren wie Klingen und seine Augen so dunkel, dass Pupille und Iris nicht mehr voneinander zu unterscheiden waren. Außerdem spannten sich schwere Lider über die Augen und sie waren in einem merkwürdigen Winkel geneigt, sodass es ihn aussehen ließ wie einen Satyr. Oder zumindest so, wie Martha sich einen vorstellte.

„Und wer zum Teufel sind Sie?“, wollte er wissen, während seine Augen schnell über ihre gesamte Erscheinung flogen und sie noch schneller abzulehnen schienen.

Marthas Gesicht brannte unter seiner flüchtigen Musterung. „Ich bin Miss Martha Pringle und ich würde es sehr begrüßen, wenn Sie es vermieden, diese Art von Sprache zu verwenden.“

Er blinzelte und seine schmalen kohleschwarzen Augenbrauen schossen in die Höhe, bis sie unter einem Vorhang aus ebenso schwarzen Haaren verschwanden, der über seine Stirn gefallen war. „Ist das so, Miss Martha Pringle? Nun, vielleicht könnten Sie diesem verdammt riesigen Trottel hier …“

Martha ging auf den Mann zu, ohne es eigentlich zu wollen. „Solche Ausdrücke verwenden wir hier nicht, Mr …“

Seine dünnen, agilen Lippen bogen sich zu einem unangenehmen Lächeln, als er seine Arme verschränkte. So sah er aus, als läge er entspannt auf einer Chaiselongue und nicht in den Armen eines anderen Mannes. Zumindest, wenn sich blutige, mit Fäkalien verschmierte, in Erbrochenem getränkte, klatschnasse Männer auf einer Chaiselongue entspannen würden.

„Welche Sprache sprechen diese Menschen?“, verlangte der Fremde zu wissen.

Martha bedachte ihn mit einem einschüchternden Blick, der eigentlich für aufsässige Schüler reserviert war. „Englisch, wie es gebürtige Schotten zu sprechen pflegen, Sir. Denn da befinden Sie sich gerade, als Gast – in Schottland, auf den Orkney Inseln. Und das hier ist Stroma.“ Sie unterbrach sich, fügte dann jedoch noch hinzu: „Small Cailean versteht sowohl Englisch als auch Schottisch-Gälisch. Damit ist er zweier Sprachen mächtig, was, wie ich mir vorstellen kann, eine mehr ist, als Sie beherrschen.“

Der Mann sah sich im Versammlungssaal um und seine Miene drückte pures Entsetzen aus, als hätte sie ihn gerade wissen lassen, dass er den Styx überquert hätte und sich nun im Hades befände.

„Wie verdammt nochmal …“

Martha drehte sich auf dem Absatz um.

„Hey!“, rief er ihr hinterher. „Wohin gehen Sie? Ich bin noch nicht fertig mit Ihnen. Sie können sich verdammt nochmal nicht einfach …“

„Du musst ihn nicht halten, Small Cailean. Bitte leg ihn auf eine der Bänke und ich werde mich um ihn kümmern, wenn er aufhört, sich derart unflätig auszudrücken.“ Sie warf ihm die Worte über ihre Schulter hinweg zu und überging die lautstarke Antwort des Fremden. Wenn er in der Lage war, wie eine Möwe herumzuquäken, konnte er nicht allzu schwer verletzt sein.

Martha arbeitete sich die Bänke entlang, auf welchen die ausschließlich männlichen Patienten Kopf an Kopf und Fuß an Fuß lagen. Jeder Einzelne von ihnen hatte grausame Abschürfungen an den Fußknöcheln, was, wie sie annahm, den Fesseln geschuldet war. Sie schiente gebrochene Finger und ein gebrochenes Handgelenk, nähte einen üblen Schnitt und schmierte Salbe auf offene Wunden.

Gerade, als sie damit beschäftigt war, den siebten oder achten Mann zu verarzten, begann ihr Patient zu sprechen. „Er ist der Grund, warum wir alle noch leben.“

Martha sah von seiner linken Hand auf, deren Ring- und kleiner Finger gebrochen waren. Dinge, die man auf Stroma – einem Ort ohne niedergelassenen Arzt – zu lernen hatte, waren: Körperteile zu schienen, kleinere Wunden zu nähen und andere ärztliche Tätigkeiten zu übernehmen. „Entschuldigung, was meinten Sie?“

„Der … ähm … Herr, der rumgeschrien hat …“

Verdammt nochmal, nimm deine großen Pfoten von mir!“ Die Worte schnitten durch den allgemeinen Lärm.

