Worum geht es in deinem Buch Verführerische Nächte?
Es geht um das Gefühl, an einem Punkt im Leben angekommen zu sein, an dem alles bereits festgelegt ist. Meine Protagonistin Nicole hat Angst, dass das Leben für sie nichts Neues, Aufregendes mehr bereithält. Ihre Ehe ist zwar gut, doch ihr fehlt der Zauber der frühen Jahre. Nicole fürchtet, dass sie und ihr Mann diesen Funken für immer verloren haben und nur noch nebeneinander her leben. Aus der gefühlten Enge bricht sie aus und reist nach Valencia, um sich klar zu werden, was sie im Leben will, und ihre verloren geglaubte Leidenschaft wiederzuentdecken. Mit allen Sinnen stürzt sie sich ins Leben und in ein erotisches Abenteuer. Dabei lernt sie viel über sich selbst und wird vom Leben tatsächlich noch einmal vollkommen überrascht.
Wie lange hast du daran gearbeitet?
Da es sich um einen Kurzroman handelt, war ich hier sehr schnell unterwegs und habe ungefähr zwei Wochen reine Schreibzeit gehabt. Die erste vage Idee hat sich im Kopf sehr schnell zu einer Geschichte entwickelt.
Wie kamst du dazu, Erotikromane zu schreiben?
Ich habe schon früher erotische Geschichten geschrieben, aber eher privat für mich oder auch schon mal für sehr gute Freundinnen. Ich habe nie daran gedacht, sie zu veröffentlichen. Man mag von Shades of Grey halten, was man möchte, aber der große Erfolg hat dazu beigetragen, das Genre aus der Schmuddelecke zu holen. Erotik ist salonfähiger geworden. Das war sicher auch ein Faktor. Ich habe es irgendwann einfach probiert. Dabei habe ich festgestellt, dass mir das Genre mehr liegt, als ich gedacht hätte. Dennoch habe ich mich für ein Pseudonym entschieden. Auch bei meinen anderen Romanen haben Menschen in meinem Umfeld manchmal Schwierigkeiten, zwischen mir als Autorin und den Romanfiguren zu unterscheiden. Viele nehmen an, letztlich sei alles, was man schreibt, zumindest im Kern irgendwie autobiografisch. Diese Vermischung im Kopf möchte ich im privaten und beruflichen Umfeld vermeiden.
Das Reizvolle an Erotik ist für mich unter anderem, dass man auch bei einer Länge um hundert Seiten eine schöne, runde Geschichte hinbekommt. Es müssen ja nicht immer dreihundert oder vierhundert Seiten sein.
Was macht für dich einen guten Erotikroman aus?
Im Prinzip das, was auch sonst einen guten Roman ausmacht. Er muss mich berühren und die Figuren müssen Identifikationsfläche bieten. Mir ist wichtig, dass die Handlung nicht Kulisse oder Alibi bleibt, frei nach dem Motto: „Warum liegt hier überhaupt Stroh rum?“. Die Handlung und die Gefühlswelt der Protagonist*innen stehen für mich im Zentrum. Dabei sind knackige und realistische Dialoge das A und O. Andeutungen, Schlagabtausch, Kokettieren und Spannung zwischen den Charakteren. Wenn Handlung und Figuren mich nicht packen, können die Protagonist*innen das Kamasutra vorwärts und rückwärts turnen, dann kommt keine Erotik und kein Prickeln auf. Eigentlich ist ein guter Erotikroman für mich ein Genreroman (Liebesroman, Thriller, Krimi, Fantasy, etc.), in dem die Liebesszenen etwas expliziter und ausführlicher geraten sind und vielleicht auch ein bisschen zahlreicher.
Wie kamst du dazu, die Geschichte in Spanien spielen zu lassen?
Die ursprüngliche Idee war das Bild von einer Frau, die mit einem Fremden tanzt, und der diese Begegnung nicht mehr aus dem Sinn geht. Zunächst hatte ich ein anderes Land im Kopf, aber eine gute Freundin und Kollegin hat vor Jahren eine Kurzgeschichte geschrieben, die dort spielt und auch Tanz zum Thema hatte. Daher habe ich überlegt, die Handlung in ein anderes Land zu verlegen. Es geht auch viel um sinnliches Erleben: riechen, schmecken, Musik, Geräusche, gutes Essen, Wein, das Schwelgen im vollen Leben. Da liegt der Mittelmeerraum für mich nahe. So kam ich auf Valencia, wo ich – wenn auch nur sehr kurz – selbst gewesen bin.
In deinem Buch lernt Nicole Joan beim Tanzen kennen. Tanzt du selbst gerne?
Das ist wie mit dem Singen. Ich halte mich nicht für besonders gut, aber ich tue es leidenschaftlich gern.
Welche Projekte planst du für die Zukunft?
Ich schreibe derzeit an einer Gay Romance, in der es um einen jungen Politiker geht. Ansonsten plane ich noch einige Projekte unter meinem eigentlichen Autorennamen. Da schreibe ich unter anderem auch für Kinder und Jugendliche (ein weiterer Grund für ein Pseudonym im Erotikbereich).
Was tust du, wenn du nicht am Schreiben bist?
Es gibt vermutlich keinen Autor, der nicht selbst auch leidenschaftlicher Leser wäre. Daher lese ich gern die Bücher meiner Kolleginnen und Kollegen, wenn ich Zeit dazu finde. Schlecht aber laut singen und tanzen als ob niemand zusieht, geht wie gesagt auch immer. Ansonsten habe ich noch einen „Brötchenjob“, schreibe also nicht hauptberuflich, und meine Familie hält mich auf Trab. Über Langeweile kann ich mich da nicht beklagen.
Wie versetzt du dich am besten in Schreib-Stimmung?
Wenn ich nicht recht in den Text hineinkomme, mache ich Recherche. Ich schaue mir Bilder an, sammle Informationen. Bei der Valencia-Geschichte zum Beispiel habe ich Reiseberichte gelesen und Videos angeschaut.
Ansonsten hilft mir gute Vorarbeit beim Skizzieren der Geschichte. Je genauer ich mir vorher den Handlungsverlauf und andere Details überlegt habe, desto leichter geht mir das Schreiben von der Hand.
Es gibt Leute, die machen sich Soundtracks zum Schreiben. Ich brauche eher Ruhe. Trubel habe ich so schon genug. Beim Schreiben habe ich lieber Stille. Aber eine Tasse Kaffee oder Tee kann nie schaden.
Welches Genre liest du selbst gerne?
So ziemlich alle. Ich bin Querbeetleserin. Ganz klassische High Fantasy, Western und Horror sind Genres, die ich eher nicht lese, aber sonst bin ich für alles offen. Besonders gern Liebesgeschichten, Mystery, klassische Krimis (Whodunnit) und Urban Fantasy.
Hast du eine Buchempfehlung für uns?
Das Schöne als Autorin ist, dass man von befreundeten Kolleginnen gut mit Leseexemplaren versorgt wird. Leider stapelt es sich dann auch bei mir und ich komme gar nicht dazu, die Bücher, die ich gerne lesen möchte, auch wirklich alle zu lesen. Eines der letzten Bücher, die ich sehr gern gelesen habe, war sogar eines aus dem dp-Programm, nämlich Bettina Kiralys Ein ganzes Leben Sommer. Die Grundidee hinter der Geschichte hat mich fasziniert und ich finde, dass der Twist in der Geschichte es noch einmal spannender macht. Wer ungewöhnliche Liebesgeschichten mag, dem würde ich auf jeden Fall empfehlen, zuzugreifen.