Marthas Patient, der überraschend kultiviert war für einen Sträfling, verzog sein Gesicht. „Nun ja, der Mann, der immer noch herumschreit, ist der einzige Grund, warum wir überlebt haben.“

Sie blickte zu dem Schreihals.

Er starrte Small Cailean zornig und einschüchternd an, doch dieser schien einen Narren an ihm gefressen zu haben und weigerte sich, ihn abzusetzen. Martha schnalzte mit der Zunge, bevor sie sich wieder ihrer Arbeit zuwandte. Small Cailean war herzlich und sorgsam, allerdings neigte er dazu, nun, schnell enge Bindungen aufzubauen und dann wie eine Klette zu klammern. Eine sehr große Klette.

„Wie ist sein Name?“, fragte sie ihren Patienten.

„Ich fürchte, die Situation gab es nicht her, dass wir Namen … nun, lassen Sie es mich so ausdrücken: Wir sind nicht darauf zu sprechen gekommen.“

Martha wollte sich nicht einmal vorstellen müssen, welch höllische Zustände diese Männer überlebt hatten.

„Er mag vielleicht vulgär und anstößig sein“, fuhr ihr Patient fort, „aber er war es, der diesen Wahnsinnigen davon abgehalten hat, uns alle zu töten.“

Sie schaute auf, zögerte. „Welchen Wahnsinnigen?“

Ihr Patient wurde noch bleicher, als er es ohnehin schon war, und seine Sommersprossen hoben sich noch deutlicher von seiner weißen Haut ab. „Ein Gefangener im Frachtraum – Graybow, das war zumindest auf seine Brust tätowiert. Wie dem auch sei, er hetzte einige der anderen zu extremer Gewalt auf. Bald waren es ein Dutzend und sie schlugen ihre Ketten gegen den Schiffsrumpf und veranstalteten ein abscheuliches Spektakel. Die Besatzung war nicht annähernd so zahlreich wie wir es waren, also verriegelten sie den Frachtraum einfach und überließen uns tagelang der Gnade dieses Monsters.“ Er schauderte. „Als sie aufhörten, uns Essen zu geben, sägte Graybow die Beine der zwei Gefangenen neben ihm ab, und es sah nicht danach aus, als würde er es dabei belassen.“

Martha saß aufmerksam da, seine Hand lag vergessen in ihrem Schoß. „Und was ist dann passiert?“

„Nun, dieser Mann“, er gestikulierte zu dem aufmüpfigen, schwarzhaarigen Sträfling, welcher gerade dabei war, jeden um sich herum zu fragen, ob er oder sie in der Lage war, richtiges Englisch zu sprechen, „überzeugte alle, dass wir Graybow stoppen mussten, bevor er sich uns zuwandte. Es dauert eine Weile, bis er genug Leute für seine Sache gewonnen hatte, aber schließlich konnten wir Graybow überwältigen, als er uns den Rücken zuwandte.

Der laute Mann sprang auf Graybows Rücken, wrang eine Kette um dessen Hals und zog diese fest, bis der Bastard, ähm …“ Er verstummte kurz und seine bleichen Wangen röteten sich. „Entschuldigen Sie bitte. Er, ähm, besiegte Graybow, sodass dieser nicht länger eine Gefahr darstellte.“

„Soll das heißen, er …“

„Ich werde dazu nichts weiter sagen“, sagte der Mann mit überraschend fester Stimme. „Was ich aber sagen werde, ist das: Würde dieser Wahnsinnige, Graybow, noch leben, wären heute weitaus weniger von uns hier in diesem Saal.“

Martha sah ihm lange in die Augen. „Erzählen Sie weiter.“
„Der Bursche nahm die Klinge, mit dem das Monster die anderen getötet hatte, und öffnete damit die Fesseln. Zusammen mit einem anderen Mann arbeitete er stundenlang, um alle Gefangenen zu befreien. Er hörte nicht einmal auf, als das Deck über uns plötzlich in Flammen stand.“ Er schluckte und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. „Und als ob das nicht genug gewesen wäre, rammte das Schiff irgendetwas und Wasser drang in den Rumpf, schneller, als ich es je für möglich gehalten hätte. Männer schrien, kämpften um ihr Leben, hatten Todesangst, aber er öffnete weiter die Fesseln der anderen, bis das Wasser über unsere Köpfe stieg. Die Männer, die noch nicht befreit waren, hielten sich an denen fest, die versuchten, nach oben zu schwimmen, und zogen sie hinunter in die Tiefe. Jemand griff nach meinem Bein und ich dachte … ich dachte …“ Er begann zu zittern.

„Schhh, alles ist gut, Mr …“

„Franks. Mein Name ist Albert Franks.“

„Bleiben Sie ganz ruhig, Mr Franks. Sie sind jetzt in Sicherheit.“

Während Martha sich daranmachte, seine Finger zu schienen und seine Kratzer mit der erschreckend schnell schwindenden Salbe zu behandeln, kam sie nicht umhin, einen weiteren Blick auf den Retter aus Mr Franks Geschichte zu werfen.

Selten hatte sie einen weniger typischen Helden gesehen.

***

Hugo verstand kein verdammtes Wort um sich herum – außer von der ernst dreinschauenden Frau, die ihn gescholten und dann mit dem größten Mann zurückgelassen hatte, den Hugo je in seinem Leben gesehen hatte.

Hugo war ohne Stiefel selbst fünf Fuß zehn groß und wog gut achtzig Kilogramm, aber dieser verdammte Riese von einem Mann hielt Hugo, als wäre er ein Neugeborenes. Und die Frau hatte ihn Small Cailean genannt? Hugo schauderte bei dem Gedanken an Big Cailean.

Hugos Zittern brachte den großen Mann dazu, ihn wie ein Kleinkind auf seiner Hüfte abzusetzen und die Decke besorgt bis zu seinem Kinn hochzuziehen.

Hugo lächelte zu ihm hinauf. „Ähm, vielen Dank, Small Cailean.“

Als Antwort auf seinen kläglichen Dank erhielt Hugo ein strahlendes Lächeln, was Hugos Verdacht nur bestätigte, dass irgendetwas im Oberstübchen seines Gegenübers nicht ganz richtig lief. Richtig oder nicht, Hugo verdankte ihm sein Leben, da ihn der Riese zweifelsohne vor dem sicheren Tod bewahrt hatte.

Trotz seiner Körpergröße hatte sich Small Cailean behände und schnell über die zerklüfteten Felsen bewegt, welche sich von der Küste bis hinaus aufs Meer zogen, wo nur noch mehr von ihnen im Wasser versteckt lagen. Irgendwo dort musste ihr Schiff aufgelaufen sein.

Hugo hatte es geschafft, zu einem der halb aus dem Meer herausragenden Felsen zu schwimmen, nachdem er aus dem Frachtraum entkommen war. Jedoch hatte er nur noch die Kraft, sich mit einer Hand daran festzuhalten, während sein Körper wie Seetang im Wasser driftete.

Ihm war derartig kalt gewesen, dass die Müdigkeit ihm willkommene Wärme schenkte, bis seine Finger sich nicht länger am Felsen halten konnten.

Und es war ihm egal gewesen.

Der Riese hatte Hugo mit einer Leichtigkeit aufgehoben, als würde er bei Ebbe eine kleine Krabbe von einem Felsen lösen. Anschließend trug er ihn mehrere Meilen weit – so zumindest fühlte es sich für Hugo an –, ohne auch nur schwer zu atmen.

Natürlich war Hugo also dankbar, allerdings weigerte sich der Mann – Small Cailean –, ihn freizugeben und es war verdammt peinlich, wie ein verletztes Lamm durch die Gegend getragen zu werden.

„Vielen Dank“, sagte Hugo zum hundertsten Mal. „Du kannst mich jetzt runterlassen. Setz mich einfach da auf der Bank ab, und dann kannst du gern gehen und machen … was auch immer du machst.“ Er bedachte den grinsenden Riesen mit einem hoffnungsvollen Lächeln. „Wirklich, ich werde einfach hier sitzen, bis, ähm …“ Er schaute durch den Raum zu der offenbar schnell reizbaren Frau, die es sich zur Aufgabe gemacht zu haben schien, jeden anderen Mann vor ihm zu behandeln. Und nur, weil er ihr seinen Namen nicht gesagt hatte.

Hugo besah sich ihr humorloses Gesicht, als sie gerade mit einem Verletzten sprach, den sie verarztete. Dieser sagte etwas zu ihr und sie lächelte ihn an. Dieses kleine Weib. Nun, er musste ihr nur zeigen …

Das Geräusch von gutturalen Silben, die aufeinander krachten, machte, dass Hugo von der Frau Oberlehrerin aufsah. Eine alte Frau stand nun neben dem Riesen und hatte offenbar nichts weiter zu tun, als Hugo anzustarren.

Er lächelte sie an. „Hallo – sprechen Sie Englisch?“ Er artikulierte jedes seiner Wörter sehr deutlich.

Die alte Frau gluckste, als hätte er soeben etwas Lustiges gesagt.

Hugo biss die Zähne aufeinander, sah weg und wickelte die selbstgestrickte Decke noch etwas fester um seinen nackten Oberkörper. Er blickte in dem erbärmlichen Versammlungsraum aus rauem Stein umher. Sein Blick fiel auf den rothaarigen Mann, der neben Hugo angekettet gewesen war und den Hugo Priester genannt hatte, wegen der vielen Gebete.

Hugo wollte die richtigen Namen seiner Mitgefangenen nicht wissen, unabhängig davon, dass er sich sicher war, dass einige von ihnen der Verbrechen, die ihnen zur Last gelegt worden, nicht schuldig waren.

Hugo, zum Beispiel, war zweifelsohne vieler Verbrechen schuldig; Bagatelldiebstahl gehörte jedoch nicht dazu.

Er war nackt gewesen, als sie ihn aus dem Solange’s brachten, und ebenso nackt, als man ihn in eine abscheuliche Zelle steckte. Für seine kurze Vorführung vor den Richter – einen sehr zweifelhaft aussehenden Richter – gaben ihm seine Peiniger schließlich Kleidung, die offenbar nur dazu dienen sollte, ihn lächerlich aussehen zu lassen. Die Hose ging ihm lediglich bis zu den Knien und das Hemd war derart weit, dass es gut und gern ein Zirkuszelt hätte sein können.

Als Hugo seinen Mund geöffnet hatte, um den Grund seiner Anklage zu erfahren, hatte der Wächter ihn so fest geschlagen, dass sein Kopf noch Tage danach dröhnte. Und so stand er vor dem Richter, zu benebelt, um zu sprechen, und wurde des Bagatelldiebstahls angeklagt und so schnell zu sieben Jahren Deportation verurteilt, dass es länger gedauert hätte, ein Pint zu trinken.

Danach entledigte der Wächter Hugo wieder seiner lächerlichen Kleidung und warf ihn in eine weitere Zelle. Die Menschen hier lernte er während der Woche, die sie warteten, nur zu gut kennen. Jeden Tag kamen neue Gefangene hinzu und jeder schwor, dass er unschuldig war.

Kriminelle waren Hugo nicht fremd – immerhin war er in den Armenvierteln der Stadt aufgewachsen – und er wusste, dass jeder Sträfling immer behaupten würde, unschuldig zu sein. Jedoch gab es auffällige Gemeinsamkeiten in den Geschichten, die er zu hören bekam, während er in der Zelle wartete: Jeder Mann war in der Nacht in Gewahrsam genommen worden, allen waren jedwede Rechte verwehrt worden, die man normalerweise sogar den schäbigsten und niedrigsten Kriminellen gewährte, und alle von ihnen klangen und verhielten sich wie die Händler und Handwerker, die sie vorgaben zu sein.

Ein Schatten fiel auf Hugo und er sah auf.

„Ah, Miss Martha Pringle kehrt zurück.“ Er verbeugte sich etwa so ausladend, wie es einem liegenden Mann möglich war. „Wie komme ich zu dieser Ehre?“

„Ich werde mir Ihr Bein ansehen, wenn Sie es schaffen, höflich zu sein.“ Sie hatte die Art blauer Augen, die Hugo liebte, die er selbst gern gehabt hätte. Nur hätten seine niemals einen so ernsten, humorlosen Ausdruck gehabt.

Es bedurfte all seiner Zurückhaltung in diese verurteilenden Tiefen zu schauen, und mit seiner zuckersüßesten Stimme sagte er: „Ich wäre Ihnen überaus dankbar, Miss Martha Pringle.“

Ihre überraschend sinnlichen Lippen bogen sich zu einem ironischen Lächeln. Also war Humor an sie doch nicht komplett verschwendet.

„Du kannst ihn absetzen, Small Cailean.“

Der junge Riese kam ihrer Aufforderung ohne zu zögern nach, nachdem er Hugos Flehen an die fünfzig Mal ignoriert hatte. Er verstand also in der Tat die englische Sprache.

Sie ließ sich auf die Bank sinken und Hugo drehte sich auf die Seite, um ihr Platz zu machen. Dabei rutschte die Decke nach unten. Nichts hätte darauf hingedeutet, dass sie seinen nackten Oberkörper zur Kenntnis nahm, wäre da nicht die verräterische Röte gewesen, die sich ihren Weg unter ihrem abscheulichen, hochgeschlossenen Kleid hervor bahnte.

Hugo grinste, als sie die Decke anhob und vorsichtig den flachen Schnitt an seinem Schienbein abtastete. Eine Schande, dass sie nicht seinen Oberschenkel untersuchen musste. Er bewegte sich wieder leicht und die Decke sank hinunter bis zu seinem Bauchnabel, was den Blick auf die straffe Haut über seiner Scham freigab.

Ihre Finger befühlten die geschwollene, feuchte Wunde und er fuhr abrupt zusammen. „Zur Hölle!“, brüllte er und aus seinen Augen entwichen Tränen.

Ihr Mund zog sich zu einer schmalen, weißen Linie zusammen.

„Tut mir leid, tut mir leid“, sagte er und hielt seine Hände beschwichtigend in die Höhe. „Ich hätte das nicht sagen sollen. Sie haben mich einfach überrascht.“

Ihre Augen verengten sich, aber schließlich wandte sie sich lediglich ihrer Tasche zu.

Hugo wickelte sich schnell wieder in die Decke ein und war nun ganz und gar nicht mehr daran interessiert, sie aus der Reserve zu locken.

„Was ist mit meinem Bein? Ist es gebrochen? Es fühlt sich verda…“

Ihr Blick war schneidend.

„Es fühlt sich gebrochen an“, verbesserte er sich schwach.

„Es ist nicht gebrochen. Die Haut ist aufgerissen und Sie haben Prellungen.“ Sie schloss ihre Tasche und stand auf.

„Und Sie können nichts tun?“, fragte er, außer sich darüber, dass sie offenbar vorhatte, einfach so zu gehen. „Muss es nicht genäht werden, damit ich nicht verblute? Haben Sie mit mir abgeschlossen?“

„Das Beste, sowohl für den Schnitt als auch die Schwellung, wird sein, Ihr Bein zu einzuweichen.“ Sie wandte sich an Hugos Retter. „Bring ihn runter zur Bucht, zu den flachen Steinen. Die Flut sollte hoch genug sein, dass er sein Bein ins Wasser halten kann, ohne dass der Rest von ihm nass wird.“

Was?“, schrie Hugo. „Haben Sie nichts gegen die Schmerzen? Ich habe sehr starke Schmerzen und …“

Small Cailean beugte sich zu ihm hinunter und hob ihn erneut auf seine Arme.

„Großer Gott! Sie wollen, dass ich ein bisschen im Wasser plantsche? Sind Sie verrückt? Es ist verda… Es ist eiskalt.“

Sie bedachte ihn mit einem Lächeln – dem allerersten – und es war ganz genauso überlegen und selbstgefällig, wie ihr neutraler Gesichtsausdruck. „Das Wasser ist kalt, aber die Nachtluft ist sehr angenehm. Ich bin mir sicher, dass Ihnen, wenn Sie Ihre Decke diesmal gut festhalten, warm genug sein sollte.“

Also hatte sie tatsächlich den Trick mit der rutschenden Decke bemerkt.

Hugo biss sich auf die Lippe und war schon bereit zu betteln, aber Small Cailean trug ihn bereits in Richtung der Tür.